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Über den Dächern von Lutherstadt Wittenberg
   
geschrieben von Olli Sydow am: 16.09.20, 16:34 sternstern Top 3 der Woche vom 27.09.20
Aufrufe: 1808

Kommen wir zur zweiten Altbauellok-Baureihe, welche sich bei der Reichsbahn einige Jahre länger hielt als bei der Bundesbahn: die E 44. Unter der Bezeichnung 244 hielten sich bis zum Ende der 80er Jahre noch Vertreterinnen dieser Baureihe bei den Betriebswerken Lutherstadt Wittenberg, Leipzig-Wahren und Leipzig-West, ferner in Halle. Man sah sie auch als Rangierloks in Weißenfels und Braunsbedra, und einige Maschinen hat es als Heizloks in den hohen Norden nach Schwerin; Rostock und Wismar verschlagen.
Bis zum Ende des Winterfahrplans 1987/1988 hielt sich die Baureihe 244 mit drei Maschinen beim Bw Lutherstadt Wittenberg und wurde hier insbesondere vor Personenzügen zwischen Falkenberg und Dessau eingesetzt. Nur sonntags gab es eine Personenzugleistung von Magdeburg nach Dessau.
Am 16.04.1988 stand am Nachmittag ein Personenzug von Lutherstadt Wittenberg nach Dessau auf dem Programm. Wir wollten mit diesem Zug irgendwie die Schlosskirche in Szene setzen, wie man es aus früheren Veröffentlichungen kannte. Irgendwann kamen wir auf die Idee, nach einem erhöhten Fotostandpunkt Ausschau zu halten. Da fiel uns hinter unserem Rücken ein Wohnhaus mit relativ flachem Dach auf. Mit viel Überredungskunst haben wir die Bewohner von unserem Vorhaben überzeugt, und sie ließen sich (und uns) tatsächlich aufs Dach steigen. Oben angekommen, ging es durch die Luke des Schornsteinfegers, und mit mehr Schiss als Vaterlandsliebe hangelten wir uns dort noch zu einer einigermaßen passablen Fotoposition zurecht, aber das Ende des Daches verhinderte eine komplette Hereinnahme des Andreaskreuzes und der Fahrzeuge. Der Zug mit der Wittenberger 244 137 sollte nicht lange auf sich warten lassen, aber wie man sieht, haben wir erst mal tief durchgeatmet, als der aus der Gegenrichtung heranrollende Güterzug die Szene rechtzeitig passiert hat. Der Abstieg und die Verabschiedung von den Hausbewohnern muss recht schnell vonstatten gegangen sein, denn für den gleichen Tag vermerkt das Notizbuch eine Eintragung desselben Zuges in Meinsdorf, kurz vor Roßlau.

Das 500jährige Jubiläum der Reformation ist noch nicht lange her. Der Überlieferung nach hatte der Reformator seine 95 Thesen an die Tür der abgebildeten Schlosskirche genagelt.

Scan vom Fuji-Kleinbilddia



Datum: 16.04.1988 Ort: Lutherstadt Wittenberg Land: Sachsen-Anhalt
BR: 144,145 (histor. E44) Fahrzeugeinsteller: Deutsche Reichsbahn
Kategorie: ungewöhnliche Perspektiven

EXIF-Daten:
Hersteller: EPSON, Modell: Perfection V800, Bildgröße: 839 x 1280 Pixel


geschrieben von: Rübezahl
Datum: 18.09.20, 21:02

Herrliche Szene aus der DDR, in der es allerhand zu entdecken gibt !!! Ein grandioser Auftakt zur avisierten E 44-Bildreihe!

* und Gruß

Rübezahl

geschrieben von: Andreas Burow
Datum: 19.09.20, 10:41

Hallo Olli,

dieses Bild hat mir schon in der "Reichsbahn-Nostalgie" sehr gut gefallen. Schön, dass Du nun auch die Geschichte dazu erzählst, die erklärt warum der Bildausschnitt so ist, wie er ist. Dass die Hausbewohner dem "Klassenfeind" erlaubt haben, ihnen aufs Dach zu steigen, ist bemerkenswert. *

Viele Grüße
Andreas

geschrieben von: Detlef Klein
Datum: 19.09.20, 12:35

Hallo Olli,
schade, dass kein anderer Ausschnitt möglich war. Aber auch so ist das Foto sehr gelungen. Aufgefallen ist mir die Tatsache, dass die Verkehrsteilnehmer auch ohne Haltestrich auf der Fahrbahn, einen respektvollen Abstand zur Bahnschranke halten.
Auch die farbliche Anmutung kommt gut rüber, halt echte Nostalgie was Fotografie betrifft. Mir gefällt die Aufnahme, ⭐
Ciao Detlef

1-mal bearbeitet. Zuletzt am 19.09.20, 13:19

geschrieben von: Andreas T
Datum: 19.09.20, 15:08

Ein wunderschönes Bild. Klasse!

geschrieben von: Nils
Datum: 20.09.20, 08:38

Alleine die Story ist es! Danke für die Entdeckungsreise! *

geschrieben von: claus_pusch
Datum: 20.09.20, 09:13

Tolle Aufnahme aus luftiger Höhe mit vielen sehenswerten Details.
Viele Grüße, Claus

geschrieben von: 797 505
Datum: 21.09.20, 15:40

In jeglicher Beziehung gnadenlos gut.
Wohl dem der damals - vor und auch noch direkt nach der Wende - solche Aktionen gebracht hat. Selbst war ich dafür noch zu jung und geografisch zu weit von der Zone weg...
Geiles Bild! *
Grüße jost

geschrieben von: Jan vdBk
Datum: 21.09.20, 20:42

Moin Olli,
das ist wirklich ein klasse Bild, auf dem es jede Menge zu sehen gibt!
Und die Scan-Qualität kommt (zumindest in dieser Größe) ja wirklich dicke an die von Digitalkameras heran! So macht Historisches Spaß!
Viele Grüße, Jan

geschrieben von: Olli Sydow
Datum: 22.09.20, 08:07

Allseits danke für die Blumen...:-)

geschrieben von: H.M.
Datum: 23.09.20, 18:07

Hallo Leon, du schreibst das das Ende des Daches eine komplette Hereinnahme des Andreaskreuzes und der Fahrzeuge verhinderte. Da komme ich ins Grübeln wenn ich dieses [www.drehscheibe-online.de] Bild mir anschaue.

Gruß Holger

geschrieben von: JLW
Datum: 23.09.20, 18:42

Spekulatius: Bodo ganz locker mit Mittelformat und Oliver damals wie angegeben mit Kleinbild, der Kirchturm ist der Aufhänger, das sind dann unten die entscheidenden Unterschiede.

Nebenbei bemerkt: Das ist das einzige Gebiet der 244er, das ich nicht ausreichend bearbeitet habe.

1-mal bearbeitet. Zuletzt am 23.09.20, 18:44

geschrieben von: Der Rollbahner
Datum: 23.09.20, 22:33

Ein Wahnsinnsbild, mir ist schon vom Betrachten schwindlig. * und Gruß, Hartmut

geschrieben von: Rübezahl
Datum: 23.09.20, 23:19

Der Bildvergleich veranschaulicht natürlich sehr gut das Vollformat bei der Mittelformatfotografie mit dem Kleinbildausschnitt, das heute bei den Digitalfotografen gerne als Vollformat bezeichnet wird. Da wundert es sich nicht, dass letztere dann das Weitwikel aufreissen um "alles drin zu haben".

Gruß

Rübezahl

geschrieben von: Olli Sydow
Datum: 24.09.20, 07:23

Bitte nicht Vollformat und Mittelformat in einen Topf werfen. Ob nun Vollformat oder DX-Format - es bleibt vom Ausschnitt ein sog. "Kleinbild". Nur sind die Zooms von heute deutlich besser als damals zur analogen Zeit, mit dem Ergebnis, dass diese Aufnahme vom Ausschnitt her die Grenzen der Festbrennweite von 50 mm zeigt. Eine von vielen Gründen, warum ein Fotograf mit einer festbrennweitigen KB-Kamera nie neben einem mit einer 6x6-Kamera stehen darf. Entweder der MF-Fotograf macht ein flaches Bild, oder der KB-Fotograf hat zu wenig Motiv im Visier. Insoweit geht der Spekulatius auf...;-)

geschrieben von: Olli Sydow
Datum: 27.09.20, 16:26

...Und wie immer an dieser Stelle erfolgt die dankbare Verneigung des Einstellers vor der Userschaft für die Aufnahme dieses Bildes in die T3dW..;-) Ich bleibe bei der Thematik noch eine Weile am Ball; das Feld ist noch nicht genug beackert...!

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