Teil 1 (Nähe Triest): [www.drehscheibe-online.de]


Liebe Freunde,

heute möchte ich euch einen kostenlosen Rundgang durch das Eisenbahnmuseum im ehemaligen Triester Bahnhof Campo Marzio ermöglichen. Wegen der Fülle des Materials muss ich den Beitrag aufteilen, da ich fast alles zeigen werde.


Am 23.7.2014 begab ich mich in benanntes Eisenbahnmuseum (Weiteres zum Museum und zum ehemaligen Bahnhof siehe [de.wikipedia.org] ).

Der ehemalige Bahnhof ist ein viergleisiger Kopfbahnhof [maps.google.de] , den man von der Südostseite betritt.
Gleich vorne an traf ich auf die ehemalige kkStB 229.170 (Krauss-Linz 7112/16) (Bild 1):





Bild 2 gibt wieder, was man zur Lok an Informationen bereitstellen konnte. Die Museumslok beendete ihre Loklaufbahn bei der ehemaligen Jugoslawischen Staatsbahn:





Da die Exponate im Museum wenigstens nicht Puffer-an-Puffer aufgestellt sind, kann man auch von allen Seiten fotografieren – hier die Rückseite (Bild 3):





Am Ende des Gleises steht ein Vorstell-Schneepflug mit der Nummer 990067, von Schmid 1861 erbaut (?) (Bilder 4 und 5):







Nächste Lok war die FS-Nassdampf-Rangierlok 835-231 (Bild 6):





Die Lok wies noch ein schönes Guss-Nummernschild auf (Bild 7):





Hier sehen wir sie vor der kkStB 229.170 stehen (Bild 8):





Ein wunderschönes gebogenes Fabrikschild ziert ihren Dampfdom. Doch gemach – die Domverkleidung samt Fabrikschild gehört nicht zur Museumslok, sondern wurde von der Schwesterlok 835.222 "geborgt" (Bild 9):





Ich hatte nicht gewusst, dass die FS auch ungarische Lokomotiven im Bestand hatte! Hier sehen wir als nächstes Exponat 683.015 (Bild 10):





Das Informationsschild spricht von insgesamt 14 Lokomotiven der ungarischen Reihe 324, die in Italien bis 1938 alle ausgemustert wurden – die vorhandene Lok war die ehemalige JZ 22-069 ex MÁV 324,736 (Budapest 4491/18) – fürs Museum hatte man die Lok dann in die nächste freie Nummer 683.015 genummert (Bild 11):





Sogar ein Gussschild hatte man für die Lok angefertigt (Bild 12):





Hier steht sie in voller Schönheit (naja – ein wenig Farbe täte ihr auch gut) (Bild 13):





640.064 – eine Lok der hochrädrigen 1'C-Dampfloks der FS – zeigt die für die sogenannte "Signorina" charakteristische Ausrüstung mit Innenzylindern und äußerer Heusinger (Walschaerts-) Steuerung (Bild 14):





Bild 15 weist uns auf Diverses zur Lok hin. Die Lok wurde von Breda unter der Fabriknummer 1142 im Jahre 1908 hergestellt:





Für die Lok hatte man leider nur ein Blechschild übrig (Bild 16):





Und hier kommt natürlich noch die Hauptaufnahme – von schräg vorne (Bild 17):





Direkt neben ihr hatte man etliche Straßenbahnwagen der Triester Straßenbahn ACEGAT aufgereiht. Beginnen wir mit dem ziemlich heruntergekommenen Tw 194 (Bild 18):





Daran anschließend ist eine der beiden älteren Schiebe-Standseilbahn-Lokomotiven der Triester Straßenbahn im Museum zu sehen. Da die Strecke vom Piazza Oberdan nach Villa Opicina in Teilen sehr steil verläuft, behilft man sich bis heute mit einem durch Standseilbahn-Schubunterstützung zu bewältigendem Teilstück – leider war zu meiner Zeit der Straßenbahnbetrieb wegen Wartungsarbeiten stillgelegt. Wir sehen hier die alte Lok 1 (es gab deren zwei) (Bilder 19 und 20):







Tw 427 der ACEGAT war zumindest frisch mit Farbe versehen worden (Bilder 21 und 22):







Tw 442 hätte das auch bitter nötig (Bilder 23 und 24):







Zum teilweise beklagenswerten Fahrzeugzustand ist im Übrigen zu sagen, dass das Museum leider sowohl über nur wenige Mitarbeiter als auch über nur einen kleinen monetären Etat verfügt, so dass man froh sein muss, dass die Fahrzeuge wenigstens noch vorhanden sind und nicht gleich verschrottet wurden.



Besonders schlimm sieht Tw 446 aus, bei dem ich erst auf der anderen Seite die Tw-Nummer erkennen konnte (Bilder 25 und 26):







Eine recht eigentümliche Diesellok des Herstellers Badoni konnte ebenfalls auf dem Museumsgelände angetroffen werden. Leider kenne ich keine Fabriknummer, habe aber herausgefunden, dass die Lok 1965 hergestellt wurde und zuletzt als Lok 2 der GMT ("Grandi Motori di Trieste"; Fabbrica Macchine di Trieste) im Einsatz war (Bilder 27 und 28):







Die Lok weist ein etwas eigentümliches Triebwerk auf – man kann es im Bild 29 leider nur erahnen. Die beiden Treibachsen werden durch eine Kuppelstange verbunden, die mittig zwischen den Treibachsen eine Blindwelle aufweist, aber unter dem kleinen Lokvorbau – im Bild links – eine weitere Blindwelle vorhanden ist. Nach starkem Bildaufhellen habe ich den Eindruck, dass die außenliegende Blindwelle das Antriebsdrehmoment überträgt, die mittlere Blindwelle eine Art Bandbremse darstellt:





Eine kleinere Deutz-Lokomotive war ebenfalls mit von der Partie. Wir sehen Deutz 57249 aus 1961, eine Lok vom Typ KS 55 B (Bilder 30 und 31):





Siehe auch hier: [rangierdiesel.de]



Beiwagen 60 der ACEGAT sah schon wieder einigermaßen manierlich aus (Bilder 32 und 33):







Diese allerliebste Bahnmeistereidraisine (Hersteller Eigenbau / Fiat?) hatte es mir auch angetan (Bilder 34 und 35):







Noch eine weitere Deutz – KS55B war vorhanden. Die Lok mit der Fabriknummer 57482 aus 1962 ( [rangierdiesel.de] ) war früher im Triester Hafen im Einsatz (Bilder 36 und 37):







Etwas weiter außerhalb – ich hätte es fast verpasst – standen noch zwei weitere Lökchen. Ziemlich eingewachsen zeigt sich Breuer-Traktor 207.040, 1935 von Badoni in Lizenz hergestellt, gemeinsam mit einer kleinen Akku-Lok (Bild 38):





Die Natur hatte vom Breuer-Badoni-Traktor schon weitgehend Besitz ergriffen (Bild 39):





So, mit 39 Bildern ist der Beitrag schon mächtig lang geworden. Im nächsten Teil machen wir dann mit der kleinen Akku-Lok weiter.

Bis dahin schöne Tage noch,

Martin

Edit: Datum auf den 23.7.14 berichtigt



Meine DSO-Beiträge



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2014:10:06:12:44:21.

Hallo Martin,
ein schöner Beitrag, Danke. Ich habe vor einigen Jahren auch dort am Museum Triest den Breuertraktor stehen sehen, aber so viele sieht man davon nicht mehr in den Eisenbahnmuseen.

Grüße

Frank

Eine schöne Bildstrecke über eine Sammlung, die ja wirklich einige sehr kultige Vehikel umfasst. Danke!

Nachsatz: ich würd mich über einen Nachschlag in Bildern über die Ale Elektrotreibwagen im Freigelände freuen - so die denn überhaupt noch dort stehen.

Gruss.

Andreas

Bei der Badoni mit dem eigentümlichen Antrieb handelt es sich um eine ehemalige Zahnradlok, zugleich die einzige Zahnradlok dieses Herstellers. Das ehemalige Schiffsmotorenwerk lag nicht weit vom Museum entfernt und war über eine Zahnradbahn mit dem Hafen verbunden. 1972 wurde das alte Werk auf ein neues Gelände außerhalb der Stadt verlegt, wo die Lok dann noch ohne Zahnradantrieb eingesetzt wurde, bis sie 1993 an das Museum ging. Auf der Zahnradbahn war bis 1972 auch die letzt gebaute Regelspur-Zahnraddampflok der Maschinenfabrik Esslingen vorhanden, die heute in Musile di Piave bei einer Metallbaufirma als Denkmal steht. Die Geschichte hatten wir vor ein paar Jahren mal auf den Museumsbahnseiten in der DREHSCHEIBE. Die Akku-Lok wurde 1948 von TIBB für die Chemiefabrik in Torviscosa gebaut und befindet sich seit 1992 im Museum.

ciao ciao

Moin Michael,

genau so etwas hatte ich vermutet, kenne ich doch solche Bandbremsen eigentlich nur von Zahnradloks.
Danke für Aufklärung!

VG,
Martin

Und so sah ca. 1975 die Hafenbahn noch aus. Die Züge fuhren mitten durch die Stadt, bevor der Tunnel gebaut wurde.

Bild: Railfan

Moin Railfan,

das konnte ich mir vor Ort in Triest überhaupt nicht vorstellen, dass man direkt an der Uferpromenade mit Zügen vorbeigefahren ist! Aber Bilder aus einem im Eisenbahnmuseum gekauften Buch belegten dies eindrücklich, so wie Dein interessantes Farbfoto.

Danke fürs Einstellen,

Martin