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Neunburg vorm Wald und seine 3 Bahnhöfe (m7B)

geschrieben von: Schwandorfer

Datum: 03.10.04 20:55

Gleich mal vorweg: Alle 7 Bilder sind NICHT historisch!

Die beschauliche Stadt Neunburg vorm Wald (ca. 8500 Einwohner) liegt am Rande des Oberpfälzer Waldes am Flüßchen Schwarzach. Einst führte durch Neunburg (das "vorm Wald" lasse ich für den Rest des Beitrags unter den Tisch fallen) die Nebenbahn Bodenwöhr Nord - Rötz. Der Personenverkehr auf der Gesamtsrecke und der Gesamtverkehr zwischen Neunburg und Rötz wurden hier bereits am 14.12.1969 eingestellt. Am 30.04.1995 erfolgte dann auch die Stillegung des 11km langen Reststücks. Die Gleise sind abgebaut, auf der Trasse wurde in den letzten Jahren ein Fahrradweg errichtet.
Obwohl klar sein dürfte, daß Neunburg als größter Ort an der Strecke gewissermaßen Betriebsmittelpunkt war, wissen wohl die wenigsten, daß es hier einmal drei Bahnhöfe gab.
Ich habe mich heute auf eine kleine Spurensuche begeben:
Wenn man in Neunburg die Bahnhofstraße entlang fährt, sticht einem zuerst folgendes Gebäude ins Auge:

http://www.vt610.de/bilder/neunburg/neunburg1.jpg

Klar, das war mal ein Bahnhof, typische Architektur der Bayerischen Staatsbahn für Nebenbahn-Empfangsgebäude, typisches Mauerwerk aus Bruchstein.
Und dann noch der große Granitblock mit dem eingemeißelten Ortsnamen:

http://www.vt610.de/bilder/neunburg/neunburg2.jpg

Dennoch diente das Gebäude nur 19 Jahre seinem ursprünglichen Zweck, nämlich vom 03.08.1896 bis zum 07.08.1915, als Neunburg der Endpunkt der Nebenbahn von Bodenwöhr her war. Da dieser Bahnhof für den 1908 beschlossenen Weiterbau der Strecke nach Rötz schlicht und ergreifend zu ungünstig lag (man hätte eine Schneise quer durch die Altstadt schlagen müssen), entschloß man sich zum Bau eines neuen Bahnhofes. Verwunderlich ist, daß sich der alte Bahnhof auch beinahe 90 Jahre nach seiner Außerbetriebnahme zumindest äußerlich noch weitgehenst im Ursprungszustand befindet.
Beim Versuch, den neuen Bahnhof zu finden, kann man die Bahnhofstraße mehrmals auf- und abfahren – man wird kein weiteres Gebäude finden, das annähernd nach Bahnhof aussieht. Wurde der „neue“ Bahnhof mittlerweile abgerissen? Mitnichten! Nach zwei größeren Umbauten ist er jedoch nicht wiederzuerkennen:

http://www.vt610.de/bilder/neunburg/neunburg3.jpg

Das eigentliche Stationsgebäude ist der Gebäudeteil links. Es war ursprünglich die Luxusversion bayerischer Agenturgebäude in gemauerter Ausführung. Die beiden modernen Anbauten wurden erst in den letzten Jahren hinzugefügt.
Beim Blick vom „neuen“ Bahnhof in die Bahnhofstraße stellt man fest, daß beide Bahnhöfe gar nicht soweit auseinanderliegen:

http://www.vt610.de/bilder/neunburg/neunburg4.jpg

Von der Straßenseite kann man mit viel Phantasie noch erkenne, daß es sich einmal um ein Empfangsgebäude gehandelt hat:

http://www.vt610.de/bilder/neunburg/neunburg5.jpg

Dort, wo der Dachvorsprung aufhört, fing ursprünglich der Holzanbau an. Er wurde bereits beim ersten Umbau des Gebäudes vor einigen Jahren durch einen gemauerten Anbau ersetzt.
Nun wären zwei der drei Neunburger Bahnhöfe gefunden. Aber ein dritter? In soeinem Kaff? Ja! Nachdem die Stadt eine recht „langgezogene Form“ in Ost-West-Richtung hat und die beiden oben erwähnten Bahnhöfe am Westrand des Ortes liegen, wollte man beim Weiterbau der Strecke nach Rötz, die Neunburg gewissermaßen umrundete, auch den Bürgern auf der Ostseite etwas gutes tun und baute am östlichen Ortsrand den Haltepunkt „Neunburg v.W. Ost“. Er erhielt ein schmuckes hölzernes Häuschen, das wohl Warteraum und Fahrkartenschalter beherbergte. Wie oben bereits erwähnt, endete der Verkehr zwischen Neunburg und Rötz im Jahr 1969, damit wurde auch der „Ostbahnhof“ (wie der Haltepunkt im Volksmund genannt wurde) überflüssig. Wer heute an die Stelle des einstigen Haltepunktes kommt, wird eigentlich durch nichts mehr an die Eisenbahn erinnert. Der auf der Trasse verlaufende Fahrradweg sieht an dieser Stelle aus, wie jeder innerstädtische Fahrradweg, direkt daneben befindet sich ein Großparkplatz und eine kleine Parkanlage mit hölzernem Toilettengebäude. Doch halt! Genau dieses scheinbar uninteressante Klohäuschen verdient nähere Betrachtung. Beim Vergleich mit alten Fotos erkennt man, daß es sich tatsächlich um das alte Stationsgebäude handelt!

http://www.vt610.de/bilder/neunburg/neunburg6.jpg

http://www.vt610.de/bilder/neunburg/neunburg7.jpg

Damit möchte ich meinen Überblick über die Geschichte der Neunburger Bahnhöfe beenden. Daß hier jemand historische Fotos davon hat, bezweifle ich (leider).
Ich hoffe, Euch hat auch dieser etwas außergewöhnliche Bericht gefallen.

Viele Grüße

Tobias

Edit: Bilder wieder sichtbar gemacht

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