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Vor 80 Jahren: Vorführfahrten und Weltrekorde…

geschrieben von: windbergbahn

Datum: 22.02.16 14:14

Ich habe mal wieder ein wenig Zeit gehabt, in meiner, mir in den 1970er Jahren von Baurat Mauck überlassenen Fotosammlung zu stöbern. Dabei fanden sich auch einige Bilder, die nur indirekt mit der LBE, dafür umso mehr mit der Reichsbahn in jener Zeit zu tun hatten. Interessant sind dabei momentan -mit Blick auf das Datum- vor allem die Aufnahmen vom Frühjahr 1936, also genau vor 80 Jahren:
In jenen Tagen grassierte (nicht nur) in Deutschland in der Technik das vom Luftschiffbau übernommene „Stromlinienfieber“. Alles wurde stromlinienförmig verkleidet und selbst Bleistiftanspitzer bekamen, wie ein bekannter Designkritiker einmal scherzhaft schrieb, „eine Form, als sollten sie jeden Moment losfliegen können“.
Die Deutsche Reichsbahn machte da keine Ausnahme und war schon gar nicht die Erfinderin dieser Hype. 1935 und 1936 fanden aber die berühmt gewordenen Vorführfahrten mit den „neuesten Fahrzeugen der Reichsbahn“ statt, die in der schon gleichgeschalteten Presse natürlich als deutsche Errungenschaft hochgepriesen wurden. Immerhin waren noch einmal Fachleute aus aller Welt, leitende Mitarbeiter aus Industrie, öffentlichem Leben und Wirtschaft der Einladung der Reichsbahn zu einer kleinen Norddeutschland-Rundfahrt gefolgt.
Baurat Mauck nahm als maschinentechnischer Leiter der Lübeck-Büchener Eisenbahn (und „werdender Vater“ der deutschen Doppelstockwagen) zusammen mit anderen Ehrengästen an einer solchen Rundfahrt im Februar 1936 teil.
Zunächst ging es von Hamburg Hbf über Wittenberge nach Berlin Lehrter Bahnhof.

http://up.picr.de/24670559mv.jpg

Zuglok war 05 002, die sich gerade in der „Hochtast-Phase“ befand und die Fuhre mit ihrem kompletten Messzug durchführte.
In Wittenberge wurde ein Zwischenhalt eingelegt, der den Gästen noch einmal Gelegenheit gab, den Zug zu fotografieren.

http://up.picr.de/24670560kx.jpg

Dann ging es weiter nach Berlin. Auf diesem Streckenabschnitt gibt es hinter Neustadt (Dosse) einen etwa 30 Kilometer langen, fast völlig ebenen und schnurgeraden Abschnitt durch das Havelländische Luch, bei der wenige Wochen später, am 11. Mai 1936, bei einer weiteren Rundfahrt dieser Art, 05 002 mit 200,4 km/h zwischen den Ortschaften Friesack (Mark) und Vietznitz den Geschwindigkeitsweltrekord für Dampflokomotiven erzielte. Auf dieser Fahrt scheint der über den beiden Zigarren-Rauchern Henschel-Direktor Fritz Hinz (links) und Borsig-Direktor Valentin Litz (rechts daneben), hängende, vom Messwagen gespeiste Geschwindigkeitsmesser jedoch nicht über 160 km/h hinausgegangen zu sein.

http://up.picr.de/24670561qe.jpg

Zu diesem Thema erscheint übrigens in diesen Tagen meine neue virtuelle „Modell“-Eisenbahnanlage mit dem Titel „200,4-Weltrekord!“ im EEP-Programm, die diese Fahrt sowie den regulären Bahnverkehr auf diesem Streckenabschnitt der Hamburg-Berliner Bahn in jener Zeit nachstellt. Wer mehr dazu wissen will, sollte vielleicht einmal auch in das benachbarte Modellbahn-Forum (bzw. in die Mai-Ausgabe der Miba) schauen.

http://up.picr.de/24670564oo.jpg

Die Schwester von 05 002, die 05 001 hat, wie sicher jeder weiß, seit Jahren einen Ehrenplatz im Verkehrsmuseum Nürnberg erhalten. Leider wird sie (und andere der innerhalb des Museums zwar geschützt und trocken, aber nach wie vor äußerst beengt stehenden Exponate) nur selten ins Freie gezogen und wenn, dann offensichtlich ohne größere vorherige Ankündigung. Gute Pressearbeit sieht eigentlich anders aus…
Die Rückfahrt nach Hamburg trat die illustre Gästeschar dann mit einem kleinen Umweg an: Mit dem „Henschel-Wegmann Zug“ und 61 001, der zu diesem Zweck extra vom Anhalter- zum Lehrter Bahnhof herübergeholt worden war (alleine diese Rundfahrt wäre sicher schon ein Leckerbissen für sich gewesen) ging es über Hannover und –wahrscheinlich mit einem Schnelltriebwagen- über Bremen zurück nach Hamburg.

http://up.picr.de/24670562ds.jpg

http://up.picr.de/24670563ce.jpg

Baurat Mauck hat hier leider nur noch im Lehrter Bahnhof und in Hannover Hbf fotografiert, bzw. sich mit dem Zug fotografieren lassen. Es ist aber dokumentiert, dass auch der Henschel-Wegmann Zug mehrere Male im Hamburger Hbf zu Gast war, ggf. auf anderen Rundfahrten. Für ein Auftauchen des Zuges in Lübeck Hbf, über das verschiedentlich gemutmaßt wurde -angesichts des im Frühjahr 1936 im Bau befindlichen LBE-Stromlinienzuges immerhin denkbar- gibt es bis heute keinen Fotobeweis, der wohl am allerehesten auch von Baurat Mauck selbst zu erwarten gewesen wäre.
Jörg (windbergbahn)

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