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Legname per Verzuolo
   
geschrieben von Julian en voyage am: 13.01.23, 19:52
Aufrufe: 494

Lange Jahre über generierte die zur Burgo-Gruppe gehörende Papierfabrik im piemontesischen Verzuolo dem Schienengüterverkehr immense Tonnagen. Da die Anbindung allein über die nicht elektrifizierte Nebenbahn Cuneo - Saluzzo - Savigliano möglich ist, entwickelte sich die Gegend schnell zum Pilgerziel der Fotografen, denn diesellokbespannte Übergabezüge haben in Italien längst Seltenheitswert. Neben Kesselwagen mit Calciumcarbonat (Kreide), das in der Papierproduktion als Füllstoff eine wichtige Rolle spielt, machte im Wareneingang das aus den europäischen Nachbarländern importierte Holz den größten Anteil aus.

Dieser Zustand änderte sich schlagartig im Jahr 2019, als eine tiefgreifende Produktionsumstellung vollzogen wurde: Von gestrichenem Hochglanz-Druckpapier stieg die Fabrik auf die Herstellung von Wellpappenrohpapier für Verpackungen um. Basis für diese reine Gebrauchsware ist Altpapier, das nunmehr (per LKW) überwiegend in Norditalien eingesammelt wird. Die umfangreichen Holztransporte und zugleich der gesamte Schienenverkehr sind damit obsolet geworden. Nach der 2021 erfolgten Übernahme durch den irischen Papier-Multi Smurfit Kappa bleibt die Hoffnung, dass sich zeitnah zumindest wieder ein bescheidener Altpapier-Transport auf der Schiene etablieren kann. Ab Februar 2023 sind zumindest einmal entsprechende Trassen bestellt (1 x die Woche)... Warten wir's mal ab! Von einem ersten Versuch im letzten Jahr hat man (leider) nach einer einzigen Fahrt nichts mehr gehört.

Im Oktober 2014 war aber noch alles beim Alten, sodass Basti und ich einen der Holzzüge - die morgendliche TRA 39722 (Cuneo - Verzuolo) - an einem Bahnübergang bei Busca erwarteten, der Eingeweihten nicht ganz unbekannt sein dürfte...;) Die wunderbar klare Sicht veranlasste mich zu einer kleinen Panorama-Variation. Auffälligste Landmarken sind von links nach rechts: Der Glockenturm der Confraternita della SS. Annunziata (1728 - 1735) in der Lücke zwischen Hausdach und Sträuchern, darüber die erste Gipfelkette der Seealpen, in Bildmitte die Silo- und Produktionsanlagen des Stärke-, Futtermittel- und Rohalkoholherstellers Sedamyl (bis heute ein wichtiger Güterkunde der Bahn), rechts des Zuges schließlich ein Teil der endlosen Obstplantagen der Gegend und auf der bewaldeten Kuppe darüber thronend das Kloster Eremo di Belmonte.

Der Zug selbst wurde an jenem 22. Oktober 2014 von D146 2008 bespannt, einer Maschine aus der 32 Exemplare umfassenden Serie moderner, aber eher glückloser Dieselloks, die 2002 bis 2006 bei Firema gebaut wurde. Uns wäre eine D445, die sich die Leistungen nach Verzuolo mit den 146ern teilten, natürlich bedeutend lieber gewesen, aber mittlerweile habe ich meinen Frieden auch mit dem "hässlichen Entlein" gefunden. Denn das droht eher heute als morgen selbst zur Rarität auf italienischen Gleisen zu werden. Rund die Hälfte der kaum 20 Jahre alten Loks ist bereits schadhaft abgestellt und gammelt - teilweise zur Ersatzteilgewinnung ausgeschlachtet - in Turin, Mailand, Marcianise oder Rimini vor sich hin...

Zuletzt bearbeitet am 14.01.23, 10:20

Datum: 22.10.2014 Ort: Busca Land: Europa: Italien
BR: 2XAusl (sonstige ausländische Diesellokbaureihen) / IT-D146 Fahrzeugeinsteller: Trenitalia
Kategorie: Bahn und Landschaft

EXIF-Daten:
Hersteller: SONY , Modell: DSLR-A350, Belichtungszeit: 1/640 sec, Blende: F/8.0, Datum/Uhrzeit: 22.10.2014 09:35:00, Brennweite: 35 mm, Bildgröße: 600 x 1589 Pixel


geschrieben von: claus_pusch
Datum: 14.01.23, 17:17

Hallo Julian, Panorama-Aufnahmen haben immer ihren Reiz, und hier war die Wahl des Formats absolut gerechtfertigt, um die grandios klare Alpen-Silhouette ins Bild zu nehmen. Auch dein Text ist wie immer sehr informativ!
Viele Grüße, Claus

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