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Cristo si è fermato a Eboli
   
geschrieben von Julian en voyage am: 07.08.18, 18:47
Aufrufe: 4004

"Cristo si è fermato a Eboli" - Im gleichnamigen autobiografischen Roman (in deutscher Sprache unter dem Titel "Christus kam nur bis Eboli" erschienen) beschreibt Carlo Levi, der in den Jahren 1935/36 als Gegner der faschistischen Regierung nach Lukanien verbannt ("konfiniert") wurde, in eindrücklichen Worten die Kargheit und Abgeschiedenheit des bäuerlichen Lebens in den Bergen der süditalienischen Provinz. Vergessen von Rom führen seine Protagonisten mehr schlecht als recht ihr Leben, gekennzeichnet von Beschwerlichkeit, Krankheit (noch in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts grassierte entlang der Flüsse Lukaniens/der Basilikata die Malaria...!) und manch seltsamer Tradition. Selbst Christus schien sich nicht um sie zu sorgen, weiter als in das Provinzstädtchen Eboli am Fuße der Berge kam er eben nicht...

Natürlich hat sich in den Jahrzehnten seit der Entstehung des Romans Vieles verändert, doch noch heute taucht man in eine andere Welt ein, wenn man die dicht besiedelte tyrrhenische Küste, vorbei am am Rande der Piana del Sele gelegenen Eboli, ostwärts gen Gebirge verlässt. Und noch heute sind es jene zwei Seiten, die schon Carlo Levi beschrieb, die den Landstrich prägen: Arbeitslosigkeit und oft vernachlässigte Infrastruktur einerseits, spektakuläre Gebirgslandschaften mit pittoresken Tälern und einer rauen Schönheit andererseits. Und von ein wenig Innovation künden immerhin die mittlerweile häufig auf den Bergrücken errichteten Windräder.

Von West nach Ost quer durch das Gebirge verläuft die Bahnstrecke Battipaglia - Metaponto (Levi nutzte sie auf dem Weg in die Konfinierung) und bietet entsprechend eine Vielzahl an Motiven. Ein verhältnismäßig klassisches ist dabei der Blick vom Tunnelportal auf den heute zum Haltepunkt zurückgebauten Bahnhof Balvano-Ricigliano und die in der Gleisflucht aufragenden Felshänge. Mit jeweils einem (hier haltenden) Zug pro Richtung - und das auch nicht an Sonn- und Feiertagen - ist der Verkehr zwar äußerst dünn und es dürfte sich außerhalb der Abfahrtszeiten kaum ein Mensch auf den Bahnsteig verirren. Das hindert die Lautsprecher aber nicht daran, vor der Durchfahrt des nachmittäglichen und am 10. Juni 2018 etwa 20 Minuten verspäteten IC 702 (Taranto - Roma Termini) lauthals mit blecherner Stimme zu verkünden: "ATTENZIONE, treno in transito al binario uno!!!" Dem Fotografen soll es Recht sein und so war ich schon gut mental vorbereitet, als wenig später E 402 161 in flottem Tempo mit einem kurzen Achtungspfiff vorbei jagte, während sich über den Bergen eine Gewitterfront unaufhaltsam näherte. ;)

Zuletzt bearbeitet am 01.02.21, 11:21

Datum: 10.06.2018 Ort: Balvano-Ricigliano Land: Europa: Italien
BR: 1XAusl (sonstige ausländische Ellokbaureihen) / IT-E402B Fahrzeugeinsteller: Trenitalia
Kategorie: Bahn und Landschaft

EXIF-Daten:
Hersteller: SONY , Modell: DSLR-A350, Belichtungszeit: 1/1000 sec, Blende: F/9.0, Empfindlichkeit (ISO): 200, Datum/Uhrzeit: 10.06.2018 16:43:53, Brennweite: 24 mm, Bildgröße: 871 x 1280 Pixel


geschrieben von: Benedikt Groh
Datum: 09.08.18, 21:13

Erneut eine sehr gelungene Fortsetzung deiner sehenswerten Italienreise, deren Bilder allesamt zum längeren Betrachten und Genießen einladen *
Gruß
Benedikt

geschrieben von: claus_pusch
Datum: 09.08.18, 23:39

Hallo Julian,
Ein gelungenes Bild (die Gewitterwolken sind ja eine feine Sache, solange sie sich nicht vor die Sonne setzen...) und ein toller Begleittext. *
Viele Grüße, Claus

geschrieben von: qj7141
Datum: 19.08.18, 13:48

Wieder ein herrliches Bild aus Italien von Dir!
LG Peter

geschrieben von: Detlef Klein
Datum: 14.06.20, 11:46

Hallo Julian,
ein grandioses Foto das Du hier zeigst. Dass ich diese Aufnahme nicht vor zwei Jahren schon gesehen habe, daran ist vermutlich nur ein Urlaub schuld. Denke Dir also noch einfach einen Stern hinzu.
ciao Detlef

geschrieben von: Julian en voyage
Datum: 14.06.20, 19:01

Ciao Detlef!

Danke dir! Na, dafür ist das "Bild des Tages" doch immer wieder gut, ein paar bislang unbekannte oder in Vergessenheit geratene Fotos (wieder) auf den Plan zu zaubern. Das geht mir selbst oft genauso. :)

Viele Grüße
Julian

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