DREHSCHEIBE-Online 

Anzeige

HIER KLICKEN!

 01 - News 

  Neu bei Drehscheibe Online? Hier registrieren! Zum Ausprobieren und Üben bitte das Testforum aufsuchen!
News und aktuelles Betriebsgeschehen - Fragen sind keine News, können aber in den anderen Foren gerne gestellt werden. Für Updatemeldungen von Websites bitte das Forum Bahn und Medien verwenden.
Diesen Beitrag den Moderatoren melden?

Grundsätzliches zum Fernverkehr Karlsruhe (– Pforzheim) – Stuttgart

geschrieben von: Honigbiene

Datum: 13.01.19 06:51

Guten Tag zusammen,

es ist grundsätzlich ist es schwierig, ohne eine Datengrundlage Aussagen treffen zu wollen, inwieweit es sinnvoll wäre, die IC-Linie 61 (Karlsruhe – Stuttgart – Nürnberg) durch eine Führung über Bruchsal (und unter Auslassung der Halte Pforzheim, Mühlacker und gegebenenfalls Vaihingen an der Enz) zu beschleunigen – hierzu wären umfangreiche Analysen der Reisendenströme und der Verkehrsnachfrage erforderlich.

In der Tat wäre die Führung der IC-Linie 61 über Bruchsal etwa fünfzehn Minuten schneller als über Pforzheim (sofern weder in Karlsruhe-Durlach noch in Bruchsal gehalten wird), so dass es sich im Rahmen einer Fahrzeitverkürzung anbieten würde, diese Linie stets über Bruchsal zu führen. Allerdings verpflichtete sich die Deutsche Bundesbahn im Zuge des Planfeststellungsverfahrens der Verbindungskurve Bruchsal im Jahr 1988, die Stadt Pforzheim weiterhin mit Fernverkehr zu versorgen. Es verkehren täglich bis zu 26 Zugpaare des Fernverkehrs täglich von Karlsruhe nach Stuttgart, wovon neun Zugpaare über Pforzheim fahren. Leider wurde die Verbindungskurve Bruchsal im Gegensatz zur Verbindungskurve Ubstadt nicht höhenfrei ausgebaut; gerade in Fahrtrichtung Karlsruhe ergibt sich das Problem, dass man drei stark befahrene Gleise kreuzt (Gegengleis, Katzbachbahn, Rheintalbahn).

Die Deutsche Bahn bekräftigte 2015 ihre Absicht, in Pforzheim Züge des Fernverkehrs halten zu lassen, nachdem 2010 genau das infrage gestellt wurde. Deutlich wird diese Absicht auch durch die Umstellung des Fahrzeugeinsatzes auf der IC-Linie 61: Seit dem 9. Dezember 2018 ersetzen neue doppelstöckige Garnituren („IC2“) nach und nach die klassischen Garnituren, die häufig nicht-klimatisierte Reisezugwagen führten.

Auch der erste Gutachterentwurf im Rahmen des im November 2018 vom Bundesverkehrsministerium vorgestellten „Deutschland-Taktes“ sieht nach wie vor eine Fernverkehrslinie (160 km/h) von Karlsruhe nach Nürnberg mit Halt in Pforzheim, Mühlacker und Vaihingen (Enz) vor.
Sowohl der Intercity als auch der Interregio-Express (IRE) sollen zwischen Karlsruhe und Stuttgart auf eine Fahrzeit von 50 Minuten beschleunigt werden, um die Anschlusssituation in Karlsruhe und Stuttgart zu verbessern; derzeit benötigen die IC-Züge 54 bzw. 56 Minuten und die IRE-Züge mit einem zusätzlichen Halt in Karlsruhe-Durlach 53 bzw. 55 Minuten. Für eine Umsetzung des Integralen Taktfahrplans wäre eine Reduzierung der Fahrzeit auf 50 Minuten ausreichend.

Unter Beibehaltung der bisherigen Halte muss die Infrastruktur ausgebaut werden. Deshalb hat das Land Baden-Württemberg die Residenzbahn (Karlsruhe – Pforzheim – Stuttgart) im Jahr 2013 für die Aufnahme in den Bundesverkehrswegeplan (BVWP) angemeldet. So muss unter anderem der Bahnübergang in Pfinztal-Kleinsteinbach, der lediglich mit 30 km/h befahren werden kann, beseitigt werden. Dazu ist eine Unterführung notwendig, die Kosten liegen aufgrund der besonderen örtlichen Verhältnisse (Topografie, Bebauung, angrenzendes Gewässer) bei etwa 18 Millionen Euro. Der Bund lehnte die Aufnahme der Residenzbahn ab; die Strecke hätte keine überregionale Bedeutung, obwohl die Strecke Teil des transeuropäischen Eisenbahnnetzes ist und auch von Zügen des Fern- und Güterverkehrs befahren wird. Aufgrund der Entscheidung des Bundes hat das Land bereits in Aussicht gestellt, diese Maßnahme nach dem Landesgemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (LGVFG) zu fördern. Auch hier kann die Frage gestellt werden, warum das Land Baden-Württemberg und die Kommunen für bundeseigene Eisenbahnen aufkommen müssen.
Es ist auch fragwürdig, weshalb der Bund den Streckenabschnitt Stuttgart-Zuffenhausen – Stuttgart-Feuerbach (Lückenschluss zwischen der Schnellfahrstrecke Mannheim – Stuttgart und Stuttgart 21) trotz der positiven Wirkung auf den Fernverkehr nicht in den BVWP aufgenommen hat.

Eine Nahverkehrsfreigabe würde die Zukunft der IC-Linie 61 in ihrer heutigen Form sichern. So konnte durch eine vom Land finanzierte Nahverkehrsfreigabe der Fortbestand der IC-Linie 87 (Stuttgart – Singen – Zürich) mittelfristig gesichert werden, genauso konnte das Angebot von einem Zweistundentakt auf einen Stundentakt verbessert werden. Ein solches Modell wird auch für die IC-Linie 61 zwischen Karlsruhe und Stuttgart von kommunaler Seite aus gefordert, allerdings lehnt das Land dies ab. Das Fahrgastpotenzial rechtfertige ein eigenständiges attraktives Angebot im Nahverkehr: Unter anderem wird zum 9. Juni 2019 eine zweistündliche IRE-Linie Karlsruhe – Stuttgart – Aalen eingeführt, die alternierend zur IC-Linie 61 ein schnelles stündliches Angebot zwischen Karlsruhe und Aalen bildet. Zwischen Karlsruhe und Stuttgart verkehren werktäglich bis zu zwei IRE-Züge stündlich, auch hier wird sich in Verbindung mit dem deutlich günstigeren Landestarif (der mit der zweiten Stufe im Jahr 2021 auch Zeitkarten umfassen wird) die Frage stellen, ob und im welchen Umfang DB Fernverkehr dauerhaft Fahrgäste an den Regionalverkehr verlieren wird und welche Auswirkungen dies auf die Angebotsplanung von DB Fernverkehr hätte.

Grüße
die Honigbiene

Gib bitte eine Erläuterung, warum Du diesen Beitrag melden möchtest. Dies erleichtert es den Moderatoren, Deine Meldung zu verstehen.