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Re: [F] U2h-Wagen auf der U6 unterwegs

geschrieben von: Black Eyed

Datum: 22.06.12 13:57

So nun die Langfassung, warum es so wurde, wie es jetzt wird....



Matze Neumann schrieb:
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> Es ist die Rede davon, dass es infolge von
> Umbauarbeiten zu geänderten Einstiegshöhen kommt.
> Wurde die jetzt an die U5-Wagen angepasst? An
> allen Stationen der Linien U6 und U7?

An allen Linien werden die Bahnsteige auf die neue einheitliche Bahnsteighöhe von 80 cm angepasst.
Auf den Linien U4-U7 war die bisherige Einheitshöhe mit 87 cm etwas höher. Neuere Bahnsteige wurden gleich mit 80 cm gebaut.

> Ich frage mich eben, warum man die U5-Wagen nicht
> so hat konzipieren können, dass sie an den
> vorhandenen Hochbahnsteigen halten können.

Könnte man auch anders - dazu hätte man aber alle niedrigen Bahnsteige auf 80 cm erhöhen müsssen, bevor man erneut umbaut.

Zur Historie:

Die A-Strecke (U1-U3, U8-U9) wurde 1968 eröffnet, es gab dabei zwei Bahnsteigtechnische Hemmnisse:

1. Der Mischbetrieb mit Straßenbahnfahrzeugen (Typ Mt/mt - Düwag GT6/B4 mit seitlicher Verbreiterung und Klapptrittstufen). Bedingt dadurch, konnte der Bahnsteig vorläufig nur 56 cm hoch sein.
2. Der Mischbetrieb mit Güterzügen - an jenen Stationen konnte der Bahnsteig gar nur 32 cm hoch werden.

Gleichzeitig mit dem Streckenbau wurde aber auch das Fahrzeug entwickelt. Die beiden Prototypen des Typs U1 (Düwag: U6) wurden von den klassischen GT6 von Düwag abgeleitet, aber mit 2,65 m und als Zweirichter. Technisch waren sie sehr gedrängt, so erreichte man eine Fußbodenhöhe von 88 cm.
Die Bahnsteige in der Tunnelstrecke (als ausschließlich von 1.) waren daraufhin auf 80 cm spätere Bahnsteighöhe ausgelegt und wurden auf 56 cm durch Schotter reduziert.
Dass die Elektrik unter dem sehr gedrängten Fahrzeug problematisch war, führte dazu, dass die Serienwagen (Typ U2) nicht nur etwas länger sind, sondern auch mit 97 cm Fußbodenhöhe auch höher.
An der Station Miquel-/Addickesallee kann man heute noch dies deutlich erkennen: Die Station ist für 4-Wagenzüge zu kurz, so dass in der anschließenden Tunnelwand hinweise zum Ausstieg aus den vorderen Türen angebracht ist, da die letzte Tür nicht mehr am Bahnsteig zu liegen kommt.
Die U2-Fahrzeuge erhielten auch keine Klapptrittstufen, die anfänglichen des U1 wurden wegen Sicherheitsbedenken ausgebaut. Stattdessen besaßen sie innen feste Stufen, die explizit für 32 und 56 cm-Bahnsteige ausgelegt waren.

Mit Ausnahme der beiden Tunnelstationen der 1984 erfolgten Verlängerung zum Südbahnhof, waren die Tunnelstationen also allesamt auf nur 87 cm ausgelegt - die beiden genannten Stationen nur für 56, daher gibt es an den Rolltreppen gleich eine Gegenrampe...

Als die 32 cm-Bahnsteige auf 56 cm erhöht waren, wurden die Stufen zu einer kleinen innen zugeblecht. (Innen 97 cm - Außen 56 cm ergäbe eine nicht zulässige Stufenhöhe von 41 cm! Also erhielten sie eine kleine Stolperstufe in Höhe von 87 cm (Neuer Typ U2h). Danach konnten die Bahnsteige auf 80 cm erhöht werden, was größtenteils bereits geschehen ist.

Nach Tests mit den U3-Wagen der B-Strecke (unten weiter mehr), entschied man sich bei den 1994-1998 gebauten U4-Wagen auf eine Fußbodenhöhe von 87 cm - also ein stufenloses Fahrzeug, ebenso wurden die U5-Wagen auch gebaut.

Die B-Strecke (U4-U5) wurde dagegen ab 1974 vorläufig im Stadtbahnvorlaufbetrieb eröffnet, dazu wurde die Linie B1 (heute: U5) mit leichten Stadtbahnwagen des Typs Pt (P-Wagen, tunnelgängig mit Klapptrittstufen) ausgestattet, er ähnelt konzeptionell eher den M/N-Wagen, während die U2/U3/U4-Wagen eher dem B-Wagen konzeptionell verwandt sind.

Der Pt ist insofern nur 2,35 m breit, besitzt aber ebenfalls 97 cm Fußbodenhöhe. Die Klapptrittstufen erlauben den Einsatz an hohen Bahnsteigen (also 80 und 87 cm-Bahnsteighöhe) sowie auf Straßenbahnstrecken mit rund 0-25 cm-Bahnsteighöhe.

Die U5 besitzt außerhalb des B-Tunnels derzeit keine Hochbahnsteige (diese sind nach politischen Differenzen auf Grund der problematischen städtebaulichen Situation der unteren Eckenheimer Landstraße erst jetzt in konkreter Bauplanung).

1980 wurde die zweite B-Linie eröffnet, die U4 - diese verlief damals gänzlich im Tunnel. Für sie beschaffte man gänzlich eigene Fahrzeuge des oben schon angesprochenen Typs U3, der für eine Bahnsteighöhe von 87 cm ohne Stationen mit anderen Bahnsteighöhen ausgelegt wurde, so dass dieser als erster Typ keine (Klapp-)Trittstufen besaß. Gleichzeitig sind die Wagen aber auch 2,65 m breit, so dass die U5 wegen der zu schmalen Pt-Wagen zur Konstablerwache eingekürzt wurde. Dort besaß sie einen angepassten Bahnsteig mit Vorschuhen als Ausgleich. Die Vorschuhen an den restlichen Tunnelstationen wurden abgeschraubt.
Erst ende der 90er-Jahre wurden die Pt zum Typ Ptb umgebaut, dazu wurden die Trittstuffen um 25 cm nach außen verschoben. Damit konnte die U5 wieder zur heutigen Endstation Hauptbahnhof zurück verlängert werden.
2001 wurde dann die D-Strecke (DII) vom Hauptbahnhof zur Bockenheimer Warte eröffnet, diese wird von der U4 mitbefahren, wegen der geplanten Durchbindung mit der heutigen U9 erhielten beide Tunnelstationen nur 80 cm-Bahnsteige. Nach Protesten (!) mussten sie abgeschottert (Messe) bzw. mit einer Bahnsteigerhöhung (Bockenheimer Warte) versehen werden...

Später erfolgte im Osten die Anbindung an den Betriebshof Ost, der heute von einigen U4-Kursen über die Betriebshofumfahrungsgleisen auch zur Verlängerung in den Riederwald bzw. nach Enkheim genutzt wird (dort auf der C-Strecke der Linie U7).

Die C-Strecke wurde 1986 eröffnet und ähnelte bis Ende der 90er Jahre deutlich der U5 mit einem Stadtbahnvorlaufbetrieb durch Pt-Wagen. Allerdings ist durch das Fehlen von straßenbündigen Abschnitten Zuglängen über den 56 m einer Pt-Doppeltraktion möglich und planmäßig.

Im Westen erhielt die erste oberirdische Station Industriehof sowie alle anderen anliegenden Stationen des U6-Asts nach Praunheim Heerstraße, nur Straßenbahnbahnsteige wegen der darüber verlaufenden Zufahrtsstrecke zur Stadtbahnzentralwerkstatt, zu der eben sämtliche Frankfurter Straßen- und Stadtbahnwagen rollen müssen.

Eine ursprüngliche Bestückung mit U3-Wagen wurde aus Kostengründen abgesagt, so dass man alle restlichen P-Wagen auch zum Typ Pt umgebaut hatte. Entsprechend waren die Hochbahnsteige 87 cm hoch, hatten aber auch Vorschuhe für nur 2,35 m breite Wagen.

Nachdem sich die Ptb-Wagen der U5 bewerten, wurden für die U6 die Wagen ebenso umgebaut. Die U7 erhielt dagegen von der A-Strecke übrige U2-Wagen, die zum Typ U2e (ohne Stufe mit ebenerdigem Fußboden) umgebaut wurden. Ebenso erhielt die Station Industriehof Hochbahnsteige - bei denen die Vorschuhe entfielen. Ebenso wurden die Tunnelstationen für 2,65 tauglich gemacht.

Nachdem nun sämtliche Stationen der U6 durchgehend Hochbahnsteige bekommen hatten, beginnt nun das Aufschottern der alte Tunnelstationen. Neuere Hochbahnsteige wurden auch hier generell nur mit 80 cm gebaut (so am Ostbahnhof, aber auch Industriehof bis Heerstraße).

Die Umbauten erfolgen nun Linienrein, so dass nach der U6, die U7 folgt und anschließend die U4 und U5.

Die D-Strecke sollte eigentlich eine eigene Achse werden, jedoch hat man sie aus verschiedenen Gründen an die bestehenden A- und B-Strecken angeschlossen.
Im Süden bedient die U4 die DII-Strecke, im Norden die U8 und U9 die DIV-Strecke. Für das Zwischenstück Bockenheimer Warte - Ginnheim (Anschluss an die A-Strecke) wurde nach einigen politischen Streitereien (insbesondere auch dem Bürgerprotest der Anwohner der bisherigen Straßenbahnstrecke) eine neue Kompromisslösung gefunden, die eine neue weiter östliche Trassierung vorsieht, bei der Erschließungslücken geschlossen werden, ohne dass die genannten Anwohner durch die geringere Stationsanzahl einen deutlich spürbaren Nachteil erleiden.

Ist die Strecke fertig, so wird die U4 die U9 ersetzen, zur Ausdünnung auf dem Nordast, soll jeder zweite Kurs als im Süden als neue U8 (die bisherige entfällt) parallel zur U4 verkehren und im Norden nach Linienwechsel als U1 auf die A-Strecke einbiegen.


Es lässt sich also sagen: Mit der neuen Einheitshöhe und Einheitsbreite (!) wird aus vielen einzelnen Strecken bzw. gar Linien ein einheitliches Netz überhaupt geschafft. Dafür gibt man Stadtbahnvorlaufbetriebe mit dem Vorteil der Umsteigefreiheit endgültig auf. Aber man hat auch nicht mehr vor sämtliche Straßenbahnstrecken stillzulegen oder auf Stadtbahnbetrieb umzustellen, wie dies noch bis vor rund 25 Jahren Planungsstand war...

Nachdem die Verlängerung der U4 in den Riederwald ein deutlicher Erfolg war, mussten für den erhöhen Wagenbedarf und die anschließende Verlängerung nach Enkheim erst aufwendig weitere U2h- in U2e-Wagen umgebaut werden, dies ist in Zukunft nicht mehr nötig, die Wagen können flexibler getauscht und verschoben werden.

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