Moin!
Kurz vor dem Fest gab es noch eine erfreuliche Nachricht für die Freunde irischer Torfbahnen. Diese soll nun Anlass sein, endlich einmal die Bilder vom Sommerurlaub 2015 herauszukramen. Auch wenn die Bilder nicht mehr ganz frisch sind, sind sie hoffentlich interessant.
Und was war nun die gute Nachricht? Am 23.12.2016 wurde für das Kraftwerk in Edenderry die Verlängerung der Betriebsgenehmigung bis in das Jahr 2023 erteilt. Das war buchstäblich in letzter Minute, denn eine erste Verlängerung der Ende 2016 auslaufenden Betriebsgenehmigung aus dem Jahr 2000 wurde im Oktober 2015 gerichtlich gekippt. Nachdem eine erste vom Gericht gesetzte Frist verstrichen war, wurde im Oktober 2016 das Jahresende als allerletzte Frist für die Genehmigung festgelegt. Bord na Móna Plc. als Betreiber der Edenderry Power Station musste bis zum Ablauf des Jahres 2016 eine neue Betriebgenehmigung erlangen, alternativ hätte das Kraftwerk Ende Februar 2017 stillgelegt werden müssen. Das hätte dann nicht nur den kurzfristigen Verlust von einigen hundert Arbeitsplätzen bedeutet, sondern wahrscheinlich auch das Ende für eines der drei großen Streckennetze der irischen Torfbahnen. Dazu ist es nun nicht gekommen und so wird man auch in den nächsten Jahren noch Torfzüge im Bereich Edenderry beobachten können.
Und vor der Abreise noch ein Wort zu den Torfbahnen: Die zahlreichen Erkenntnisse und Hintergrundinformationen des Urlaubs wurden in den DREHSCHEIBE-Heften 273 und 274 verarbeitet. Hier beschränke ich mich in erster Linie auf die Bilder und ein paar Angaben zu den konkreten Fotos.
Jetzt geht es aber endlich los…
05.08.2015
Die Abreise erfolgte nicht ganz zufällig am Mittwoch, denn so konnte ich noch das letzte Wochenende der Marschbahnumleiter mitnehmen. Etwas anstrengend erschien die Wettervorhersage, denn nachdem ich mich am Wochenende mit vielen Wolken herumgeärgert hatte, sollte nun heute der Sommer in Deutschlands Norden ausbrechen und einige Tage halten. Ganz anders sahen die Vorhersagen für das Zielgebiet aus, die kumulierte Sonnenscheindauer über die gesamte Urlaubszeit ergab eine bequem einstellige Zahl. Aber in Irland ist ja kaum etwas so unsicher wie die Vorhersage und wir hofften auf die für das Land so typischen Wetterwechsel.
Die Anreise erfolgte auf bewährten Weg von Hamburg nach Dublin.
Strahlender Sonnenschein in Hamburg: Hier kommt gerade die A 320-200 an, die uns gleich nach Dublin bringen wird.
Der Flug verlief ruhig, nur hielt das Wetter, was der Bericht versprochen hatte. Über England erreichten wir die dichten Wolken und in Dublin gab es dazu noch kräftige Regenschauer. Wir holten unseren Mietwagen ab und da die erste Unterkunft nicht weit vom Flughafen entfernt lag, hatten wir Zeit für etwas Programm. Die Wahl fiel auf Negrange, jenes aus der Jungsteinzeit stammende Hügelgrab, wobei das Wort Hügel hier etwas untertrieben wirkt.
Vor Ort folgte dann leider die Ernüchterung, denn ausgerechnet heute war einer der Aktionstage, an denen man die Stätten von Heritage Ireland kostenlos besuchen kann. Das ist natürlich grundsätzlich positiv, nur führte es dazu, dass alle Führungen für den Rest des Tages ausgebucht waren. So blieben nur der Besuch im Besucherzentrum und der Blick aus der Ferne...
Newgrange, leider weit weg
Auf dem Weg zum Nachtquartier ging es dann ein wenig an der Küste entlang.
Das hätte als Motiv sogar getaugt, nur irgendwie nicht bei dem Wetter. Ein Enterprise passiert auf dem Weg von Belfast nach Dublin den Ort Balbriggan.
Und am Abend sind wir dann auf dem Weg vom Pub zur Unterkunft ordentlich durchgeregnet. Es konnte nur besser werden…
06.08.2015
Heute sollte das Auto ungleich mehr gefordert werden, denn der im Norden der Dublin Bay beginnende Tag sollte im fernen Donegal enden. Und der Weg dorthin führte entlang des nördlichen Rands der in der Mitte des Landes gelegenen Torfbabbaugebiete, Gelegenheit also, einen ersten Blick auf die Bahnen der Bord na Móna Plc. Zu werfen. Nachdem ich im vergangenen Jahr kräftig Blut geleckt hatte, gab es jetzt viele weitere Punkte, an denen ich vorstellig werden wollte, darunter auch die vielen kleineren Abbaubetriebe. Und damit ging es auch los, denn der erste Berührungspunkt war die direkt an der in den Nordwesten führenden Autobahn gelegene Abbaustelle Kinnegad.
Übersichtlich waren hier nicht nur die Anlagen, sondern auch der zur Besuchszeit stattfindende Betrieb. Im Hintergrund steht die Verladeanlage, vor der diverse beladene Torfwagen warten. Die restlichen Wagen warten mit der Streckenlok LM 301 auf einem Nebengleis. Immerhin zeigte sich zwischen den vielen Wolken auch wieder die Sonne…
Damit waren zumindest die ersten Bilder im Kasten, aber der nächste Betrieb war nicht weit. In Ballivor befindet sich eins der drei Verarbeitungswerke des Bereiches Horticulture und auch die Feldbahnanlage dort ist etwas umfangreicher als die eben besuchte.
Jede Menge Zeug stand vor der Werkstatt, darunter drei Loks mit LM 207 ganz vorne. Schon auf diesem Bild wird erkennbar, dass der Betrieb etwas größer ist als die eben besuchte Abbaustelle Kinnegad.
Die Besonderheit stand ganz hinten in der Reihe, denn mit der LM 358 wurde hier eine der eigentlich schon vollständig aus dem Betriebsdienst ausgeschiedenen Gleismac LF 45 wieder zum Leben erweckt und dient als Reservelok für die Arbeitszüge.
Wenn auf den Feldbahngleisen gerade kein Betrieb herrscht, lohnt sich in der Regel auch ein Blick auf die übrigen Arbeitsgeräte, die in den Betrieben herumstehen. Dieses Gerät nimmt über die Förderketten links den losen Torf auf und häuft ihn mit dem nach rechts führenden Förderband zu Wällen auf. Als Zuggerät dient ein 107 kw starker John Deere 6830 mit Zwillingsbereifung.
Ein New Holland TM 140, der auf der Hinterachse statt der Doppelbereifung mit Gleisketten ausgerüstet ist.
Etwas aus der bunten Wagenwelt: Solche Selbstentlader wurden einst für den Transport der Asche von den Kraftwerken zu den Deponien eingesetzt. Heute fristen einige von ihnen noch ein Dasein als Lager für Sand, doch auch diese Nutzung wird in den meisten Fällen bald enden.
Beim Einlass hatte der Betriebsleiter mir die Ankunft eines Torfzuges angekündigt. Der ließ zwar etwas auf sich warten, aber die Zeit konnte ich nutzen, um die Gleisanlagen und Weichenstellungen zu erkunden. Als er endlich kam stand ich daher schon am richtigen Streckenast bereit und auch die Sonne meine es jetzt sehr gut mit mir.
LM 203 kommt mit einem langen Torfzug am Werk Ballivor an.
Ein zweites Bild des Zuges, schließlich waren heute nicht viele weitere zu erwarten.
Hinter dem Zug folgte solo LM 236. Diese Betriebsform ist hier in einigen Betrieben üblich. Bei Richtungswechseln übernimmt die zweite Lok den Zug, damit dieser nicht geschoben werden muss. Und als Nebeneffekt ist der Lokführer in den Weiten der Moore bei Betriebsstörungen nicht auf sich alleine gestellt…
Wenige Meter weiter folgte ein Richtungswechsel und dann war die Entladeanlage erreicht. Dahinter warteten die leeren Wagen für den nächsten Zug und dort fanden sich bald auch die beiden Loks ein.
LM 377 steht vor dem Leerzug, der gleich ins Moor gebracht werden soll.
Bei LM 203 wird vor der nächsten Fahrt noch Sand aufgefüllt. Jeder der vier Sandkästen fasst 14 Eimer Sand, die mit Muskelkraft gestemmt werden müssen. Im Hintergrund ist bereits die neue Besandungsbrücke erkennbar, die bald in Betrieb gehen wird. Dieses Motiv wird dann zwar nicht mehr wiederholbar sein, aber das Personal wird darüber kaum traurig sein…
Die Sonne hatte es hier sehr gut mit mir gemeint, aber als der Leerzug fuhr, war auch sie endgültig weg. Wir hatten noch ein paar Kilometer vor uns und so machten auch wir uns wieder auf den Weg. Kurz vor Erreichen der Hauptstraße in Richtung Sligo führte dieser aber noch an einer weiteren Abbaustelle vorbei. In Coolnagun wird Torf abgebaut, der per LKW an die Lough Ree Power Station geliefert wird. Heute gab es aber nur stehende Loks zu bewundern, denn der auf den Abbaufeldern lagernde Torf sollte erst im Herbst abgefahren werden.
Für die Beförderung der Torfzüge sind hier zwei Hunslet 115 HP stationiert, die ich beide in der Werkstatt antraf. Beide Loks präsentierten sich in einem sehr guten Zustand, hier die LM 377.
Die Torfverladung findet heute an einer anderen Stelle des Abbaugebiets statt. Neben der Werkstatt stehen aber noch die Reste der alten Verladung, die längst nicht mehr an das Gleisnetz angeschlossen ist. Und wer sich durch den Dschungel zu den einst für das Abstellen der mit Torfsoden beladenen Loren genutzten Überdachungen kämpft, der wird mit einigen längst abgestellten Loks belohnt.
Bei diesem Fragment handelt es sich um die als LM 255 eingereihte Deutz 57838.
Nun mussten wir aber wirklich fahren, denn wir hatten erst den kleineren Teil der heutigen Etappe hinter uns. Die Fahrt verlief entspannt und so erreichten wir schließlich Lettermacaward, wo wir eine Unterkunft direkt am Meer gebucht hatten. Zu unserer Überraschung waren wir in dieser abgelegenen Ecke bei deutschen Auswanderern untergekommen…
Hier lässt es sich aushalten…
Auf dem Weg zum Pub im Nachbarort ergab sich noch dieser Anblick: Typisch für Irland sind auch die Torfbauern, die in Handarbeit Torf abbauen und als Brennmaterial verkaufen.
07.08.2015
Zwei Tage verbrachten wir im County Donegal, das wir bei unserer ersten Reise nur am Rande gestreift hatten. Und auch hier oben gibt es eine Museumsbahn, klein, aber sehr sehenswert. In Donegal gab es einst ein ausgedehntes Schmalspurnetz, ausgehend von der Hafenstadt Derry. Heute sind diese Strecken längst Geschichte, einerseits wurden sie von der üblichen verkehrshistorischen Entwicklung überrollt, andererseits litten sie aber auch durch die Teilung Irlands, die Derry von dem Hinterland Donegal abgeschnitten hat.
Die Fintown Railway betreibt auf einem kleinen Abschnitt der einstigen Strecke nach Glenties auf wiederaufgebautem Gleis einen Museumsbetrieb. Zum Einsatz kommt einer der für diese Strecken beschafften Triebwagen, die nur in einer Fahrtrichtung verkehren können. An den Endpunkten wurden sie jeweils mittels Drehscheiben gedreht, ein auch in Deutschland nicht ganz unbekanntes Konzept. Die Hauptsache war, dass der Verkehr billig durchgeführt werden konnte, ein Hinweis auf die damalige Situation der Bahnen in Donegal…
Auch hier trifft man auf Bord na Móna. Am Rande des Betriebsgeländes in Fintown stand die ausgediente LM 77.
Railcar 18 am Bahnsteig in Fintown
Der Fahrgastraum in der Blickrichtung zum Führerstand
Und der Arbeitsplatz des Lokführers im Führerstand
Wir sind eine Runde mit diesem urigen Triebwagen mitgefahren und danach habe ich mich an der Strecke nach möglichen Motiven umgeschaut. Mittlerweile hatte es sich völlig zugezogen, aber so ein richtiger Nachteil war das nicht, denn die Straße verläuft nordwestlich der Bahn und die Strecke ist nicht so einfach zugänglich, zumindest nicht auf legalen Wegen.
Da der Triebwagen nur für den Einrichtungsbetrieb ausgelegt ist, wird er auf der Hinfahrt von einer Diesellok gezogen. Zum Einsatz kommt dafür eine bei Alan Keef modernisierte Simplex.
Ein Bild mit dem Triebwagen vorne
Und noch ein Bild von dem Triebwagen in der kargen Landschaft
Den weiteren Tag haben wir an der Südküste verbracht. Der größte Ort dort ist Donegal, wo es auch noch ein kleines Museum gibt, das an die Schmalspurbahnen erinnert.
Das Museum im früheren Bahnhof von Donegal, neben der Ausstellung im Bahnhofsgebäude gibt es auch ein paar Fahrzeuge zu besichtigen.
Und am Nachmittag gab es dieses Kontrastprogramm: Ein Blick in die Werkstatt der Tweedweberei in Kilcar
Das wichtigste Arbeitsgerät
Der Blick in das untere Stockwerk, hier werden die Garne für das Weben vorbereitet.
Der mehr als sehenswerte Pappkarton, den der freundliche Herr als seine Toolbox bezeichnete
Und das letzte Ziel des Tages: Killybegs mit seinem großen Fischereihafen
Und auch das ist typisch für dieses Land: Die in den Brikettfabriken hergestellten Torfbriketts werden unter anderem über die Supermärkte im Land verkauft.
08.08.2015
Am zweiten Tag in Donegal stand noch eine im wahrsten Sinne des Wortes herausragende Sehenswürdigkeit auf dem Programm. Doch das Wetter wollte so gar nicht mitspielen, es war regnerisch und nicht übermäßig warm. Aber egal, der Weg hierher ist weit und so sind wir trotzdem vorstellig geworden.
Die Slieve League am südwestlichen Zipfel von Donegal, bis zu 600 m hoch erheben sich die Felsen über das Meer.
Der Blick von dem kleinen Hafen von Teelin, von wo bei gutem Wetter Bootsfahrten zur Slieve League starten. Die Wolken hängen tief, immerhin befinden wir uns nicht hoch oben in den Bergen, sondern stehen auf Meereshöhe.
Auf der Rückseite der Berge treffen wir auf scheinbar endlose Abbaufelder der Torfbauern.
In kleinen Haufen trocknen die von Hand gestochenen Torfsoden.
Den Nachmittag haben wir dann in einem kleinen Freilichtmuseum in Glencolumbkille verbracht, wo wir uns zumindest zeitweise in geschlossenen Räumen aufhalten konnten. Gezeigt wird hier das frühere Leben in diesem armen Landesteil.
Sehr typisch für die Region
Noch etwas vom Wegesrand: Die Feuerwehr von Glencolumbkille
Und auf dem Rückweg zur Unterkunft trafen wir noch einmal auf Abbaustellen von Torfbauern.
Die Abstichkante ist deutlich zu erkennen und in dem Holzkasten lagert der getrocknete Torf.
Das waren die Tage im Nordosten. Im zweiten Teil geht es dann wieder zurück in das Landesinnere, dorthin, wo es wieder mehr Bahnen zu sehen gibt.
Viele Grüße
Gunnar
2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2016:12:28:22:52:52.