Im
1. Teil meines Beitrags hatte ich berichtet, wie es überhaupt zu dieser Studienreise an den Erzberg kam und Bilder des ersten Tages gezeigt: Fahrt mit dampfgeführtem Personenzug über die Erzbergbahn und Besichtigung des Erz-Tagebaus in Eisenerz.
Und so ging's am nächsten Tag weiter.
28.01.1975
Der Tag begann mit der Besichtigung der Zugförderstelle (Zf) Vordernberg. Im Schuppen stand, leider unfotografierbar, die wieder einmal defekte 2085.01. Aber auch sonst boten sich im Bw keine weiteren Aufnahmemöglichkeiten – keine Loks vorm Schuppen, auf der Drehscheibe oder beim Restaurieren.
Aber am Rande des Bws war eine interessante Lok abgestellt, die – Mast hin, Mast her – unbedingt abgelichtet werden musste: Die für einen musealen Erhalt vorgesehene 1’F1’-Zahnradlok
297.401. Sie war einmal die größte und leistungsfähigste Zahnradlok der Welt. Aber wie die 2085 war auch sie für die Strecke überdimensioniert und konnte letztlich nie befriedigen. Bemerkenswert ist vielleicht noch, dass die 1941 von der Deutschen Reichsbahn beschaffte Lok in vielen Bauteilen mit den deutschen Einheitsloks übereinstimmte.
Das wirkliche Leben spielte sich draußen im Rangierbahnhof ab. Für den Rangierdienst im Rbf Vordernberg war
197.303 eingeteilt. 1913 als Naßdampfmaschine gebaut, verfügt sie über 6 Treibradsätze und ist damit als Tenderlok schon ein ganz kapitaler Brocken. Inzwischen hat leichter Schneefall eingesetzt, der in Verbindung mit dem flach einfallenden Sonnenlicht für eine außergewöhnliche Beleuchtung sorgt.
Noch krasser sind die Lichtverhältnisse beim Blick in die andere Richtung. Neben
197.303 kommt auch
1245.519 ins Bild, die hier abfahrbereit vor einem Erzzug in Richtung Leoben steht.
Dieses Pärchen war mir noch eine weitere Aufnahme aus der lichtmäßig "richtigen" Blickrichtung wert.
Nächster Programmpunkt war eine Güterzug-Fahrt von Vordernberg über den Pass zur Verladestelle Erzberg und zurück. Und da die Erzzüge keine Begleitwagen hatten, hieß das natürlich: Mitfahrt auf der Lok, 2 Mann vorn und 2 Mann hinten.
Zum besseren Verständnis der Bildfolge erscheint es mir angebracht, zunächst einmal kurz den Betriebsablauf zu erläutern: Der Leerzug kam mit einer Ellok, i.d.R. eine 1245.5 der ZfL Knittelfeld, aus Leoben und wurde in Vordernberg von zwei Dampfloks übernommen, eine vorn und eine hinten. Über die Zahnradstrecke ging es dann weiter zur Verladestation im Bf. Erzberg, mit Zwischenhalten in Gaslbremse (zum Wasserfassen) und Präbichl. In Erzberg wurde der Zug geteilt und beladen, wobei die beiden Loks, die den Leerzug gebracht hatten, die anfallenden Rangieraufgaben zu übernehmen hatten. Während dieser Arbeiten wurde der beladene Erzzug aus dem vorherigen Takt abgefahren. Die Bergfahrt der beladenen Züge von Erzberg nach Präbichl erfolgte aus Lastgründen in zwei Teilen, mit Zug- und Schublok, die nach Abstellung des ersten Teils in Präbichl als Lz nach Erzberg zurückkehrten, um den 2. Teil zu holen. In Präbichl wurden die beiden Halbzüge dann vereinigt und als kompletter Zug mit beiden Loks ins Tal nach Vordernberg gefahren. Ab dort wieder weiter mit Ellok bis Donawitz.
Auf dem folgenden Bild steht
97.208 abfahrbereit vor Leerzug Bzg 79911 im Rbf Vordernberg. Doch bevor die Bergfahrt in Angriff genommen werden kann, muss der Gegenzug Bzg 79916 aus Erzberg abgewartet werden, von dem hier gerade die (talseitige) Zuglok
197.301 vorbei fährt. Die Lichtverhältnisse sind mit dem sehr schräg von hinten einfallenden Streiflicht nicht gerade günstig und bewirken, dass die ohnehin schon ziemlich farblose Szenerie mit dreckigen Loks vor dreckigen Wagen fast schon wie ein schwarz/weiß Bild wirkt.
Nachdem der einfahrende beladene Erzzug angehalten hat, stehen die beiden alten Zahnradloks einträchtig nebeneinander:
97.208 als Zuglok vor Bzg 79911 und
97.205 als Schlusslok von Bzg 79916. Man beachtet die unterschiedliche Ausrüstung der Loks mit Giesl-Ejektor und Normal-Schornstein. Beide Maschinen sind übrigens Baujahr
1892!
Und endlich geht’s los. Unser Zug, Bzg 79913, ist mit
197.301 als Zuglok und 97.205 als Schublok bespannt. Wie man unschwer erkennen kann, befinde ich mich auf der hinteren Lok, als die Aufnahme den bergwärts fahrenden Leerzug entlang gemacht wurde. Aufnahmeort irgendwo unterhalb Glaslbremse.
An der Betriebsstelle Glaslbremse wird ein (planmäßiger) Halt zum Wassernehmen eingelegt. Das ist eine günstige Gelegenheit, den Zug und seine Loks auf’s Zelluloid zu bannen, auch wenn der Zug nicht gerade günstig im Licht steht. Als Erste ist "meine" Schublok
97.205 dran. Zunächst von links hinten mit Zug, ...
dann volle Breitseite von links, ...
und schließlich von rechts hinten, mit Blick über die Betriebsstelle Glaslbremse. Dieses Bild von der lichtmäßig "falschen" Seite demonstriert sehr schön, dass auch die Schattenseite oftmals ihre Reize hat.
Nachdem ich mich beim Personal vergewissert hatte, dass der Zug nicht plötzlich ohne mich abfahren würde, stapfte ich ziemlich mühselig durch den hohen Schnee nach vorne zur Zuglok
197.301. Schwarze Lok vor schwarzem Zug im weißen Schnee – nicht nur in dieser Perspektive war die sechsfach gekuppelte 197 eine imposante Erscheinung.
Danach hieß es, so schnell wie möglich wieder nach hinten zu meiner Lok, und weiter ging’s. Ich weiß nicht mehr, ob wir in Präbichl noch mal angehalten haben, jedenfalls ist dort kein Bild mehr entstanden.
Mit Rücksichtsicht auf die User, die noch ohne DSL und Flatrate auskommen müssen, beende ich den Beitrag hier und bringe die weiteren Bilder des Tages in einem dritten Teil, der in Kürze folgt.
Ich hoffe, wir sehen uns dort wieder?
Ulrich B.
Nachtrag: weiter zum
nächsten Teil