Hallo,
schon viele sonnige Tage lagen hinter uns
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aber glücklicherweise auch noch einige vor uns.
Mittwoch, 17.10.18
Einen Tag fürs Hobby gewährte mir die Familie und so wurde gleich früh aufgebrochen. Allerdings etwas zu früh, denn ich musste noch einige Zeit bis zum ersten Foto warten. Vorher beschien die Sonne lediglich die Berggipfel und –hänge. Und selbst bei G 5113, den ich bei Preda ablichtete, wurde es eine ziemliche Zitterpartie.
Ge 6/6 II 703 hat vor der Kulisse des Elamassivs gleich den höchsten Punkt der Albulalinie erreicht
Nun ging es im herrlichen Morgenlicht über den Albulapass hinab ins Engadin. Dort wollte ich heute „wildern“, denn hier war die Färbung der Lärchen doch schon deutlich fortgeschrittener. Erster Programmpunkt war G 5336 nach Landquart, der aber nicht die Albulastrecke nutzt, sondern nach einem längeren Rangieraufenthalt in Zernez durch den Vereinatunnel und das Prättigau ins Rheintal fährt. Am Kirchblick von Bever war es jetzt richtig knapp mit der Sonne, die gerade so die Schienenoberkante erreicht hatte, während die Rinder noch im Schatten weideten.
Punktladung für die 702, die heute nur einen „Volg“s-Wagen am Haken hat
Der Zug kreuzt in La Punt mit einem Regio und eigentlich hätte man ihn locker nochmal in Madulain oder S-chanf erwischen können, aber ich hab mich bei der Fotostellensuche ziemlich verdaddelt und fuhr gleich weiter nach Guarda, wo eigentlich das Viadukt das Ziel war, aber die unmittelbar davor entlangführende Straße wurde gerade umfangreichen Bauarbeiten unterzogen, was mit der Präsenz zahlreicher Baumaschinen und Kräne verbunden war. So ging es halt noch ein paar Meter weiter zum kleinen Bahnübergang kurz vorm Bahnhof. Das ist jetzt zwar motivlich weniger Wert als die Brücke, dennoch bin ich mit den Fotos der beiden hier jetzt in kurzem Abstand auftauchenden Züge, einem RE aus Disentis und einem R aus Pontresina doch recht zufrieden.
Ge 4/4 II 627 wirbt für 100 Jahre Chur-Arosa und passiert mit R 1932 nach Scuol das Guarda gehörende Giarsun
Nun wurde in Richtung Bever zurückgefahren. Durch einige Baustellen war der Verkehrsfluss den Inn entlang doch ziemlich zäh, aber ich hatte keinen Stress. Unterwegs begegnete mir sogar G 5336 noch einmal. Er hatte in Zernez noch ein paar Wagen bekommen. Bever wurde angesteuert, da ich es bislang versäumt hatte, ein vernünftiges Foto des Pendelzuges zur Baustelle des neuen Albulatunnels anzufertigen. Dieser verbindet Montag bis Freitag mehrfach am Tag Samedan mit dem Großprojekt der Rhätischen Bahn, welches im Jahr 2021 zum Abschluss kommen soll und ist in der Regel mit einer oder zwei Ge 4/4 I bespannt. Vier Stück der altehrwürdigen Maschinen stehen noch im Einsatz und können mit etwas Glück bzw. Information aufgrund der schon angesprochenen dünnen Fahrzeugdecke auch kurzfristig vor anderen Zügen im gesamten Streckennetz zum Einsatz kommen.
Dank eines am Morgen in Bever getroffenen Hobbykollegen wusste ich um die ungefähren Fahrzeiten und tatsächlich tauchte der Zug in etwa planmäßig inmitten der hier schon herbstlich gefärbten Lärchen auf.
Bemerkenswerte 65 Jahre hat die auf den Namen Silvretta getaufte 605 schon auf dem Buckel, die hier die letzten Meter im Val Bever zurücklegt und gleich ins Inntal einbiegt
Die knapp zwei Stunden bis zur Rückkehr der Maschine in Richtung Tunnelbaustelle wurden sehr entspannt hier verbracht, mit einigen Personen- und Güterzügen blieb auch die Langeweile fern.
Auch RE 1144 nach Chur war einer der Züge, die inmitten der Lärchen bei Bever abgepasst wurden
Für den Nachmittag gab es zwei Optionen, die erste wäre den Motivklassiker in Ardez anzusteuern, die zweite wäre dem Nachmittagsgüterzug nach Davos noch einen Besuch abzustatten, was den Vorteil mit sich brächte, nicht so spät wieder in Alvaneu zu erscheinen. In beide Varianten konnte noch der Güterzug von Landquart nach Pontresina integriert werden.
Nur wenige Minuten nach der Ankunft des Güterzuges aus Landquart ist Ge 6/6 II 706 schon wieder retour unterwegs
Die Entscheidung zwischen Ardez und Davos rückte näher, man konnte sie aber noch ein wenig verschieben, denn bis erst in Susch müsste man zwischen dem Flüelapass nach Davos oder dem Unterengadin wählen. Letztendlich gab das Navigationssystem, das die Ankunftszeit an der Fotostelle bei Davos Wolfgang nur wenige Minuten vor der Planzeit des Güterzuges prognostizierte, den Ausschlag. Denn ein Verkehren des Zuges vor der Planzeit war ebenso wie der Verlust einiger Minütchen beim Befahren der Passstraße nicht unwahrscheinlich. In Ardez wählte ich zunächst mal die falsche Abfahrt und stellte wie schon im Italienurlaub fest, dass schwedische Kombis nicht für enge, historische Ortsdurchfahrten konzipiert sind. Aber nach ein paar Rangiermanövern erreichte ich ruhigen Schrittes den äußerst kitschigen Blick auf die kleine Kapelle, den erfreulicherweise eine klassisch rote Ge 4/4 II
Das Parademotiv im Unterengadin passiert gerade RE 1252 nach Disentis
Im Prinzip war der heutige Tag damit abgearbeitet. Da aber das Licht noch so schön hereinfiel, entschied ich mich noch einmal nach Zernez zu fahren, denn hier würde die Strecke noch recht lange von den nun immer länger werdenden Bergschatten verschont bleiben. An den Bergen selbst hatten sich nun ein paar lockere Wolken breit gemacht, die zwar immer mal kurz die Szenerie verdunkelten, aber nie von großer Dauer. Hier standen innerhalb kurzer Zeit gleich drei Züge an, jeweils ein Engadin Star nach bzw. von St. Moritz, sowie ein Regio nach Scuol.
Mit Lok voraus nur mit den Engadin Star machbar – die Fotokurve von Zernez
Äußerst zufrieden fuhr ich dann im Abendlicht über den Albulapass.
Donnerstag, 18.10.18
Die Piktogramme der Wetter-Apps zeigten für heute eine kleine Wolke vor der Sonne. In Wirklichkeit war heute ein Tag voller Schleierfelder, die mal mehr und mal weniger Sonnenschein durchließen. Da die Temperaturen aber nach wie vor durchaus im zweistelligen Bereich lagen und nahezu Windstille vorherrschte, entschieden wir uns, ein bereits in den Vorjahren angedachtes Unterfangen anzugehen:eine Wanderung auf die im Albulatal omnipräsente Muchetta. Als Startpunkt wählten wir den Abzweig eines Wirtschaftsweges bei Filisur, welcher in zahlreichen Schleifen steil hinauf zum kleinen Weiler Curtins führt. Dabei ergibt sich des Öfteren auch mal ein Blick auf die Bahn, aber wir wollten während des Aufstiegs keine ausgedehnten Pausen machen. Oberhalb Curtins wird aus dem Fahrweg immer mehr ein kleiner, steiler Wanderweg bis man schließlich auf etwa 2300 Meter Höhe einen Abzweig erreicht. Von hier ist es möglich, über Jenisberg hinab zur Station Wiesen zu wandern. Wir füllten hier aber erstmal unsere Energiespeicher für die restlichen Höhenmeter bis zum Gipfel auf.
Blick von der Muchetta auf einen gerade den Schmittentobelviadukt überquerenden Zug nach St. Moritz
Der Anstieg erfolgt nun über den Westgrat und gestaltet sich insbesondere auf den letzten Metern zum Vorgipfel etwas beschwerlicher. Obwohl ich eigentlich nicht wirklich höhenfest bin, bereitete das im Grunde kaum Probleme. Seltsamerweise befindet sich am Wegweiser des 2585 Meter hohen Vorgipfel bereits das Schild „Muchetta 2622m“, der eigentliche Gipfel liegt aber noch ein paar Meter den Gipfelgrat entlang Richtung Osten. Von hier oben hat man einen wunderbaren Blick auf das Albulatal, nach Davos sowie auf die imposanten Bündner Stöcke.
Der ein paar Höhenmeter niedrigere Vorgipfel und ein Zug hat sich auch noch ins Bild geschlichen
Äußerst beeindruckend ist auch der Blick steil nach unten auf das Wiesner Viadukt. Da musste einfach noch ein wenig auf einen Zug gewartet werden. Da es inzwischen früher Nachmittag war, fiel nicht mehr allzu viel Seitenlicht auf den Zug, aber das ließ sich verschmerzen.
Wie auf der Modellbahn, eine Ge 4/4 II schiebt gerade einen Zug über den Wiesner Viadukt und wird gleich in der Station ein paar Reisende aufnehmen
Ein wenig verweilten wir noch in exponierter Lage, aber dann wurde der Abstieg in Angriff genommen. Dieser erfolgte doch in langsamerer Geschwindigkeit als erwartet und so erreichten wir Filisur erst deutlich nach Einbruch der Dunkelheit und profitierten dabei vom Mond der uns das Wandern der Schleifen von Curtins herab erleichterte.
Freitag, 19.10.18
Die gestrigen Wanderanstrengungen machten sich, o Wunder, heute tatsächlich in der Beinmuskulatur bemerkbar. Da dies auch den anderen Familienmitgliedern so erging, entschieden wir uns heute Beförderungsmöglichkeiten zu nutzen um auf Berge zu gelangen. Um das Ganze mit etwas Bahnfotografie verbinden zu können, wurde nach dem Frühstück in Richtung Berninamassiv aufgebrochen. Die gestrigen Schleierwolken hatten sich verzogen und uns begleitete ein wunderbar blauer Himmel. Anfänglich liebäugelte ich noch mit dem Güterzug von Samedan in Richtung Vereina, aber umfangreiche Straßenbauarbeiten an beiden Zufahrten zum Albulapass verhinderten das. Aber für den Regio nach Scuol reichte es allemal. Dieser überraschenderweise aus einer Be 4/4 II-Einheit gebildete Zug wanderte bei Madulain und S-chanf ins digitale Archiv.
Hatten wir diesen Urlaub auch noch nicht, Be 4/4 II 516 als R 1932 nach Scuol verlässt S-chanf
Bei den letzten Urlauben auch immer mal wieder vorgenommen, aber nie umgesetzt war ein Ausflug zur Diavolezza, wo ein hervorragender Ausblick auf die Gipfel der Berninagruppe wartet. An der Talstation der Seilbahn angekommen, überlegten wir, ob wir nicht vielleicht doch die 800 Höhenmeter zu Fuß bewältigen, aber der Nachwuchs bremste dieses Vorhaben vehement ein, worüber ich nicht wirklich unglücklich war. Oben angekommen genossen wir bei ein paar Getränken aus dem Bergrestaurant die Aussicht, aber alsbald beschlossen wir doch noch ein paar Meter zurückzulegen und wanderten ein paar Kilometer zum Sass Queder, einem nohmal ca. einhundert Höhenmeter höhergelegenen Gipfelplateau.
Die Bergwelt der Diavolezza – links der Piz Bernina, mit seinen 4049 Metern Höhe einziger Viertausender der Ostalpen, rechts daneben der dem Gletscher seinen Namen gebende Piz Morteratsch
Nicht damit gerechnet hatte ich, dass hier auch die Berninabahn ins Blickfeld rückt, von der Diavolezza selbst aus bleibt sie verborgen. Die anstehende Mittagsrast musste daraufhin bis zur Kreuzung zweier Regios im Bahnhof Lagalb verlängert werden. Der imposante Blick auf die Ostalpen und hinab auf den Berninapass mitsamt Lago Biancho bleibt nachhaltig in Erinnerung
Richtung Osten fällt der Sass Queder steil ab und gibt so den Blick auf R 1652 nach St. Moritz inmitten der Bergwelt der Ostalpen frei, der schneebedeckte weit entfernte Berg leicht rechts von der Bildmitte dürfte der Ortler sein
R 1652 hat gerade an der Talstation der Lagalbseilbahn mit R 1637 gekreuzt und bewältigt nun die letzten Steigungskilometer hinauf zum Scheitelpunkt
Danach stiegen wir in gemächlichem Tempo vom Sass Queder zur Seilbahnstation herab und waren dann auch bald wieder im Auto. Die am Nachmittag übliche Kreuzung zweier Berninaexpress bei Lagalb war eigentlich vorüber, aber als ich in der App schaute, wann denn der nächste Regio käme, fiel mir die immense Verspätung bei beiden Zügen auf und so gelang doch noch ein so halb brauchbares Bild des aufwärtsfahrenden Panoramazuges. Nun war noch ein kurzer Halt beim Coop in Samedan geplant, wobei man vorher in Celerina noch ein Foto des Personenzuges nach Chur einbauen hätte können, aber dort angekommen war abzusehen, dass die rasch in Richtung Berge hinabsinkende Sonne das wohl nicht mehr zulassen würde.
Samstag, 20.10.18
Der letzte komplette Urlaubstag sollte noch eine Art Zusammenfassung der bisherigen Aktivitäten bieten. Und dazu gehörte ja auch die Eisenbahnfotografie. Nach ausgedehntem Frühstück fuhren wir über in den bekannten Urlaubsort Arosa. Überrascht war ich von der sehr kurvenreichen Trassierung der Straße im Plessurtal. Da gab es kaum einen Abschnitt mit mehreren hundert Metern geradeaus. Bei Langwies kommt dann das bekannteste und markanteste Bauwerk der Arosabahn in Sichtweite, der LangwieserViadukt. Hier quert die Bahn in 62 Metern Höhe die Plessur und wechselt die Talseite. Das vor mehr als 100 Jahren errichtete 284 Meter lange Bauwerk stellt die größte Brücke der RhB dar und war eine der weltweit ersten großen Betonbrücken. Allerdings liegen hier die Fotopunkte nicht ganz so offensichtlich wie bei den anderen berühmten Brücken der RhB. Die dem Licht zugewandte Südseite der Brücke zeichnet sich durch starke Bewaldung aus. Aber etwas oberhalb der Straße ergab sich nach ein wenig Suchen ein Blick auf das eindrückliche Stück Ingenieursbaukunst.
Ein längenmäßig idealer Zug quert die Plessur mithilfe des Langwieser Viadukts, wird gleich im rechts zu sehenden Bahnhof Langwies stoppen und dann seine Fahrt am Hang entlang hinab nach Chur fortsetzen
In Arosa parkierten wir den Wagen am Bahnhof, liefen durch den Ort zur Hörnlibahn und fuhren mit dieser zum Hörnligrat. Von dort wanderten wir zunächst ein Stück hinab und dann wieder hinauf zum Weisshorn, wo uns die Weisshornbahn wieder hinab zum Bahnhof brachte.
Im Winter ein Paradies für Alpinskienthusiasten - das von Bergen umschlossene Arosa
Am Abend wurden dann die Koffer gepackt und am nächsten Tag kamen wir staufrei bis in die Heimat.
Fazit
An einen wettermäßig besseren Urlaub, abgesehen von kurzen Ausflügen über’s (verlängerte) Wochenende, kann ich mich wahrlich nicht erinnern. Bis auf einen Tag, an dem aber lediglich der Süden Graubündens unter Wolken hing und den einen etwas verschleierten Tag, den wir für die Muchettawanderung nutzten, schien nahezu ununterbrochen die Sonne. Außer nachts natürlich. Daneben bleibt wieder einmal die scheinbar perfekte Schweizer Bahnwelt in Erinnerung. Die nächste, meist wunderschön gelegene und mit reichlich Motiven gespickte Bahnstrecke ist immer nur eine Taldurchfahrt oder Bergrückenquerung entfernt. Da sich die RhB weiterhin im Umbruch befindet, im nächsten Jahr sollen die in großer Stückzahl bestellten „Capricorn“ bereits erste Gehversuche unternehmen, wird es wahrscheinlich und hoffentlich nicht der letzte Aufenthalt dort gewesen sein. Ob sich das Wetter dann auch wieder von seiner sonnigen Seite zeigen wird?
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit und viele Grüße
björn