DREHSCHEIBE-Online 

Anzeige

HIER KLICKEN!
angemeldet: -
Seiten:
Auswahl (1):   
 
Galerie: Suche » Erpel (Rhein), nach Einstelldatum sortiert » zur erweiterten Suche
 
Ludendorff und Luxemburg
geschrieben von: JH-Eifel (46) am: 21.05.21, 00:40
Zu der Serie von Stimmungsbildern mit dunkler Wolkenfront: [www.drehscheibe-online.de] , [www.drehscheibe-online.de] möchte ich meinen Beitrag leisten:

Am Mittwoch, den 19.05.2021 durchfährt die CFL 4020 mit einem Güterzug Richtung Bonn die östlichen Brückentürme der ehemaligen Ludendorff-Brücke bei Bahnkilometer 110,4, bevor der Zug den Haltepunkt Erpel passiert. Dunkle Wolken im Hintergrund scheinen die tragische Geschichte des im Hintergrund befindlichen Bauwerkes zu symbolisieren, als einige der wenigen Sonnenstrahlen auf den Zug treffen.

Die Türme im Hintergrund gehören zu der als „Brücke von Remagen“ bekannt gewordenen ehemaligen Eisenbahnbrücke, welche eine tragische Rolle in der Endphase des Zweiten Weltkrieges spielte. Die Brücke wurde nach dem im Ersten Weltkrieg zur Spitze der Obersten Heeresleitung (OHL) gehörenden General der Infanterie Erich Friedrich Wilhelm Ludendorff (*1865 - +1937) benannt. Das Bauwerk wurde von S.M. Kaiser Wilhelm II (*1859- + 1941) auf diesen Namen getauft. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Ludendorff, welcher im Krieg seine Macht bereits stark ausbaute, durch den Hitler-Ludendorff-Putsch und sein politisches Wirken weiterhin zu einer einflussreichen Person. Insofern ist der Name ggf. Vorbote für das späteren Schicksaal des Bauwerkes im Zweiten Weltkrieg.

Geplant wurde die Brücke seit 1916 aus strategischen Erwägungen noch im Ersten Weltkrieg, um Nachschubwege der rechten Rheinstrecke zur Ahr- und Eifelstrecke zu festigen. Schienen wurden jedoch im Jahre 1919 verlegt, da es Bauverzögerungen gab. Es war das letzte Großprojekt der preußischen Staatseisenbahn. Das Bauwerk war 325 lang und bei 14,80 m über dem Normalwasserstand des Rheines angelegt. In der Mitte des Flusses befand sich ein Brückenpfeiler. Die Brücke selbst war aus Stahl (4800 Tonnen) ausgeführt. Es befanden sich an beiden Seiten Fußgängerstege. Die Brücke ähnelte der Hindenburgbrücke (Rüdesheim – Kempten) und Kronprinzenbrücke in Neuwied-Engers. Die Ludendorff-Brücke überquerte in einem System von Blockstellen nach einem Tunnel über die rechte Rheinstrecke und endete auf der anderen Seite mit Anbindung an die Linke Rheinstrecke und die Ahrtalbahn nach Bad Bodendorf. Sie war auch für Straßenfahrzeuge gangbar. Die auf Bild zu sehenden Türme wurden so massiv ausgeführt, da es sich um eine Brücke mit hoher militärischer Bedeutung handelte. Es war zur damaligen Zeit üblich solche Brücke an den Kopfenden durch Wachtürme zu verstärken. Die Brückenkopftürme an den Wiederlagern hatten Truppenunterkünfte und Schießscharten. Vom Dach der Türme kam man das gesamte Tal überblicken.

Bekannt wurde das dieses Bauwerk durch den Kriegsfilm: ,,Die Brücke von Remagen“ aus dem Jahre 1969. Der Stoff für diesen Film waren die Ergebnisse, welche sich zur Endphase des Zweiten Weltkrieges im Rheinland abspielten und zum Einsturz der Brücke führten. Die Brücke war bereits vorher schon für die mögliche kriegsbedingte Sprengungen von Wehrmachtspionieren vorbereitet worden. Nach der Landung der Alliierten Truppen in der Normandie stand die Sprengung der Brücke von deutscher Seite, zur Verhinderung eines weiteren Vordringens alliierter Kräfte, unmittelbar bevor. Ursprünglich sollte die Brücke relativ früh gesprengt werden, jedoch wurde sich später für eine Schnellsprengung auf rechtsrheinischer Seite entscheiden, um möglichst viele deutsche Truppen noch auf andere Rheinseite zu bringen. Am 7. März 1945 erreichte eine Vorhut der 9. US-Panzerdivision die intakte Brücke und konnte diese einnehmen. Große Teile der amerikanischen Truppen überqueren die Brücke und auf der linken Rheinseite wurde von ihnen ein militärischer Brückenkopf errichtet. Ab dem achten März versuchte die deutsche Seite in einem Gegenangriff die Brücke zurückzuerobern bzw. zu zerstören. Das Bauwerk wurde von Mörsern und aus der Luft bombardiert. Dabei kamen auch Arado Ar 234 Strahlflugzeuge und V2 Raketen zum Einsatz. Am 12.03.1945 stürzte die beschädigte Brücke aus Überlastung ein und riss mehrere US-Soldaten mit in den Tod. Die Verkehrsverbindung wurde zeitweilig mit Pontonbrücken wieder hergestellt. Die Ludendorff-Brücke wurde allerdings nicht wieder aufgebaut. Hitler lies nach dem militärischen Desaster, mit dem berühmten Standgericht West, die verantwortlichen Wehrmachtsoffiziere hinrichten.

Die Deutsche Bundesbahn baute die Brücke nicht wieder auf, aber hielt bis 1962 die Zuführungsgleise noch frei. Nach der Elektrifizierung beider Rheinstrecken wurden alle Wiederaufbaupläne auch aus Kostengründen verworfen. In Unkel steht bis heute noch ein ehemaliges Blockstellenhaus an der Abzweigstelle. Dieses lässt sich ebenfalls fotografisch umsetzen. Der noch im Rhein befindliche Pfeiler wurde 1976 entfernt. In den Türmen auf der Remagener Seite befindet sich heute das Friedensmuseum, welches die Geschichte der Brücke im Zweiten Weltkrieg thematisiert. Alle Türme stehen unter Denkmalschutz. Auf der Erpler Seite sind diese nicht zugänglich und seit dem Krieg noch im Ursprungszustand. Teile der Zufahrtsrampen lassen sich auch noch bis heute finden. Zwischen den Kriegen wurde Brücke jedoch mehr von Fußgängern als Zügen genutzt. Mittlerweile sind die Brückentürme touristische Anziehungspunkte der Region.

Die links neben Zug (in den gleichen Farben der Lok) wehende Fahne zeigt das Wappen der Gemeinde Erpel. Es sind drei goldene Kronen in einem roten Schildhauptfeld und darunter ein schwarzes Kreuz auf silbernem Grund und rechts (kaum zu erkennen) zwei goldene gekreuzte Schlüssel auf blauem Grund zu sehen. Die Kronen weisen, wie im Wappen von Köln, auf die Reliquien der heiligen drei Könige hin. Laut einer Legende waren diese 1164 auf dem Weg nach Köln in der Kirche in Erpel eingelagert. Die Schlüssel sind das Erpeler Schöffensiegel (Herrschaft des Kölner Domkapitels von 1167 bis 1803) und das Kreuz weist auf die Zugehörigkeit zu Kurköln hin. Als „Freie Herrlichkeit“ war Erpel lange keiner weltlichen Macht unterstellt. Heute gehört die Gemeinde Erpel gehört zum Landkreis Neuwied.

Mir dienten die Türme und die Fahne als Kulisse für eine deutsch- luxemburgische Einheit in Form des abgelichteten Güterzuges. Die Bombardier-Lokomotive (91 82 000 4020-5 L-CFL) wurde am 18.03.2005 an die Luxemburgische Staatsbahn ausgeliefert und hatte an diesem Tag den Auftrag einen Güterzug entlang des Rheines nach Norden zu befördern. Es dürfte sich hierbei um den DGS 47679 Luxembourg secteur Triage - Köln Eifeltor II handeln.


Zuletzt bearbeitet am 21.05.21, 10:44

Datum: 19.05.2021 Ort: Erpel (Rhein) [info] Land: Rheinland-Pfalz
BR: LU-4000 Fahrzeugeinsteller: CFL
Kategorie: Stimmungen mit Zug
Top 3 der Woche: 11 Punkte

7 Kommentare [»]
Optionen:

Auswahl (1):   
 

Größere Ansicht und weitere Informationen durch Anklicken der Vorschaubilder, Filterung der Auswahl über die Suchfunktionen. Bei Fragen zu unserer Galerie hilft die » Galerie-Moderation

(c) 2024 - Arbeitsgemeinschaft DREHSCHEIBE e.V.