DREHSCHEIBE-Online 

Anzeige

HIER KLICKEN!

 04 - Historisches Forum 

  Neu bei Drehscheibe Online? Hier registrieren! Zum Ausprobieren und Üben bitte das Testforum aufsuchen!
Bilder, Dokumente, Berichte und Fragen zur Vergangenheit der Eisenbahn und des öffentlichen Nahverkehrs - Bilder vom aktuellen Betriebsgeschehen bitte nur im Zusammenhang mit historischen Entwicklungen veröffentlichen. Das Einstellen von Fotos ist jederzeit willkommen. Die Qualität der Bilder sollte jedoch in einem vernünftigen Verhältnis zur gezeigten Situation stehen.
Dies ist KEIN Museumsbahnforum! Bilder, Meldungen und Fragen zu aktuellen Sonderfahrten bitte in die entsprechenden Foren stellen.
Diesen Beitrag den Moderatoren melden?

„O schaurig ist's übers Moor zu gehen...“ - Torfbahn Schwegermoor 1978 (m27B+Z(S)eitensprung)

geschrieben von: rolf koestner

Datum: 23.08.09 13:34





„O schaurig ist's übers Moor zu gehen...“ - Torfbahn Schwegermoor 1978



...wenn es wimmelt vom Heiderauche,
Sich wie Phantome die Dünste drehn
Und die Ranke häkelt am Strauche,
Unter jedem Tritte ein Quellchen springt,
Wenn aus der Spalte es zischt und singt! –
O schaurig ist's übers Moor zu gehn,
Wenn das Röhricht knistert im Hauche!
...


„Der Knabe im Moor“




Wie in dem Gedicht von Annette von Droste-Hülshoff trefflich beschrieben, wohnt den Mooren etwas unheimlich-mysteriöses inne, um das man lieber eine Bogen machen möchte. Andererseits übt eben dieses unheimlich-mysteriöse gerade auf Jugendliche auch einen gewissen Reiz aus. Einer kleinen Gruppe innerhalb dieser Spezies fasziniert dabei insbesondere die Beförderung des gestochenen Torfs mittels kleiner zweiachsiger Gefährte, die auf seltsam geformten Bändern aus Metall ihren Weg durch diese unwirtliche Gegend finden.

Und so machten sich vier solcher Jugendlicher in den Herbstferien 1978 an einem grauen Novembertag auf, dem von Osnabrück aus nächstgelegenen größeren Moor, dem Schwegermoor zwischen Bohmte und Hunteburg gelegen, einen Besuch abzustatten. In diesem Jahr lagen die Herbstferien extrem spät und dauerten vom 28. Oktober bis zum 06. November des genannten Jahres, so dass wirklich schon die Novembernebel über dem Land waberten. Erst 2014 wird es wieder so späte Herbstferien in Niedersachsen geben.

Daher verbrachten wir den Vormittag zunächst bei der Wittlager Kreisbahn (WKB) in Bohmte. Die dazu gehörigen Bilder hatte ich HIER schon einmal gezeigt. Gegen Mittag war es dann allerdings soweit. Entlang der Straße nach Damme folgten wir der WKB-Strecke zum Schwegermoor. 1914 hatte die WKB das Teilstück Bohmte-Schwegermoor-Damme in Betrieb genommen, welches wegen des Torftransportes für die Schweger Moorzentrale eine besondere Bedeutung hatte. Die Schweger Moorzentrale im Dammer Moor galt als das größte Torfwerk der Region. Dort wurde in jener Zeit sogar ein torfbefeuertes Kraftwerk erbaut und betrieben. Der Bau der Strecke durch das Moor gestaltete sich als sehr aufwendig, da die Trasse aufgrund des instabilen Unterbaues auf einem einen Meter hohen Damm errichtet werden musste. 1961 stellte die WKB zunächst den Personenverkehr zwischen dem Schwegermoor und Damme ein, 1963 dann auch den Güterverkehr. Anschließend wurde der Streckenabschnitt abgebaut. Am 28. Mai 1965 endete dann der Personenverkehr zwischen Schwegermoor und Hunteburg, und mit dem 24. September 1971 der gesamte Restpersonenverkehr der WKB zwischen Hunteburg und Holzhausen-Heddinghausen, an der Strecke (Bremen -) Bassum – Bünde (- Bielefeld), gelegen. In Schwegermoor befand sich ein Anschluss an das Torfwerk, sowie ein Ladegleis mit einer Torfverladeeinrichtung.


Nachdem wir in Schwegermoor angekommen waren, machten wir uns auf den Weg ins Moor. Zunächst versuchten wir, mit dem Käfer eines der Mitstreiter weiter ins Moor vorzudringen, was uns auch gelang.


Bild 1: An einem verlassenen Gebäude mitten im Moor (was mag dieser „Turm“ wohl für eine Aufgabe
gehabt haben ?) entstanden die ersten Fotos, allerdings noch ohne Torfbahnfahrzeuge:


https://abload.de/img/schwegermoorhaus10-78hhjt3.jpg


Bild 2: Im Vordergrund eine Schleppweiche:

https://abload.de/img/schwegermoorweichenmijikvz.jpg


Bild 3:

https://abload.de/img/schwegermoorweichenmikskj7.jpg


Bild 4: Dazu einige Detailfotos:

https://abload.de/img/schwegermoorschleppwen2jap.jpg


Bild 5:

https://abload.de/img/schwegermoorschleppwejrjre.jpg


Bild 6: Irgendwo in der Nähe fanden wir diese zum Einbau (?) vorgesehenen Weichen vor, dazu eine neben den
Gleisen abgelegte Lore, wie eine auf dem Rücken liegende Schildkröte, mit allen Vieren gen Himmel:


https://abload.de/img/schwegermoorweichenmidcjcw.jpg


Bild 7: Hier warten Torfsoden auf den Abtransport:

https://abload.de/img/schwegermoortorfsodencuj8e.jpg




Bei den Norddeutschen Mooren handelt es sich in der Regel um Hochmoore. Moore sind nasse Lebensräume. Der ständige Wasserüberschuss aus Niederschlägen oder Mineralbodenwasser bedingt einen Sauerstoffmangel und führt zu einem unvollständigen Abbau der Pflanzenreste, die als Torf abgelagert werden. Dadurch wächst die Oberfläche von lebenden Mooren in die Höhe. In den Mooren herrscht, im Gegensatz zu den Sümpfen eine permanente Wassersättigung. Während gelegentliches Austrocknen in Sümpfen zu einem vollständigen Abbau der organischen Substanz zu Humus zur Folge hat, ist in den Mooren durch die permanente Wassersättigung dieser Abbau gehemmt, so dass Torf entstehen kann.

Hochmoore sind ausschließlich regenwasserernährt (ombrotroph) und damit sauer und sehr nährstoffarm (oligotroph). Sie verfügen über nur geringe Gehalte an Stickstoff und anderen Nährstoffen zeichnen sich durch hohen Kohlenstoffgehalt aus. Die pH-Werte liegen zwischen 3 und 4,8. Die typische Pflanzenwelt besteht aus fast geschlossenen Torfmoosrasen. Diese nährstoffarmen Standorte findet man großflächig in allen Hochmooren. Häufig geht dem Hochmoor eine vorherige Niedermoorphase voraus. Ihre extreme Nährstoffarmut, der niedrige pH-Wert und die permanente Wassersättigung der Hochmoorlebensräume bedingen eine hochspezialisierte einzigartige Flora und Fauna mit einer Vielzahl gefährdeter Arten.

Torf ist einorganisches Sediment, welches in Mooren entsteht. Er bildet sich aus der Ansammlung nicht oder nur unvollständig zersetzter pflanzlicher Substanz und stellt die erste Vorstufe der Kohlebildung (Inkohlung) dar. Im getrockneten Zustand ist Torf brennbar und wurde bis in die Anfänge des vorigen Jahrhunderts in einigen Gegenden sogar zur Feuerung von Vollbahn-Dampflokomotiven genutzt.


Bild 8: Eine Torflore lud zur sportlichen Betätigung ein:

https://abload.de/img/schwegermoorlore10-78grk3d.jpg


Bild 9: Endlich kam eines der sehnlichst erwarteten Objekte daher. Lok 11 (Schöma 850/1945, B-gm, Gas GF2M11, 54 PS, 3,5 to - neu an Deutsche Torfgesellschaft mbH,
Berlin für Torfwerk Schwegermoor "11", laut Typenschild Typ TG (Quelle: Bahn-Express)) mit einem beladenen Zug auf dem Weg zum Torfwerk:


https://abload.de/img/lok11schwegermoor10-7vnkjx.jpg


Bild 10: Vorbei an dem geheimnisvollen Gebäude

https://abload.de/img/lok11schwegermoorii10d7k87.jpg


Bild 11:

https://abload.de/img/lok11schwegermooriii1prkl8.jpg


Bild 12: Aufmerksam beobachtet der Lokführer den Zug, damit ihm auch keine Lore verloren geht:

https://abload.de/img/lok11schwegermoorv10-dyjb1.jpg


Bild 13: Kurzer Zwischenhalt auf dem Weg zum Torfwerk:

https://abload.de/img/schwegermoortorfwerkihnkam.jpg


Bild 14:

https://abload.de/img/schwegermoortorfwerkiarjnk.jpg


Bild 15:

https://abload.de/img/lok11schwegermoorvi10qjkct.jpg


Bild 16: Das Torfwerk ist erreicht:

https://abload.de/img/lok11schwegermooriva15qkmo.jpg


Bild 17: Nachdem die Lok 11 den Zug abgestellt hat, fährt sie zurück ins Moor:

https://abload.de/img/lok11schwegermooriv107cjln.jpg


Bild 18: Nebenbei entdecken wir im Gebüsch diese fahrbare Kreissäge:

https://abload.de/img/schwegermoorkreissaegg3khh.jpg


Bild 19: Die von Lok 11 abgestellten Wagen warten nun darauf ins Werk gebracht zu werden:

https://abload.de/img/schwegermoortorfwerkiozjp0.jpg


Links im Bild sind die Andreaskreuze des Bahnüberwegs über die Strecke Bohmte – Schwegermoor zu erkennen.


Bild 20: Das Torfwerk Schwegermoor zeugt von einer beachtlichen Größe:

https://abload.de/img/schwegermoortorfwerk1n6jz7.jpg



Noch 1994 wurden in Schwegermoor täglich 10 Waggons mit Torf beladen. Erst mit der Gründung der Bahntrans wurde das Stückgut per LKW abtransportiert. Die Bahnstrecke wurde erst im Jahre 2004 stillgelegt, aber vorerst noch nicht entwidmet.


Bild 21: Zurück im Moor trafen wir auf diese unbekannte Lokomotive:

https://abload.de/img/lokxxschwegermoorii100gjmq.jpg


Bild 22:

https://abload.de/img/lokxxschwegermoor10-78ukvc.jpg


Bild 23: Gerade ist der letzte Wagen beladen worden:

https://abload.de/img/schwegermoortorfverlatgjm9.jpg


Bild 24: Allerdings war der Zug verlassen und es schien auch so, als würde sich die nächste Zeit nichts tun. Daher schauten wir uns weiter um, und trafen dabei auf Lok 10
(Schöma 809/1944, B-gm, Gas GF2M115, 25 PS, 2,75 to - neu an Deutsche Torfgesellschaft mbH, Berlin für Dr. Hamers, Hannoversche Kolonisationsgesellschaft, Schweger-
moor/19xx Torfwerk Schwegermoor "10" (Quelle: Bahn-Express)) mit einem Personentransportwagen für die Gleisbaurotte:


https://abload.de/img/lok10schwegermoor10-75ek9p.jpg


Bild 25:

https://abload.de/img/lok10schwegermoorii1006kfz.jpg


Bild 26:

https://abload.de/img/lok10schwegermooriii1hzjx2.jpg


Bild 27: Gleisverlegen leicht gemacht:

https://abload.de/img/schwegermoorgleisbau1ryjua.jpg




Nun stand der Weg nach Hause an. Aber klarer Fall von Denkste! Obwohl der Weg recht solide aussah, hatten sich in den vergangenen Stunden, die Hinterräder des VW-Käfers ein Stück in den weichen und feuchten Moorboden gedrückt. Der Anfahrversuch scheiterte, die Antriebsräder der Hinterachse arbeiteten sich nur noch weiter in den Boden. Auch der Versuch mit vier Mann den Wagen im wahrsten Sinne des Wortes wegzuwuppen scheiterte. Und das mitten im Schwegermoor, fernab jeglicher Behausung. Die Rotte war mit dem Züglein bereits gen Feierabend entschwunden. Da war guter Rat teuer.

In der Nähe war aber glücklicherweise ein Bauer mit seinem Traktor auf dem Felde unterwegs. Ihn baten wir darum, uns aus unserer misslichen Lage zu befreien, was er nach einigem Zögern auch tat. Nachdem er uns aus der „Suhle“ gezogen hatte, verlangte er 5,- DM. Da diese aber unser Spritgeld für die Heimfahrt waren, mussten wir sein Anliegen höflich, aber bestimmt, ablehnen. Danach wird er wohl nur noch gegen Vorkasse behilflich geworden sein.

Bleibt noch anzumerken, dass wir nur wenige Tage später mit dem Käfer im Gross Heseper Moor im Emsland bei Einbruch der Dunkelheit festsaßen. Und wieder kein Mensch weit und breit. Zwar hatten wir uns diesmal nicht festgefahren, sondern wollte der Wagen - ohne Vorwarnung - partout nicht mehr anspringen. Auch mehrfache Anschubversuche blieben erfolglos. Allerdings gab es links und rechts der „Straße“ im Gefälle liegende Zu- und Abfahrten in die Abbaufelder, so dass es uns schließlich in einem verzweifelten letzten Versuch gelang, den Motor ans Laufen zu bekommen, worauf hin wir die Nacht nicht im Niemandsland westlich der niederländischen Grenze verbringen mussten.

Hatte ich oben den Beitrag mit dem Gedicht von Annette von Droste-Hülshoff begonnen, so möchte ich ihn einfach mit einem profaneren Vers aus einem frühen Stück von Mike Krüger („Mike, das Messer“) beschließen, der eigentlich alles in wenigen Worten zusammenfasst:


"...doch will man durchs Moor (Anm.: auf dem Pferd), muss man sich konzentriern!"

Ob mit Pferd oder Käfer ist dabei „schnurzegal“...


Bis(s) neulich – natürlich im HiFo

Rolf Köstner




Rolfs Z(S)eitensprung: Die Jagd auf Bruno Fabeyer


Eigentlich wollte ich diesen Z(S)eitensprung schon zum 40-jährigen Jahrestag bringen, habe es 2006 aber versäumt, ihn an einen Beitrag anzuhängen. Also zum 45-jährigen 2011 – dachte ich mir.
Weil es aber jetzt gerade von der Lokalität her so gut passt, habe ich mich entschlossen, ihn hier anzuhängen.

Die älteren unter uns werden sich sicherlich noch erinnern, war es doch 1966 einer der spektakulärsten Kriminalfälle, die das Land nach dem Kriege in Aufregung versetzten. Ich war damals gerade knapp acht Jahre alt. Da ich um die Zeit begann, regelmäßig und intensiv die Tageszeitung zu studieren (damals noch das Osnabrücker Tageblatt, der Vorläufer der Neuen Osnabrücker Zeitung), erinnere ich mich noch genau, wie ich mir überlegte, was zu machen sei, wenn Bruno Fabeyer nachts in unserer Wohnung auftauchen sollte...


Hunteburg-Meyerhöfen am 24. Februar 1966: Gegen 19 Uhr erschießt der flüchtige Verbrecher Bruno Fabeyer den Polizeiobermeister Heinrich Brüggemann aus Hunteburg mit drei Schüssen aus seiner langläufigen 6,35-mm-Pistole.

Bruno Fabeyer, eine Legende, ein Stück Polizeigeschichte. Geboren 1926 in Hamburg, wächst er in sozial schwierigen Verhältnissen auf. Sein Vater erhängt sich im Gefängnis, der Bruder wird wegen Fahnenflucht hingerichtet, die Mutter ist eher „schlichten Gemüts“. So ist es nicht verwunderlich, dass Bruno Fabeyer eine kriminelle Laufbahn einschlägt. Fürsorge, Gefängnis, Zuchthaus...

Zuletzt erhält er als gefährlicher Gewohnheitsverbrecher eine langjährige Zuchthausstrafe mit anschließender Sicherungsverwahrung. Am 1. August 1965 jedoch wird er bedingt aus der Sicherungsverwahrung entlassen. Noch ehe sich ein Bewährungshelfer seiner annehmen kann, ist Bruno Fabeyer wieder untergetaucht.

Drei Monate später beginnt in und um Osnabrück eine magische Einbruchserie. Der Täter steigt nachts in Schlafzimmer, wobei er sich um die Schlafenden nicht groß kümmert. Am 29. Dezember 1965 dringt er in Gretesch bei Osnabrück (heute zu Osnabrück gehörend) in das Haus des Postbeamten Alois Broxtermann ein. Als dieser erwacht und sich dem Einbrecher in den Weg stellt, schießt ihn Fabeyer mit der Waffe nieder. Broxtermann überlebt, hat aber sein Leben lang unter den Folgen zu leiden. So wird Fabeyer zu einem der meistgesuchten Verbrecher dieser Tage.

Am 24. Februar 1966 glaubt die Wirtin der Gaststätte Heemann in Hunteburg-Meyerhöfen in einem Gast den gesuchten Verbrecher zu erkennen. Als der Bundesbahnbeamte Herbert Schubert den Schankraum betritt, äußert die Wirtin diesem gegenüber den Verdacht. Dieser beratschlagt sich mit einem weiteren Gast vor dem Gasthaus, mit der Folge, dass der Bundesbahnbeamte den Polizeiobermeister Brüggemann aufsucht und zusammen mit diesem zum Gasthaus zurückkehrt. Fabeyer hat Lunte gerochen und befindet sich bereits wieder auf der Flucht, jedoch gefolgt von einem Fahrzeug der Freiwilligen Feuerwehr. Das Blaulicht weist Brüggemann und Schubert den Weg und schon bald erreichen sie Bruno Fabeyer, der versucht mit dem Fahrrad zu entkommen. Die beiden überholen den Flüchtigen und durch die geöffnete Fensterscheibe ruft Brüggemann ihm zu: „Anhalten, Polizei!“

Daraufhin wirft Fabeyer das Fahrrad zu Boden und versucht fussläufig über eine Weide in der Dunkelheit zu entkommen. Brüggemann verlässt den PKW und nimmt die Verfolgung Fabeyers auf, während Schubert mit dem PKW die Fahrt entlang der Weide fortsetzt. Die Schüsse werden vom Geräusch des PKW übertönt, Schubert sieht aber, wie der Polizeiobermeister zusammensackt.
Fabeyer kann in der Dunkelheit entkommen lässt aber Fahrrad und Mantel am Tatort zurück Eine Großfahndung wird ausgelöst, wobei Fabeyer in den folgenden Tagen gleich mehrfach gesehen wird, jedoch immer im letzten Moment seinen Verfolgern entkommen kann.

Mit dem Feuerwehrfahrzeug versuchen die Tatzeugen den noch lebenden Brüggemann ins Krankenhaus nach Ostercappeln zu bringen, dieser stirbt jedoch, kaum das der Wagen Bohmte verlassen hat. Fassungslosigkeit macht sich unter der Hunteburger Bevölkerung breit. Eine Region trauert.

Es beginnt eine Jagd, die Niedersachsens damaliger Innenminister Otto Bennemann als die „langwierigste, teuerste und aufwendigste seit Kriegsende" bezeichnet. In der Folge bricht Fabeyer wieder in einige Häuser ein, wobei er sich mit Kleidungsstücken und Lebensmitteln versorgt. Auch ein Damenfahrrad kommt so in seinen Besitz. Er wird am 26. Februar 1966, zwei Tage nach der Tat an einem Bahnübergang in Stemshorn , südlich von Lemförde an der „Rollbahn“ gelegen, erkannt. Offenbar hat er ein Lager im Bereich der Venner Egge eingerichtet. Am selben Tag werden auf einem Gehöft in Hüde am Dümmer Lebensmittel gestohlen. Die Ermittler rechnen diesen Diebstahl Fabeyer zu. Am darauffolgenden Tag wird er im Kreis Melle in eine Schiesserei mit der Polizei verwickelt, kann jedoch erneut entkommen. Auch in den folgenden Tagen schlüpft er immer wieder um Haaresbreite durch das engmaschig geknüpfte Netz.

Am Montag, 28. Februar, findet in Hunteburg die Trauerfeier für Polizeiobermeister Heinrich Brüggemann statt. Die Bevölkerung sowie viele Gäste aus Polizei, Justiz, Politik und Gesellschaft nehmen Abschied. Nach dem feierlichen Requiem in der katholischen Kirche wird der Leichnam nach Bad Salzschlirf in Hessen überführt, wo er in der Heimat seiner Frau die letzte Ruhe findet.

Die von der Polizei ergriffenen Maßnahmen haben keinen Erfolg. Fabeyer ist auf das Medikament Nervogastrol angewiesen. Alle Apotheken werden informiert; eine Apothekerin in Hengen will ihn erkannt haben, aber dort ist er nach eigener Aussage nie gewesen. Fabeyer wechselt einfach den Hersteller.

Was die Polizei findet, sind Fabeyers recht komfortabel angelegte Waldlager. Verstecke, in denen Süßigkeiten, Konservendosen und Likörflaschen von seinen bevorzugten Lebensmitteln zeugen, und in deren Nähe er mit der Waffe Zielübungen veranstaltet. Sein Fortbewegungsmittel ist das besagte Damenfahrrad, das er blitzschnell fallen lässt, wenn er gestellt wird. Und so ergibt sich ein Bild von Fabeyer als das eines Vagabunden. Aber durch die zahlreichen Einbrüche ist er inzwischen finanziell unabhängig und steigt vom Fahrrad auf die Bahn um. Im guten Zwirn steigt er gelassen und unerkannt auf dem Osnabrücker Hbf aus dem Zug. Später können ihm 155 Einbrüche, u.a. in Osnabrück, Northeim und Frankfurt/M., nachgewiesen werden. Auch gelingt es ihm, sich zeitweise nach Österreich und Jugoslawien abzusetzen.

Die Suche nach dem Polizistenmörder von Hunteburg scheint wie die sprichwörtliche Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Aber auf den Tag genau ein Jahr nach den Todesschüssen auf Heinrich Brüggemann, am 24. Februar 1967, erkennt eine Kassenfrau in einem Kaufhaus in Kassel den Gesuchten. Zwei Polizisten fassen ihn, als er sich auf der Kaufhaustoilette die Hände wäscht. Obwohl er eine Waffe ähnlich der, mit der er den Polizeiobermeister Brüggemann erschoss, im Schulterhalfter unter seinem Jackett trägt, lässt er sich widerstandslos festnehmen. Er wird im Zuchthaus in Celle inhaftiert. Am 16. November 1967 begann der Prozess am Osnabrücker Landgericht...

Der seinerzeit meistgesuchte Mann Deutschlands stirbt am 8. Februar 1999 in einem Altenheim in Bad Orb (Spessart).


Quellen:
Neue Osnabrücker Zeitung online: „Vor 40 Jahren zitterte eine ganze Region vor Fabeyer“
Die Zeit online: 03.11. 1967, Albert Strotmann, „Die endlose Jagd auf Bruno Fabeyer“



Hier die Links zu weiteren - zum Teil überarbeiteten) Feldbahnbeiträgen:

Brennend heißer Wüstensand... Eine Feldbahn im Westfälischen (Teil 1 - m3B)

Brennend heißer Wüstensand... Eine Feldbahn im Westfälischen (Teil 2 - m18B)

Brennend heißer Wüstensand... Eine Feldbahn im Westfälischen (Teil 3 - m15B)

Feldbahn der Ziegelei Idunahall in Schermbeck (m12B)

Feldbahn-Gütertriebwagen der Ziegelei Olfry, Vechta (m4B)

Die Vinter Torfindustrie (m4B)

Gib bitte eine Erläuterung, warum Du diesen Beitrag melden möchtest. Dies erleichtert es den Moderatoren, Deine Meldung zu verstehen.