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Buchkritiken Mai: Berlin 60er (10), E N D, Mus-Kursbuch, Wiener Stadtbahn GD+WD

geschrieben von: Rolf Hafke

Datum: 29.05.19 15:30

Guten Tag,

nach einiger Zeit hier wieder ein paar Buchbesprechungen, speziell über Straßenbahnen ....
obwohl die END ja eine Überlandstraßenbahn war.

Da auch wieder ausländische Titel dazwischen sind, speziell von Railway Media in Wien,
und auch das Berlin-Büchlein nicht an "jeder Ecke erhältlich" ist, Bestellungen gern auch
per Mail: hafke.koeln@t-online.de.

Gruß aus Köln
Rolf Hafke
TS: TramShop


*** Nahverkehr Deutschland ***
„Mit der Straßenbahn durch das Berlin der 60er Jahre, Band 10: Die Linien 70, 71 und 73“ von Reinhard Schulz und Sigurd Hilkenbach, Berlin 2019, 96 Seiten im Format 24,5 x 21,5 cm, gebunden, Herausgeber: LOK report-Verlag; Preis: 22,80 €

Nach längerer Pause wird die Fangemeinde der Bildbände zur Berliner Straßenbahn mit der nunmehr zehnten Folge als Band 20 in der Buchreihe Bahnfotografie beglückt. Die mit Sorgfalt ausgewählten Bilder zu den jeweils präsentierten Linien, deren Bearbeitung, aber auch die Abfassung der zugehörigen ausführlichen Einführungstexte und Bildunterschriften dauert eben immer eine gewissen Zeit. Der neue Band hat drei „70er Linien“ zum Inhalt von denen die 70 und 71 im Ostteil der Stadt unterwegs waren, während es die 73 zuerst in West-Berlin gab und nach deren Einstellung auch in Ostberlin eine Verbindung diese Bezeichnung erhielt.

In gewohnter Manier wird von jeder Linie zunächst deren Geschichte behandelt, bei der auch der Linienverlauf in einer Karte dargestellt wird und die Abbildung der klassischen Haltestellenstreifen im Westen bzw. des Fahrplanbildes im Osten Auskunft über Haltestellen, Einsatz- und Taktzeiten geben.

Daran an schließt sich die fotografische Reise entlang des Linienwegs mit großformatigen und qualitativ guten Aufnahmen. Es sind bei vielen Aufnahmen ja nicht nur die Straßenbahnwagen zu betrachten, sondern auch das Umfeld mit seinen vielen Details einer „anderen Welt“. Dem verwendeten Filmmaterial ist teilweise eine gewisse Körnigkeit der Abbildungen geschuldet, die eben auch für den Entstehungszeitraum der Aufnahmen steht.

Ausführliche Bildlegenden vermitteln zahlreiche Informationen zu Straßenbahn und Stadtbild, aber auch zur Verkehrspolitik im Westteil der Stadt, die gegen die Straßenbahn eingestellt war. Den Worten des Chronisten ist zu entnehmen, dass der Wiedererkennungswert vieler im Bild gezeigter „Ecken“ heute eher gering ist. Eindrucksvoll und in bisher kaum wahrgenommener Deutlichkeit zeigen zahlreiche Bilder auch, welcher Kahlschlag an der leidlich durch den Zweiten Weltkrieg geretteten Bebauung zur Schaffung des neuen Zentrums der „Hauptstadt der DDR“ erfolgte. Interessant ist es auch, häufig etwas über die Herkunft der Namen von Straßen zu erfahren, welche von den behandelten Linien durchfahren wurden. Die gesamte Textierung zeugt von einer hohen Sachkunde der Autoren!

Auch Band 10 ist für den Freund der Berliner Straßenbahn, aber auch für den stadtgeschichtlich Interessierten wieder eine „runde Sache“ zu einem äußerst günstigen Preis. (reu)


„Die END – Straßenbahn Esslingen – Nellingen – Denkendorf – Bahnen und Busse in und um Esslingen“ von Andreas Ilgen, Fürstenfeldbruck und Essen 2019, 192 Seiten im Format 21,5 x 29,0 cm, gebunden, Herausgeber: Verlagsgruppe Bahnen VGB und Klartext-Verlag; Preis: 39,95 €

Die drei Buchstaben END elektrisieren immer noch jeden Freund klassischer Überlandstraßenbahnen, unabhängig davon, ob sie den vor nunmehr 41 Jahren eingestellten Betrieb nun noch selbst erlebt haben oder nicht. Im Netz gibt es eine Vielzahl von Bildern und die Hype wurde im vergangenen Jahr durch den 40. Jahrestag der Einstellung noch einmal befeuert. Zwar lebt die Erinnerung in Fotos und Filmen, so richtig nachvollziehen, was den besonderen Reiz dieser Bahn ausmachte, kann aber wohl nur jemand, der sie selbst gekannt und sie auch benutzt hat. Der Rezensent gehört dazu und hat im Verlauf der letzten Jahre der Existenz jeden Streckenmeter mehrfach unter seinen Schuhen gehabt!

Erstaunlich ist es angesichts der Bekanntheit des Betriebes, dass er all die Jahrzehnte literarisch ein Schattendasein fristete, denn neben den Kapiteln in der zunächst von Zeunert und dann vom EK-Verlag herausgegebenen Buchreihe über Straßen- und Stadtbahnen in Deutschland und im Straßenbahn-Magazin, gab es immer nur eine Veröffentlichung über die END. Diese 1976 zum 50jährigen Jubiläum vom Unternehmen herausgegebene Broschüre gilt als Musterbeispiel für eine gelungene Betriebschronik, enthält trotz ihrer recht geringen Seitenzahl aber eigentlich alles, was man bis zu diesem Zeitpunkt zur Bahn wissen musste. Entsprechend antiquarisch gesucht ist sie heute noch.

Erst 41 Jahre später ist nun auch ein „richtiges“ Buch über die END erschienen und setzt ihr ein spätes aber würdiges Denkmal. Der Untertitel „Bahnen und Busse in und um Esslingen“ weist aber schon darauf hin, dass neben der END die für eine Stadt der Größe Esslingens recht beachtliche Zahl verschiedener Verkehrsarten und Betreiber nicht unerwähnt bleiben. Die städtische Straßenbahn strich schon sehr früh die Segel und wurde durch den heute noch existierenden und erfreulicherweise auf Expansionskurs befindlichen Oberleitungsbus abgelöst. Im Busverkehr mischten auch verschiedene private Betreiber mit, auch die END besaß ein ansehnliches Busnetz hauptsächlich in ihrem Hauptbedienungsgebiet Filderhochebene. Die Filderbahn erreichte, lange Jahre nur noch im Güterverkehr, Neuhausen auf Normalspur von Stuttgart aus bis 1983 und die Stuttgarter Stadtbahn fährt seit etlichen Jahren auf gleicher Spurweite bis Nellingen, dem früheren Betriebsmittelpunkt der END mit Depot und Verzweigung der beiden Strecken.

Schon beim ersten Durchblättern fallen die großformatigen farbigen Karten im Vor- und Nachsatz und als Beilage positiv auf, erlauben sie doch auch Ortsunkundigen eine wesentlich bessere Orientierung als eine Beschreibung bestimmter Sachverhalte durch Worte. Auch innerhalb der einzelnen Kapitel gibt es immer wieder Kartenausschnitte, welche bestimmte Situationen verdeutlichen.

Das Inhaltsverzeichnis zeigt eine übersichtliche Gliederung in viele kleine Zeit- und Themenabschnitte, welche als Ganzes ein wirklich vollständiges Bild der Nahverkehrsentwicklung im Einzugsbereich der END liefern. Der Schwerpunkt liegt natürlich auf diesem Betrieb und es gibt wohl keinen Aspekt, der im Buch nicht ausführlich behandelt wird. Hier hat zwar die schon erwähnte Broschüre Maßstäbe gesetzt, in ihr fehlen aber die recht turbulent verlaufenen Jahre bis zur Einstellung. Da sie es aufgrund des verfügbaren Platzes aber nicht vermochte, Abbildungen in ausreichender Zahl und Größe zu veröffentlichen, setzt dieses Buch nun hier einen weiteren Schwerpunkt.

Zahlreichen schönen, zum Teil aber nicht unbekannten schwarz-weiß Aufnahmen folgen aus den letzten Betriebsjahren viele äußerst gelungene Farbbilder, welche in ihrer Motivgestaltung den besonderen Reiz hervorragend herüberbringen, den die END als letzte Überlandstraßenbahn in der alten Bundesrepublik ausmachte. Findet man in anderen Publikationen Winterbilder eher selten, so gibt es in diesem Werk zahlreiche Bilder „mit weiß“, was auch damit zu tun hat, dass es in den letzten Wochen der Existenz der Bahn auf den Fildern noch einmal einen richtigen Winter gab, was zahlreiche Fotografen anlockte.

Man merkt dem Autor nicht nur in den Bildern und der Auswahl der Motive, sondern auch in den Bildlegenden und den Texten seine Verbundenheit und Liebe zur END an, die der Rezensent aus eigenen Erlebnissen durchaus nachvollziehen kann. Fotografisch zeigt er hohes Können bei der Motivgestaltung, was bei der heutigen digitalen Fotografie trotz eigentlich besserer technischer Möglichkeiten leider häufig fehlt.

Natürlich finden auch die Menschen Erwähnung, ohne die ein Bahnbetrieb nicht funktioniert. Sehr schön angelegt ist auch eine Streckenreise in Bildern auch mit Vergleichen in die Anfangsjahre und die Zeit nach der Straßenbahn. Das Kapitel über die Fahrzeuge besticht durch Detailaufnahmen, Wagenzeichnungen und übersichtlich aufbereitete Daten zur Statistik und Technik. Auch der Verbleib der END-Fahrzeuge nach der Einstellung wird in Wort und Bild dokumentiert, von denen es auch heute noch recht viele gibt.

Layout, Druckqualität auf schwerem Papier und Verarbeitung verdienen es ebenfalls positiv hervorgehoben zu werden. Bei dem Buch stimmt das Preis-/Leistungsverhältnis unbedingt. Für den Rezensenten stellt die lange vermisste zeitgemäße Darstellung eines seiner Lieblingsbetriebe eine seiner Meinung nach besten Veröffentlichungen für den Bereich des Nahverkehrs der letzten Zeit dar. Absolut empfehlenswert! (reu)


„U-Bahnen in Deutschland“ von Robert Schwandl, Berlin 2019, 160 Seiten im Format 16,5 x 23,5 cm, broschiert, Herausgeber: Robert Schwandl Verlag; Preis: 19,50 €

Vor zwölf Jahren erschien bei Schwandl ein erstes Heft über „Schnellbahnen in Deutschland“. Die Zeit war also längst wieder reif für eine Neuauflage. Die nun erschienene Zusammenstellung beschränkt sich auf die kommunalen Verkehrsmittel und behandelt die „richtigen“ U-Bahnen, von denen es in Deutschland ja nur vier Stück (Berlin, Hamburg, München, Nürnberg) gibt und zusätzlich die „U-Stadtbahnen“, also jene nur in Westdeutschland verbreitete Mischform aus Straßenbahn und in den Innenstadtbereichen unterirdischer Stadtbahn, welche im englischsprachigen Raum als „Light Rail“ bezeichnet werden.

Ursprünglich als „nichts Halbes und nichts Ganzes“ kritisiert, sind die Vorteile dieses Verkehrsmittels, welches Kosten spart und Umsteigezwänge vermeidet, mittlerweile allgemein anerkannt und dienten als Vorbilder für zahlreiche Systeme weltweit. Auch die Wuppertaler Schwebebahn als besonderes System wurde nicht vergessen. Die Sortierung erfolgt alphabetisch ohne Rücksicht auf die Systemart, was das schnelle Auffinden von Informationen begünstigt.

Die Darstellung der einzelnen Systeme erfolgt in der bei Schwandl bewährten Form aus kurzen zweisprachigen Texten, tabellarischen Übersichten über Netzentwicklung und Fahrzeugpark sowie einer Vielzahl aussagekräftiger Farbaufnahmen und natürlich den Netzplänen, die in ihrer Darstellung nach wie vor sehr übersichtlich und informativ sind. Aktuelle Baumaßnahmen werden ebenso berücksichtigt, wie geplante Erweiterungen. Dank des platzsparenden Formats eignen sich die Atlanten von Schwandl auch sehr gut als Reisebegleiter bei Besuchen vor Ort. Unschlagbar sind sie auch, wenn es darum geht, zu einem bestimmten System schnell und zuverlässig z.B. Inbetriebnahmedaten einzelner Strecken zu finden. Auch diese Neuerscheinung gehört unbedingt in den Bücherschrank eines an der aktuellen Situation deutscher Schienenverkehrsnetze interessierten Verkehrsfreundes, zumal die Anschaffung durch den im Hinblick des Gebotenen sehr moderaten Preises erleichtert wird. (reu)



*** Museumsbahnen Deutschland ***
„Kursbuch der deutschen Museums-Eisenbahnen“ bearbeitet von Sabine Ressel und Sebastian Werner, Freiburg 2018, 192 Seiten im Format 14,5 x 21,0 cm, broschiert, Herausgeber: EK-Verlag, Preis: 7,90 €

Rechtzeitig vor Beginn der Fahrsaison der meisten Museumsbahnen in Deutschland ist wieder das jährliche Kursbuch mit Informationen und Fahrplänen der Museumsbahnen und Museen mit Bahnbezug erschienen. Gegliedert nach Bundesländern finden sich alle relevanten Informationen, sofern sie denn von den jeweiligen Betreibern rechtzeitig geliefert wurden. Eine Lagekarte für jedes Land zeigt, wo gefahren oder ausgestellt wird. Übersichtlich und einheitlich gestaltete Fahrpläne erleichtern die Reisevorbereitung. Ergänzt werden die Angaben durch 20 gute Fotos vom Einsatz historischer Züge, schwerpunktmäßig in schwarz-weiß.

Dass der Verlag versucht, die Kosten durch zahlreiche Anzeigen niedrig zu halten und auch als Plattform für die Vorstellung seiner eigenen Erzeugnisse nutzt, ist verständlich und schmälert den Wert des Büchleins nicht. Im Gegenteil, die Betreiber von Bahnen liefern hier zum Teil interessante Zusatzinformationen und Literatur und DVD`s passend zum Thema braucht man nicht erst umständlich zu suchen. Das Kursbuch eignet sich aufgrund seines Formates auch gut zur Mitnahme in der Fototasche. Wer sich für die „Szene“ des historischen Schienenverkehrs interessiert kommt an diesem gut gestalteten und preiswerten Werk nicht vorbei. (reu)



*** Nahverkehr Österreich ***
„Bilder-Buch-Bogen – Die Wiener Stadtbahn – Mit GD und WD durch die Bundeshauptstadt, N und N1 im Portrait“ von Martin Ortner und Franz Straka, Wien 2019, 168 Seiten im Format 21,5 x 29,5 xm, gebunden, Herausgeber: Railway-Media-Group; Preis: 42,00 €

Die elektrische Wiener Stadtbahn unter der Betriebsführung der Wiener Straßenbahn entstand erst in den 1920er Jahren, nachdem der ursprüngliche Dampfbetrieb auf dem 1898 in Betrieb genommenen Netz normalspuriger Eisenbahnstrecken in Tief- und Hochlage ohne Berührungspunkten zu Straßen nicht befriedigen konnte. 1918 wurde er als Folge des Kriegsverlaufs und seiner daraus erwachsenden Probleme für die zerfallende Donaumonarchie eingestellt und die Strecken lagen seither brach.
Bekannt sind die Stadtbahnstrecken vor allem durch die vom Architekten Otto Wagner gestalteten baulichen Anlagen.
An Versuchen der Einführung eines elektrischen Eisenbahnbetriebes hat es zwar nie gefehlt, zum Erfolg wurde die Stadtbahn entlang von Donaukanal, Wienfluss und Gürtelstraße aber erst mit der Umstellung auf einen Betrieb mit straßenbahnähnlichen Fahrzeugen, der 1925 auf vier Strecken des alten Eisenbahnsystems eingerichtet wurde. Der Betrieb erfolgte mit Oberleitung und die Streckensicherung durch ein automatisches Blocksignalsystem mit Lichtsignalen und Fahrsperren. Dem unabhängig vom Individualverkehr verlaufende und daher frei von äußeren Störeinflüssen verlaufende Verkehrssystem mit vergleichsweise hohen Reisegeschwindigkeiten gelang es sehr schnell, Fahrgäste anzuziehen und zur Entlastung des stark überlasteten Straßenbahnnetzes beizutragen. Als Besonderheit gab es auch eine Linie, welche als Zwitter einen Teil ihrer Fahrt auf der Stadtbahn zurücklegte und dann über eine Gleisverbindung ins Straßenbahnnetz wechselte.

Reichlich archaisch und rückständig mutete die Entscheidung von 1924 an, nach vorangegangenen Versuchen mit entsprechend adaptierten Straßenbahnwagen auf den Stadtbahnstrecken ebenfalls zweiachsige Fahrzeuge nach deren Vorbild anzuschaffen und sie mittels Zugsteuerung in die Lage zu versetzen in dem Bedarf angepassten Zuglängen bis zu neun Fahrzeugen einzusetzen. Insgesamt entstanden 180 Trieb- und 270 Beiwagen, wobei sich immer ein Triebwagen der der Spitze und am Schluss des eingesetzten Zuges befinden mussten. Die Trassierung der Strecken hätte die Möglichkeit geboten, nach Berliner oder Hamburger Vorbild vierachsiges Wagenmaterial anzuschaffen, die Gemeinde Wien ließ aber Vorsicht walten, denn bei einer Kündigung des Pachtvertrages schuf man sich damit aber die Flexibilität, Fahrzeuge der Stadtbahn mit gewissen Anpassungen auch im Straßenbahnnetz einsetzen zu können. Hiervon wurde auch lange Jahre Gebrauch gemacht, denn die immense Zahl von 450 Wagen war für das bediente System erheblich zu viel.

Nach 1945 war ein Teil der Fahrzeuge stark verschlissen, so dass als Ersatz ab 1954 Trieb- und Beiwagen mit neuen Fahrgestellen und einem eckigen Stahlkasten unter Verwendung brauchbarer Teile ausgemusterter Altwagen entstanden, mit 130 Trieb- und 200 Beiwagen allerdings erheblich weniger und dem tatsächlichen Bedarf angepasst. Die alten Wagen fuhren weiterhin im Straßenbahnnetz, einige sind auch verkauft worden.

Dies zur Einführung in das Thema eines neuen Bandes in der Bildbandreihe des rührigen österreichischen Verkehrsverlages, denn nicht jeder Verkehrsfreund wird die heute als U- und Stadtbahnsystem betriebene Stadtbahn 36 Jahre nach dem Einsatzende der auch als „rote Rumpeln“ bezeichneten Zweiachser noch in der ursprünglichen Form kennen. Wie aus dem Untertitel hervorgeht, dokumentiert der Band nicht nur die Strecken, sondern auch die eingesetzten Fahrzeuge. Dem Anspruch der Buchreihe entsprechend, stehen die Bilder im Vordergrund und davon gibt es reichlich in schwarz-weiß und in Farbe aus allen Epochen des Betriebes und zumeist halbseitig. Der Fundus an Bildern von Wiener Verkehrsmitteln, den die Gilde der örtlichen Verkehrsfotografen vor allem seit Beginn der 1950er Jahre in zumeist hervorragender technischer und motivlicher Qualität hat entstehen lassen ist riesig, so dass die Auswahl sicher nicht leichtgefallen ist. Die Bildunterschriften sind in der Regel knapp, vermitteln aber ausreichend Informationen zur gezeigten Situation.

Sehr spärlich mit nur einem sehr kleinen Plan des Linienschemas ist allerdings die Orientierungsmöglichkeit für den nicht Ortskundigen ausgefallen. Hier hätte es durchaus Sinn gemacht, jedem Kapitel eines Linienabschnitts einen Stadt- oder Linienplanausschnitt beizugeben, welcher dann auch die Vernetzung mit den übrigen Verkehrsmitteln Bus und Bahn deutlich gemacht hätte. Auch eine Zeittafel wäre sicher noch eine sinnvolle Ergänzung gewesen. Für die statistische Darstellung der Fahrzeuge gibt es genügend andere Quellen und sie muss daher nicht auch Bestandteil eines Bilderalbums sein, obwohl es auch sicherlich auch potentielle Käufer geben wird, die das vermissen.

Der Text, vor allem aus der Einleitung bestehend, die sich vorwiegend mit den Fahrzeugen befasst und einer kurzen Einführung zu den einzelnen Linienabschnitten, enthält knapp gefasst aber ausreichend die wichtigsten Angaben, auch sind die Fahrzeuge mit Zeichnungen dokumentiert. Entsprechend dem gesetzten Thema zeigt der Band in erster Linie die beiden Fahrzeuggenerationen in ihrem Einsatzgebiet, die sonstigen Aspekte des Stadtbahnbetriebes und die Architektur werden nur gestreift, denn hierfür gibt es andere Veröffentlichungen auch aus dem gleichen Verlag. Dem Einsatz der alten Stadtbahnwagen bei der Straßenbahn, bei anderen Betrieben und den museal erhaltenen Fahrzeugen sind am Schluss des Buches ebenfalls kleinere Kapitel gewidmet und runden die Darstellung ab.

Die Bilder lassen auch erahnen, welches Potential die Stadtbahn gehabt hätte, aus ihr ein richtiges Schnellverkehrsmittel zu machen. Sie blieb aber bis zur Umstellung auf U-Bahnbetrieb eine Schnecke mit antiquiertem Wagenmaterial!
Die Druckqualität und Verarbeitung sind ausgezeichnet und auch das schlichte Layout vermag zu überzeugen und stellt die Aussagekraft der gezeigten Motive in den Vordergrund. Ihrem Anspruch als bildliche Dokumentation eines Teilbereiches des Wiener Verkehrssystems wird die Veröffentlichung voll und ganz gerecht. Sie füllt damit auch eine Lücke in der nicht gerade geringen Zahl von Veröffentlichungen über den Stadtverkehr der Donaumetropole. (reu)

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