Moin Rolf, moin liebe Freunde des HiFo!
Da hast Du aber etwas losgetreten!
Unlängst lief schon einmal ein ähnlicher Beitrag [
www.drehscheibe-foren.de] von Markus Grahnert. Da hatte ich in einem Antwortposting meine Meinung zur Frage: "Was ist historisch?" wie folgt dargelegt:
Zitat:
"Das einzig Beständige ist der Wandel!", sagte Friedrich Engels (auch wenn er es nicht auf das HiFo bezogen haben dürfte).
Weder "Stichtagsregelungen" noch eine "starre Frist" (sei sie 10, 20 oder 50 Jahre) lösen das Problem: alles, was heute "aktuell" ist, kann morgen schon "historisch" sein.
Die Herren mittleren Alters (zu denen ich mich auch zählen muß), welche den Restdampfbetrieb bei der Deutschen Bundesbahn noch miterlebt haben, wären damals kaum auf die Idee gekommen, die allfälligen "Landplagen" der Baureihen 140, 141, 215 - 218 zu den historischen Fahrzeugen zu zählen: sie waren es einfach nicht! Heute, ca. 35 Jahre danach, sucht man 141er vergebens, die Reihen der 140 haben sich stark ausgedünnt, 216er sind verschwunden und selbst eine 218 ist nicht mehr das Alltagsfahrzeug, das es einmal war.
Den heutigen Triebfahrzeugen wird es irgendwann genauso ergehen (vielleicht schneller als damals; 50 und mehr Dienstjahre werden diese Fahrzeuge wohl nicht mehr auf den Buckel nehmen). Und wenn sie verschwinden, werden sie historisch - so einfach ist das.
Historie ist ein altertümlicher Begriff und stand früher für Geschichtsschreibung, heute versteht man darunter antike und mittelalterliche Geschichtswerke. Das kann doch nicht gemeint sein, denn da gab es ja noch keine Eisenbahn.
Allgemein geht die Geschichtsschreibung davon aus, daß nach einer gewissen Zeitspanne ein Ereignis objektiv und kompetent aufbereitet werden kann. Dazu bedarf es der möglichst vollständigen Auswertung der Quellen. Verfrühte Geschichtsschreibung gab es insbesondere nach den Weltkriegen, vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg. Da erschienen bereits in den 50er Jahren die ersten umfangreichen Abhandlungen, obwohl bei weitem noch nicht alle Quellen offen lagen. Das führte dann dazu, daß immer wieder neue Abhandlungen erschienen, bis auch die letzten Quellen erschlossen waren (so die sowjetischen nach dem Umbruch im Ostblock).
Betrachtet man es unter diesem Gesichtswinkel, dann haben wir es hier natürlich nicht mit Geschichtsschreibung im eigentlichen Sinne zu tun. Du hast das HiFo mit einem Marktplatz verglichen, das paßt genau (auch der später gebrachte Vergleich mit einer Kneipe ist so falsch nicht - aber wir kennen ja leider auch die berüchtigten "Stammtischparolen").
Was das HiFo leistet, ist zum einen Detailarbeit. Das kann man sehr schön an
diesem Beitrag von Ulrich Budde und der sich daraus entwickelnden Diskussion ersehen. Vielfach werden auch einfach Bilderstrecken gezeigt, die einen Aspekt der Bahngeschichte schlaglichtartig beleuchten (ausdrücklich als pars pro toto genannt seien die wöchentlichen Beiträge von Helmut Dahlhaus "03 1008"). Andere Nutzer zeigen Bereiche der Eisenbahngeschichte, um die sich die Mehrzahl der Leser nicht kümmern konnte oder gekümmert hat (zum Beispiel Ludger Kenning mit seinen hochinteressanten Randthemen, Stephan Kier "Walsum 5" mit seinen Bildern). Wieder andere zeigen Reiseberichte (Karl-Friedrich Seitz mit seinen Interzonenzug-Berichten).
Zum anderen ergeben sich technische Diskussionen über Fragen der Eisenbahngeschichte, die entweder durch die einschlägige Fachliteratur nicht, nicht abschließend oder nicht eindeutig geklärt wurden oder die für den Eröffner einer Beitragskette von Interesse sind. Manche Fragen sind banal, andere hochinteressant - wie das auf einem Marktplatz eben so ist: der eine Stand verkauft Kartoffeln und Sellerie, der andere Kaviar und Langusten.
Das alles kann man lesen. Anfangs habe ich auch versucht, die Beiträge nach Thema herauszupicken (was interessiert mich, was interessiert mich weniger). Aber dabei gehen einem zu viele wirkliche sehens- und lesenswerte Beiträge durch die Lappen. Also hilft nur, den ältesten ungelesenen Beitrag zu öffnen und dann systematisch rückwärts zum neuesten zu gehen (Funktion
vorherige Seite). Natürlich sind Beiträge dabei, die ich auch überspringen könnte; für die Stellwerkstechnik interessiere ich mich weniger als für Dampflokomotiven. Aber ich verpasse nichts, auch wenn es unter einem nichtssagenden Betreff daherkommt. Und das ist mir wichtig.
Was ich nicht möchte (auch wenn mich die Flut der "3-Bilder-Postings" zuweilen nervt - aber so habe ich auch angefangen, bis ich mich zu einem Bilderhoster durchgerungen hatte; und bei solchen Beiträgen greift die Moderation mittlerweile ein), ist eine Unterteilung des HiFo in Unterforen - da käme man mit dem Lesen dann überhaupt nicht mehr nach. Auch eine Stigmatisierung in Anfänger, Fortgeschrittene und Experten erscheint mir untunlich - wer soll das einteilen? Nur durch Zeitablauf wird niemand zum Experten. Ich beschäftige mich seit Sommer 1970, also fast 40 Jahre mit der Eisenbahn, aber ein Experte bin ich noch lange nicht. Andererseits möchte ich auch nicht als Anfänger bezeichnet werden. Der Erfahrungsschatz ist dafür dann doch schon etwas zu groß geworden.
Zur Bilderqualität sei gesagt, daß es neben Ludger Kenning und Stephan Kier noch eine ganze Reihe von Meistern der Bildbearbeitung gibt. Aber dabei kommt auch teilweise zum Tragen, daß ein Meister eben nicht vom Himmel fällt - Bildbearbeitung speziell von älteren Kleinbildnegativen oder -dias ist eine Kunst. Und sie ist zeitaufwendig. Nicht jeder hat die Zeit, nicht jeder hat das erforderliche Equipment. Und das Ergebnis ist ohnehin Geschmackssache (Farbsättigung, Kontraste, Schärfung) und zudem vom verwendeten Monitor mit abhängig. Gelegentlich erlaube ich mir den Spaß, ein in meinen Augen gelungenes, aber nicht abschließend bearbeitetes Bild in Gimp nachzubessern. Gemotzt hat bislang noch niemand, aber Geschmackssache bleibt es gleichwohl.
Die Frage, was ein "guter Forenartikel" ist, kann aus meiner Sicht nicht zufriedenstellend beantwortet werden. "Gut" ist für mich zunächst, was mich interessiert, was ansehnlich und/oder lesbar ist. Dampflokgeschichte, Geschichte einzelner Eisenbahnstrecken, Straßenbahnbetriebe, die es nicht mehr gibt - die Liste ließe sich fortsetzen. Aber "gut" ist auch, wenn Zaubermark oder S.B. über Stellwerkstechnik schreiben. Ich verstehe davon nicht die Bohne, es interessiert mich auch nicht wirklich. Aber die Artikel sind gleichwohl "gut".
Deswegen lautet mein Wunsch: lassen wir das HiFO so, wie es ist. Veränderung (siehe oben) wird es auch ohne uns geben...
Edit: Zum Urheberrecht (und Ludgers berechtigtem Stoßseufzer) muß ich wohl nichts mehr schreiben - Bilderklau im Internet ist ein Unding! Ich hatte zwar bislang noch kein Problem, aber vielleicht weiß ich ja auch nur nichts davon?
Ich wünsche Euch allen
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2010:02:19:10:20:12.