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Re: [K] Neue Optionen für die Verkehrswende in Köln

geschrieben von: floridacoast

Datum: 18.09.20 02:24

Gernot schrieb:
>>Es ist doch nicht so, als hätte man nach Beseitigung der Kriegsschäden nichts am Nahverkehr in Köln getan! <<

Hab ich nicht gesagt. Aber vieles von dem was durch den Krieg zerstört wurde ist nicht wieder aufgebaut worden. Sehen kann man das in Köln an noch vielen Stellen.

>>Das ist Unfug. So wie vieles, was du schreibst. Dass der U-Bahnbau unter den Ringen 20 Jahre gedauert hätte zum Beispiel.<<

Das ist leider kein Unfug sonder blanke Realität. Die IG Ring ist von den damaligen Anliegern der Ring Straße gegründet worden. Von der Idee die Ubahn zu bauen die übrigens nicht von der Stadt kam sondern von den Anliegern hat es 20 Jahre gedauert. Ich weiß sogar noch das man sogar mal ein "Pause" gemacht hat. Dumm war nur das einige Anlieger das gemerkt haben. Ich hab selbst damals in einem Ruderboot gesessen und bin im Tunnel lang gefahren. Gearbeitet wurde da nicht. Wie auch?

>>Wenn ich mich richtig erinnere waren es knapp fünf Jahre.<<

Stimmt überhaupt nicht. Und Bitte nicht erst ab dem Zeitpunkt rechnen wenn der erste Bagger anfängt zu graben. Bis dahin ist schon eine Menge mehr passiert.

>>Und auch die Nord-Süd-Strecke wäre eigentlich schon vor zehn Jahren fertig gewesen, wenn es nicht den Einsturz am Waidmarkt gegeben hätte. So fahren dort nur die Linien 5 und 17 und in der Mitte fehlt noch ein entscheidendes Stück. <<

Auch nicht richtig. Der Einsturz war nur einer von vielen Punkten der den bau verzögert hat. Den Kirchturm schon vergessen?



>> Bei Widdersdorf und Meschenich scheinst du nicht zu wissen, dass diese beiden Ort erst seit 1975 Kölner Stadtteile sind.<<

Weiß ich sehr wohl. Bin in Junkerdorf aufgewachsen. Die Eingemeindung habe ich miterlebt. Mein Patenonkel ist Mitte der sechziger Jahre nach Widdersdorf gezogen und damals hatte man ihm schon den Kauf damit schmackhaft gemacht das hier bald eine Straßenbahn hinfahren würde und er von direkt zu seinem Laden in der Stadt fahren könne. Nun ja....

>>Vorher waren das kleine Dörfer jenseits der Stadtgrenze wo niemand plante, eine Straßenbahn zu bauen. Die ernsthaften Planungen begannen vor bestenfalls 20 Jahren.<<

Da ist falsch! Es gibt sogar einen Vorschlag eines Dombaumeisters von Anfang des 20. Jahrhundert die Bahn im Westen an das Straßenbahnnetz anzubinden. Der Grund war den Dom vor den vielen Erschütterung durch die schweren Lokomotiven zu schonen.
Alles nicht neu.

>>Und Meschenich als Trabentenstadt zu bezeichnen ist sowieso falsch. Das ist ein Dorf, an dessen Rand ein gewitzter Investor vor etwa 50 Jahren einen Hochhauskomplex gesetzt hat. Damals übrigens als Eigentumswohnungen für die Mittelschicht gedacht. Da wurde einfach mal die Kommunalgemeinde Rondorf etwas übern Tisch gezogen, bzw. man träumte vom Fortschritt. <<

Hat man damals in Chorweiler auch. Das Konzept sah da auch anders als es heute tatsächlich ist. Das Meschenich ein Dorf stimmt zum Teil auch. Trotzdem sind die Hochhäuser die da stehen eine Trabantenstadt und nichts sonst. Weil sich da ein einzelner Investor was geleistet hat? Fakt ist doch das der Stadtteil bis heute nicht richtig angebunden ist und deswegen nicht richtig auf die Füße kommt. Ich habe mir da ein Haus angeschaut was ich kaufen wollte. Bei dem Preis hab ich gestaunt den es war billig. Etwas weiter daneben war ein Pfarrhaus das auch billig verkauft werden sollte. Monatelang fand sich kein Käufer. Der Grund? Es waren zwei. Die Hochhäuser und die ÖPNV Anbindung.

>>Dass viele Menschen in Bergheim, Bedburg und Umgebung seit Generationen von und mit der Braunkohle leben ist klar. Doch genauso klar ist, dass die vier rheinischen Braunkohlekraftwerke zu den größten Dreckschleudern Westeuropas gehören und ihre Stilllegung überfällig ist. Diese Form der Energiegewinnung können wir uns nicht mehr leisten, wenn wir noch eine Zukunft haben wollen. Und RWE hat viel zu lange an der Kohleverstromung festgehalten.<<

Völlig richtig. Aber muss man deswegen jetzt sagen an der Kölner Stadtgrenze ist Schluß mit Bahn und Busß

>>Das ist nicht anders als die über Jahrzehnte kräftig subventionierte Steinkohle, um die dortigen Arbeitsplätze zu sichern. Und ja, ich kenne so einige, die bei Zechenschließung schon mit 50 oder gar 49 Jahren in den Vorruhestand geschickt wurden. Ausgestattet mit relativ üppigen Knappschaftsrenten. Sogar den Gegenwert der früheren Deputatkohle zum Heizen der Häuser bekamen sie weiterhin ausgezahlt.<<

Da mögen einige sein die du kennst. Das ist aber übrigens nicht überall in Deutschland so gewesen. Als in Aachen die Steinkohleföderung eingestellt wurde in den 80er Jahren hat da keiner groß demonstriert und zu Föderung des letzten Stück Kohles kam auch kein Bundespräsident. Das hat wirklich etwas mit Lobby Arbeit zu tun und da war man im Ruhrgebiet wirklich gut aufgestellt. Die Deputkohle ist übrigens auch bald Geschichte.
Was aber erwähnt werden sollte ist was aus den anderen Industrien und Betrieben wurde die aus der Steinkohle raus geholt wurden. So entstand zum Beispiel die Evonik. Ein im Ruhrgebiet nicht unwichtiger Arbeitgeber.


>>Es ist allerdings richtig, dass der Niedergang der Steinkohle bereits um 1960 begann. Da wurden die ersten Zechen stillgelegt und es wurden so allmählich einige andere Arbeitsplätze im Revier geschaffen. Ja, die Ansiedlung von Opel war genauso ein Kind dieser Überlegungen wie die Gründung der Bochumer Ruhr-Uni als erster Universität im Ruhrgebiet (die schon um 1795 geschlossene erste Duisburger Uni lassen wir da mal weg). Doch gleichzeitig begann die Subventionierung des restlichen Steinkohlebergbaus im Ruhrgebiet, dem Aachener Revier und dem Saarland. Da wurden über einen Zeitraum von 60 Jahren Unsummen von Geld hineingesteckt um Arbeitsplätze in der traditionellen Montanbranche zu erhalten, statt neue Arbeitsplätze in anderen Bereichen zu schaffen. Diese neuen Arbeitsplätze entstanden stattdessen zum Beispiel in Bayern, damals noch ein relativ armes Agrarland. Während das Ruhrgebiet unter der künstlich am Leben gehaltenen Monostruktur zunehmend litt und einstmals reiche Städte wie Duisburg, Oberhausen oder Essen heute hochverschuldet sind. <<

Ganz genau weiß ich nicht wann es losging mit dem Niedergang der Zechen aber die ersten haben auch schon vor dem 2. Weltkrieg oder früher dicht gemacht. Das hat aber auch mit der Konzentration zu tun denn die Föderung nah an der Oberfläche war wohl irgendwann nicht mehr möglich. Da kamen dann die Fusionen um tiefer, größer usw. zu fördern.
Das sieht man speziell im Ruhrgebiet immer dann wenn mal wieder ein Schacht einstürzt der recht nahe an der Oberfläche liegen und man gar nicht recht wer die mal gegraben hat. Die Kosten dafür trägt komplett der Steuerzahler.

>>Ähnlich ist es mit der Braunkohle. Da wird zwar nichts subventioniert, weil die Tagebaue und Kraftwerke gewinnbringend arbeiten, aber die Folgekosten werden in den Kalkulationen überhaupt nicht berücksichtigt. Zum Teil weil man den Klimawandel etc. finanziell nicht so genau beziffern und erst recht nicht einzelnen Verursachern anlasten kann. Zum Teil aber auch weil man es als unabwendbar ansah. Die Jülicher Börde gehört mit ihren Lößböden zu den fruchtbarsten Gegenden Deutschlands. Doch da wo früher Getreide, Kartoffeln oder Zuckerrüben angebaut wurden, gibt es jetzt gigantische bewaldete Berge mitten in der Ebene wie die Sophienhöhe oder demnächst riesige Seen. Von "Teichen" zu sprechen, wo das Hambacher Restloch nach der Wassermenge Deutschlands zweitgrößter See nach dem Bodensee werden soll, ist ein ziemlicher Euphemismus! Wusstest du übrigens, dass die Wälder auf der Sophienhöhe auf ewig künstlich bewässert werden müssen, weil ihre Wurzeln niemals die dauerhaft wasserführenden Grundwasserschichten erreichen können? Es sei denn, es fallen üppige Niederschläge, aber die werden anscheinend immer seltener.<<

Ich sage mal das ein großer Unterschied besteht zwischen dem was da im Ruhrgebiet passiert ist und noch passiert mit der Steinkohle. Da hatten einge recht frühk die Idee Dinge einzufordern. Das ist hier so nie passiert. Meine Nachbarn hier sind oder waren bis zur Rente beim RWE. Die sagen selbst das die Kumpels im Ruhrgebiet ihre Hausaufgaben besser gemacht haben. Vor allem was die Politik angeht.
Es wird jetzt öfters darüber geredet was mit den großen Löchern machen möchte. Es sind keine Teiche sollten sie mal tatsächlich mit Wasser gefüllt werden. Es sind aber auch keine Baggerseen wie die bisherigen ehemaligen Kohlegruben. Die Grube hier direkt bei uns ist aktiv und hat eine Tiefe von 400 metern. Die Anfang der 2000er Jahre still gelegte Grube Bergheim war noch nicht mal halb so tief. Was bedeutet das? Es muss massiv mit Wasser gearbeitet werden. Deshlab gibt es schon länger einen Masterplan was das Wasser angeht rund um Köln. Das ist weitgehend unbekannt.
Das auf der Sophienhöhe künstlich bewässert werden muss wusste ich zwar nicht aber es passt zu dem was hier direkt vor Ort passiert und 50 km weg am Zülpicher See. Wenn aus 400 metern Tiefe etwas gefördert läuft da Wasser rein. Grundwasser. Desto tiefer desto mehr läuft nach. Das hat Auswirkungen auf die Bereiche die gar nicht direkt an den tiefen Gruben liegen. Ich bin im einem Segelverein am Zülpicher See und dort fällt der Wasserspiegel set Jahren. Mit dem Klimawandel hat es zu tun aber der Hauptgrund ist das dieses Wasser in Richtung Kohlegruben abläuft. Vom RWE haben wir oft Besuch und jedesmal wird Geld ausgepackt wenn mal wieder der Bootssteeg tiefer gelegt werden muss und weiteres. Hier in Oberaußem ist Grundwasser ein Fremdwort. Ich habe auf dem Grundstück zwei alte Bäume dich bewässern muss. Alle meine Nachbarn sagen mir das dies bereits seit Jahren so ist.
Sollten die "Seen" mal kommen, was überhaupt nicht sicher ist könnte das anders werden aber es ist nicht klar wie.

>>Und was das Warten angeht: Es gibt keinen Plan, nur einander widersprechende Ideen! Die Gemeinde Inden beispielsweise träumt davon, in einigen Jahrzehnten ein Touristenhotspot zu werden. Bergheim oder Jülich wiederum wollen lieber Hightech-Standort sein. Düren hätte gerne die Logistikbranche gestärkt wegen der verkehrsmäßig guten Lage in Westeuropa. Was Bedburg oder Erkelenz planen weiß ich nicht. Die Idee des Großflughafens bei Erkelenz, der die Flughäfen in Düsseldorf und Köln ersetzen soll, ist jedenfalls noch nicht wieder aus der Schublade geholt wurden (solche Pläne gab es mal vor ca. 30 Jahren).
Und was heute sowieso noch niemand voraussehen kann ist die Wirtschaftslage in 30 oder 50 Jahren. Bleibt Westeuropa ein Zentrum der Weltwirtschaft? Oder wandert noch viel mehr nach Asien ab? Oder vielleicht nach Afrika - wer weiß? Kann auch sein, dass dann der permanente weltweite Warenaustausch weitgehend am Ende ist und man nahezu überall eine autarke regionale Wirtschaft anpeilt. Oder im produzierenden Gewerbe arbeiten nur noch ganz wenige Menschen weil fast alles vollständig automatisiert ist. Arbeitsplätze gibt es dann überwiegend im Dienstleistungs- und Freizeitsektor. Ist auch nicht weiter verwunderlich wenn dann womöglich die meisten nur noch eine 25-Stundenwoche haben.
Denkbar ist das alles, aber eben nicht planbar. Genausowenig wie das Wachsen oder Schrumpfen von Städten. Die Bevölkerungsprognosen von vor 15 Jahren, bevor der noch anhaltende Großstadthype begann, liegen allesamt daneben. Egal ob man Düsseldorf, Köln oder Essen nimmt. Sogar im nach wie vor schrumpfenden Duisburg ist der Rückgang nicht so heftig wie vorhergesagt. Von daher bin ich bei langfristigen Planungen vorsichtig, denn zu vieles kann eben nicht über einen Zeitraum von mehr als etwa zehn Jahren vorhergesagt werden.<<

Allerdings war das Thema eher was im ÖPNV passiert. Hier im Wahlkampf war jetzt wieder von einzelnen Projekten die Rede wie die Stadtbahn von Köln nach Niederaußem. Oder Hürth die Stichbahn. Aber kein Wort was mit der RWE Bahn auch nur angestellt werden könnte.

Nochmal um was es mir geht. Endlich einen Masterplan was den ÖPNV angeht für Köln und Umgebung. Bei all dem was in dieser Gegend an Veränderung ansteht ist das mehr als notwendig. Wie du selber sagst war Bayern damals ein Agrarland. Das hat die Stadt München aber nicht daran gehindert ein Sbahn Netz aufzubauen und die Ubahn auszubauen. Das ist heute ein Vorteil den die Stadt hat. In hamburg ist es ähnlich. Klar sind die beiden Städte aber Köln ist der südlchste Zipfel des Ruhrgebietes und damit Teil eines Ballungsraumes mit 11 Millionen Menschen. Da sollte man schon endlich mal das Selbstvertrauen haben und sich mal Gedanken um die Zukunft machen. Die Verkehrströme haben sich geändert und werden sich auf jeden Fall im Kölner Westen weiter ändern. Die Anzahl der Anbieter ändert sich. Vor 30 Jahren gab es kein Carsharing, Radstationen, Uber und selbst Park & Ride Parkplätze waren selten. Private Betreiber von Nahverkehrzügen sind neu wie National Express und haben etwas geschafft was die KVB mit der Westigo GmbH bis heute nicht einmal erreicht hat.

Schaut man sich eine Stadt wie Kopenhagen an sieht man Tendenzen und Möglichkeiten. Was da alles in Asien passiert bekommt man hier ja gar nicht mit.



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