Wie offiziell verkündet worden ist, hat sich Jena entschieden und bekommt 24 Tramlink von Stadler. JeNah hatte in der Ausschreibung Multigelenker favorisiert und hat meiner Ansicht nach mit dem Tramlink eine sehr gute Entscheidung getroffen.

Weitere Informationen:

[www.nahverkehr-jena.de]

light.rail_transit schrieb:

Wie offiziell verkündet worden ist, hat sich Jena entschieden und bekommt 24 Tramlink von Stadler. JeNah hatte in der Ausschreibung Multigelenker favorisiert und hat meiner Ansicht nach mit dem Tramlink eine sehr gute Entscheidung getroffen.

Weitere Informationen:

[www.nahverkehr-jena.de]

Hallo,

wie kommst Du zu Deiner positiven Einschätzung?
Welche Erfahrung/Motivation steckt dahinter?

Sehr gut. Die Tramlinks in Rostock sind ja ganz passabel.

16 Siebenteiler mit 75 Sitzplätzen und 5 Rollstuhlplätzen und 8 Fünfteiler mit 46 Sitzplätzen hört sich vom Konzept erstmal sehr gut an.

Und 50 km weiter östlich im gleichen Bundesland geht eine derartige Beschaffung nicht? :-(

Ich finde die Fahrzeuge haben für ihre Länge ziemlich wenig Sitzplätze. Das hat mir an den Erfurter Fahrzeugen auch schon immer missfallen. Zur Fahrzeugbreite steht im Artikel leider nichts. Die sollte meines Wissens doch aber 2,40m betragen, eben damit mehr Sitzplätze möglich sind? Zum Vergleich: Die Geraer Neufahrzeuge hatten eine Länge von nur 27,5m, bieten nach Umbau aber Platz für 154 Fahrgäste, davon 76 auf Sitzplätzen (wovon 4 Klappsitze sind). Selbst Gelenkbusse verfügen über bis zu ca. 50 Sitzplätze, je nach Modell. Gerade die vielen Senioren in unseren Städten benötigen viele Sitzplätze. Auch Jena hat einen sehr hohen Seniorenanteil. Ich bin da skeptisch. Oder man schraubt dann entsprechend am Taktschema. Der Wechsel zwischen 15er und 20er Takt mehrmals am Tag bricht ohnehin mit Anschlussbeziehungen. Vereinheitlichung zugunsten des dichteren Takts wäre auf alle Fälle eine Attraktivitätssteigerung.

Und was 50km weiter östlich von Jena ist .... wenn die Hälfte im Stadtrat der Meinung ist, es geht anstandslos noch 10..15 Jahre mit einem Teil der heute 30 Jahre alten Tatras und es wird nicht günstiger, wenn man die alle jetzt auf einmal ersetzt, dann blockiert man eben und streitet bis die Fördermittel alle anderweitig verteilt sind. Aber mich geht das nichts mehr an.

Felix Kaiser schrieb:

Ich finde die Fahrzeuge haben für ihre Länge ziemlich wenig Sitzplätze. Das hat mir an den Erfurter Fahrzeugen auch schon immer missfallen. Zur Fahrzeugbreite steht im Artikel leider nichts. Die sollte meines Wissens doch aber 2,40m betragen, eben damit mehr Sitzplätze möglich sind?

Da vier Rollstuhlplätze in der fünfteiligen und fünf in der siebenteiligen Variante vorgesehen sind, denke ich, dass die schwebenden Mittelteile so gut wie keine Sitzplätze erhalten werden (ähnlich wie beim Berner Tramlink auch, wenn ich die Visualisierungen dazu richtig in Erinnerung habe). Die Fahrzeugbreite sollte laut Ausschreibung optimalerweise 2,5m betragen, zulässig waren aber auch 2,4m.

Felix Kaiser schrieb:Zitat:

Ich finde die Fahrzeuge haben für ihre Länge ziemlich wenig Sitzplätze. Das hat mir an den Erfurter Fahrzeugen auch schon immer missfallen. Zur Fahrzeugbreite steht im Artikel leider nichts. Die sollte meines Wissens doch aber 2,40m betragen, eben damit mehr Sitzplätze möglich sind?

Das kann man so oder so sehen: Auch bei 2,40 m Fahrzeugbreite würde eine 2+2-Bestuhlung bei vollen Bahnen keinen sonderlichen Sitzkomfort ergeben. Der Vorteil der Multigelenker ist m.A.n., dass man bei 2,30 oder 2,40 m Fahrzeugbreite eine 2+1-Bestuhlung wählen kann, die ein entspanntes Sitzen ermöglicht und damit auch eher geeignet ist, Wahlfreie für die Nutzung des ÖPNV im Berufsverkehr zu gewinnen. Es ist daher m.A.n. auch eine Frage der Abwägung zwischen Quantität und Qualität.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2020:08:26:14:49:30.

Führerbremsventil schrieb:

light.rail_transit schrieb:

Wie offiziell verkündet worden ist, hat sich Jena entschieden und bekommt 24 Tramlink von Stadler. JeNah hatte in der Ausschreibung Multigelenker favorisiert und hat meiner Ansicht nach mit dem Tramlink eine sehr gute Entscheidung getroffen.

Weitere Informationen:

[www.nahverkehr-jena.de]

Hallo,

wie kommst Du zu Deiner positiven Einschätzung?
Welche Erfahrung/Motivation steckt dahinter?

Hallo

Meine positive Einschätzung kommt daher, weil kein anderer reiner Multigelenker mit so herausragend guten Qualitäten bei den Laufeigenschaften überzeugen kann wie der von Vossloh entwickelte und von Stadler übernommene Tramlink. Diese kommen einem Drehgestellwagen schon sehr nahe. Zudem ist der Tramlink auch bei den Sitzen über den Achsfahrwerken podestfrei.

Hendi schrieb:

Felix Kaiser schrieb:

Ich finde die Fahrzeuge haben für ihre Länge ziemlich wenig Sitzplätze. Das hat mir an den Erfurter Fahrzeugen auch schon immer missfallen. Zur Fahrzeugbreite steht im Artikel leider nichts. Die sollte meines Wissens doch aber 2,40m betragen, eben damit mehr Sitzplätze möglich sind?

Da vier Rollstuhlplätze in der fünfteiligen und fünf in der siebenteiligen Variante vorgesehen sind, denke ich, dass die schwebenden Mittelteile so gut wie keine Sitzplätze erhalten werden (ähnlich wie beim Berner Tramlink auch, wenn ich die Visualisierungen dazu richtig in Erinnerung habe). Die Fahrzeugbreite sollte laut Ausschreibung optimalerweise 2,5m betragen, zulässig waren aber auch 2,4m.

Wollen wir im Sinne der Fahrgäste auf 2,5m Wagenbreite hoffen.

Bernhard Martin schrieb:

Felix Kaiser schrieb:Zitat:

Ich finde die Fahrzeuge haben für ihre Länge ziemlich wenig Sitzplätze. Das hat mir an den Erfurter Fahrzeugen auch schon immer missfallen. Zur Fahrzeugbreite steht im Artikel leider nichts. Die sollte meines Wissens doch aber 2,40m betragen, eben damit mehr Sitzplätze möglich sind?

Das kann man so oder so sehen: Auch bei 2,40 m Fahrzeugbreite würde eine 2+2-Bestuhlung bei vollen Bahnen keinen sonderlichen Sitzkomfort ergeben.

das hängt maßgeblich von der eigenen Leibesfülle ab.

light.rail_transit schrieb:

Wollen wir im Sinne der Fahrgäste auf 2,5m Wagenbreite hoffen.

Die Wikipedia-Liste kennt momentan nur Breiten von 2,40 u. 2,65 m, Bern u. Basel wollen z.B. 2,40 m. Für die Erfurter Bestellung ist noch nix angegeben. Zu Sitzplätzen etc.: es war erklärtes Ziel des Betreibers, deutlich größere Flächen für Rollstühle und Sperrgepäck anzubieten, als die Kurzgelenker haben. M.E. wird das Thema "Senioren" auch überschätzt. Senioren sind heute meist (jedenfalls wie ich es kenne) bs ins hohe Alter körperlich fit wie ein Turnschuh, und klappen dann ganz schnell derart ab, dass sie kaum mehr das Haus verlassen können; da kommt eher das Taxi zum Zuge. Früher (genug erlebt, z.T. eigene Verwandtschaft) lag dazwischen meist eine längere Phase starker Mobilitätseinschränkung (z.T. schon vor Ende der Berufstätigkeit, mein Alter z.B.), wo derjenige aber noch draußen aktiv sein wollte oder musste. Ich denke auch: wenn man etwas seniorengerecht gestaltet, nützt es allen. Weg mit dieser Sonderbehandlung...

light.rail_transit schrieb:

Meine positive Einschätzung kommt daher, weil kein anderer reiner Multigelenker mit so herausragend guten Qualitäten bei den Laufeigenschaften überzeugen kann wie der von Vossloh entwickelte und von Stadler übernommene Tramlink. Diese kommen einem Drehgestellwagen schon sehr nahe. Zudem ist der Tramlink auch bei den Sitzen über den Achsfahrwerken podestfrei.

Rostock hat bekanntlich Normalspur und eine eher großzügige Gleisgeometrie. Das lässt sich nicht mit einem Meterspurbetrieb wie Jena und einigen doch tendenziell eher engen Kurven vergleichen. Warte mal ab, was Stadler für einen Entwurf vorlegen wird - eigentlich müssten sie ja zeitnah eine Skizze vorlegen. Weder sehe ich bei Meterspur eine Innenraumgestaltung ähnlich Normalspur im Bereich der Gelenkwägelchen noch ein Verschleißverhalten, was dem bei Normalspur und großzügigen Kurvenradien gleichkäme. Wenn, dann hätte man in Richtung Bratislava / Würzburg denken sollen. Aber 100% Niederflur - warum denn?

Ich verstehe überhaupt nicht, warum Jena vom bewährten Zentralfahrwerkswagen weggeht. Der Avenio mit 2,40 m Breite, das wärs gewesen.... Wurde in der Ausschreibung wirklich ein Multigelenker mit 100% Niederflurigkeit gefordert? So eine extreme Einschränkung kann ich mir gar nicht vorstellen.

Gruß Tss

In Gmunden bewältigen die Tramlink alle Herausforderungen (enge Radien, Wanne, Kuppen, Steigung 10%) bravourös, es ist kein Rad-Schiene-Verschleiß erkennbar. Das liegt wohl an den angelengten Fahrwerken. Niemand weint Drehgestelle nach. Es verwundert nicht, dass der Tramlink sich so erfolgreich verkauft.

Türen schließen selbsttätig schrieb:Zitat:

Wurde in der Ausschreibung wirklich ein Multigelenker mit 100% Niederflurigkeit gefordert?

Soweit ich weiß, wurde nicht explizit ein reiner Multigelenkwagen gefordert. Allerdings hat dieses Grundkonzept natürlich bei der Erfüllung des Wunsches nach möglichst großzügigen Multifunktionsbereichen große Vorteile, weil sich ja gleich mehrere schwebende Mittelteile ergeben, die komplett frei gestaltbar sind. Dementsprechend dürften von Anfang an die Chancen für andere Grundkonzepte nicht allzu hoch gewesen sein, obwohl sie nicht explizit ausgeschlossen wurden.

Hendi schrieb:

Türen schließen selbsttätig schrieb:Zitat:

Wurde in der Ausschreibung wirklich ein Multigelenker mit 100% Niederflurigkeit gefordert?

Soweit ich weiß, wurde nicht explizit ein reiner Multigelenkwagen gefordert. Allerdings hat dieses Grundkonzept natürlich bei der Erfüllung des Wunsches nach möglichst großzügigen Multifunktionsbereichen große Vorteile, weil sich ja gleich mehrere schwebende Mittelteile ergeben, die komplett frei gestaltbar sind. Dementsprechend dürften von Anfang an die Chancen für andere Grundkonzepte nicht allzu hoch gewesen sein, obwohl sie nicht explizit ausgeschlossen wurden.

Nicht explizit gefordert, aber dennoch wurden Multigelenker genau aus dem von dir genannten Grund stark favorisiert. Letztlich läuft es im Endergebnis auf dasselbe hinaus.

Und an @Tss: Aus dem von Hendi genannten Grund wollte Jena keine Einzelgelenk-Zentralfahrwerksfahrzeuge à la GTx beschaffen. Zudem bietet Siemens den Einzelgelenk-Avenio nur in Regelspur an, im Unterschied zum Multigelenk-Avenio.

Türen schließen selbsttätig schrieb:Zitat:

Ich verstehe überhaupt nicht, warum Jena vom bewährten Zentralfahrwerkswagen weggeht. Der Avenio mit 2,40 m Breite, das wärs gewesen....

Möglicherweise mangels geeigneter Angebote: Siemens hat meines Wissens den Avenio bislang ausschließlich als Normalspurwagen angeboten und - ganz im Gegensatz zu Bombardier - seit der Combino-Krise lieber auf Aufträge verzichtet, für die man einen neuen Fahrzeugtyp hätte kreieren müssen, anstatt sich in einer Vielzahl von Typen zu verzetteln und jedem Auftrag nachzujagen. Wer bietet denn sonst GTxM-Wagen an? Einerseits Solaris/Stadler. Aber zumindest in Braunschweig war man sehr unzufrieden mit der Fertigungsqualität und dem Kundenservice. Auch in Olsztyn haben die Solaris-GTxN Probleme bereitet. Vielleicht wollte man in Jena vermeiden, mangels Alternativen bei Solaris/Stadler bestellen zu müssen. Denn als zweiter Hersteller von GTxM wäre wohl nur Astra Vagoane mit dem Imperio in Frage gekommen. Klingt schon reichlich exotisch und bislang beliefert das Unternehmen nur den rumänischen Markt.

Senioren hin oder her: 46 Sitzplätze für eine 32 Meter Bahn halte ich für zu wenig. Das hat was von aufgeblähtem Gelenkbus auf der Schiene mit mehr Platz für stehende Leute, Fahrräder und ein paar Rollstühle. Die Rostocker Tramlink haben auch deutlich mehr Sitzplätze. Hoffen wir mal auf ein einheitlicheres Taktschema in Richtung 7,5/15. Das könnte das Problem kompensieren und die Attraktivität gegenüber heute deutlich steigern, insbesondere auch am Wochenende.

Felix Kaiser schrieb:

Die Rostocker Tramlink haben auch deutlich mehr Sitzplätze.

Dazu muss man allerdings auch erwähnen, dass die Rostocker Tramlinks als Einrichtungswagen naturgemäß mehr Sitzplätze haben und zudem auch noch breiter sind.

Felix Kaiser schrieb:

Senioren hin oder her: 46 Sitzplätze für eine 32 Meter Bahn halte ich für zu wenig.

Verlangt waren min. 52 Sitze einschl. Klappsitzen. Lass 6 Klappsitze drin sein, dann passt es. Scheint übrigens dem Berner Zweirichter zu entsprechen, der ist mit 52 Sitzen angegeben. Datenblatt von diesem: [wspdf.bernmobil.ch] (für die symmetrische Kurzversion lass das 4. u. 5. Segment weg). Wobei der 48 feste Sitze hat; weiß der Teufel, ob man sich nur bei der Jenaer Mitteilung vertan hat oder in den Fahrwerk-Segmenten noch ein Klappsitz ist. Ich gehe mal davon aus, dass die Leute von Bernmobil auch wussten, was sie wollen...

light.rail_transit schrieb:

Wie offiziell verkündet worden ist, hat sich Jena entschieden und bekommt 24 Tramlink von Stadler. JeNah hatte in der Ausschreibung Multigelenker favorisiert und hat meiner Ansicht nach mit dem Tramlink eine sehr gute Entscheidung getroffen.

Geschmacksfrage. Hätte man sich einen Meter mehr Länge gegönnt, wäre ein wunderbares Drehgestellfahrzeug mit zeitgemäßem Design drin gewesen. Was bin ich neidisch auf diesen edlen Darmstädter Traum (ironischerweise vom selben Hersteller). Stattdessen nur abgelutschtes, mega-langweiliges Multigelenk-Einerlei ohne ästhetischen Anspruch (vom Fahrkomfort abgesehen). Glückwunsch nachträglich, Darmstadt!

KSN368 schrieb:

light.rail_transit schrieb:

Wie offiziell verkündet worden ist, hat sich Jena entschieden und bekommt 24 Tramlink von Stadler. JeNah hatte in der Ausschreibung Multigelenker favorisiert und hat meiner Ansicht nach mit dem Tramlink eine sehr gute Entscheidung getroffen.

Geschmacksfrage. Hätte man sich einen Meter mehr Länge gegönnt, wäre ein wunderbares Drehgestellfahrzeug mit zeitgemäßem Design drin gewesen. Was bin ich neidisch auf diesen edlen Darmstädter Traum (ironischerweise vom selben Hersteller). Stattdessen nur abgelutschtes, mega-langweiliges Multigelenk-Einerlei ohne ästhetischen Anspruch (vom Fahrkomfort abgesehen). Glückwunsch nachträglich, Darmstadt!

Was will man machen, wenn der Verkehrsbetrieb in der Ausschreibung reine Multigelenker favorisiert?

Auch die HEAG mobilo Darmstadt wollten in der ersten Ausschreibung reine Multigelenker. Diese Ausschreibung wurde dann jedoch wieder zurückgezogen und es wurde eine neue Ausschreibung - jetzt aber mit der Mindestanforderung nach drei bzw. vier echten angetriebenen Drehgestellen von insgesamt fünf bzw. sechs - aufgerollt. Herausgekommen ist dabei die Stadler-Tram mit sechs echten Drehgestellen.