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Essen-Rüttenscheid - 1970 - abseits der Sonderfahrten-Party (m7B)

geschrieben von: Klaus Heckemanns

Datum: 06.03.11 22:50

Hallo ins Forum,

wir sollten noch einmal für 7 Bilder nach Essen-Rüttenscheid zurückkehren, da dieser Bahnhof auch abseits der Museumszug-Partys 1970 noch recht interessant war.

Der "Link-Service" zu meinem vorherigen Beitrag von Christoph war natürlich eine echte Fundgrube für mich und vielleicht auch andere. Hier der Link zum Beitrag - der "Link-Service" befindet sich in den Antworten:

[www.drehscheibe-foren.de]

Viele Beiträge beschäftigen sich auch mit den Straßenbahnen rund um Rüttenscheid, die ganz eigene Geschichten zu erzählen haben und heute genau so verschwunden sind wie die große Eisenbahn. Zu den Trams verdanken wir unserem Freund Tw 1904 sehr schöne Bilder, die ich flugs zu meiner Gedächtnisstütze heruntergeladen habe. Schön, daß auch die „Übergabestelle“ zwischen Bahn und Strab so toll dokumentiert ist. Zwar ist mir die „Restfläche“ damals auch schon aufgefallen, aber der frühere Verwendungszweck ließ sich 1970 schon nicht mehr erkennen. Und der Knüller war natürlich die 56er im Mühlbachtal – an der Stelle, wo später der Hp Essen-Margarethenhöhe errichtet wurde.

Aber was ist eigentlich mit dem ganz normalen Alltagsgeschehen? Das ist doch eher etwas stiefmütterlich dokumentiert worden, leider auch von mir selber.

Denn immerhin gab es täglichen Güterverkehr, der in der Regel dampfbespannt war. Gesehen habe ich diese Züge gar nicht mal oft – auf ihrem Weg unten im Mühlbachtal, praktisch zugewachsen auf dem gesamten Laufweg von Mülheim-Heißen bis Essen-Rüttenscheid, aber gehört habe ich sie. Praktisch an jedem Ort in unserer Siedlung Essen-Margarethenhöhe konnte man sie hören, wenn sie sich bergwärts gekämpft haben, im Herbst durchsetzt mit zahlreichen Schleuderern, fast bis zum Liegenbleiben.

Bild 1: Fotografiert habe ich einen einzigen davon, nachdem dieser am 05.09.1970 in Rüttenscheid eingefahren war – hier allerdings nur mit ein paar Wägelchen, quasi in einer „Light-Version“. Gehalten hatte er gleich auf Bahnsteighöhe und posierte damit vor dem Rüttenscheider Wahrzeichen, dem Girardet-Haus. Zugegeben war selbst das nur der Beifang zu meinem eigentlichen Besuchszweck für die letztens gezeigten Sonderfahrten mit der „Walsum 5“…

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Bild 2: So ganz identisch ist die Perspektive von heute nicht; man kann sich aber anhand des „Wahrzeichens“ orientieren. Wie schön, daß die wertvollen Liegenschaften im Herzen der Metropole städtebaulich so optimal genutzt wurden…

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Der zweite Aspekt des Alltagsgeschehens war, daß sich regelmäßig Dampfloks zur Verschrottung einfanden und in Rüttenscheid quasi eine letzte Rast auf dem Weg zum Schneidbrenner einlegten. Das war längst keine solche Hochburg wie Karthaus und hat auch nicht so viele Fotografen angelockt. Die Loks wurden auch immer recht schnell zur Zerlegung nach Essen-Rellinghausen abgefahren, so daß ein regelmäßiges Nachschauen angebracht war. Mich zog es in den Jahren immer wieder magisch dorthin, weil sich so exotische, zuvor nie gesehene Baureihen präsentierten, die ich sonst nur aus dem Modellbahnkatalog, oder – aus dem damals erworbenen „Obermayer“ Taschenbuch „Deutsche Dampflokomotiven“ kannte.

Ein solcher Exot war auch die Baureihe 55.25 in Bild 3.

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Die 055 816 war mir schon bei der 1000-Jahr-Feier ins Auge gestochen. Dort stand sie wenig fotogen zugeparkt, weil man offenbar den Bahnhof für die Veranstaltung etwas aufgeräumt hatte. Zwei Tage nachher stand sie dafür umso besser auf dem Präsentierteller. Neben ihr steht 050 040; ganz im Hintergrund der BÜ Walpurgisstraße in der Ausfahrt nach Steele-Süd. Beide Loks waren an eine lange Reihe Kühlwagen gekuppelt, die genauso emsig in Rellinghausen zerlegt wurden, wie die Dampflok. Irgendwo wurde früher auch schon einmal im HiFo über die 055 816 gesprochen und ihre offensichtliche Dampfspenderausrüstung, die ihren letzten Verwendungszweck verrät.

Mir fällt heute noch durch die Bilder auf, daß es in dem ganzen Bahnhof keine Spur von Unkraut gab und aus der Erinnerung an die Schulzeit weiß ich: „Umwelt war gerade erst im Kommen..“

Bild 4 zeigt dieselbe Blickrichtung 38 Jahre später.

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Noch mal einige Tage später wurde ich Zeuge, als neues Material angefahren wurde. Eine 50er brachte eine lange Reihe ausgemusterter Lokomotiven; die 50er war so gut wie uninteressant, Kulleraugen bekam ich bei dem, was sie mitbrachte: 55, 94, 82, 41 – das war der Hit. Beim nächsten Mal mußte der Fotoapparat mit.

Bild 5 zeigt die typische Szenerie; ganz rechts im Bild die 094 057. Heute würde dort der Blick auf das STEAG-Heizkraftwerk fallen. Keine Gleise, keine „Preußen“, keine Altbauten der Krupp‘schen Krankenanstalten mehr. Keine 003 260, die als erhöhter Fotostandpunkt dient.

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Bild 6 mit dem Blick in die Gegenrichtung:

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Vorne eine der letzten 41 NK mit Kohlefeuerung – und mit 32er Tender. Weiß jemand, welche das wohl war? Groß kann die Auswahl zu dem Zeitpunkt nicht mehr gewesen sein.

Die Fotografie von Eisenbahnen war damals zweifelsohne mit dokumentarischen Absichten angelegt. Ab und zu – wenn es sich anbot, habe ich versucht, das Atmosphärische in den Vordergrund zu stellen. Den goldenen Sonnenstrahl hier hat mir das Objektiv unverhofft spendiert – und doch zieht er einen satten Strich durch das verschattete Gesicht der 82 030 – eben „Strich durch“ – ausgemustert! Bild 7:

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Spätere Aufnahmen von Rüttenscheid werden wieder die „heile Museumsbahnwelt“ zeigen. Einige wenige zusätzliche Einzelaufnahmen von Schrottlok habe ich gemacht, aber nicht gescannt. Nur wenige Maschinen hatten noch Nummernschilder. Für die folgenden Maschinen kann ich den Weg "des alten Eisens" über Rüttenscheid verbürgen:

1969: 50 2570, 55 4142.
1970: 001 059, 011 078, 003 260, 044 145, 044 593, 050 040, 055 816, 082 014, 082 030, 094 057.
1971: 003 252, 041 253, 041 334.

Nicht so viel, wie man sieht; aber das Interesse galt schließlich hauptsächlich den noch zahlreich aktiven Dampfmaschinen; ich meine, es waren 1970 immerhin noch über 1000. Davon demnächst mehr.

Mit nicht karnevalistischer Grußformel:

einen schönen Abend wünscht

Klaus

Edit: Bilder neu verlinkt

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