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Zu „Buharlis“ Konya-Beitrag (II): Dichtung und Wahrheit (m9B)

geschrieben von: Rache für 051 444

Datum: 14.11.10 08:46

Aus gegebenem Anlaß unterbrechen wir heute das angekündigte Programm. Neulich hat „Buharli“ einen Beitrag über seinen Konya-Besuch im Oktober 1984 eingestellt, der – mit Fug und Recht – auf viel Zuspruch gestoßen ist: [www.drehscheibe-foren.de]

Leider irrt aber der Verfasser in einem wesentlichen Punkt, den man ihm aber nicht zum Vorwurf machen kann. Der Grund des Irrtums ist nicht, wie man nach über 25 Jahren vermuten (und verzeihen!) könnte, eine leichte Gedächtnistrübung, sondern der bisweilen wasserpfeifenverstärkte Hang des Orientalen zu, sagen wir es dezent, blumigen Ausschmücken der Wahrheit. Erst heute sind die Archive zugänglich, die uns zu ihrem Kern führen können, und ich möchte gern erste Forschungsergebnisse vorstellen.
Worum geht es? „Buharli“ stellt in seinem Beitrag die These, der „Toröffner“ in das in der Tat relativ unzugängliche Bw Konya sei dessen Chef („müdür“) Kemal Ader gewesen, nachdem dieser in einem Telephonat mit seinem Kollegen von Usak erfahren habe, daß es sich bei den drei aus dem fernen Almanya um „arkadas saf“ („gute Freunde“) handle, denen selbstverständlich Gastfreundschaft geboten werden müsse.

Daran sind aber leider zwei Behauptungen falsch. „Toröffner“ war nämlich nicht Kemal Ader, sondern sein Schuppenmann Ali, und das entscheidende Telephonat fand nicht zwischen Kemal und dem „müdür“ in Usak statt, sondern zwischen Kemal und Ali (dessen Nachname, nennen wir ihn ruhig „Yildirim“, hier nichts zur Sache tut. Falls Ali hier mitliest, was ich stark hoffe: Selam marifet gürüldemek gelecek dolmasi!). Die Indizienlage ist erdrückend, wenn wir alleine auf der sprachvergleichenden Ebene den unwiderlegbaren Befund haben, daß das Gebäude, in dem der „müdür“ residiert, „müdürlük“ (!) heißt, was gewiß kein Zufall ist, denken wir nur an den „Lügentisch“ in unseren einheimischen Lokleitungen. „Buharli“ hat ja selbst, wofür sehr zu danken ist, zugegeben, daß er mit dem „müdür“ von Usak nur radebrechen konnte, und so ist ihm der wahre Gesprächspartner natürlich entgangen.
Wenden wir uns also ab von der liebgewordenen Vorstellung „Große Männer machen Geschichte“ und fragen frei mit Brecht „Wer öffnete den siebentorigen Schuppen?“, dann stoßen wir unweigerlich auf unseren Ali.

Am 24. September, also eine Woche vor Robins, Thomas` und Christians Besuch, besuchten meine Wenigkeit, Dg 53752 und Joachim „The Bauer“ B. gleichfalls die Stadt der „tanzenden Derwische“, besser bekannt als Heimat alter KVB-Straßenbahnen:

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Dort stießen wir an der Bekohlung auf Ali ...

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... kamen ins Gespräch, tauschten Adressen aus, wurden dem „müdür“ bei einer (oder zwei, oder drei ...) Tassen Apfeltee vorgestellt und erhielten schließlich alle Informationen, die wir für den Tag brauchten. Mit der Versicherung ewiger Freundschaft schieden wir von Kemal, nicht ohne zu erwähnen, daß möglicherweise in den nächsten Tagen weitere „cilgin“ („Verrückte“) sein Reich aufsuchen und auf seine Gastfreundschaft zählen würden. Als dann am 1. Oktober Robins Trupp auftauchte, telephonierte der „müdür“ also nicht mit seinem Kollegen aus Usak (wie Robin glaubt), sondern, natürlich, mit Ali , der sich ja schon als „Toröffner“ bewährt hatte und nun sogleich den Auftrag erhielt, ein Gruppenphoto mit den „Neuen“ zu arrangieren:

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Da wir selbst an diesem Tag mit vertrauensbildenden Maßnahmen nahezu ausgelastet waren, blieb bedauerlicherweise nur wenig Zeit für eigene Lichtbildaktivitäten.

Bilder 4–5: 56 169 (?) mit einem Güterzug Richtung Afyon, während im Hintergrund erste Putzarbeiten für Robins Besuch stattfinden.

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Bild 6: 56 070 rollt anschließend auf die Drehscheibe.

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Bild 7: Leider war 45 011, für die sich Joachim besonders interessierte, an diesem Tag inaktiv. Dankenswerterweise öffnete sich durch Alis (wer sonst?!) Fürsprache die Schuppentüre.

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Bild 8: Wir hatten wengistens nicht nur das Glück, die Starlok 46 060 überhaupt unter Dampf zu sehen ...

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..., sondern (Bild 9) auch noch am selben Tag im Zugeinsatz; vermutlich mit einem nachmittäglichen Personenzug nach Afyon. Nördlich von Aksehir legt die untergehende Sonne ein märchenhaftes Licht über das Ende unserer kleinen Erzählung.

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Ex oriente lux et veritas!

Jürgün

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