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 15 - Museumsbahn-Forum 

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Moderatoren: Klaus Habermann - JensMerte - TCB
Einen schönen Abend wünsche ich.

Ich weiß nicht so recht, wo ich diesen Beitrag richtig platziere - Historische Bahnen wohl nicht, denn erst 1 Jahr alt, Bildsichtungen auch nicht , ist ja nix aktuelles, Alpenland geht nicht, ist weder AT noch CH, Ausland auch nicht, da wird eher über aktuelles oder Reiseberichte geschrieben. Also versuche ich es mal mit Museumsbahnen, denn es handelt sich ja um ein (Bergbau-)Museum mit Bahnbezug und sogar Personenbeförderung in der Stollenbahn und bringt vielleicht etwas Abwechslung zwischen den vielen Weihnachtsfahrtberichten.

Es geht um den ehemaligen hochalpinen Bergbau (Silber, Blei, Zinkblende) am Schneeberg, d.h. St. Martin am Schneeberg, einem Seitental des Passeiertals und im Lazzachertal bei Ridnaun, heute Landesbergbaumuseum Südtirol.

Ende Oktober 2017 wollten wir, also meine Frau und ich das schöne Wetter nutzen und am letzten Öffnungstag des Schutzhauses in St. Martin am Schneeberg auf 2355m Höhe eine Nacht verbringen um dann am nächsten Tag das Bergbaugebiet zu erkunden. Für mich war dies besonders interessant, da bei meinem letzten Besuch 1978 das Bergwerk noch, wenn auch in den letzten Zügen, aktiv war.

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Der Aufstieg geht von der Timmelsjochstraße, Schneebergbrücke, von ca. 1670m los und nach ca. 700m Aufstieg rote Markierung in der Karte) und etwa 2 Stunden ist das schön renovierte ehemalige Bergwerksgebäude (Verwaltungsgebäude) erreicht.

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Das ehemalige Abbaugebiet erstreckt sich über den gesamten Talkessel östlich vom Schutzhaus. Zum Abtransport des geförderten Erz wurde die Flachbahn (grün) errichtet, die bis zum Seemoos-Wassertonnenaufzug verläuft. Am anderen Ende der Flachbahn befand sich der 14-Nothelfer Wassertonnenaufzug, mit dem vor dem Bau der Materialseilbahn über die Schneebergscharte auf das Niveau des Kaindlstollens transportiert wurde.
In den letzten Betriebsjahren wurde das geförderte Erz durch den heute noch befahrenen Poschhausstollen ins Lazzachertal befördert. Von dort ging das Erz dann über mehrere Flachbahnstrecken und Bremsberge zur Erzaufbereitung nach Maiernim Ridnauntal. Später dann wurde die schienengebundene Förderung im Lazzachertal aufgelassen und das Erz mit einer Materialseilbahn nach Maiern transportiert.

Wer mehr über den Erzbergbau am Schneeberg erfahren möchte, der kann sich auf dieser Seite recht umfangreich informieren.

Beginnen wir also unseren Rundgang durch das Bergbaugelände.

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Direkt am Schutzhaus befindet sich der St. Martins-Stollen, der unterhalb des Hauses verläuft. Der Stollen ist begehbar und beleuchtet und wird anscheinend vom Wirt auch als Vorratslager mit schienengebundener Transportmöglichkeit direkt in den Keller benutzt. Jedenfalls stand eine Lore mit Getränkekisten direkt vor dem Kellereingang.

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Unterhalb vom Schutzhaus verläuft die Flachbahn, von der ein Teil wieder aufgebaut wurde. Ein Weiterbau scheint zumindest angedacht, es liegen Schwellenstapel am östlichen Ende der Strecke. Diese Bahn wurde immer nur mit Pferden betrieben.

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Am westlichen Ende führt die Flachbahn an der früheren Materialseilbahn vorbei zum Beginn des Seemoos-Wassertonnenaufzugs. Links neben dem Transportkorb ein Erzkasten als Zwischen- und Umladespeicher.

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In der Aussparung der Stützmauer beginnt der Seemos-Wassertonnenaufzug. Der wird später noch gezeigt.

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Noch einmal ein Blick zurück auf den Erzkasten links neben dem Gleis und rechts im Vordergrund das Antriebs- bzw. Bremsrad des Seemoosaufzugs.

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Wenden wir uns wieder Richtung Osten. Etwas östlich des ehm. Verwaltungsgebäudes sind noch die Fundamente, bzw. das Kellergeschoß des 1967 abgebrannten Knappenhauses zu sehen. Davor wurde ein kleiner viergleisiger Bahnhof aufgebaut, wobei nur das ganz rechte Gleis durchgängig ist, der Rest ist mangels Weichen nur symbolisch errichtet. Darauf wurden einige Grubenhunte und Loren platziert. Auf der Seite des Bergwerks sind auch vom Hüttenwirt aufgenommene Filme von der Fahrt mit der Flachbahn zu sehen.

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Jetzt geht es bergauf Richtung 14 Nothelfer Wassertonnenaufzug. In der Bildmitte ist St. Martin mit dem Schutzhaus, einigen Nebengebäuden, u.a. heute eine als Winterraum genutzte Hütte und der Kapelle Maria Schnee, gelegen.
Recht deutlich ist auch die gewundene Trasse der Flachbahn in der Bildmitte erkennbar. Falls auf den links oberhalb gelegenen Terrassen früher auch einmal Lorenbahnen bestanden, so ist davon heute nichts mehr zu sehen.
Im Hintergrund die Ötztaler Alpen (Gurgler Kamm) mit Hochfirst (3403m) und Granatenkogel (3318m). Dahinter liegt das Skigebiet Hochgurgl - Obergurgl.

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Jetzt sind wir am oberen Ende des 14-Nothelfer-Wassertonnenaufzugs angekommen. Von seinem oberen Ende ging ebenfalls eine Lorenbahn zum Kaindlstollen, etwas über 150m tiefer endete er an der beschriebenen Flachbahn. Die Strecke wurde 2012 rekonstruiert.

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Jetzt sind wir wieder am westlichen Ende der Flachbahn und sehen knapp 200m tiefer das Generatorenhaus, Reste vom Brecher und Erzkästen. In der Bildmitte nochmnals 50m tiefer gelegen der Seemoossee

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An der Lücke in der Stützmauer standen wir vorhin bereits einmal, hier endet die Flachbahn und der Schrägaufzug beginnt. Rechts und links vom Bremsberg gehen zwei Steige hinab zur Talstation. Nicht empfehlenswert ist ein Ab- oder Aufstieg über die Gleistrasse. Die ist wirklich steil und ein Ausweichen ins Gelände nachdem man eerst einmal losgegangen ist auch nicht so ideal...

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So auf halben Abstiegsweg aufgenommen, rechts das Generatorenhaus, links der Strecke ein größerer Erzkasten.

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Im unteren Viertel des Bremsbergs gibt es eine rechtwinklige "Abzweigung" in beide Richtungen auf eine jeweils kurze Flachstrecke.

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Auf den Zapfen in der Gleismitte waren früher jeweils eine Drehscheibe montiert. Damit konnten die Wagen auf die Aufzugstrecke übergehen. Auf der bekannten Seite sind Bilder aus dem Jahr 2007 vom Wiederaufbau zu sehen, bei dem der Aufzug mit Loren zum Materialtranport befahren wurde.

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Wenn an sich nochmal umdreht sieht man wie steil das Ganze ist. Von der Bergstation bis zur Abzweigung ist die Strecke aktuell nur eingleisig aufgebaut. Ab hier dann liegt wie früher auch das 2. Gleis. Damit ist momentan kein Pendelbetrieb sondern nur ein Windenbetrieb möglich.

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Kurz vor der Drehscheibe beginnt das 2. Gleis. Rechts im Bild die abzweigende Strecke, die zu einer Halde führt.

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Ab der Drehscheibe geht es zweigleisig bis zur Talstation am Generatorhaus.

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Die abzweigende Strecke endet heute an einer Weiche, früher ging es weiter über die ebene Trasse an die Halde. Das an der Weiche abzweigende Gleis endet dann als Abstellgleis unterhalb der Aufzugsstrecke.

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Nochmal die gesamte Strecke des oberen, eingleisigen Teils des Seemoos Wassertonnenaufzugs.

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Unten an der Talstation angekommen gibt es wieder eine Drehscheibe und die abzweigende Strecke geht am Erzkasten vorbei. Hier konnten dann die Erzhunte beladen werden um dann über den Aufzug eine Etage höher zur Materialseilbahn für den Weitertransport zur Erzaufbereitung nach Maiern transportiert zu werden.

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Überall im Gelände findet man Relikte aus der Bergbauzeit, alte Loren, Gleisreste...

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Wir sind dann weitere 150m abgestiegen und haben den Poschhausstollen erreicht. Dieser führt 3,5km durch den Berg ins Lazzachertal und wird heute im Rahmen von Bergwerksführungen mit einer Grubenbahn befahren. Leider war der Stollen nach guten 50m mit einem Gitter abgesperrt, den Schlüssel hierzu hat nur der Führer :-(

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Ein Jahr zuvor waren wir das Lazzachertal zum Poschhaus hinauf gewandert und haben uns dabei die Ostseite des Poschhausstollens angesehen, Hier beginnen die Führungen, die mit der Grubenbahn ins Schneeberggebiet gehen. Dabei wird der gesamte Poschhausstollen befahren.
Die Werkstatt und Abstellanlage der Grubenbahn befindet sich hier lawinensicher im Berg (wir befinden uns schließlich auf 2.100m Höhe im hochalpinen Gelände).
Leider sind die beiden Bilder nicht gerade Spitze, sondern nur Handyfotos, aber ich dachte, daß ich sie dennoch zeige.



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Vom Poschhausstollen ging es über mehrere Flachstrecken und Bremsberge das Lazzachertal entlang bis zur Erzaufbereitung nach Maiern im Ridnaun. Es handelte sich hierbei um die längste Erz-Übertage-Förderanlage. Die "Traktion" wurde bis zur Einstellung der Bahnförderung ausschließlich mit Schwerkraft und Pferden durchgeführt.
Teile der Strecke und Bremsberge sind wieder aufgebaut. Da wir den Lazzacherteil über die Jahre hinweg immer wieder gerne besucht haben, ist es erstaunlich, was dort wieder errichtet wurde.

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Hier ist das Talende eines Bremsberge mit dem Übergang zur Flachstrecke zu sehen. Die Loren wurden auf die Bremsbergwagen geschoben, zu Tal gelassen und dort ging es im rechten Winkel wieder auf der Flachstrecke zum nächsten Bremsberg mit ganz geringem Gefälle weiter.

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Zum Abschluß der letzte Bremsberg, hier mit Abt'scher-Ausweiche. Dieser Bremsberg ist komplett und betriebsfähig. Oben wieder ein großer Erzkasten (die Steinmauer) und die Verladung auf den Bremsberg (Holzgebäude). An der Talstation liegt dann die Erzaufbereitung, die heute als funktionsfähiges Ausstellungsstück bei Führungen vorgeführt wird.

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So, wer es bis hierher durchgehalten hat, dem kann ich wirklich nur eine Besichtigung des Museums oder noch besser eine Begehung der Anlage empfehlen. Es ist wirklich interessant unter welchen Bedingungen Erz gefördert wurde und die Landschaft ist ja auch nicht zu verachten.
Dazu kommt, daß es im Schutzhaus Schneeberg ein sehr gutes Essen gibt, der Rote auch nicht schlecht ist und die Betten bequem sin, denn mehr als nur eine Tagestour sollte es schon sein. Aber auch am Poschhaus kann man gut Essen, genauso wie in der Knappenstube an der Erzaufbereitung (sehr guter Kaiserschmarrn).

Ich hoffe, es war nicht zu langweilig, aber da gibt es ja die Möglichkeit einfach wegzuklicken.

Schöne Grüße und einen schönen Abend, vielleicht mit Punsch oder Glühwein

Norbert

Bahn benutzen - nicht nur fotografieren!
Hallo Norbert ,

warum sollte ich das wegklicken ? So was lernt man ja normalerweise nicht kennen wenn man nicht in die Gegend fährt . Tolle Bilder und wahrscheinlich auch früher ein toller Betrieb .

Gruß ein anderer Norbert
Hallo Norbert,

einen wunderschönen Bericht hast du uns da geliefert.
Es ist schon immer wieder faszinierend, unter welchen Umständen früher in härtester Arbeit die Rohstoffe gewonnen wurden.
Vor allem, wenn die Anlagen noch so gut erhalten sind, was im hochalpinen Gelände sicherlich nicht selbstverständlich ist.

Grüße
Jens

Meine Bilder auf Flickr: [www.flickr.com]
Moin Norbert,

das ist ein sehr schöner und vor allem informativer Bericht. Schon mehrmals bin ich auf der Karte auf das Bergbaumuseum gestoßen, ein Besuch ist aber immer wieder verschoben worden. Beim nächsten Urlaub auf dem Ritten kommt der Schneeberg mit auf den „Speiseplan“.

Viele Grüße
Werner
Klasse Aufnahmen, Vielen Dank!

Steht ab sofort mit auf meiner Urlaubs-Wunschliste...

R.