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Blondine im letzten Licht
   
geschrieben von JH-Eifel am: 10.04.21, 01:22
Aufrufe: 1061

Je später der Abend desto erlesener die Gäste! Unweit des Rhein - Nahe Eck in Bingen am Rhein queren die Züge auf der linken Rheinstrecke über eine kleine Brücke den Nahezufluss. Im Hintergrund blickt der Fotograf von der an die Bahnbrücke angegliederten Fußgängerbrücke nach Süden auf Bingen mit seinen interessanten historischen Gebäuden. Rechts neben der Lok ist Burg Klopp und die Basilika St. Martin zu erkennen. Beide Gebäude wurden durch die verschiedenen Kriege teilweise zerstört und wieder aufgebaut. Burg Klopp wurde erstmals 1240 erwähnt und ihr Bergfried ist 37,5 m hoch. Im Pfälzischen und Spanischen Erbfolgekrieg wurde die Burg teilweise zerstört. Sie erhielt während der Rheinromantik ein neugotisches Hauptgebäude. Seit 1897 ist ein Teil der Stadtverwaltung darin beheimatet. Heute gibt es dort auch ein Restaurant. Das am Bildrand zusehende Gotteshaus wurde erstmals 1006 erwähnt und ist bei Stadtbrand 1403 bis auf die Krypta niedergerannt. Papst Pius IX erhob das Kirchengebäude am 01.04.1930 zur Basilica minor. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde sie wieder aufgebaut. Basilika und Burg eigenen sich hervorragend als Kulisse für die zurückkehrende hier aufgenommene alte blonde Dame.

Am Donnerstag den 20.08.2020 kehrt die 103 245, des DB-Museums Koblenz, aus der Instandsetzung im Werk Dessau nach Koblenz zurück. Um 19:47 Uhr überfährt sie den Nahezufluss zum Rhein mit etwa einer Stunde Verspätung, kurz bevor das Licht sich von den Gleisen verabschiedete.

An dem wettermäßig wechselhaften Tag entschied ich mich am Abend die Rückfahrt der 103 nach Koblenz aufzunehmen, da es sich gegen Abend weniger Wolken geben sollte. Auf Grund der späten Fahrplanlage am Rhein hoffte ich am ehesten in Bingen noch passendes Licht zu haben. Ende August ist schon deutlich zu merken das die Sonne eben nicht mehr so lange wie im Frühsommer hält. In Bingen erwartete ich die Lok gegen 18:45 Uhr. Das würde für das klassische Motiv mit dem Reiterstellwerk auch schon knapp werden. Als ich in Bingen ankam versuchte ich mich auch erst gar nicht am bekannten Stellwerk, welchen bereits im Schatten lag. Rheinaufwärts fand ich jedoch eine brauchbare Stelle. Nach dem ich dort einige Züge aufgenommen hatte, verabschiedete sich dort auch das Licht. Die 103 war jedoch immer noch nicht in der Nähe. Alle Fotostellen weiter Richtung Koblenz kamen nun auch nicht mehr in Frage, da die Lok dort noch später sein würde und fast alle Stellen dann im Schatten liegen würden. Weit entgegenfahren würde auch kaum noch funktionieren, da ich den Sichtungsmeldungen entnehmen konnte, dass die Lokomotive nun doch bald in Bingen eintreffen würde. Im Grunde war die Hoffnung auf ein Sonnenbild nun bereits begraben. Ich fuhr etwas genervt mit dem Wagen dann Richtung Heimat, aber dachte mir die Maschine kurz noch am Bahnhof anzuschauen. Da erblickte ich, dass in der Bahnhofsnähe noch Sonnenstrahlen die Gleise berührten. Ich überlegte mir, dass die Nahequerung auch noch Sonne haben könnte, ohne zu wissen, ob diese wirklich motivlich umzusetzen war. Die mir unbekannte Stelle musste nun schnellstmöglich erreicht werden. Nachdem ich bequem auf einem Parkplatz (Koblenzer Straße) parken konnte bewegte ich mich über den Fußgänger-Steg auf die andere Seite der Gleise. Vom Steg erkannte ich, wenn die Blondine rasch käme, dass es zumindest mit der Sonne noch reichen könnte. Ich musste nun nur noch rechtzeitig am Fotopunkt ankommen. Der Weg vom Fußgängersteg zum Fotostandpunkt musste noch zurückgelegt werden. Unter stressfreien Bedingungen war dies kein weiter Weg, mir kam aber in Anbetracht der nahenden Lok jede Minute wie eine Stunde vor. Nachdem ich den mir endloslang wirkenden Spielplatz passiert hatte ( ohne jede Chance auf einen Notschuss) war ich froh endlich an der Brücke über die Nahe angekommen zu sein. Es gab einen freien Blick auf die Strecke mit historischen Gebäuden im Hintergrund. Jedoch führt hinter der Bahn eine Straße her, welche mit einem Auto im falschen Moment ein Risiko barg. Des Weiteren musste der Fotoausschnitt so gewählt werden, dass die ärgsten Bausünden verdeckt werden konnten. Es war alles etwas beengte an der Fotostelle, aber es ging ja auch nur um einen Lokzug. Ich hatte dann sogar deutlich mehr Zeit zum ausloten der Stelle, als ich vorher dachte. Jedoch bangte ich mit jeder Minute Verspätung darum, dass die 103 dann ggf ganz im Schatten verschwinden würde. Ich konnte einen Flex und den IC2013 mit 101 143 als ,,Test Zug“ ablichten und somit dann meinen Standpunkt optimieren. Bei diesen ,,Testzügen“ war ich im Vergleich zur 103 nicht wirklich zufrieden, da bei diesen Zügen auf Grund der Wagenlänge das Motiv doch sehr weitwinklig umgesetzt werden musste, wenn man den Zug nicht abschneiden wollte. Die 103 passte da besser rein. Der Standpunkt des Fotografen ist ganz bequem auf der Fußgängerbrücke. Kurz bevor dann die Schatten auf der Brücke die Gleise komplett verschlungen würden, rollte die 103 245 im letzten Abendlicht frisch aus dem Werk Dessau Ihrer Heimat Koblenz entgegen. Also doch noch ein Sonnenbild mit Motiv. Ich war glücklich und fuhr unabhängig von der Lok auch wieder in Richtung Koblenz.



Zuletzt bearbeitet am 10.04.21, 18:37

Datum: 20.08.2020 Ort: Bingen am Rhein Land: Rheinland-Pfalz
BR: 103 Fahrzeugeinsteller: DB
Kategorie: Zug schräg von vorn

EXIF-Daten:
Bildgröße: 720 x 1280 Pixel


geschrieben von: Rheintalfotograf
Datum: 10.04.21, 17:47

Hallo Jörg,

erst einmal vielen herzlichen Dank das Du Dein Foto hier eingestellt hast.

Eine tolle Bildidee für eine Lz um diese Uhrzeit und dazu noch eine 103 in einer wahnsinnig tollen Abendlichtausleuchtung!
Danke für Deinen Mut zur Umsetzung! Da für gibt es auf jeden Fall einen Stern von mir!

2 Punkte würde ich jedoch anbringen:
Oben rechts den Isolator durch ein Stück normale Fahrleitung ersetzten und die Kirche neigt sich doch nach links meiner Meinung nach.....vieleicht etwas die Verzerrung rausdrehen? Man sieht es auch an den schräg nach links geneigten senkrechten Pfosten des Brückengeländers!
Aber das ist Geschmackssache!

Schöne Grüße Jürgen

Ah wie jetzt sehe ist das Bild überarbeitet und entzerrt worden:-)



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 10.04.21, 20:02

geschrieben von: JH-Eifel
Datum: 10.04.21, 22:06

Hallo Jürgen,

danke für das Lob und die Hinweise. Ich habe wie du bemerkt hast die Verzerrung etwas reduziert. Den von dir angesprochenen Isolator finde ich zwar nicht unbedingt bereichernd, aber auch nicht extrem störend. Er war nun mal da und ich tue mich immer schwer mit grösseren Retuschen an meinen Bildern, die nicht der Realität entsprechen ( Ausnahmen wie Graffiti-Entfernung bestätigen die Regeln).

Gruß Jörg

geschrieben von: Frank H
Datum: 11.04.21, 15:39

Tja, da kann ich mit meiner 103er - Lz von letzter Woche einpacken ;)

Ich war bislang eigentlich der Meinung, die meisten markanten Motive am Rhein zu kennen, aber dass man Kirche und Burg von Bingen von dieser Stelle so schön in Szene setzen kann, war mir neu, auch wenn man dazu eine einzelne Lok, vielleicht auch einen kurzen Triebwagen benötigt.

Die Dreier toppt natürlich alles!

Viele Grüße,

Frank

geschrieben von: JH-Eifel
Datum: 22.04.21, 09:01

Danke für das Lob. Manchmal ergeben sich Motive einfach und es muss erst jemand von außerhalb kommen um bekannte Strecken mit weiteren Motiven zu bereichern. Mir ging das an meiner früher Heimatstrecke auch schon so. In diesem Fall war das Bild ein Ergebnis aus Zufall und Kombination der mir logisch erscheinenden Möglichkeiten. Zudem passte die LZ da gerade gut rein.

Gruß Jörg

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