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Duisburg, Stahl, die Eisenbahn und die Welt

geschrieben von: Der nachdenkliche Stromrichter

Datum: 14.02.20 21:55

Guten Abend,

was die verkürzte Betrachtung von Strizie uns da aufzeigt, ist wohl mit ein Teil des Problems: die Wahrnehmung des Ganzen in der breiteren Öffentlichkeit. Die sieht dann ungefähr so aus, dass Duisburg eh nur ein Problemviertel voller Sozialfälle ist (ein überaus deutliches "Nein!"), dass Stahl "oldschool" und nicht mehr zeitgemäß ist (ein klares "keine Ahnung!") und Eisenbahn, vor allem Güterzüge ja nur Lärm macht (Ja nee, is klar!). Dieses Gemengelage erlaubt dann, dass wildgewordene Konzernlenker aus größenwahnsinnigen Träumen vom globalen Technologiekonzern die eigenen Wurzeln verächtlich mit Füßen treten, und die Politik ahnungslos falsche Schwerpunkte setzt.

Das führt dann tatsächlich dazu, dass das Potenzial des größten Stahlstandortes Europas nutzlos übersehen wird, statt das offensiv zu nutzen - Marketing im Sinne von "Smart Steel City" oder ähnlich schnuckeligen Anglizismen ist schon längst überfällig. Vielleicht kann die Stadt dann wieder ein paar mehr ihrer Einwohner direkt ernähren, wenn sie sich mal offensiv zu ihrer stolzen Geschichte mit dem Werkstoff bekennt, ohne den auch bei der Eisenbahn nichts laufen würde. Denken wir nur mal an Schienen ohne Stahl - nun, das funktioniert so gut wie Bratkartoffeln ohne Kartoffeln.

Und sollte die Entwicklung des Duisburger Südens zur Schlafstadt für in Düsseldorf arbeitende Menschen weitergehen, dann müssen wir uns doch mal fragen, warum das so ist. Weil man in der Landeshauptstadt vor lauter "cooler" neuer Wirtschaftszweige, also weg von der bäh-pfui-alten Schwerindustrie, hin zur Online- und Finance-Economy, glatt übersehen hat, dass die Kosten für Wohnungen zwischenzeitlich in einer Höhe angekommen sind, dass sich viel zu viele Mitarbeitende aus allen Branchen diese nicht mehr leisten können. Die südlichen/südwestlichen Vororte bis nach Köln hinab stecken mit in diesem Strudel, also ist es doch logisch dass die für ihr Geld arbeitende Bevölkerung nach Norden und Nordosten ausweicht. Wer nicht in Duisburg gelandet ist, pendelt oft nach Oberhausen, Mülheim an der Ruhr, ...

Auch hier hat die NRW-Landespolitik viel zu lange viel zu seelig geschlafen. Nicht nur, dass die Wirtschaftspolitik keine Steuerungswirkung nirgendwo hat, auch ist für die Bewegung der Pendlermassen mehr nötig, als im Landtag über die Staus auf den Autobahnen zu diskutieren (gestern) und ansonsten wild gewordene "besorgte" Anwohner bis zum Erbrechen gegen überfällige Infrastrukturmaßnahmen "Schiene" klagen zu lassen. Klar, die Zahl der RE zwischen Duisburg und seinen Nachbarstädten hat zwischenzeitlich ein halbwegs brauchbares bis annehmbares Maß gefunden, das war es dann aber auch - das Land NRW hat keinen Plan und zu wenig Interesse, was aus den S-Bahnen noch zu entwickeln wäre, von einer sinnvollen Begleitung, Unterstützung und Weiterentwicklung der städtischen Nahverkehre mal ganz zu schweigen. Kaum auf die Bahnanschlüsse abgestimmte Buslinien im Halbstundentakt sind ja auch super...

Wirtschaftspolitik mäßig, Verkehrspolitk bescheiden - die Zu(g)kunft könnte schöner sein. Duisburg 2030? Wahrscheinlich mit irgendwelchen Provisorien statt dem noch längst nicht gebauten neuen Dach ("Welle") am Hauptbahnhof, ohne Walsumbahn, und noch immer viel Stau auf den Autobahnen...

Freundliche Grüße
Tobias

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