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[MK][GR]Balkan-Abenteuer Teil 11: Skopje-Thesssaloniki-Athen (m37B)

geschrieben von: tokkyuu

Datum: 16.01.11 22:16

Balkan-Abenteuer Teil 11: Skopje-Thesssaloniki-Athen

Die bisherigen Teile:
Teil 1: Wien-Zagreb
Teil 2: Zagreb-Sarajevo
Teil 3: Sarajevo
Teil 4: Mostar
Teil 5: Sarajevo-Dubrovnik-Split-Zagreb
Teil 6: (Zagreb-) Beograd
Teil 7: Beograd - Podgorica
Teil 8: Podgorica – Bar (-Skopje)
Teil 9: (Bar -) Skopje
Teil 10: Skopje-Bitola-Ohrid-Kicevo-Skopje



Tag 13: Samstag, 24. Juli 2010 – Skopje-Thessaloniki-Athen

Langes Warten bis zur Abfahrt
Ab heute fahre ich alleine weiter und verbringe noch eine Woche auf dem Balkan, während mein Freund wieder nach Wien zurückkehren muß. Die Chance, mit dem Balkan-Flexipaß nach 27 Jahren endlich wieder einmal Athen zu besichtigen (auch wenns nur eine Stichfahrt ist) und endlich einmal die Hauptstrecke in Griechenland befahren zu können, darf ich mir nicht entgehen lassen.
Angeblich gibt es ab 7 Uhr Frühstück, aber als wir hinunterkommen, ist alles verschlossen, wir haben keine Ahnung, wo das Frühstück serviert wird. Wir warten und warten, um 7.20 Uhr gehe ich schließlich zum Bahnhof und verabschiede mich von meinem Freund H. Mein Zug soll um 7.40 Uhr abfahren, während H.s Zug erst um 9 Uhr fährt. Also muß ich auf ein Frühstück verzichten. Da ich keine Denari mehr habe, werde ich mir also auch nichts kaufen können. Auch gut. Auf dem Bahnhof sehe ich dann: Der D335 nach Thessaloniki hat 1 Stunde und 40 Minuten Verspätung. Der Zug nach Beograd ist ohne Verspätung angeschrieben. Gut, dann hab ich also noch genug Zeit und gehe wieder zum Hotel zurück. Ich sehe H. und eine Holländerin im Restaurant-Gastgarten sitzen. Sie überlegen gerade, was sie zum Frühstück bestellen sollen. Aus einer Liste kann man etwas auswählen. Viel ist es nicht, jedenfalls bietet jede Auswahl ein relativ einseitiges Frühstück und auch nicht sehr viel, wie wir wenig später feststellen werden. Ich setze mich also auch hin und wähle aus. Meinen Bon für das Frühstück habe ich ja noch. Ich wähle ein Eieromelett mit Schinken und Käse. Es ist in Wahrheit ein halbes Omelett, dünn noch dazu. Schwarzen Kaffee gibt es nicht, Milchkaffee mag ich nicht. Es gibt auch Tee, der ist dann leider ein Kamillentee. Also zugegeben: auf dieses Frühstück hätte ich eigentlich auch verzichten können. Wenigstens gibt es ein dickes Stück Brot. Da die Holländerin (sie ist mit dem Rad quer durch den Balkan unterwegs: vom Schwarzen Meer bis an die Adria in Albanien) ihre Marmelade nicht mag, bekomme ich sie. Wenigstens was. Es ist zwar Powidl (das ist relativ bittere Pflaumenmarmelade), aber stört das mich nicht. Nach dem Frühstück gehen H. und ich gemeinsam zum Bahnhof. Die Verspätungsanzeige für meinen Zug ist noch unverändert. Das würde bedeuten, daß H. früher als ich von Skopje abfahren würde. Meine Abfahrt verschiebt sich ja auf 9.20 Uhr. Falls sich meine Verspätung unterwegs nicht vergrößert, brauche ich in Thessaloniki auf meinen Anschlußzug nach Athen wenigstens nicht lange zu warten.

Während der Wartezeit kommt auf Gleis 1 ein Triebwagen der Reihe 712 an. Diese Type habe ich vorher noch nie gesehen. Laut Bahnsteig und Ankunftszeit kann das nur der IR5900 aus Kocani sein. Auf Gleis 2 steht die 441-755 mit zwei Wagen, das kann nur der IR1911 nach Veles sein.

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Bild 1: Fahrkartenschalter im Bahnhof Skopje: so hell war es nicht, ich mußte das Bild aufhellen, sonst würde man nichts sehen!

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Bild 2: 712-108 kommt aus Kocani in Skopje an.

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Bild 3: 441-755 mit IR1911 nach Veles unter den dunklen Dächern des Bahnhofs Skopje.

Um 9.09 Uhr kommt der IC336 „Olympus“ von Thessaloniki nach Beograd, gezogen von der schon bekannten 442-001, das bedeutet also lediglich 22 Minuten Ankunftsverspätung! Er besteht aus einem OSE-AB (ABmhe 61 73 39-76 204-0), aus einem MŽ-B sowie einem ŽS-AB. Ein Bc der ŽS wird angehängt, den zuvor schon die 642-402 verschoben hat. Auf diese Weise gelingt mir doch noch ein brauchbares Bild dieser Baureihe.

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Bild 4: 442-001 mit IC336 „Olympus“ kommt an.

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Bild 5: 642-402 beim Verschub in Skopje.

Hernach folgt Bremsprobe, H. ist schon auf seinem Platz in der 1. Klasse. Dann kommen vier Arbeiter und machen sich an einem Drehgestell des mazedonischen Wagens zu schaffen. Alle scheinen ratlos zu sein. Einer kraxelt sogar ganz unter den Waggon, um an der Achse irgendwas zu prüfen. Dann folgt das Kommando, daß alle Leute aus dem Wagen aussteigen müssen und sich einen neuen Platz in den anderen Wagen suchen müssen. Der Wagen wird ausgereiht, was natürlich nur mit aufwendigen Verschubbewegungen möglich ist, die Zeit dauern. Dadurch wird sich die Abfahrtsverspätung natürlich weiter vergrößern.
Wieder muß ich erwähnen, daß auf den Bahnsteigen keinerlei Informationen zum Fahrplan zu finden sind. An den Regionalzügen gibt es keine Routentafeln, lediglich bei den internationalen Zügen kann man erkennen, wohin der Zug fährt. Es gibt zwar Kioske, an denen man etwas zu essen, trinken, rauchen und lesen kaufen kann, aber keine Infos, wann welcher Zug von wo abfahren soll. Die Ansagen im Lautsprecher erfolgen nur auf Mazedonisch. Die Uhren sind alle kaputt bis auf eine. Jede Uhr ist mit einer anderen Uhrzeit stehengeblieben. Am besten man vertraut seiner eigenen Uhr.
Genau zu der Minute, in der der IC336 (mit 37 Minuten Verspätung) nach Beograd abfährt, kommt auch der D335 „Hellas-Express“ an, um 9.37 Uhr, das sind 2 Stunden und 31 Minuten Verspätung.

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Bild 6: 462-002 mit D335 „Hellas Express“ bei der Ankunft in Skopje.

Mit dem Hellas-Express nach Thessaloniki
Fahrplan D335:
07.40 plan / 10.00 echt ab Skopje
12.54 plan / 15.35 echt an Thessaloniki
Fahrplan IC55 (geplant) / 503 (wirklich gefahren)
14:54 geplant / 16.33 wirklich ab Thessaloniki
19.49 geplant / 22.46 wirklich an Athen
Etwa 770 km.

Da ich in Thessaloniki „nur“ 2 Stunden Übergangszeit zum Anschlußzug nach Athen habe (für den ich ja schon eine Platzkarte habe), wird dieser Zug (IC55) natürlich schon weg sein. Ich glaube kaum, daß wir die Verspätung aufholen können! Der Zug wird von der 462-002 gezogen und hat viele Wagen, darunter auch von CD und MÁV. Einige Wagen werden hier abgehängt, das heißt, der planmäßige Aufenthalt von 34 Minuten wird vermutlich auch benötigt. Die Sitze in dem serbischen AB sind schon etwas ramponiert und nicht so bequem wie die Sitze in den gestrigen Regionalzügen.

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Bild 7: Etwas ramponierte Sitze im serbischen AB-Wagen.

Leider hab ich die Abfahrtszeit nicht notiert, aber anhand von Fotos kann ich mir ausrechnen, daß wir nicht die ganze geplante Aufenthaltszeit von 34 Minuten benötigt haben, denn in Veles kommen wir mit einer Verspätung von nur mehr 2 Stunden und 21 Minuten an. Wir haben also eventuell etwas aufgeholt oder sind entsprechend früher von Skopje losgefahren.
Auf der Fahrt zwischen Skopje und Veles kann ich endlich einige Bilder vom Flußtal machen, was mir auf der gestrigen Fahrt nach Bitola nicht gelungen ist.
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Bild 8: Viel Grün im Vardar-Tal. Gut zu erkennen: Wagen von CD, MÁV, ŽS (Schlafwagen), MŽ (Liegewagen).

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Bild 9: Schönes Tal des Flusses Vardar.

Erwähnenswert ist auch, daß sämtliche Schaffner, die wir in den Zügen Mazedoniens gesehen haben, das Alter von 50 Jahren schon überschritten haben, junge Schaffner haben wir keine bemerkt. In dem Wagen, in dem ich sitze, gibt es übrigens kein Licht. Südlich von Veles ändert sich langsam die Landschaft und erinnert manchmal an Karstgebiete, manchmal an die Landschaft in Pelagonien. In meinem Abteil sitzen auch drei Mazedonier, die Verwandte oder Bekannte in Griechenland besuchen wollen. Der älteste von ihnen spricht mich auf Deutsch an. Er ist 61 und hat 40 Jahre lang in Deutschland gearbeitet. Heute ist es übrigens wieder sehr heiß (38-40 Grad), aber das sei hier normal, meint der Mazedonier.
InVeles sehe ich die 441-755, die mit dem IR1911 von Skopje gekommen ist und bereits für die Rückfahrt gerüstet ist.

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Bild 10: 441-755 ist schon längst in Veles angekommen. Hier schon für die Rückfahrt gerüstet.

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Bild 11: Noch ein Landschaftsbild, etwa eine Stunde hinter Veles.

Grenze Mazedonien-Griechenland
Wir kommen im mazedonischen Grenzbahnhof Gevgelija mit etwa zwei Stunden Verspätung an, das bedeutet, daß wir weitere 20 Minuten aufgeholt haben! Es gehen Putzfrauen durch den Zug und räumen alte Flaschen weg. Der mazedonische Zollbeamte bringt Formulare für die Ausreise (es gab auch welche bei der Einreise!), die er später (ausgefüllt) wieder abholt. Die drei Mazedonier bekommen Einreiseformulare für Griechenland (EU-Außengrenze), die sie ausfüllen müssen.

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Bild 12: 442-003 mit einem Güterzug im Grenzbahnhof Gevgelija.

Um 14 Uhr OEZ kommen wir dann in Idomeni, dem griechischen Grenzbahnhof an. Leider erinnere ich mich nicht genau, ob der Lokwechsel schon in Gevgelija oder erst jetzt in Idomeni vonstatten ging. Jedenfalls haben wir nun eine E-Lok der Reihe 120 vorne dran.
Die griechischen Zöllner kommen und sammeln die Reisepässe der mazedonischen Reisenden (und die Einreiseformulare) alle ein. Mein Paß wird nur von außen kurz angeguckt und mit einem Nicken quittiert. Ich beginne zu ahnen, daß der Grenzaufenthalt hier noch lange dauern wird. Die Mazedonier werden von den Griechen wie Menschen zweiter Klasse behandelt. Ich fühle mich gar nicht so wohl in meiner Haut, wenn ich sowas miterleben muß. Natürlich könnte es auch sein, daß alle Nicht-EU-Bürger solche Formulare ausfüllen müssen und auch deren Pässe eingesammelt werden. Die drei Mazedonier sind ausgestiegen, ich weiß nicht, wo sie sind. Ich weiß auch nicht, ob ich aussteigen darf oder nicht. Es kommt mir irgendwie vor, daß unser Zug alleingelassen wurde. Es sind keine Zöllner mehr zu sehen. Da ich die Ansagen nicht verstehe und die Anweisungen der Zöllner im Wagen auch nicht verstanden habe, kann ich nicht wissen, daß die Mazedonier draußen warten müssen, bis ihre Pässe kontrolliert und gestempelt sind und bei einem Zoll-Fenster weit vorne (wo die Lok steht) abholen müssen. Irgendwann steige ich doch aus, schaue, ob sich jemand aufregt, aber es sind auch keine Schaffner oder sonstige Amtskappeln zu sehen. Leider gibt es auch kein Lokal oder Café auf dem Bahnhof, hier könnte ich ja mit Euro zahlen. Ich gehe nach vor bis zur Lok, aber ich wage nicht, ein Bild von vorn zu machen, dazu müßte ich mich doch zu offensichtlich in Position bringen und jeder würde mich bemerken. Ich traue mich nur, ein Bild von hinten zu machen.

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Bild 13: Erster Blick auf den Bahnhof Idomeni: A.204 in blauer Lackierung.

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Bild 14: Zuerst staunte ich noch übern Gartner-Wagen aus Österreich. Der Mazedonier im Abteil erzählte mir aber, daß die hier täglich fahren! Welche Ware und welche Firmen – das hab ich wieder vergessen.

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Bild 15: Lokomotive 120 023 vor unserem Zug in Idomeni.

Ich gehe also wieder zum Waggon zurück. Irgendwann ertönt ein Pfiff und es wird angesagt, daß die Pässe in fünf Minuten abzuholen sind. Meine drei Mazedonier kommen kurz darauf ins Abteil zurück (und durch sie erfahre ich, was angesagt worden ist). Um 14.35 Uhr könnten wir eigentlich abfahren, wenn es nicht einige Fahrgäste gäbe, die nicht achtgegeben haben (laut meinen Mazedoniern) und glauben, ihre Pässe werden zurückgebracht. Es wird also im Lautsprecher angesagt, daß Herr X und Frau Y zum Zollschalter gehen sollen, ihre Pässe abzuholen. Die betreffenden Leute sind in unserem Wagen und regen sich darüber auf. Vermutlich sind sie hier noch nie gefahren. Meine Mazedonier regen sich darüber auf, daß sie nicht aufgepaßt hätten…

Wieder in der EU
Etwa um 14.45 Uhr OEZ geht die Fahrt endlich weiter. Und plötzlich merkt man, daß hier die Gleislage ganz anders ist, das Tempo ist viel schneller, ich schätze so um die 120 km/h. In Polykastro fällt mir eine 212 in alter DB-Lackierung auf, es ist die 212 318, sie gehört offensichtlich einer Baugesellschaft (Terna). Etwa um 15.25 Uhr erreichen wir Thessaloniki, das heißt, die Gleisanlagen vor dem eigentlichen Bahnhof. Hier gibt es zahlreiche alte Fahrzeuge zu sehen, darunter Dieseltriebwagen der Reihe AA70 (Esslingen). Man sieht hier aber auch etliche Desiros, von denen aber zahlreiche völlig zugesprayt sind sowie Dieselloks der Reihe 220 und andere Fahrzeuge. Ich bin entsetzt, wie arg hier alles zugesprayt ist.

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Bild 16: Unser Zug zwischen den Bergen südlich von Idomeni. Die Strecke war häufig zwei- bis dreigleisig, aber es schien nur ein Gleis in Verwendung zu sein.

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Bild 17: Zwischenbahnhof Polykastro. Hier erkennt man die neuen Schwellen, hinten ein Bauzug…

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Bild 18: … mit der ex-DB 212 318, zusätzlich beschriftet als SD32.

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Bild 19: Bereits im Einzugsbereich Thessalonikis: ein alter Triebwagen (ich vermute Reihe AA10 von Fiat)

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Bild 20: Auch die Reihe AA70 (Esslingen) ist hier vertreten: Sogar die Nummer ist noch erkennbar: AA.74

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Bild 21: Die 120 024 ist noch in Betrieb: hier vor einem Güterzug, den wir überholen.

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Bild 22: Die A.209 beim Verschub. Ich beginne zu begreifen, daß diese Lackierungsform offensichtlich die derzeit gültige bei diesen Lokomotiven ist.

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Bild 23: Die ersten Desiros der Reihe 460, die ich aus der Nähe gesehen habe. In Idomeni stand auch ein solcher Triebwagen in einiger Entfernung abgestellt.

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Bild 24: Der InterCity-Dieseltriebwagen Reihe 520 sieht aus, als wäre er schon zum Ausschlachten bestimmt.

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Bild 25: Bei diesen Desiros verschlägt es mir die Sprache: kann man sie nicht besser schützen? Läßt man sie hier einfach so herumstehen und säubert sie nicht? Es waren mehrere solche Garnituren…

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Bild 26: Auch diese wirklich schönen Reisezugwagen sind total verunstaltet.

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Bild 27: Unser Zug nach der Ankunft in Thessaloniki.

Um etwa 15.35 kommen wir im Bahnhof Thessaloniki an. Die Ankunftsverspätung beträgt etwa 2 Stunden und 40 Minuten. Wir haben also an der Grenze 40 Minuten zusätzliche Verspätung aufgebaut. Ich wechsle sofort den Bahnsteig und laufe auf dem Nachbarbahnsteig nach vor, um ein Foto des Zuges zu machen, bevor die Wagen wieder rausgezogen werden.
Danach schaue ich in die Halle, um herauszufinden, wann der nächste Zug nach Athen fährt, denn der IC55 ist ja schon längst weg. Der nächste Zug ist der Zug 503, Abfahrt 16.33, Ankunft in Athen um 22.46 Uhr. Ganz schön spät. Ich will schauen, ob man eine Platzkarte für diesen Zug benötigt, aber überall sind lange Schlangen vor den Schaltern, also verzichte ich darauf. Für den IC55 hätte ich eine Platzkarte gehabt (in Berlin ausgestellt). Ich verlasse mich darauf, daß ich keine großen Probleme bekommen werde und gehe im Bahnhofsgebäude zu einem Buffet, um endlich ein wenig was zum Essen und Trinken zu besorgen. Der große Unterschied zwischen der letzten Woche und diesem Lokal ist unübersehbar. In meiner Erinnerung hat Griechenland vor 27 Jahren völlig anders ausgesehen und unterschied sich nicht von dem, was ich vor kurzem in Serbien und Mazedonien erlebt habe. Es hat also gewaltige Veränderungen gegeben. Ob das wegen der EU ist oder einfach an den 27 Jahren liegt, kann ich natürlich nicht beurteilen.

Nachdem ich mit Sandwich, einem Dessert und ausreichendem Trinken gestärkt bin, gehe ich zu meinem Zug, der aus den neueren griechischen Wagen besteht, die mir sowohl außen als auch innen recht gut gefallen. Auch so etwas gab es vor 27 Jahren nicht. Leider sind die Wagen total versprayt. Der gewählte Wagen (73 73 20 96 503-8) ist relativ leer. Ich suche mir einen Platz auf der linken Seite (wegen erhoffter Blicke auf das Meer) und hoffe, daß ihn keiner reserviert hat. Ich werde Glück haben. Ich sehe natürlich, daß einige andere Leute sehr wohl eine Platzreservierung haben. Sie suchen ihre Plätze anhand ihrer Fahrkarte. Wie gesagt: der Wagen sieht sehr gepflegt aus, aber im Laufe der Fahrt muß ich zugeben, daß die Sitze nicht wirklich bequem sind, zu hart und nicht verstellbar (der Verstellknopf funktioniert nicht).

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Bild 28: Optisch sehr ansprechend, wirklich bequem für eine sechsstündige Bahnfahrt eigentlich nicht.

Bevor wir abfahren, muß ich einige Sätze über Thessaloniki verlieren, weil ich leider über die griechische Geschichte bisher noch nie etwas erfahren habe und auch nie danach gesucht habe. Ich bin eigentlich ziemlich überrascht, daß der heutige griechische Staat keineswegs so eine einfache Geschichte hat.

Thessaloniki
Daß Thessaloniki eine alte Stadt ist, weiß zumindest jeder, der die Bibel ein wenig kennt. Entsprechend gibt es auch unterschiedliche Namen in vielen Sprachen (Mazedonisch/Bulgarisch und andere slawische Sprachen: Solun, Türkisch: Selanik, Italienisch: Salonicco, Rumänisch: Salonic, Deutsch: Saloniki). Von 1430 bis 1912 war die Stadt Teil des Osmanischen Reiches. Atatürk, der Begründer der modernen Türkei, wurde hier geboren. Im 2. Balkankrieg (1913) wurde die bulgarische Bevölkerung der Stadt vertrieben. Nach dem Griechisch-Türkischen Krieg (1919-22) verließ die türkische Bevölkerung die Stadt vollständig (davor war sie in der Mehrheit), und es wurde ein Austausch mit griechischen Flüchtlingen aus Anatolien vollzogen. Thessaloniki war bis zum Zweiten Weltkrieg auch eine wichtige jüdische Stadt (größte sephardische Gemeinde Europas mit 56.000 Personen, bis 1900 mehr als 50% der Bevölkerung) und die dominierenden Sprachen waren Spanisch und Ladino (oder auch sephardisch genannt). Zusammengefaßt kann man sagen, daß die Stadt früher von vielen Kulturen und Völkern geprägt war und erst seit dem Zweiten Weltkrieg wirklich eine vorwiegend griechische Stadt geworden ist (1890: 14% Griechen, 1913: 25% Griechen). Der Weg dahin war jedoch gepflastert mit vielen Flüchtlingstragödien, Bränden und Kriegen.

Fahrt Thessaloniki – Athen
Unser Zug fährt ziemlich pünktlich ab (und es wird erst der zweite Zug auf der ganzen Reise sein, der auch pünktlich ankommen wird!!) Die Geschwindigkeit ist relativ groß, die Strecke ist elektrifiziert, wir haben natürlich auch eine E-Lok vorne dran. Als der Schaffner kommt (der jüngste Schaffner seit vierzehn Tagen) bekomme ich mit, daß die Dame, die zwei Reihen vor mir sitzt, irgendeinen Zuschlag nachzahlen muß. Ich verstehe nicht viel, es müssen aber 8 oder 18 Euro gewesen sein. Als ich kontrolliert werde, zeige ich ihm meinen Balkan Flexipass, in dem auch die Reservierung für den IC55 noch drin steckt. Meine Fahrkarte wird anstandslos akzeptiert, es gibt keine weiteren Fragen und auch keinen Zuschlag zu zahlen. Juchu! Es beginnt nun eine spannende Fahrt, denn erstens bin ich noch nie mit der Bahn nach Athen gefahren (nur zweimal geflogen) und zweitens ist ja die Strecke Thessaloniki-Athen derzeit in Bau bzw. Ausbau, was ich unterwegs immer wieder bemerken werde. Zunächst einmal fahren wir bis Larisa elektrisch. Die Strecke wirkt, als ob der Ausbau hier bereits fertiggestellt ist, das heißt, die Strecke ist zweigleisig, das Tempo ist entsprechend hoch und man fühlt sich wie irgendwo in Mitteleuropa auf gut ausgebauten Strecken. Die Ansagen im Zug (über die nächsten Halte) erfolgen sämtlich nur auf Griechisch.

Nach etwa einer Stunde Fahrt führt die Trasse tatsächlich nahe am Meer entlang und ich kann sogar einige Bilder machen. Etwas später fällt mir auf, daß es parallel zu uns auch (alte) Bahnbrücken – z.B. über einen Flußlauf – gibt. Das dürfte also die alte Trasse sein, denn wir fahren über eine nicht zu übersehende neue Brücke.

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Bild 29: Rechts sind Berge zu sehen und die Trasse der früheren Strecke.

In Larisa haben wir etwa 10 Minuten Aufenthalt, denn wir bekommen nun eine Diesellokomotive. Immer wieder versuche ich, das Hostel in Athen telefonisch zu erreichen, denn auf meiner Reservierung steht, daß man eine verspätete Ankunft unbedingt telefonisch melden soll, damit das Zimmer reserviert bleibt. Da es nicht klappt, frage ich einen anderen Fahrgast (auf Englisch), ob er für mich telefonieren könnte, vielleicht liegt es ja auch an meinem Handy. Und tatsächlich erreicht er wegen Netzproblemen zunächst auch das Hostel nicht, erst nach einigen Versuchen, und so regelt er die Sache für mich, sodaß ich sorglos sehr spät in der Nacht dort ankommen kann. Hurra!
Unterwegs gibt es manchmal ausrangierte Fahrzeuge zu sehen, so zum Beispiel um etwa 18.45 Uhr einen alten Ganz-Mavag-Triebwagen. Bis Paleofarsalos sieht man noch Oberleitung (noch nicht in Betrieb?), danach nicht mehr.

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Bild 30: Ausrangierter Triebwagen von Ganz-Mavag, Baureihe AA.90.

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Bild 31: Ein bißchen Landschaft mit wenigen, aber unbekannten Feldern.

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Bild 32: So kannte ich Griechenland noch nicht: abseits vom Inselklischee…

Wir fahren nun auch deutlich langsamer, die Strecke ist nur mehr eingleisig, daher gibt es öfter Bahnhöfe oder auch Überholgleise auf freier Strecke, wo es zu Zugskreuzungen kommt. Neben der Bahntrasse fallen mir Felder mit niedrigen Pflanzen auf, die ich nicht kenne. Kartoffel sind es sicher nicht. Um 19 Uhr ist es dank Osteuropäischer Zeit noch immer hell genug für Aufnahmen, denn jetzt wird es interessant, es geht nämlich bergauf. Und neben unserer kurvenreichen Strecke sehe ich schon die Baustellen für eine geradlinig verlaufende Trasse mit vielen Brücken und Tunneln über dieses Gebirge. Die Landschaft ist sehr interessant und es wäre sicher reizvoll, sich hier einmal genauer umzuschauen. Mehr als eine Stunde dauert es, bis wir das Gebirge überwunden haben – nein, eigentlich waren es zwei Gebirge. Beim Herunterfahren vom zweiten Bergrücken ist die Landschaft wunderschön! Um 20 Uhr sind wir in Lianokladi, es gibt wieder Felsen, steile Felswände sogar. Mich würde interessieren, wie warm es draußen ist, im Zug selbst ist die Temperatur recht angenehm.

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Bild 33: Hier baut man an einer neuen Station.

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Bild 34: Es geht hinein ins Gebirge…

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Bild 35: … und da sieht man häufig die Baustellen an der neuen Bahntrasse.

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Bild 36: Hier gibt es noch nicht viel mehr als den Tunnel.

Nach 20.30 Uhr wird es dann doch zu dunkel zum Fotografieren. Kurz nach Eleftherochori, wo wir kurz halten, gibt es einen langen Tunnel, um 21.09 Uhr sind wir in Tithorea und mir fällt auf, daß es hier wieder zweigleisig und elektrisch weitergeht, und natürlich auch deutlich schneller. Es kommen mehr und mehr Bahnhöfe, die wie S-Bahnhöfe wirken, jedenfalls dürfte es hier mehr Verkehr geben. Auf einem dieser Bahnhöfe fällt mir sogar ein Eisenbahnfan auf, der mit einem Stativ fotografiert.

Ankunft in Athen
Als wir schließlich in Athen (Larisa-Bahnhof) ankommen, staune ich nicht schlecht, daß wir pünktlich sind: es ist 22.46 Uhr. Der Bahnhof ist nicht wiederzuerkennen. Zwar ist er noch nicht fertig, wie ich am nächsten Tag feststellen werde, aber im Vergleich zu dem Provinz-Statiönchen, das ich 1983 erlebt habe, ist das hier ein richtiger Bahnhof geworden. Kaum zu glauben! Ich halte mich natürlich zu dieser Tageszeit nicht auf, sondern gehe schnell zur Metro.

http://share.bahnforum.info/transfer/4b34bb10c170dda14241baa237c7d58d12b33f68/Balkan/s6102.JPG
Bild 37: Auf dem Larisa-Bahnhof der Metro mach ich noch schnell ein Bahnsteig-Bild.

Mit der roten Linie (2) bis Omonia – wie in der Hotelmitteilung geschrieben – und von dort ist es nicht weit zu Fuß zum Hostel. Ich finde diese Linie auch sofort und nehme mir am Automaten gleich ein 24 Stunden-Ticket (3 Euro, Einzelticket 1 Euro). Gut, daß es ausführlich erklärte Informationen auf Englisch bei den Automaten gibt. Die Ansagen in der Metro sind leider falsch, es wird immer eine Station zu spät angesagt, aber ich halte mich sowieso an den Liniennetzplan über der Türe. Nach dem Google-Maps-Ausdruck finde ich auch sofort mein Hostel, alles ist okay, ich bekomme mein Zimmer, erfahre, daß in irgendeinem Stock neben der Bar Internet frei benützbar ist und daß ich einen Ouzo als Begrüßungsdrink in der Bar bekomme. Also begebe ich mich auch gleich in dieses Stockwerk, kann nach vielen Tagen wieder meine Mails abrufen bzw. ein paar Zeilen verschicken und genehmige mir dann meinen Ouzo. Der Mann in der Bar ist ein Amerikaner, 23 Jahre alt und sehr gesprächig. Wir reden endlos lang über Gott und die Welt. Er hat einen griechischen Vater und eine amerikanische Mutter, ist immer im Sommer in Athen und arbeitet hier, ganz hier leben möchte er aber nicht, obwohl er die Art der Griechen irgendwie mag. Ich erzähle von 1983 und von den Souflaki, die ich damals gegessen habe, in irgendein Omelett gewickelt, das beste, woran ich mich erinnern kann. Ja, meint er, das gibt es noch, und im Lauf des Gesprächs bietet er an, eines zu bestellen und zu holen. Er bringt dann wirklich zwei Souflaki, zwar ein wenig anders, als ich es damals bekam, nämlich in einem Pita (Brot), aber trotzdem gut. Das Gespräch dauert bis fast halb 2 in der Nacht, natürlich bleibt es nicht beim Ouzo, sondern es folgt auch noch Bier… Es ist jedenfalls ein sehr angenehmer Ausklang eines interessanten Tages, ich staune eigentlich, daß der junge Kerl sich mit so einem alten Kerl wie mich so ungezwungen unterhält, ich fühle mich so wie früher auf meinen Interrail-Reisen. Und zu allem Überfluß erzählt er auch noch, daß morgen zum Frühstück eine Rumänin hier arbeiten wird. Also wieder Gelegenheit zum Plaudern…
Im Kopf muß ich mich nun umstellen auf Griechenland: hier ist alles griechisch beschriftet – ich kann es zwar lesen, aber zugegeben nicht so schnell und flüssig wie cyrillisch. Dafür ist hier fast alles auch in lateinischen Buchstaben zu lesen, was es wieder einfach macht. Andererseits kann ich Griechisch fast nichts – außer einigen Phrasen und kurzen Sätzen. Aber ich komme hier überraschenderweise mit Englisch recht weit. Und heute ist es also so spät wie noch nie geworden, die Dusche ist zwar ziemlich primitiv, aber das Bett ist okay und um etwa 2 Uhr umfängt mich der Schlaf der griechischen Nacht.

Fortsetzung hier:
Teil 12: Athen

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