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Die geteilte Stadt
   
geschrieben von Olli Sydow am: 07.05.21, 12:02
Aufrufe: 1567

In welche Kategorie soll man dieses Bild einstellen? "Bahn und Landschaft" wäre verklärend. "Zug schräg von vorne" würde der Sache nicht gerecht. Nennen wir es so unpolitisch wie möglich "Bahn und Infrastruktur"...
Wir stehen auf der Bösebrücke in Berlin, auch Bornholmer Brücke genannt. Der Grenzübergang Bornholmer Straße ist fußläufig zu erreichen. Wir befinden uns noch auf der Westseite der Brücke, werden aber ob unserer Kamera von den nahen "Organen" bereits mehr als kritisch beäugt. Es gab mehrere Orte in Berlin, an denen man die Eisenbahn so hautnah mit den Grenzanlagen einfangen konnte, aber an keinem Ort hatte man die Mauer so formatfüllend im Bild wie an dieser Stelle...
Wir stehen im Berliner Wedding und blicken nach Norden. Rechts sind Teile von Berlin Pankow zu erkennen. Wir schreiben den 25.07.1989. Nur noch wenige Monate liegen vor dem Ereignis, für welches sich seinerzeit der Begriff "Wahnsinn" eingeprägt hat. Heute liegt hier das elektrifizierte Nordkreuz, und Züge fahren wie selbstverständlich von Pankow und Karow kommend Richtung Gesundbrunnen, und im Rücken des Betrachters rollen Züge über den nördlichen Innenring. Über die Bornholmer Brücke verläuft die Tram bis zum Virchow-Klinikum.

Und damals? Damals bespannte mit der 118 705 endlich mal eine Vertreterin dieser Baureihe mit durchgehendem Zierstreifen den Franzosenzug. Im August 1987 hochmotorisiert und von 118 305 in 118 705 umgenummert und seinerzeit immer im Berliner Raum beheimatet, bespannt sie hier den Zug der französischen Alliierten entlang dieses Monstrums, welches für uns vorher jahrzehntelang unser Leben geprägt hat, welches die Stadt geteilt hat, Schicksale zerstört hat, Leben genommen hat.
Wenige Monate später wird ein positiver Wahnsinn dieser Art von Wahnsinn ein Ende bereiten...

Scan vom Fuji Kleinbilddia

Datum: 25.07.1989 Ort: Berlin Wedding Land: Berlin
BR: 228 (V180) Fahrzeugeinsteller: Deutsche Reichsbahn
Kategorie: Bahn und Infrastruktur

EXIF-Daten:
Hersteller: EPSON, Modell: Perfection V800, Bildgröße: 835 x 1280 Pixel


geschrieben von: Rübezahl
Datum: 07.05.21, 21:20

Fotografisch prima umgesetztes Zeitdokument !!! "Bahn und Infrastruktur" passt hier sehr zutreffend, denn die Grenzanlagen sind ja Infrastruktur. Bahn und Infrastrukur ist eigentlich ein Widerspruch in sich, denn die Bahn ist auch etwas, was allgemein schon zur Infrastrukur gezählt wird. M. E. könnte das Bild noch mehr an Aussage gewinnen, wenn oben etwas vom Himmel weggenommen würde.

* und Gruß

Rübezahl

geschrieben von: Harkort
Datum: 08.05.21, 08:05

Die Mauer ist weg. Dafür stehen heute Richtung Pankow Lärmschutzwände.

Sternchen und Gruß, Harkort

geschrieben von: Dirk Wenzel
Datum: 08.05.21, 17:26

Moin Leon,
ein sehr schönes Zeitdokument.
Beim Betrachten fallen mir viele Dinge aus der "verrückten" Zeit kurz vor und während der Wende ein.
Immer wieder erstaunlich, wie dicht "ihr" an die Mauer gekommen seid...
Sternige Grüße
Dirk

geschrieben von: Rainer.Patzig
Datum: 09.05.21, 16:50

Ja Dirk, da gebe ich Dir recht. Gerade weil auch bei mir manche Erinnerung weckt, gefällt mir das Bild.

* und Grüße Rainer

geschrieben von: qj7141
Datum: 10.05.21, 15:04

einfach klasse!

geschrieben von: Jan vdBk
Datum: 11.05.21, 19:31

Wieder mal so ein geschichtlich hochwertvolles Bild, bei dem noch dazu der fotogene Zug perfekt zur Geltung kommt. Ich musste mich erstmal orientieren, was aber dank deiner Beschreibung dann doch gut geklappt hat.
Viele Grüße, Jan

geschrieben von: umrk
Datum: 07.08.21, 17:46

Geiles Bild! Interessant ist, daß der "Franzosenzug" seit 1986 nicht mehr so dicht an der Mauer entlang fährt. Die Deutsche Reichsbahn hat die Gleise vom Beton entfernt…

Damals hat ein französischer Zugkommandant ein verrücktes Bild der Mauer vor Ort vom Franzosenzug her gemacht. Er konnte sich aus dem Abteil durch das Fenster hinauslehnen. Und den Beton anfassen…

Danke sehr für das Bild
Mit freundlichen Grüßen aus Paris
umrk

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