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Vor 20 Jahren 03 0090-5 wird wieder hergerichtet

geschrieben von: dampfachim

Datum: 23.04.08 21:25

Vor 20 Jahren 03 0090-5 wird wieder hergerichtet

Vor fast auf den Tag genau 20 Jahren, fanden sich 4 Eisenbahnfreunde im Büro des Haupt-Ingenieurs des Bw Stralsund ein. Es bildete sich ein kleines „Pflegekollektiv“ für die Stralsunder Schnellzugdampflok 03 0090-5.
Uwe aus Stralsund hatte, vermittelt durch seinen Vater, der im Bw als Lokführer arbeitete, drei Freunde gefunden, die bei der Herrichtung dieser Dampflok helfen wollten.
So unterschrieben an diesem Tag Uwe aus Stralsund, Bernd aus Grimmen, Ingo aus Rostock und meine Wenigkeit aus Barth eine Arbeitsschutzbelehrung für das Verhalten an den Bahnanlagen.

Unser Pflegekind war vorher von zwei Eisenbahnern betreut worden und durch die Bw-Führung unter Federführung des Haupt-Ingenieurs Werner Fietzek auf recht abenteuerliche Weise in das Jahr 1988 gerettet worden. Leider erkrankte einer der Kollegen schwer und war fortan nicht mehr in der Lage, Hand an die Lok zu legen. Er unterstützte uns aber nach Kräften und war in Materialfragen und für wertvolle Tipps unsere Anlaufstelle. Der andere Mitstreiter war allein völlig überfordert, konnte die Lok nicht im Alleingang pflegen und gab deshalb auf.

http://img509.imageshack.us/img509/5971/img632fk5.jpg

Am 23. April 1988 schaute ich durch den Zaun am Güterbahnhof Stralsund. Aus der Entfernung machte 03 0090-5 noch einen relativ guten Eindruck. Allerdings hatte der Rost schon Besitz von der Kesselverkleidung und sonstigen Teilen ergriffen. Dort am Paschenberg sollte die Lok noch bis 1991 abgestellt bleiben und sich den Platz mit diversem Schrott teilen.

Wer Interesse an den Geschehnissen um diese Lok hat, dem empfehle ich Robin Garns Buch über die BR 03.10 der DR. Leider kommt unsere Geschichte da etwas kurz und ich möchte hier der geneigten Leserschaft einige Einblicke in unsere Arbeit jener Jahre geben.

03 0090-5 war 1979 beim Bw Stralsund abgestellt worden und wurde zunächst in Sassnitz bzw. Tribsees mit ihren Schwestern abgestellt. Der Erhalt der Lok wurde 1982 sehr spontan von den Eisenbahnern arrangiert und mit List und Tücke durchgesetzt.
Unser Problem war nun, dass wir nicht offiziell in Erscheinung treten konnten und uns somit weder im Modelleisenbahnverband DMV, noch im Kulturbund organisieren konnten. Material war Mangelware und konnte uns nur auf Umwegen angeboten werden. Selbst die Farbe für unsere äußerliche Aufarbeitung war nur Restbestand und entsprach nicht immer unseren Vorstellungen. Das Werkzeug war einfachstes Gerät. Wir waren aber mit viel Fleiß in der Lage den einsetzenden Verfall aufzuhalten und die Lok in einen ansprechenden Zustand zu versetzen. Da die Lok bis 1991 ausschließlich unter freiem Himmel abgestellt blieb, war unser Bemühen immer ein Wettlauf mit Rost und der Flugasche aus dem nahen Heizkraftwerk.

Am 30. April 1988 war unser erster Arbeitstag an der Lok. Fast jedes Wochenende wurde nun in die 03 investiert. Zum Tag des Eisenbahners Anfang Juni 1988 sollte die Lok in Greifswald vorzeigbar werden. Das war ein echter Wettlauf mit der Zeit. Etliche Arbeiten mussten dann im Sommer nachgeholt werden, bzw. auf das Jahr 1989 verschoben werden.
Zunächst war die Außenhülle und der Führerstand herzurichten.
Schwarze Lackfarbe war nur in geringem Maße vorhanden. Die brauchten wir für den Führerstand.
Der Außenbereich musste mit schwarzer Vorstreichfarbe gestrichen werden, alles mit Pinsel. Das hatte den Vorteil, dass die Farbe sehr gut deckte und hervorragend haftete. Die Lok war aber nun stumpf und grau. So musste sie vor jeder Ausstellung genauestens geschminkt werden, was nun zur Routine in unserem Ausstellungsbetrieb wurde.
Wenigstens bekamen wir genug rote Lackfarbe, wenn auch in unterschiedlichen Farbschattierungen für das Fahrwerk.

http://img509.imageshack.us/img509/303/uerlicheaufarbeitungderfg1.jpg

Ab dem 30.4.88 begannen wir mit der äußerlichen Aufarbeitung der 03. Das Wetter war uns in den kommenden Wochen zum Glück hold und so kamen wir gut voran.

http://img521.imageshack.us/img521/3716/uerlicheaufarbeitungderdp7.jpg

Uwe hat den Stein ins Rollen gebracht und widmet sich hier dem Tender. Leider starb er schon im Juni 1990. Ich werde meinen besten Freund niemals vergessen.

http://img521.imageshack.us/img521/91/uerlicheaufarbeitungderpc5.jpg

Bernd kam aus Grimmen und später aus Neubrandenburg mit seinem Trabbi angeknattert und hat sich hier dem Führerhaus verschrieben.

http://img504.imageshack.us/img504/4937/uerlicheaufarbeitungderys0.jpg

Ingo rückt dem Rost an der Lichtmaschine zu Leibe. Hier ist auch gut eine Kollektion unserer damaligen Werkzeuge zu entdecken. Vom Weichenbesen über Drahtbürste und Keile für Bremssohlen ließ sich so manches verwenden. Aus heutiger Sicht, kaum zu glauben, wie wir das hingekriegt haben. Die kleinen Farbbüchsen reichen natürlich auch nicht weit und ergaben einen stattlichen Müllhaufen.

http://img504.imageshack.us/img504/8250/img227qy7.jpg

Die Frontansicht macht Ende Mai schon einen ordentlichen Eindruck. In Erinnerung an 03 0010-3 brachten wir auch weiße Zierstreifen an. Das Lokschild bastelte Bernd für Fotozwecke und Überführungsfahrten selbst. Gut zu erkennen ist die stumpfe Vorstreichfarbe.

http://img521.imageshack.us/img521/456/img232zn0.jpg

Für die Fahrzeugausstellung in Greifswald muß die 90 mit Altöl gewienert werden. So sieht sie schon wieder ganz gut aus und kann nach Greifswald überführt werden.

Seht selbst, die Mühe hat sich gelohnt. Ende Juni 1988 konnten wir selbst die Lok in Barth erstmals selbst der breiten Öffentlichkeit präsentieren.

http://img521.imageshack.us/img521/364/img498cj5.jpg

Ende Juni 1988 erstrahlt die Lok in Barth in neuem Glanze. Einige Putzlappen produzieren etwas Rauch. Natürlich sah das bei einer Öllok nie so aus.

Es folgten viele Fahrzeugausstellungen im Bereich vor allem der Rbd Greifswald. 03 0090-5 war oft ein Star unter den gezeigten Fahrzeugen.

Viele Grüße

Dampf – Achim Rickelt

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