geschrieben von: Black Eyed
Datum: 15.01.18 16:24
Ja früher gab es RE40 Frankfurt-Gießen-Siegen im Wechseltakt mit RE99 Gießen-Siegen-Köln-Aachen.Gab es aus diesem Raum nicht mal durchgängige Fahrten nach Köln?
Schon ist man wieder bei der Frage der (Zukunfts)-Flexibilität – und damit von einer Argumentation für die eine zu einer Argumentation für die andere Bahnsteighöhe gekommen.
Das kann durchaus plausibel sein - eben das Ei- und Henne-Problem. Die Wirkung ist aber die gleiche.Hier scheint mir der grundsätzliche Zusammenhang umgekehrt zu sein. Weil das Hinabsteigen ins Fahrzeug anti-intuitiv ist – ein Fahrzeug ist ein Ding mit Höhe und als Mensch steht man nunmal auf dem Boden – ist es eine Gefahrenquelle und nach BOStrab nicht zugelassen. Wäre Hinabsteigen von der BOStrab erlaubt – und diese Möglichkeit genutzt –, gäbe es vielleicht eine größere Gewöhnung daran. Das würde das 76-cm-55cm-Hinabsteigen selbst nicht ungefährlicher machen, höchstens das Stolpern in den Straßenbahnbereich verlagern.
Kommt darauf an, wie man das Bahnsteigdilemma lösen will. Wenn man unbedingt auf 96 cm-S-Bahnen setzt aber ansonsten Netzweit auf 55 cm gehen würde, dann könnte dies häufiger werden... Die Frage nach der Zulässigkeit ist dann auch relevant. In Langen (Hessen) gab/gibt? es dazu eine Sonderregelung die personalaufwändiger ist.Das ist natürlich noch problematischer. Allerdings ist diese „Lösung“ so übel, dass sie nur sehr wenig vorkommt. Dagegen wird 55 cm an 76 cm anscheinend von manchen Akteuren für einen praktikablen Dauer-Kompromiss gehalten und dürfte daher hinsichtlich des Stolpern quantitativ relevanter sein als 55 cm zu 96 cm.
Die 55 cm-Fahrzeuge würden aber bei Zielhöhe 76 cm in stark zunehmenden Verhältnis nicht mehr barrierefrei sein. Bei Zielnetz 55 cm aber in den meisten Fällen - ebenfalls zunehmen - barrierefrei werden. Es verbleibt damit kein zwangsweiser Fahrzeugwechsel - und am Ende nur die seltengenutzten Altbahnsteige...Black Eyed schrieb:
Zitat:Darin vermag ich kein wirklich weitreichendes Argument für 55 cm zu erkennen.1. 55 cm minimiert die Stufenhöhe zu niedrigeren Altbahnsteigen.
Keine Frage, mit dem Ziel 55 cm lässt sich leichter mit Altbahnsteigen leben! Das ist aber eine Frage der Umstellung, die auch anders beantwortet werden kann – nichts, was eine Unverzichtbarkeit begründen würde.
Soll aus einer schwierigen Misch-Situation mit vielen 20-cm-Bahnsteigen u. ä. – warum auch immer – ohne konzentrierte Ausbauaktion auf 76 cm umgestellt werden, ist schlimmstenfalls ein zeitweiser Einsatz von 55-cm-Fahrzeugen denkbar, ohne dass wirklich auf 55 cm gesetzt werden müsste.
Damit die Stufenhöhen nicht zu groß werden. Beziehungsweise wenn man in der Umbauphase stufenoptimierte Fahrzeuge einsetzen will.Welchem Zweck sollte eine provisorische Erhöhung auf 55 cm auch dienen, wenn man – warum auch immer – auf 76 cm kommen will?
Korrekt. Bei solchen Mischlinien muss ich fast zwangsläufig an die Odenwaldbahn denken...Black Eyed schrieb:
Zitat:Das spricht aber erstmal weder für die notwendige Existenz der einen oder der anderen Höhe, sondern vielmehr für Abstimm- und Veränderungsbedarf. Denn ein Großteil der Linien lässt sich gerade nicht dem Ballungsraum oder dem Land zuordnen.2. 55 cm ist weit im ländlichen Raum vorhanden - gerade in den Nebennetzen - hat aber gegenüber den 76 cm-Bahnsteigen in Summe geringere Fahrgastwechsel, da die 76 cm vorrangig in großen Knotenbahnhöfen und Ballungsräumen liegen
Sehe ich auch so. Gut, Rhein-Sieg und Rhein-Ruhr wären noch zu betrachten, wobei letzteres eh schon gen 76 cm tendieren sehe.Interessante Frage: Was soll aus den 96-cm-Systemen werden?
Die S-Bahn Berlin ist weitestgehend separiert; Ausbauten sind gehemmt, aber im Bestand sieht es gut aus.
Hamburg steht auch ganz gut da, handelt sich mit Zweisystem-Erweiterungen aber Schwierigkeiten ein. Das scheint jedoch mehr für Vorsicht bei den Erweiterungen zu sprechen als für eine Veränderung des Kernsystems.
Die S-Bahn München ist grundsätzlich recht gut abgegrenzt und auch so hoch belastet, dass 96 cm heute noch wirklich nützlich zu sein scheint. Ein Fragezeichen setzt allerdings die geplante zweite Stammstrecke, die auch von sonstigen Regionalzügen benutzt werden soll – Qualitätsverlust, da der S-Bahn keine passenden Bahnsteige voller Länge geboten werden können!?
Stuttgart hat größere Mischverkehrs- und Anstoßprobleme. Eine Umstellung auf 76 cm erscheint bedenkenswert.
Frankfurt/Rhein-Main wird ohne Umstellung auf 76 cm wohl nie auf einen grünen Zweig kommen.
So meine absteigende Aufreihung der 96-cm-S-Bahn-Systeme hinsichtlich der Zukunftsperspektiven: Berlin, Hamburg, München, Stuttgart, Rhein-Main
Wobei auch hier die Frage ist, was Fahrzeuge mit längeren Wagenkästen (Mireo, Flirt XL) noch bieten könnten...Bei einstöckigen 55-cm-S-Bahnen markiert die S-Bahn Mitteldeutschland anscheinend die Obergrenze des derzeit machbaren.
Entweder am Linienbruch entsprechend besondere Bahnsteige / eigene Bahnsteige oder aber die Fahrzeuge müssen Türen auf beide Höhen ähnlich der Lösung FTX, Cityylink Chemnitz oder Giruno besitzen.Fazit: Für Grenzüberschreitende Linien werden hier und da besondere Bahnsteige benötigt, um ein Qualitätsoptimum zu erreichen!?
Korrekt. Mehr als eine zweite Höhe sollte es wirklich nicht sein und diese als Ausnahmezustand. Unabhängig von den nicht zu modernisierenden Altbahnsteigen.Das spricht wiederrum sehr dagegen, mehr als unvermeidbar verschiedene Bahnsteighöhen einzusetzen.
Korrekt - weswegen ich es bei FTX und Chemnitzbahn ertragbar halte, bei der 96er-S-Bahn nicht...Das läuft natürlich andersrum – nicht wegen des Vorhandenseins der Fahrzeuge werden Bahnsteige so umgebaut, sondern weil man einen Plan für ein „System“ mit dieser Bahnsteighöhe hat, werden Fahrzeuge so gekauft und Bahnsteige so gebaut.
Allerdings kann ich versichern: Das Ergebnis ist äußerst unerfreulich.
Ich mag nicht ausschließen, dass es irgendwo mal eine Regionalstadtbahn gibt, wo Fahrzeuge mit verschiedene Einstiegshöhen wirklich sinnvoll sind. Nur habe ich sowas noch nicht gesehen
Im Übrigen sind Fahrzeuge mit verschieden hohen Türen allenfalls für sehr lang laufende Linien, die „stabile“ Regionen verschiedener Bahnsteighöhen verbinden, zweckmäßig. Als Regellösung für Metropolregion-Land-Linien wie um Berlin und um Stuttgart taugen sie nicht.
Main-Weser-Bahn hat wirklich schwierige Probleme:Jetzt hast Du den Abschnitt überschrieben mit: „Ich sehe auch kaum eine Möglichkeit gänzlich auf 55 cm ODER 76 cm zu verzichten“ … aber dann diverse differenzierte Überlegungen vorgebracht, die teils die Unverzichtbarkeit der einen oder anderen Höhe verdeutlichen, teils die schlichte eigene Sinnhaftigkeit der einen oder anderen Höhe zeigen und teils für möglichst große Vereinheitlichung sprechen. Vorangestellt war noch die Doppelstock-im-Kommen-Überlegung. Alles ganz interessant!
Kannst Du von Deinen Überlegungen her auch eine mögliche Lösung etwa für Hessen, speziell die Main-Weser-Bahn und ihr Umfeld grob anreißen?
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