Hallo alle miteinander!
Heute möchte ich die Elmshorn-Barmstedt-Oldesloer Eisenbahn (EBOE) vorstellen bzw. ihre Überreste, wo sie als Eisenbahn heute nicht mehr existiert.
Alles begann 1896 mit der Eröffnung des genau zehn Kilometer langen Streckenabschnitts von Elmshorn nach Barmstedt, zweier Kleinstädte im Marschland nordwestlich von Hamburg. Die Bahn wurde von der Elmshorn-Barmstedter Eisenbahn AG betrieben, 1907 ging sie dann in der neu gegründeten Elmshorn-Barmstedt-Oldesloer Eisenbahn auf, die im selben Jahr die Verlängerung nach (Bad) Oldesloe bei Lübeck eröffnete. Insgesamt war die Strecke nun 52 Kilometer lang und verlief in Ost-West-Richtung durch das nördliche Hamburger Umland. Etwa in Streckenmitte kreuzte sie am Gemeinschaftsbahnhof (Henstedt-)Ulzburg niveaugleich die Eisenbahn Altona-Kaltenkirchen-Neumünster (AKN), die ihrerseits in Nord-Süd-Richtung direkt in die Großstadt hineinführte. Die EBOE und die AKN bildeten somit ein symbiotisches Schienenkreuz: Die EBOE lieferte der AKN von Ost und West die Fahrgäste nach Henstedt-Ulzburg zu, die dann weiter mit dieser in die Großstadt zur Arbeit oder für Besorgungen fuhren. Davon profitierte die sich stets erneuernde AKN, während die EBOE noch lange Zeit einen vergleichsweise beschaulichen Kleinbahnbetrieb bot.
Anfänglich mit kleinen B- und C-Kupplern betrieben, kamen später stärkere Lokomotiven hinzu. Schon ab den frühen 30ern setzte die EBOE konsequent auf den Einsatz von Triebwagen und Schienenbussen. Bekannt geworden ist die Bahn den Bahnfans sicherlich durch den Einsatz von MAN- und Uerdinger Schienenbussen, letztere ähnlich dem einmotorigen VT 95 der DB, jedoch mit normalen Puffern. Mindestens zwei dieser Fahrzeuge sind noch erhalten und dienen heute der AKN als historischer Sonderzug.
1973 wurde der Personenverkehr auf dem 1907 eröffneten Teilstück wieder eingestellt, und die Triebwagen fuhren wieder nur zwischen Elmshorn und Barmstedt. Auch der Güterverkehr ging immer weiter zurück und wurde Anfang der 80er Jahre fast komplett eingestellt. Der östliche Streckenteil zwischen (Henstedt-)Ulzburg und Bad Oldesloe verlor dadurch seine Daseinsberechtigung und wurde abgebaut, bis einen kurzen Streckenrest bei Bad Oldesloe. 1981 fusionierte die arg geschrumpfte EBOE mit der AKN, und in der Folgezeit wurde das nicht mehr genutzte Streckenstück Barmstedt - Henstedt-Ulzburg reaktiviert. Heute fahren auf dem verbliebenen westlichen Teil der EBOE die bekannten U-Bahn ähnlichen Triebwagen der AKN vom Typ LHB VT 2E als Vorortlinie „A3“.
Weitere Infos zur EBOE finden sich z. B. hier: [
www.drehscheibe-foren.de] oder hier: [
bahn.joernschramm.de] oder hier: [
www.drehscheibe-foren.de]
Die Bilder, die hier zeige, stammen vom 17. Juli vergangenen Jahres. In diesem ersten Teil geht es um die Überreste des stillgelegten und abgebauten östlichen Streckenteils von Bad Oldesloe nach Henstedt-Ulzburg:
Der heutige DB-Bahnhof von Bad Oldesloe (links nach Lübeck, rechts nach Hamburg): Bis auf den Speicher im Hintergrund ist auf diesem Bild nichts mehr historisch:
Das alte Gebäude der Bahnmeisterei nebenan hat die Zeit überdauert:
Die (frühere) Ausfahrt nach Elmshorn, links davon lagen die Gleise der Nebenstrecken nach Ratzeburg (Kaiserbahn) und Schwarzenbek, daneben wiederum befinden sich hinter den Büschen die Gleise nach Hamburg:
Der Blick zurück: Hier endete bzw. begann „Kuddel Barmstedt“:
Über diese Straßenbrücke verließ die EBOE den Bahnhof Bad Oldesloe:
Etwa einen Kilometer hinter der Ausfahrt in Bad Oldesloe liegen wieder Gleise auf der EBOE-Trasse, Blick zurück: Dieses Streckenstück dient noch als Anschlussbahn. Die Anbindung erfolgt heute direkt von den früheren DB-Übergabegleisen aus. Hinten rechts hinter den Wiesen trennten sich die Staatsbahnstrecken nach Hamburg, Ratzeburg und Schwarzenbek:
Die Gleise sind leidlich gepflegt und scheinen noch gelegentlich befahren zu werden. Früher befand sich etwa hier einmal der Haltepunkt Rümpeler Weg, Blick nach Elmshorn:
Nachdem die Bahn die Stadt Bad Oldesloe südlich umfahren hat, schmiegt sie sich immer mehr an die Hamburger Straße an. Kurz bevor sie diese am Ortsausgang überquert, erfolgt die Abzweigung eines Industriestammgleises. Hier der Blick entlang des sich in mehrere Gleisstümpfe verzweigenden Stammgleises: Offenbar ist die Vermarktung von Gewerbeflächen hier noch nicht gelungen. Ob es sich bei diesem Gleisen um einen Schildbürgerstreich oder um weise Voraussicht handelt, wird die Zukunft zeigen. Immerhin investiert die Stadt Bad Oldesloe offenbar noch in „ihre“ Eisenbahn:
Der Blick in die andere Richtung: Hier mündet das Stammgleis (vorne) in das Streckengleis (rechts nach Elmshorn) ein:
Der BÜ über die Hamburger Straße (Blick nach Oldesloe):
Blick nach Elmshorn:
Unmittelbar hinter dem BÜ Hamburger Straße (s. hinten) war/ist nach rund vier Kilometern mit Blumendorf der erste Unterwegsbahnhof der EBOE erreicht (Blick zurück): Das Stationsgebäude rechts wird heute privat genutzt, nach links zweigt ein weiteres Anschlussgleis ab:
Blick entlang des eben genannten Anschlussgleises, das parallel der Hamburger Straße etwa einen Kilometer weit wieder auf Bad Oldesloe zuführt. Es wird offenbar noch befahren und stellt vermutlich die letzte Daseinsberechtigung des Oldesloer Streckenrestes dar:
Das Stationsgebäude von Blumendorf von der Straßenseite aus gesehen:
Am nördlichen Bahnhofsrand befindet sich noch diese Hochrampe:
…und am südlichen Rand diese etwas kleinere Rampe:
Der Blick entlang des dreigleisigen Bahnhofes Blumendorf nach Oldesloe:
Ein paar Meter weiter endet das Gleis an einem Prellbock. Dahinter verläuft ein Obstlehrpfad-Radweg auf der früheren Bahntrasse:
Noch mal der Blick zurück:
Wenige Meter hinter dem Prellbock befindet sich die Unterführung unter die A 21, die heute von den Radfahrern genutzt wird (Blick nach Elmshorn):
Die Bahn verlief weiter durch Wiesen und Felder zum nächsten Bahnhof bei Grabau. Der Bahnhof lag idyllisch südlich des Ortes nahe dem gleichnamigen See (Blick nach Oldesloe):
Das frühere Bahnhofsensemble von der Ladestraßenseite aus:
Weiter ging es durch ein Auenwäldchen am See entlang:
Hinter Grabau befindet sich versteckt hinter diversem Gebüsch diese Brücke über den Bach, der den Grabauer See entwässert:
Nächster Halt war in Sülfeld. Hier, wo heute die kleinen Einfamilienhäuser emporwachsen, stand noch bis vor wenigen Jahren das kleine, zierliche Gebäudeensemble des Bahnhofs Sülfeld (Blick nach Oldesloe, vgl.: [
www.kaiserbahn.de]):
Der Blick in die andere Richtung: Nur die ins Bild ragende Scheune im Hintergrund mag noch als Anhaltspunkt zum Vergleich mit historischen Aufnahmen des Bahnhofs dienen:
Die Ausfahrt aus Sülfeld: hier dient die Trasse wieder als Radweg:
Weiter ging es durch Felder und kleine Wälder (Trasse hinten am Rand der Bäume, rechts nach Elmshorn):
An seinem nördlichen Ortsrand besaß der Ort Nahe seinen Bahnhof. Er muss sich etwa hier befunden haben, wo heute links ein Supermarkt steht (Blick nach Oldesloe): Das Stationsgebäude war etwas größer als und unterschied sich von den meisten anderen EBOE-Bahnhöfen durch sein etwas moderner wirkendes Walmdach. Ähnlich wie Sülfeld muss es erst vor kurzer Zeit abgerissen worden sein (vgl.: [
www.shlink.de]):
Gleich hinter dem Bahnhof Nahe wurde die Segeberger Straße gekreuzt. Auf der anderen Seite führt heute der Radweg (rechts) geradeaus weiter nach Henstedt-Ulzburg:
Einige hundert Meter weiter noch einmal der Blick auf die frühere Bahntrasse (Richtung Elmshorn): Das Bild wurde von einer früheren Feldwegüberführung aus aufgenommen, die entfernt und zugeschüttet wurde. Daher die leicht erhöhte Bildposition:
Der Trassenweg zwischen Nahe und dem nächsten Halt in Wakendorf-Götzberg, Blick nach Elmshorn:
Blick zurück nach Oldesloe:
Unmittelbar vor dem Bahnhof Wakendorf-Götzberg noch mal der Blick zurück nach Oldesloe:
Direkt nach der Kreuzung der eben sichtbaren Straße lag in einer leichten Rechtskurve der Bahnhof Wakendorf-Götzberg bzw. Wakendorf II (nicht zu verwechseln mit Wakendorf I nördlich von Oldesloe oder gar Wankendorf an der früheren Kiel-Segeberger Eisenbahn). Hier befand sich das Betriebswerk mit Lokschuppen für den östlichen Teil der EBOE. Heute ist das gesamte Areal mit einem Neubaugebiet überbaut, lediglich das alte Bahnhofsgebäude steht noch – zwar leicht verändert, aber immer noch erhaben zwischen den Neubauhäusern (Straßenseite, Bw früher dahinter, hinten nach Elmshorn):
Das Gebäude noch mal aus einem anderen Blickwinkel:
Weiter geht/ging es nach Elmshorn:
Auf einem hohen Damm wurde mit einer Brücke eine Hofzufahrt überquert:
Der Blick entlang des heutigen Radweg-Damms zurück nach Oldesloe:
…und nach Elmshorn:
Im folgenden Verlauf führte die Bahn wieder abseits von Ortschaften durch saftige Wiesen und Felder. Hier, an der Kreuzung mit einer unbedeutenden Nebenstraße (früher durch eine Holzbrücke überspannt), muss sich der abgelegene Haltepunkt Henstedt-Wohld befunden haben (Blick nach Oldesloe):
…und der Blick nach Elmshorn:
Am Ortseingang von Henstedt kreuzte die Bahn die Götzberger Straße (Blick zurück nach Oldesloe):
Der Blick in die andere Richtung: Ab hier verlief die Bahn durch die Ortsbebauung von Henstedt-Ulzburg. Dieser Bereich ist heute z. T. parkähnlich gestaltet:
Hier an der Kreuzung der Kisdorfer und Bgm.-Steenbock-Straße (Vordergrund) querte die EBOE von hinten rechts kommend: Hier befand sich auch der Bahnhof bzw. Haltepunkt Henstedt-Kisdorf, von dem ich keine Reste mehr aufspüren konnte:
Der Blick in die andere Richtung: Gleich wird der frühere AKN-Gemeinschaftsbahnhof Henstedt-Ulzburg erreicht sein:
Die frühere Oldesloer Einfahrt der EBOE in den Bahnhof Henstedt-Ulzburg: Die Bahn kam von hinten (Bäume vor dem Hochhaus) und überquerte die Straße im spitzen Winkel auf den Betrachter zu. Rechts, parallel zur Straße und unter dem angeschnittenen Haus, verläuft die AKN nach Altona heute unterirdisch:
Blick entlang des inzwischen tiefer gelegten früheren AKN-EBOE-Gemeinschaftsbahnhofs Henstedt-Ulzburg in Richtung Altona. Vor der „Verstuttgartisierung“ dieses Bahnhof besaß er einmal vier Gleise. Hinten links ist wieder das Hochhaus zu erkennen, vor dem die Gleise nach Bad Oldesloe nach links abbogen:
Auch wenn der weitere Verlauf der früheren EBOE noch heute als moderne Vorortbahn existiert und noch nicht "historisch" ist, werde ich ihn hier im nächsten Teil “der Vollständigkeit halber” ebenfalls vorstellen. Bis dahin, schöne Grüße und viel Spaß mit den Bildern!
Dennis.
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