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Hallo Eisenbahnfreunde!

Ein auf dem Flohmarkt Leipzig erstandenes Eisenbahnschild gibt mir Fragen auf. Zum Schild:

http://www.imagenetz.de/img.php?file=5e735451f6.jpg&pid=

Um welche Art von Pendelwagen kann es sich gehandelt haben?
Was wurde damit transportiert?
War es eine Art von Stoffwagen?
Wobei handelt es sich um "Sack Gleis 17" in Leipzig-Plagwitz?
Wie ist das Schild zeitlich einzuordnen?

Folgende Überlegungen / Vermutungen stehen im Raum (sollen aber einer möglichen [richtigen] Lösung der Frage nicht zu sehr im Weg stehen):
Die Brikettfabrik Neukirchen hatte bis zur Betriebseinstellung Anfang der 90er Jahre einen Kohlebahnanschluss 900mm. Ein Wagen mit der Spurbreite kann kaum zwischen dort und Plagwitz gependelt sein. Die Brikettfabrik besaß aber wohl bis in die 50er Jahre einen Regelspuranschluss, was einen Pendelwagen sinnvoll macht. Allerdings wird man nach der großen Verstaatlichungswelle in der DDR kaum den originalen Namen "Bleichertsche Braunkohlewerke" benutzt haben. Naheliegend wäre "VEB" im "Kombinat irgendwas". Der Name "Bleichertsche Braunkohlewerke" sollte bis 1950 aus dem allgemeinen Sprachgebrauch (noch dazu aus staatlicher Quelle) verschwunden sein. Würde bedeuten: Das Schild wurde bis 1950 angefertigt/benutzt. Auffällig ist auch die Art der Beschriftung: Für den Einleitenden Text wurden Schablonen benutzt (ab wann tat man eigentlich so?). "Bleichertsche Braunkohlewerke" wurde nachträglich "handschriftlich beigefügt. Es wirkt fast so, als habe man zentral solche Schilder angefertigt (Pendelwagen von Leipzig Plagwitz nach XYZ) und individuell das konkrete Ziel eingefügt. So könnte man vermuten, solche Pendelwagen gab es auch an andere Stationen?

Ich freue mich auf auf- und erhellende Antworten! :-)

Freundschaft!
F.O.

Re: zu"Pendelwagen" - Versuch einer Beantwortung

geschrieben von: Schwellenleger

Datum: 30.04.18 09:57

barnie schrieb:

Um welche Art von Pendelwagen kann es sich gehandelt haben?
Was wurde damit transportiert?
War es eine Art von Stoffwagen?
Wobei handelt es sich um "Sack Gleis 17" in Leipzig-Plagwitz?
Wie ist das Schild zeitlich einzuordnen?

Ich freue mich auf auf- und erhellende Antworten! :-)


Hallo Barnie,

interessanter Flohmarkt..
Ich versuch mal einen Lösungsansatz..
a) "welche Art von Pendelwagen?"
Das läßt sich aus der Beschriftung hier nicht erkennen. Vermutlich dürfte es aber ein Gedeckter Waggon gewesen sein, mit dem im nichtöffentlichen Verkehr der Waggon mit vorwiegend Stückgutsendungen vom Werksanschluß zum Plagwitzer Bahnhof pendelte.

b) "was wurde damit transportiert?"
In der Regel Stückgut-Sendungen für / von diesem Anschließer, die über den Tag in diesen im Werksanschluß stehenden G-Wagen verladen werden konnten und dann zu einer festgelegten Zeit zur Ga in den Bahnhof gezogen wurde. Dort wurde dann nach Zugang des ankommenden Stückgutes das für den Anschließer bestimmte in den "Pendelwagen" geladen und dieser dann wieder über den Gleisanschluß dem Betrieb zugestellt.

d) "Sackgleis 17"
Damit kann nur ein Stumpfgleis gemeint sein, sprich ein nur einseitig mit einer Weiche angebundenes Gleis. Am anderen Gleisende ein Prellbock oder eine Kopframpe.
Im Moment kann ich keinen Gleisplan von Leipsch-Plaachwitz aufrufen, vllt. hast Du eine Möglichkeit, in einem älteren lan nachzusehen oder mal vor Ort zu schauen / fragen.

e) "zeitliche Einordnung"
Vielleicht ist am Schild am unteren Rand / Eck ein Hinweis mit einer verkürzten Jahreszahlangabe vorhanden.
Ansonsten liese sich das eingrenzen durch die Beantwortung der Frage, bis wann in Plagwitz Stückgut angenommen / umgeladen wurde. Ebenso die Frage, in welchem Zeitraum das Gleis 17 benutzt wurde. Hier sollte einer der örtlichen Kollegen behilflich sein.

Viel Erfolg bei der Klärung und Vergnügen mit dem Schild.

Mit kameradschaftlichem Gruß
Schwellenleger
"Anschluß Sack" könnte der Name eines Hauptanschließers sein, Gleis 17 dort der genaue Bestimmungsort oder auch ein Nebenanschließer.

Da der Wagen in ein Braunkohlenwerk pendelt, was die Brikettfabrik bei Neukirchen-Wyhra oder eventuell eine dortige Kohlengrube meinen könnte, wird das Ladegut entweder Braunkohle oder Braunkohlebriketts von Neukirchen-Wyhra nach Leipzig-Plagwitz, oder aber im Industrieviertel Leipzig-Plagwitz hergestellte oder überarbeitete Maschinen, Ausrüstungsgegenstände oder Ersatz-/Verschleißteile für die Brikettfabrik oder Kohlengrube bei Neukirchen-Wyhra gewesen sein.

Es könnte also sowohl ein offener Wagen für Rohbraunkohle oder Briketts in Richtung Leipzig gewesen sein, als auch ein gedeckter Wagen mit Teilen für die Kohleindustrie in Richtung Neukirchen-Wyhra.

Ich werde mal versuchen, herauszufinden, wer oder was sich hinter "Anschluß Sack Gleis 17" verbirgt und was man dort so getrieben hat. Dann sehen wir vielleicht klarer...

Ergänzung: Ein gewisser Rudolf Sack gründete 1863 in Leipzig-Plagwitz eine Landmaschinenfabrik, die dann später sein Sohn Paul übernahm. Ich vermute ganz stark, daß es sich beim transportierten Gut um Kohle bzw. Briketts für das werkseigene Heizhaus/die werkseigenen Dampfmaschinen gehandelt hat.
Da sich die ursprünglichen Namen der Firmen sehr in das Bewußtsein der Bevölkerung und der Beschäftigten in Leipzig eingeprägt hatten, hielten sich diese Namen im allgemeinen Sprachgebrauch trotz aller Verstaatlichungen und DDR-typischen Umbenennungen teilweise bis heute. So ist es nicht verwunderlich, wenn die Anschlußbahn des neu "VEB Bodenbearbeitungsgeräte Leipzig" (danke an "dtlwinkler" für die Ergänzung) genannten Werkes im Sprachgebrauch der Eisenbahner nach wie vor "Anschluß Sack" genannt wurde.



4-mal bearbeitet. Zuletzt am 2018:04:30:14:09:15.
Hallo,
wie Heizer Jupp schon schrieb, war die Fa. Sack ein Landmaschinenhersteller, der spätere VEB Bodenbarbeitungsgeräte Leipzig (BBG). Die Bleichertschen Braunkohlenwerke in Neukirchen waren zu DDR-Zeiten erst das Braunkohlenwerk Neukirchen, später zum Braunkohlenwerk Borna gehörig (zeitweise Braunkohlenkombinat Borna), die Brikettfabrik und auch das Werk selbst hatte natürlich Regelspuranschluss an den Bf. Neukirchen-Wyhra und das bis nach der Wende. Da liegt es nahe, dass man mit diesem Pendelwagen Rohbraunkohle und/oder Briketts transportierte. Da kein freizügiger Einsatz möglich war, kennzeichnete man die Pendelwagen entsprechend. Datieren würde ich das Schild bis max. Anfang der fünfziger Jahre.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2018:04:30:11:19:59.

Link zum Gleisplan

geschrieben von: 7904

Datum: 30.04.18 23:07

Hallo,

für alle, die nicht selbst suchen möchten, noch der passende Gleisplan [www.sachsenschiene.net] (links oben suchen!) von dieser informativen Seite [www.sachsenschiene.net].


Viele Grüße vom
exElsterwerdaer

Matthias

Link zur Firmenbeschreibung

geschrieben von: Lalu

Datum: 01.05.18 20:08

Hallo,

das Gleis ist als A17 bezeichnet und die Firma später als VEB BBG Leipzig.
[www.landtechnik-historisch.de]

http://fs1.directupload.net/images/180501/3pnpjtoe.jpg

Grüße,
Lalu



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2018:05:01:20:19:27.
Hallo Eisenbahnfreunde!

Besten Dank für die zahlreichen Antworten und Verlinkungen zu dem Thema. Die anfänglichen Vermutungen waren ja schon irgendwie richtig, dass mit "Sack" aber keine Art Stumpfgleis gemeint war sondern ein Firmenname gab dem ganzen eine interessante Wendung.

Nun denn, jetzt erfreue ich mich meines Güterwagen-Zuglaufschildes und wer weiß, vielleicht gibt es ja tatsächlich noch eine Info, was zwischen Sack und Neukirchen transportiert wurde. Denn in der Tat vorstellbar ist ein Warentransport in beide Richtungen: Entweder Kohle nach Leipzig oder Verschleißteile für die Brikettproduktion nach Neukirchen. Jedenfalls muss die belieferte Fabrik im besonderen Maße für die Volkswirtschaft wichtige Güter hergestellt haben, wenn eigens ein extra Wagen reserviert wurde.

Freundschaft!
F.O.