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Obus in Minden

geschrieben von: vulkan

Datum: 17.04.16 12:28

Als alter gebürtiger Mindener kann ich mir einen Kommentar zum einstigen Mindener Obus nicht verkneifen:
Von dessen Existenz erfuhr ich erst relativ spät, nämlich im Jahre 1974, als ich als 12-jähriger an einem Schaukasten in der Poststraße vorbei kam, wo einige Aufnahmen aus dem Archiv einer Mindener Fotoreporterin ausgehängt waren. Schon als Kind immer an der Mindener Stadtgeschichte interessiert, erregte ein Bild meine ganz besondere Aufmerksamkeit: Eröffnungszeremonie der ersten Mindener Obusstrecke im Jahre "1959" mit Durchschneiden eines goldenen Bandes durch irgendwelche Honoratioren der Stadt! Aber keine Angaben, an welcher Stelle das Bild aufgenommen wurde. Daß die Jahresangabe falsch war, konnte ich damals noch nicht überprüfen. Weiter erinnere ich mich an den Kommentar, daß "den Obus-Masten viele Alleebäume zum Opfer fielen....".

Vor allem wollte ich wissen, wo das Bild entstand und welche Strecke dieser Bus nahm! Zwar wußte ich aus Erzählungen meiner Eltern und Großeltern, die seit 1950 in Minden gelebt hatten, daß es vor meiner Zeit einmal in Minden eine Straßenbahn gab, deren Streckenverlauf ich auf einem alten Stadtplan von 1948 nachvollziehen konnte, aber von einen elektrischen Omnibus hatten auch sie noch nie etwas gehört bzw. mitbekommen!

Zunächst prägte ich mir die Details auf dem Bild wie Gartenzaun und Häuser genau ein, in der Hoffnung die Stelle der Aufnahme irgendwann in Minden wiederzufinden. Und tatsächlich, ein knappes Jahr später hatte ich sie gefunden: Es war in der Hausberger Straße!

Eines der (leider inzwischen nicht mehr sichtbaren) Bilder aus dem Archiv von @ludger k. in diesem Beitrag [www.drehscheibe-online.de] zeigt genau diese Szene im Dezember 1953. Die Dame mit Kopftuch links im Bild könnte mit hoher Wahrscheinlichkeit die besagte Fotoreporterin gewesen sein, wie sie gerade das Bild aufnimmt, denn die Perspektive stimmt genau mit meiner Erinnerung überein.

Nachdem ich das Thema damals wieder vergessen hatte, vergingen -zig Jahre bis ich mich im Erwachsenenalter schließlich wieder mit der Historie des Mindener Obusses und der Straßenbahn beschäftigen konnte. Durch die Fachliteratur von Dieter Höltge und Ingrid Schütte haben sich viele der damals unbeantworteten fragen geklärt. Dennoch bleiben in den heutigen Publikationen über den Mindener Obus einige Widersprüche:

Z. B. kann unmöglich ein VW-Käfer-Motor mit schlappen 25 PS eine schweren Omnibus, dazu noch mit Anhänger in Bewegung setzen! Es muß schon ein stärkerer Hilfsdiesel gewesen sein. Diesen benötigte der Obus schließlich auch, um das weiter entfernte Depot in der Portastrasse zu gelangen. Daß vor dem Mindener Dom aus optischen Gründen kein Fahrdraht installiert werden durfte, kann ich mir ebenfalls nicht vorstellen, denn auf solche Aspekte hat so kurz nach dem Krieg bestimmt niemand Wert gelegt. Auch die Streckenführung ist teilweise unklar überliefert. So wird irgendwo behauptet, die Schleife Vinckestr, Domhof, Lindenstr., Tonhallenstr. wäre im Gegenuhrzeigersinn befahren worden. Das kann nicht immer so gewesen sein, denn es gibt eine Aufnahme, die den vollbesetzten Obus in der nördlichen Lindenstrasse in entgegengesetzter Fahrtrichtung zeigt. Immerhin wissen wir heute, daß der Bus entgegen zahlreicher Überlieferungen gar nicht bis Vlotho, sondern nur bis Holzhausen-Hitzepol fuhr.

Zitat @Lo57 "Eine Tiefbaumaßnahme in Lerbeck, dabei erschien ein massiver Betonklotz, den wir dann z.T. entfernen mussten. Erst einmal große Ratlosigkeit, was haben wir denn hier? Ich wusste des Rätsels Lösung, das war der Fuß eines Fahrleitungsmasten.
Das kann gut sein. Ein oder zwei dieser Betonmasten, die einst die Fahrleitung trugen, stehen möglicherweise noch heute. Zumindest vor ein paar Jahren bei meinem letzten Minden-Besuch habe ich sie noch gesehen. Daran montiert am Ausleger noch immer die eine uralte elektrische Langfeldleuchte für die Strassenbeleuchtung, ebenso alt wie die Anlage selbst.

Ach ja, wer vielleicht Aufnahmen von der Mindener Strassenbahn oder dem Obus besitzt, auf denen zufällig eine Gaslaterne ins Bild gekommen ist, wäre ich für eine Kopie sehr dankbar. In dem Buch über die Mindener Straßenbahn von Ingrid Schütte sind zahlreiche davon, doch als ich vor über 20 Jahren der Autorin und dem Verlag Uhle & Kleimann gegenüber mein Wunsch danach äußerte, wurde ich weder von der Autorin noch der Verlegerin verstanden.

vulkan

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