Grüezi mitenand!
Glacier Express – der langsamste Schnellzug der Welt!
Diesen Titel trägt seit über 80 Jahren ein Zug, der zwischen St. Moritz in Graubünden mit Zermatt im Wallis verbindet und auf seinem Weg durch die Schweizer Alpen über 291 Brücken und durch 91 Tunnels fährt. Wurden lange Zeit alle möglichen Wagen der beteiligten Bahnen RhB, FO und BVZ eingesetzt, verkehren seit 2006 auf diesem Kurs einheitliche sechsteilige Garnituren aus Panoramawagen. Bezeichnet werden diese Züge von der RhB und der nun zur MGB fusionierten BVZ und FO als „Premium Glacier Express“.
Im Dezember 2013 bot sich mir die Gelegenheit, mit so einer Garnitur von St. Moritz nach Zermatt zu fahren. Ebenfalls war es drin, die Wagen fotografisch zu dokumentieren.
Folgende Bilder entstanden am 16. und 17.12.13 in St. Moritz, auf der Fahrt, in Chur und in Zermatt.
Zuerst aber ein paar Grunddaten:
Spurweite: 1000m
Höchstgeschwindigkeit: 100 km/h/35 km/h (Adhäsion/Zahnstange, Typ Abt)
LüP: 18, 5 m
Breite: 2, 680 m
Höhe: 3, 695 m
Dienstmasse (tara/brutto): Personenwagen 18 t/23 t
Servicewagen 24 t/25 t
Energieversorgung: Zugsammelschiene mit 320 V (16 2/3 Hz)
Anzahl Wagen gesamt: 24
Davon Ap: 4
Api: 4
WRp: 4
Bp: 12
Eine Komposition besteht aus sechs Wagen, zwei 1. Klasse-, einem Service- und drei 2. Klasse-Wagen. Am 17.12.13 stand in Zermatt folgende Garnitur als D 902 „Glacier Express“ nach St. Moritz bereit:
#21 MGB Ap 4044, Gletscherblau-rot
bis St. Moritz
#22 MGB Api 4042, Gletscherblau-rot
# MGB WRp 3834, rot
"GLACIER Express"
#24 MGB Bp 4062, Gletscherblau-rot
#25 MGB Bp 4064, Gletscherblau-rot
#26 MGB Bp 4066, Gletscherblau-rot
HGe 4/4 II 108, rot
“Channel Tunnel" bis Disentis/Mustér
Bildlich:






Wie aus der Reihung zu sehen ist, besteht eine Garnitur aus sechs Wagen, einem 1. Klasse-Großraumwagen Typ Ap,…
… einem behindertengerechtem 1. Klasse-Großraumwagen Typ Api,…
… einem Servicewagen Typ WRp…
… und drei 2. Klasse-Großraumwagen Typ Bp:
Die Wagen basieren auf den Anfang der 1990er von Breda gebauten Panoramawagen, kommen aber von Stadler.
Die Wagen laufen auf luftgefederten Drehgestellen vom Typ Stadler-SSL mit Scheibenbremse, Zahnrad und Zahnradbremse (an je einem Drehgestell, außer am Servicewagen):
Lackiert sind die Personenwagen in rot und Gletscherblau. An den Wagenenden ist halb das Schweizer Kreuz auflackiert, das sich bei zusammengekoppelten Wagen zu einem ganzen zusammenfügt:
Der WRp ist komplett in rot lackiert. In der Mitte ist das (geschützte) Glacier Express-Logo mit dem Edelweis angebracht:
An den Wagenenden sind ein Mittelpuffer, Zughaken, Druckluft- und Stromleitungen sowie ein Faltenbalgübergang montiert:
Außen machen digitale Zuglaufschilder auf Wagennummer und Kurs aufmerksam:
Der Zugang erfolgt an nur einem Wagenende per Schwenkschiebetür, die sich per Knopfdruck öffnet:
Im Vorraum sind – mit Ausnahme des Api – in beiden Wagenklassen Skihalter montiert:
Generell sind immer Notfallhinweise vorhanden:
Der Zugang zum Fahrgastraum erfolgt über eine Schiebetür mit Druckknopfbedienung. Darunter befindet sich der Knopf für den Serviceruf:
Daran schließen sich Abstellflächen für Koffer und eine Garderobe installiert:
Im Ap sind Vis-á-vis-Plätze im Sitzteiler 2+1 und einem Tisch montiert:
Die Sitze sind mit rotem Stoff und Leder bezogen:
An jedem Platz ist ein Audiomodul für das Bordinformationsprogramm oder für Radioprogramme installiert:
In den Tischen befindet sich ein kleiner Mülleimer:
Über den Plätzen sind Reservierungstäfelchen und eine kleine Lampe vorhanden:
Zwischen den Sitzen hängt ein kleines Gepäcknetz. Darunter ist noch Platz für Koffer oder Taschen:
An markierten Plätzen sind ein Notfallhammer und ein Feuerlöscher platziert:
Über den Zugangstüren sind digitale Anzeigen platziert, die Wagennummer und den kommenden Halt anzeigen:
Am anderen Wagenende sind nochmals Gaderobe, Kofferplätze und - anstelle von Einstiegstüren - ein Schaltschrank…
… und ein Vakuum-WC eingebaut:
Im Api ist im Eingangsbereich das behindertengerechte WC platziert:
Im anschließenden Großraum ist bei der Zugangstür ggf. Platz für einen Rollstuhl:
Von der geringeren Platzzahl (30 anstelle 36) abgesehen ist der Großraum identisch:
Als nächstes folgt der Servicewagen. Dort befindet sich ein Viererplatz mit Tisch für das Zugpersonal:
Daran schließt sich der Seitengang an, der an der Küche vorbeiführt. In dieser wird während der Fahrt das Essen für die Passagiere zubereitet, welches am Platz serviert wird:
An die Galley schließt sich die im Sommer geöffnete Railbar an, in der man an kleinen Tischen mit Gesäßlehnen einen Espresso u.ä. trinken kann:
Im Winter wurde/wird die Fläche für eine Werbeaktion eines großen Uhrenherstellers genutzt.
Am Wagenende sind neben dem Schaltschrank Infotafeln zum Glacier Express und zum UNESCO-Weltkulturerbe Albula-Linie vorhanden:
Nach dem Servicewagen kommen die drei Großraumwagen 2. Klasse. In Aufbau sind sie identisch mit dem 1. Klasse-Wagen Typ Ap. Einzige Unterschiede finden sich im Sitzteiler (2+2) - somit auch in der Anzahl der Sitzplätze (48) -, im Look der Sitze (blauer Stoff, hellgraue Kopfstütze) und in der Platzierung der Audiomodule:
Was gibt es sonst noch zu erwähnen?
Bespannt werden die Glacier Express-Züge von St. Moritz bis Disentis/Muster mit Loks der RhB (z.B. Ge 4/4 II 617 „Repower“)…
… und von Disentis/Muster bis Zermatt mit Zahnradmaschinen der MGB (z.B. HGe 4/4 II 108 „Channel Tunnel“):
Im Sommer gibt es statt einem drei Zugpaare des Glacier Express. In einem sind dann die alten Gourmino-WR eingestellt:
Jedem Passagier stehen ein Päckchen mit Kopfhörern für das Bordprogramm und Infobroschüren zur Verfügung:
An Bord gibt es während der Fahrt einen Souvenirverkauf, in dem es u.a. auch die bekannten Schräggläser gibt.
Betrieben wird der Zug durch die RhB und die MGB, denen die Wagengarnituren gehören. Da im Winter nur ein Zugpaar unterwegs ist, werden die übrigen Wagen von der RhB und der MGB in RegioExpress-Züge als besonderes Highlight (und u.U. mit Aufpreis [RhB]) eingesetzt. Der Bordservice im „GEX“ erfolgt noch bis Ende April 2014 durch die RailGourmino swissAlps AG.
Grundrisse von den Wagen gibt es bei [
www.glacierexpress.ch] und bei [
www.stadlerrail.com].
Wer den Zug auf seiner Schmalspurmodellbahnanlage fahren möchte, findet Modelle mit RhB-Beschriftung bei [
www.bemo-modellbahn.de].
Es gibt nicht nur den „Premium Glacier Express“. Paar mal im Jahr werden Sonderfahrten von St. Moritz nach Zermatt v.v. mit alten Pulmann-Wagen und Krokodil angeboten: [
youtu.be]
Der Zug ist sehr sicher. Allerdings gab es auch beim Glacier Express einen schweren Zwischenfall – 2010 in Fiesch: [
www.welt.de]
Die Fahrt selber ist, wie der Zug, ebenfalls ein Highlight.
Am 16.12.13. war der Zug gerade wieder in die neue Fahrplansaison gestartet. Um 9.02 verließ der Zug, gekoppelt an RegioExpress 1128 nach Chur, St. Moritz:
Kurz nach der Abfahrt passierte der Zug auf dem Weg nach Celerina-Samedan-Preda-Bergün dabei die alte Olympia-Bobbahn, den Inn (rhätisch: Engadin), den Albulabasistunnel und den „Albula-Zirkus“:
Hinter Filisur überquert der Zug den legendären Landwasserviadukt, um weiter über Tiefencastel gen Chur zu rollen:
In Chur war Fahrtrichtungswechsel. Auch gingen hier die RE-Wagen vom Zug. Nun wurde der Glacier Express als eigenständiger Zug angezeigt (in St. Moritz hieß es auf den Bahnstieganzeigen nur "RE Chur" und "Schlusswagen nach Zermatt"):
Währenddessen wurden nochmals Vorräte geladen:
Nach der Abfahrt in Chur bog der Zug ins Rheintal (rhätisch: Ruinaulta) ab und folgte dem Fluss bis Disentis/Mustér:
Währenddessen wurde das Mittagessen (in meinem Fall das 3-Gang-Menü des Tages) am Platz serviert:
Danach gab es noch einen Espresso und die bekannte Schnapsakrobatik (vgl. [
www.railfaneurope.net]
In Disentis ging das RhB-Personal und die –Lok vom Zug. Es übernahmen die MGB, die den Zug auf den Oberalppass zogen:
Nach Abwarten eines Regionalzuges nach Disentis in Nätschen erfolgte die Runterfahrt vom Pass, um danach - teilweise im Zahnstangengleis, durch den Furka-Basistunnel und sowohl durch flacheres als auch gebirgigeres Gelände - gen Andermatt-Brig-Visp-Zermatt zu eilen:
Die Fahrt habe ich auch mit der Videokamera mitverfolgt. Wer die Tour im Bewegtbild verfolgen möchte, kann bei [
youtu.be] vorbeischauen :)
Fazit:
Ein sehr interessanter Zug! Die Aufwertung mit Panoramawagen vor einigen Jahren und der Am-Platz-Service machen eine Fahrt im Glacier Express zu einem besonderen Erlebnis, das man sehr empfehlen kann.
Vlt. hätte man etwas bequemere Sessel einbauen können, was aber u.U. sich negativ auf das Gewicht ausgewirkt hätte. Aber man kann es auch auf den vorhandenen Sitzen aushalten ;-)
Hoffe, es passt alles. Sollten sich Fehler eingeschlichen haben, bitte ich um Korrektur.
MfG, ICE 91 Prinz Eugen
Quellen:
Eisenbahn Journal EJ 8/2006 und Eisenbahn Journal Extra-Ausgabe 1/2008
[
www.glacierexpress.ch]
[
www.rgswissalps.ch]
de.wikipedia.org/
[
www.stadlerrail.com]
[
www.railfaneurope.net]
[
www.bemo-modellbahn.de]
de.youtube.com
[
www.welt.de]
(alle Homepages aufgerufen am 18. oder 19.1.2014)
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