Aktivurlaub auf der Abraumhalde („Aua dA“)
Teil 6a: Kampf gegen die Langeweile – Einen Morgen ohne Abraumhalde, schaffen wir das?
Im
letzten Bericht hatte ich euch ja über den dritten Tag in Fuxin berichtet, an dem wir uns ausschließlich auf der Abraumhalde aufgehalten haben. Um nicht Langeweile aufkommen zu lassen, beschlossen wir, den vierten Tag nicht auf der Abraumhalde, sondern am Bahnhof Pingan beginnen zu lassen. Im Nachhinein gesehen eine eher fragwürdige Entscheidung, aber seht selbst:
Bild 0: Zunächst wie immer die Übersichtskarte der Clubanlage. In diesem Bericht bewegen wir uns hauptsächlich am Bahnhof Pingan sowie dem stillgelegten Tagebau (open cast pit).
Bild 1: Früh am Morgen: Fuxin liegt unter einer dichten Feinstaubsicht, wie man im Hintergrund gut erkennen kann. Weit und breit war
von einer Dampflok nichts zu sehen. Nach zehn Minuten Wartezeit blubberte ein Diesel vorbei, den wir vor lauter Verzweiflung ablichteten.
Bild 2: Die Dieselloks holte leere Wagen ab, um sie zur Wangying Mine zu bringen. Um die morgendliche Müdigkeit etwas zu vertreiben, drückten wir nochmals auf den Auslöser.
Bild 3: Es dampft und raucht aus allen Schloten, leider ist aber keine Dampflok dabei.
Nach einer Stunde Wartezeit am Bahnhof Pingan hatte wir keine einzige Dampflok gesehen und nur das folgende Ergebnis vorzuzeigen:
Bild 4: Feinstaub, der sich innerhalb einer Stunde Wartezeit am Bahnhof Pingan in meiner
Nase gesammelt hatte. Das sage mal einer, dass die Nase nur zum Riechen da ist…
Und wie es sonst auch immer läuft: man wartet darauf, dass endlich ein Zug kommt. Es kommt keiner, die Lichtverhältnisse werden schlechter, man diskutiert einen Standortwechsel und ist schon dabei, die Kameras wieder einzupacken. Plötzlich taucht dann doch plötzlich ein Zug auf. So auch jetzt:
Bild 5: Der General Zhu De betritt das Feld, im Schlepptau hat er zwei geschlossene Güterwagen. Das bringt den alten Herrn…
Bild 6: … allerdings nicht mal ins Schnaufen, geschweige denn, dass es eine ordentliche Dampfwolke geben würde. Das schafft nur das Kohlekraftwerk im Hintergrund.
Bild 7: Kurz danach folgt SY 1396. Sie hat nicht einmal Waggons am Haken…
Bild 8: … trägt aber immerhin zur Erhöhung der Feinstaubbelastung bei.
Damit hatten wir erst einmal genug vom Bahnhof Pingan. Die Lichtverhältnisse taugten nicht mehr und weiterer Verkehr war nicht in Sicht. Also mussten wir doch wieder zu Plan B greifen und uns in Richtung Abraumhalde bewegen…
Bild 9: … wo uns als der rote Stern SY 1210 begegnete.
Bild 10: Die Abraumhalde im Hintergrund wird durch dichte Feinstaubwolken verdeckt und …
Bild 11: … auch das Dorf am Fuß der Abraumhalde versteckt sich unter einer Dunstglocke.
Wenn auf der ganzen Clubanlage nichts los ist, dann gehen wir halt an den Pool, da ist immer was geboten. Der gestrige Nachschub an Moorheilwasser hatte sich ganz gut verteilt und dank des fehlenden Windes bot die Wasseroberfläche einen perfekten Spiegel.
Bild 12: Ganz diffundiert waren die Schwebebestandteile des Moorheilwassers noch nicht. Mangels Zügen
lichteten wir also die fast schon surrealistisch anmutenden Strukturen in der immer höher steigenden Morgensonne ab.
Bild 13: Einen Vorteil hatte die höherstehende Sonne: sie vertrieb den Dunstschleier und gab den Blick auf einen strahlend blauen Himmel frei,
der sich wunderschön im Pool spiegelt. Gestört wird die morgendliche Idylle nur durch SY 1396, die mit lautem Getöse den Pool entlang rattert.
Bild 14: Da liegt man bequem am Pool und möchte sich ausruhen. Und dann schnauft SY 1396 so langsam vorbei, dass man sogar noch zu einem zweiten Foto gezwungen wird.
Bild 15: Damit nicht genug. Zur Lärmbelästigung kommt jetzt auch noch die Geruchsbelästigung durch den General „Zhu De“. Zeit, den Antrag für die
Reisepreisminderung auszufüllen. Immerhin biegt der General auf halber Strecke auf das untere Abraumgleis ab und umrundet nicht den gesamten Pool.
Da am Pool ja unsere Erholungsbedürftigkeit nicht befriedigt werden konnte, legten wir uns in das Gestrüpp nahe der Wulong-Mine, um die Aussicht auf die Stadtsilhouette Fuxins zu genießen. Kaum lagen wir da, mussten wir schon wieder aufstehen …
Bild 16: … denn SY 1396 polterte von der Abraumhalde hinunter. Die hatte doch schon unsere Ruhe am Pool gestört!
Bild 17: Kurz danach blubberte die Diesellok mit leeren Waggons vorbei. Schon wieder Ruhestörung, und dann auch noch durch eine Diesellok.
Bild 18: Das Zugbegleitpersonal hatte es sich im letzten Waggon in äußerst lässiger Haltung bequem gemacht.
Bild 19: Kaum war der Diesel durchgeblubbert, kam er auch schon wieder LZ zurück. Zur Dokumentation für den Antrag auf Reisepreisminderung entstand ein weiteres Foto.
Erholung auf der Clubanlage war also unmöglich. Eigentlich hatten wir uns am Morgen ja geschworen, dass die Abraumhalde heute für uns tabu sei. Das Versprechen hatten wir ja schon gesprochen. Also ein zweites Mal hinauf? Nein, zur Abwechslung sollte es diesmal in die Tiefe gehen, zumal wir die Info hatten, dass am Vormittag immer ein Zug in den offenen Tagebau fährt. Also Abmarsch.
Bild 20: Und siehe da. Nach kurzer Zeit schiebt roter Stern 1210 einen Zug mit kohlehaltigem Abraum in den offenen Tagebau.
Mit dem Bahnübergang rechts werden wir uns gleich noch beschäftigen, jetzt erkunden wir erst einmal den Tagebau.
Bild 21: Blick vom Rand der Abraumhalde auf das imposante Kraftwerk von Fuxin. Direkt unter den beiden rechten Kühltürmen kann man SY 1210 mit ihrem Abraumzug sehen, die wir kurz
zuvor bei der Einfahrt in den Tagebau ja abgelichtet hatten. Der kohlehaltige Abraum wird hier nochmals gesiebt, die Kohle extrahiert und der Rest einfach den Tagebau hinunter gekippt.
Bild 22: Panoramablick auf den (südlichen) Tagebau von Fuxin. Das Kraftwerk links illustriert die immensen Dimensionen, was mag hier zu Spitzenzeiten wohl einst losgewesen sein?
Bild 23: Aber zurück zu unserer Dampflok, wir sind hier ja nicht da, um nur große Löcher zu fotografieren.
Ein vollkommen überdimensionierter Gleisbautrupp macht sich gerade an die Verlegung eines neuen Gleises.
Während ein Teil Truppe seinem Chef lauscht, begutachten andere launisch die Anwesenheit der Langnase.
Bild 24: Einer der Mitarbeiter erbarmt sich schließlich und stochert unter wachsamen Augen des Chefs mit seiner Gabel ein bisschen im Gleisbett rum.
Bild 25: Der Chef persönlich legt Maß an. Passt aber wohl noch nicht so ganz …
Bild 26: … also nochmals Beratung, wo man noch ein bisschen mehr mit der Gabel rumstochern muss.
Bild 27: „Und. Passt es jetzt?“
„Ja Chef, sieht knackig aus.“
„Mein Hintern?“
„Nicht dein Hintern, der Gleisabstand!“
Bild 28: Kurz nachdem ich diese beiden gelangweilten Jungs des Gleisbautrupps abgelichtet hatte,
kamen sie auf mich zu, zogen ihre Smartphones, umarmten mich unter dem Gelächter aller Umstehenden
und machten munter Selfies zusammen mit dieser Langnase. Das wurde dem Chef dann doch zu bunt.
Er pfiff seine Mitarbeiter zurück, so dass sie wieder gelangweilt am Gleis neben dem Chef stehen mussten.
Bild 29: Die Waggons waren mittlerweile geleert, und so suchten wir rund um den Bahnübergang nach dem passenden Standort, um die Ausfahrt des Zuges zu dokumentieren.
Auch der Bautrupp trug sein Werkzeug zurück zum Bahnübergang. Die Kollegen hatten sich schon mal zum Raucherpäuschen mit von uns verschenkten Zigaretten zurückgezogen.
Bild 30: Ich kann es nicht oft genug wiederholen. Asiatische Bahnübergänge sind einfach immer dankbare Fotomotive.
Bild 31: SY bläst zur Rückfahrt. Aber muss es denn wirklich so viel Feinstaub sein?
Bild 32: Geht doch. Mit blütenweißer Dampfwolke passiert der rote Stern den Bahnübergang. Der Bahnwärter mit Logenplatz hat schon wieder die Kurbel für die Schranken im Griff,
seine Assistentin steht mit ihren Fahnen im Erdgeschoss stramm. Ein perfektes Motiv wäre es natürlich gewesen, wenn der alte Jeep auf der genau anderen Seite des Bahnübergangs
gewartet hätte. Da stand stattdessen nur ein hässliches, modernes Kleinauto. Und da Gimp moderne Kleinautos hasst, hat es selbiges böswillig entfernt. Ich bitte um Entschuldigung!
Bild 33: Mit einem ordentlichen Reiseveranstalter wäre das nicht passiert, da würde der alte Jeep jetzt rechts im Bild stehen. In diesem Sinne schöne Grüße an Bernd…
Der Ausflug in die Tiefe war ganz schön anstrengend und hat hungrig gemacht. Also Kommando Marsch zum Essenfassen und anschließender Erholung ins Hotelzimmer. Dort störte mich dann kein Zug während des zweistündigen Mittagsschlafes. Was wir danach gut ausgeruht den Rest des Tages in der Clubanlage trieben, erfahrt ihr im nächsten Beitrag, vorausgesetzt ihr schaut wieder rein, wenn es das nächste Mal Aua dA macht.
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