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Re: 100 Straßenbahnbetriebe: Montpellier

geschrieben von: ingolf

Datum: 20.11.06 00:14

baureihe218 schrieb:
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> Zwei kleine Schönheitsfehler gibt es bei diesem
> Betrieb allerdings.

>
> 2.) Die Durchschnittsgeschwindigkeit ist leider
> nur mäßig. Für Strecken die man mit dem PKW bequem
> in 10 Minuten zurücklegen kann braucht die Tram
> locker eine halbe Stunde. Auch der von mir
> genutzte SEV- Bus (wg. Bauarbeiten) vom Odysseum
> zum Pl- Comedy war um einiges schneller als die
> Bahn! Das ist für eine Straßenbahn, welche
> ausschließlich auf eigener Trasse verkehrt
> ungenügend. Dieses Manko existiert aber auch
> anderen Neubetrieben.
>
Man kann das auchanders sehen. Denn erstaunlicherweise ist man in Frankreich mit genau diesem "Netzgestaltungsmodell" außerordentlich erfolgreich. Gerade die Straßenbahnlinie Montepellier ist auch Spitzenreiter, was die Fahrastzahlen angeht - sie befördert täglich ca. 110.000 (!) Fahrgäste. Und das trotz geringer Höchstgeschwindigkeiten und umweghafter Führung.
Doch genau darin liegt auch der Ansatz in Frankreich: Man orientiert sich beim Entwurf eines Netzes vor allem daran, die Straßenbahn möglichst nah an die Ziele der Fahrgäste heranzuführen - auch wenn sie dadurch einige Umwege und enge Straßen durchfahren muss. Denn man betrachtet nicht die technisch mögliche Höchstgeschwindigkeit und maximale Kurvenradien als Entwurfsgrundlage, sondern die Gesamtreisezeit incl. Fußwegen zu den Haltestellen. Die Straßenbahn soll zu den Fahrgästen kommen - notfalls eben etwas langsamer - und nicht umgekehrt. Daher wird auch in engen Stadträumen weitegehend auf Tunnelstrecken verzichtet - sie erhöhen die Kosten und sorgen für längere Zugangswege.

Der andere Ansatz, der für eine hohe Zuverlässigkeit und dann doch wieder für eine Beschleunigung sorgt, liegt in der konsequenten Durchsetzung einer freien Trasse für die Tram. Es ist dort duchaus selbstverständlich, beim Bau neuer Straßenbahnsysteme Straßen ersatzlos für den Autoverkehr zu schließen und der Straßenbahn zur Verfügung zu stellen. Ebenso bekommt die Straßenbahn konsequent freie Fahrt an Ampeln etc. Allerdings wird auch sehr darauf geachtet, dass die neuen eigenen Trassen sehr gut in den Stadtraum integriert sind und auch überquert werden können. Abgitterungen und Zäune - wie hierzulande sehr weit verbreitet - findet man dort nur im Ausnahmefall (in unübersichtlichen Kurven etc.). Die Straßenbahn wird dadurch zu einem integriertem Element der Stadt - die Gleistrassen sind für alle offen - nur nicht für Autos.

Doch noch einmal zurück zu Montpellier: Die Straßenbahn bedient dort sehr wohl das Stadtzentrum - allerdings weniger die historische Altstadt (diese dann an der Place de la Comedie und Corum sowie Louis Blanc am Rande). Das funktionale Stadtzentrum (also dort, wo sich die wesentlichen Einrichtungen befinden, die die Bewohner von Montpellier im Alltag nutzen: Einkaufsmöglichkeiten, Verwaltung, Bildung)befindet sich im Beeich zwischen der Place de la Comedie und der Place de L'Europe (am anderem Ende des Stadtteils Antigone). Die Altstadt ist eher für Touristen interessant, denn für den Alltag in Montpellier.

Liniennetzpläne zu Montpellier gibt es unter:
[www.montpellier-agglo.com]

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