Wir befinden uns im Jahr 1985 n. Chr. Alle Dampfloks sind von den Gleisen Germaniens (West) verbannt ... Ganz Germaniens? Nein! Eine von unbeugsamen Rheinländern im äußersten Westen des Reiches besiedelte Kleinstadt hört nicht auf, der Anweisung dessen, dessen Namen nicht genannt werden darf, Widerstand zu leisten. Und das Leben ist relativ leicht für die Bundesbahner, die sich mit den Gewohnheiten der Einwohner arrangiert haben...
Ja, so war das damals in Alsdorf. Der EBV hatte dort noch einige Loks unter Dampf. Und trotz des Dampfverbotes auf DB-Gleisen wurden die DB-Anlagen (incl. der Streckengleise) fleißig befahren. Die Glanzzeiten, die Martin Welzel in seinen herrlichen Beiträgen geschildert hat, waren freilich schon vorbei. Und auch in Alsdorf war es ruhiger: Die Kohlenförderung war seit Ende 1983 Geschichte, nur in Siersdorf wurde noch gefördert. Immerhin lief die Kokerei noch, und der Werksverkehr war noch komplett mit Dampf.
Der Berichterstatter hatte seinem Erziehungsberechtigtem einige Monate vorher eine Rollei 35 aus Singapur-Produktion abgeschwatzt, der studentische Etat ermöglichte erst später eine (erste) FM2. Und irgendwann musste der erste Diafilm dran glauben. Dass man bei solchem Wetter besser nicht fotografiert, habe ich erst später gelernt. Dennoch seien einige Bilder aus der Serie vom 21. Februar 1985, einem Donnerstag, des dokumentarischen Wertes halber gezeigt.
Bild 1: Anna 10 im Dienst (übrigens Dia Nr. 1)
Bild 2: Kurz darauf kam diese merkwürdige Fuhre vorbeigedieselt (eine unbekannte 215 zog eine unbekannte 211 und 211 048-4), im Hintergrund eine 290.
Bild 3: Die Aachener 290 196-5 (aus dem Hintergrund von Bild 2) hätte schon seit langem eine Auffrischung des Lacks brauchen können.
Bild 4: 215 124-9 (ebenfalls BW Aachen) - irgendetwas dampft da...
Bild 5: Richtig, Anna 5 war ebenfalls als "Hoflok" unterwegs (hier "bewegt", etwa um dieselbe Zeit aufgenommen: [
www.youtube.com])
Bild 6: Und hier zusammen mit der modernen Traktion (nein, keine 50er):
Bild 7: Und hier der Anlass für die Überschrift des heutigen Beitrags: Diese Bespannung (siehe Bild 2) hat mich dermaßen überrascht, dass ich nur noch irgendwie abgedrückt habe. Leider ging der Mast nicht zur Seite, und wenigstens der Zaun im Vordergrund ist scharf. Eine Zeit lang war das dann planmäßig zu sehen: 211-Doppeltraktion + 215 vor entsprechend schweren Zügen hinauf nach Aachen (Rampe Herzogenrath - Kohlscheid) und dann weiter nach Montzen.
Wie sieht es heute aus? Im wesentlichen ist das Gelände abgeräumt, Alsdorf ist inzwischen wieder auf der Schiene erreichbar. Bilder von der heutigen Situation gibt es im letzten Beitrag von Martin's genialer Alsdorf-Serie [
www.drehscheibe-foren.de]. Dieser Beitrag ist nichts für Depressive, andererseits können von da aus die anderen Berichte mit den Bildern aus den 70ern leicht erreicht werden.
Dem geneigten Leser wünscht eine gute Woche
Horst
Edith fand einige Korrigenda...
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2009:06:23:20:54:40.