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[BUR] Spione, Spitzkehren und Stahlviadukte: Mandalay - Lashio, Teil 1 (10 B.)

geschrieben von: Flo1979

Datum: 19.04.08 18:42

Zum Abschluss meiner Berichtsreihe über Myanmar möchte ich noch die Bergstrecke Mandalay (Myomaung) - Lashio vorstellen. Leider sind auf dieser Strecke keine Dampfloks mehr unterwegs, aber auch die Reise mit der Diesellok über die spektakuläre Strecke ist absolut lohnenswert. Die Strecke zweigt in Myomaung von der Hauptstrecke Yangon (Rangun) - Mandalay ab und führt zunächst noch einige Kilometer durch die weite Ebene des Ayerawaddy, bis dann der Fuß des Shan-Hochplateaus erreicht wird. Mit Hilfe von vier Spitzkehren und einiger weiterer Kehren sowie einer durchgehenden Steigung von 1:25 auf mehr als 13 Meilen erreicht die Strecke dann die ehemalige englische "Hill Station" Pyin OO Lwin (Maymo) in mehr als 1.100m Höhe. Durch das stark gegliederte Shan-Plateau, das u.a. den Bau des Gokteik-Viaduktes erforderte, führt die Strecke bis nach Lashio. Ursprünglich sollte die Strecke bis an die chinesische Grenze (Kunlong) verlängert werden, aktuell gibt es wieder Pläne zum Anschluss des burmesischen Eisenbahnnetzes an China. Der Bau der über 280km langen Strecke erfolgte übrigens zwischen 1900 und 1903. Hier noch die Streckenansicht in Google Maps.

Meine Reise auf der Strecke begann frühmorgens um halb sechs am Hauptbahnhof in Mandalay. Eine Fahrkarte mit Reservierung hatte ich bereits am Vortag für 7$ erstanden. Da ich die auf einer Tafel mit Kreide beschriebenen Abfahrtszeiten und Abfahrtsgleise in Burmesisch nicht entziffern konnte, ging ich ins Büro des Bahnhofsvorstehers. Der gab mir sehr gerne die notwendigen Informationen und verwickelte mich dann in ein Gespräch über den deutschen Fußball, insbesondere Franz Beckenbauer. Nachdem ich ihm noch ein paar (hoffentlich erfolgreiche) Tipps beim Ausfüllen des Wettscheins für den nächsten Bundesligaspieltag gab, entließ er mich.

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Der Bahnhof Myomaung,hier zweigt die Strecke nach Lashio von der Hauptstrecke Yangon (Rangun) - Mandalay ab

Da der Zug erst um 6:45 losfahren sollte, gönnte ich mir erst ein Frühstück im Bahnhofscafe. Anschließend wollte ich auf Fotosafari im Bahnhof gehen, der erst vor einigen Jahren neu gebaut wurde und dessen Bahnsteige nur über Rolltreppen, die allerdings nicht funktionieren, zugänglich sind. Aber bereits nach dem zweiten Foto wurde ich von einem Burmesesn angesprochen und sanft in Richtung Zug geschoben, der mittlerweile in den Bahnhof rangiert wurde. Zufälligerweise wusste er sogar, welchen Platz ich reserviert hatte. Mir war schon längst klar, dass es sich nicht um einen hilfsbereiten Burmesen, sondern um einen der zahlreichen staatlichen Spione handelt, die darauf aufpassen, dass die Touristen auch nur das sehen und fotografieren, was sie sollen. Im Waggon sagte er mir dann "You sit here. Not leave train and not take photo in station." Also setzte ich mich brav hin und beobachte, wie er vor dem Waggon patroullierte und darauf aufpasste, dass ich auch wirklich im Waggon bleiben würde und keine Fotos machen würde. Als sich der Zug dann um 6:44 in Bewegung setzte, war ich froh, dass ich meinen Bewacher endlich los war. Aber leider zu früh gefreut, denn kurz nach der Abfahrt setzte sich ein älterer Herr neben mich und begann sofort damit, mich auszufragen: woher ich komme, was ich in Myanmar mache, warum ich mit dem Zug unterwegs bin usw. . Zum Glück kam bald das Shan-Plateau in Sicht und ich konnte meine Aufmerksamkeit dem Bergaufstieg widmen. Das folgende Bild aus Google Earth zeigt den Bergaufstieg mit vier Spitzkehren und sechs Kehren:

http://farm3.static.flickr.com/2142/2424944233_c1b767fd96_o.jpg

Am Beginn des Shan-Plateaus sieht man, wie sich die Strecke im Zick-Zack (hier die ersten beiden Spitzkehren) in die Höhe windet:
http://farm3.static.flickr.com/2091/2319559168_f0ca49a684_o.jpg

In der ersten Kehre steht das Einfahrtsignal zum Bahnhof Tyongpr am Fuße der Steigung, im Hintergrund die zweite Spitzkehre:
http://farm3.static.flickr.com/2001/2319559770_37de2ffb98_o.jpg

Jetzt haben wir die erste Spitzkehre erreicht und die Lok schiebt den Zug in Richtung zweite Spitzkehre:
http://farm3.static.flickr.com/2148/2319560408_a337645a0f_o.jpg

Das Schild verkündet es, wir haben die zweite Spitzkehre in 720 Fuß Höhe erreicht:
http://farm4.static.flickr.com/3023/2319561370_380d2760dc_o.jpg

Hier fährt der Zug bereits in die dritte Spitzkehre ein, nachdem er kurz zuvor die vierte Spitzkehre in einem Tunnel unterquert hat. Am Ende des Gleises erkennt man im Hintergrund das einflügelige Signal, das dem Lokführer signalisiert, wann die Weiche gestellt wurde und er den Zug in Richtung vierte Spitzkehre schieben kann:
http://farm4.static.flickr.com/3115/2318751355_475965b141_o.jpg

Die Weiche wurde gestellt und die Lok schiebt den Zug durch den Einschnitt in die vierte Spitzkehre:
http://farm4.static.flickr.com/3244/2319562444_214a5482c9_o.jpg

An der vierten Spitzkehre steht dieses Stellwerk:
http://farm4.static.flickr.com/3281/2318752439_722df7f4ff_o.jpg

Und hier nochmals ein Übersichtsbild. Der Zug hat mittlerweile die vierte Spitzkehre verlassen, unter uns liegt die dritte Spitzkehre und im Hintergrund erkennt man, wie die Strecke im Tunnel die andere Seite des Bergrückens erreicht, auf der die ersten beiden Spitzkehren liegen:
http://farm3.static.flickr.com/2416/2319564082_0ed3322b57_o.jpg


Im zweiten Teil geht es dann zur zweiten Hauptattraktion der Strecke, dem Gokteik-Viadukt. Außerdem gibt sich mein Begleiter zu erkennen und erzählt, woher er Otto Grotewohl kennt.

Bisherige Berichte:

Teil 0: In welchem Land ist dieser Wohnwagen auf Schienen unterwegs?
Teil 1: Dampf, Elefanten, Opium - Die Burma/Myanma Railways (16 B.)
Teil 2: Streckenübersicht & Bahnhöfe in Myanmar/Burma (15 B.)
Teil 3: Dampflokgattungen in Myanmar/Burma (17 B.)
Teil 4: Rollendes Material in Myanmar/Burma (13 B.)
Teil 5: Wie dreht man in Myanmar einen Schienenbus? (9 B.)
Teil 6: Verfolgung eines Dampfgüterzuges, Teil1 (14 B.)
Teil 7: Dampflokbetriebswerke in Myanmar/Burma (14 B.)
Teil 8: Bereitstellen einer Dampflok mit Hindernissen (16 B.)
Teil 9: Signale & weitere Besonderheiten (11 B.)
Teil 10: Verfolgung eines Dampfgüterzuges, Teil2 (20 B.)


Edit: Bildlinks angepasst

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