Vor zwei Wochen packte mich die Reiselust, und so unternahm ich folgende Rundreise:
Biel - La Chaux-de-Fonds - Avoudrey - (Fahrrad) - Baume-les-Dames - Besançon - Dijon - Frasne - Bern

Zuerst ging's munter nach Biel, wo der RE nach La Chaux-de-Fonds wartete.






Nach der spektakulären (aber kaum fotografierbaren) Taubenlochschlucht ging's am Vigier-Zementwerk vorbei ins Vallon de St-Imier.






Im Hintergrund grüsste, schneebedeckt und antennenverziert, der Chasseral.






Nach dem Crosette-Tunnel wurde La Chaux-de-Fonds erreicht. Vor der Eröffnung dieses Tunnels führte der Weg von Biel nach La Chaux-de-Fonds über Convers an der Linie Neuenburg (Neuchâtel für die frankofonofilen unter euch)-La Chaux-de-Fonds [www.eingestellte-bahnen.ch].
In La Chaux-de-Fonds standen folgende Fahrzeuge bereit:
Ganz hinten: Regio de CJ [de.wikipedia.org] nach Glovelier
Mitte hinten: Regio der TRN [de.wikipedia.org] nach Les Ponts-de-Martel
Mitte vorne: RE der SBB nach Le Locle
Ganz vorne: Mein Velo.






Nach der Ausfahrt des TRN-Regios...






...traf dann auch das eisenbahntechnische Ziel des Tages ein, der Regio (ab Morteau RE) nach Besançcon-Viotte.






Dieser erreichte alsbald Le Locle...






...und überquerte die schweizerische-französische Grenze durch einen Tunnel beim Col des Roches. Dieser Engpass ist ob dem Zollgebäude zu sehen und wurde früher „Cul des Roches“ genannt – wenn man seine Form betrachtet versteht man wieso :-)






Dann ging's eine Weile gemütlich dem Doubs entlang, hier bei Sur la Seigne...





...und vor Colombière.






Bei Colombière zieht die Bahnlinie dann orographisch links den Hang hoch,...






...und schon bald kam der Damm der früheren Bahnlinie von Gilley nach Pontarlier in Sicht [www.lignes-oubliees.com]. Heutzutage ist die Strecke ein rustikaler Radweg.






Der bescheidene Bahnhof von Gilley.






An jurassischen Weiten vorbei ging's zum Col du Tonet.






Nach dem Pass, in Avoudrey, war dann Endstation für mein Fahrrad und mich, und wir verliessen die Ligne des Horlogers...






...um uns der Strasse nach Vercel-Villedieu-le-Camp zuzuwenden (was für ein Dorfname!).






Danach ging's flott bergab zum verwunschenen Tal des Flüsschens Audeux.






Im Talboden dann die Zisterzienser-Abtei Abbaye Notre Dame de la Grâce-Dieu [gonsans.pagesperso-orange.fr]. Dort hatte ich das ausserordentliche Glück, in der Kirche den Gesängen der Bewohnerinnen lauschen zu können.






Die Gegend erreicht eine Bevölkerungsdichte, wie man sie in der Schweiz nur auf Höhen über 3000 m antrifft, hier z.B. zwischen St-Juan und Silley.






Der Hunger und die Fortgeschrittenheit des Tages trieben mich dann nach Baume-les-Dames (schon wieder: was für ein Dorfname!), wo ich mit Pizza bestückt den RE nach Besançcon bestieg. Leider hielt mich die Pizza vom Fotografieren ab – die Strecke durchs Doubstal ist was vom Schönsten, was ich befahren habe! Hier denn auch schon Besançcon:






Was für die Historiker unter euch (was ist das?):






Und hier noch für die Bauhistoriker – Besançon scheint auch einen längeren Besuch Wert zu sein.






Da können die Berner mit ihrer „Front“ einpacken:






Nach Übernachtung in der Jugi ging's früh am nächsten Morgen nach Dijon.






Burgundische Weiten.






Notre-Dame de Bon-Espoir in Dijon.






Auch Dijon ist einen Besuch Wert.






Für mich Kuhschweizer total ungewohnt: Normalspurtram!






Um 9h37 ging's auf den ordentlich besetzten TGV nach Lausanne, das Velo im TranzBag. Mein Tipp: In-den-TranzBag-einpacken schon zu Hause und nicht erst auf dem Perron üben :-)






Bald war zum zweiten Mal an dem Tag der Eisenbahnknoten Dôle erreicht. Hier kreuzen sich die Linien Besançon-Lyon und Dijon-Frasne-Schweiz.






Die burgund'sche TER-Farbgebung will ich euch nicht vorenthalten.






Nach Dôle tauchte am Horizont bereits wieder der Jura auf,...






...und nach Mouchard war man dann auch mittendrin in den jurassichen Rampen, was den einen...






...oder anderen hübschen Ausblick ermöglichte. Ich finde die Strecke sehr spektakulär; die imposantesten Tiefblicke in schluchtige Täler habe ich leider mit der Kamera nicht erwischt. Das abgebildete Städtchen ist wahrscheinlich Arbois.






Mit den jurassichen Höhen wurde dann auch Frasne erreicht. Der TGV wandte sich Vallorbe und Lausanne zu, und ich mich dem RBDe 562 nach Pontalier-Bern (RE 96439).






Ausstattung wie man sie im internationalen Verkehr erwartet – entsprechend war auch die Auslastung :-) Nein, ernsthaft: Seit man von Paris nach Bern schneller über Basel reist (4 h 4 min vs. 4 h 33 min), dient diese Umsteigeverbindung (und auch der übriggebliebene Direkt-TGV) wohl primär den Fahrgästen aus Neuenburg (sowie den Landschafts-Afficionados).






Jurassische Weiten.






Pontarlier.






Das Château de Joux...






...kontrollierte früher diese Engstelle.







In dieser Gegend spielte sich auch das Drama der Armée de l'Est im deutsch-französischen Krieg von 1870/71 ab,...






...welches im Bourbaki-Panorama in Luzern sehr eindrücklich gezeigt wird. Verrières de Joux, unmittelbar vor der Grenze.






In wilder Fahrt....






...erreichten wir das Val de Travers. Jean-Jacques Rousseau hat hier ein paar Jahre verbracht – wer dort war weiss wieso.






Schon bald zweigt die Tallinie von Buttes her (TRN-betrieben) in die internationale Strecke ein. Gibt es eigentlich neben den beiden Zugpaaren Paris-Bern und (Paris)-Frasne-Bern noch weiteren Verkehr auf der Strecke Pontarlier-Neuenburg?






Und dann ging's durch die Gorges de l'Areuse. Was aussieht wie eine Nebenlinie in Breitspur ist ein Gartenbeet.






Im Hintergrund der Creux du Van.






Dann war der Neuenburgersee (und die Linie Neuenburg-Yverdon) erreicht.






Ein Regio der TRN nach Buttes.






In Neuenburg kündete ein BLS-Lötschberger vom Nahen Berns.






Detail des RBDe 562.






Und dann war auch schon Bern mit seiner Welle erreicht.






Zum Schluss noch ein Bild für die Nummernfetischisten unter euch:





Edit: Im Titel endlich Jurassisch durch Freigrafschäftlich ersetzt - passt geographisch glaub besser :-)



Wie immer: Korrekturen, Ergänzungen etc. herzlich willkommen!





3-mal bearbeitet. Zuletzt am 2015:09:26:06:23:32.

Es verkehrt sicher ein TGV Zugspaar und die 2 RE Zugsspaare (wovon eines nur Neuchâtel - Frasne - Neuchâtel verkehrt). Güterverkehr ist glaub ich nicht mehr viel los. Ab und zu kommt mal eine Französische Lok für Testfahrten unter 15 KV auf diesen Abschnitt. Diverse BB 37500 absolvierten dort einige Fahrten Pontarlier - Les Verrières und zurück.

Zum Bild mit der Grenzpolizei.

Ich staune immer wieder, wie im grenzenlosen Schengen-Europa die Fahrgäste der Eisenbahn durch superpräsente Grenzpolizei der beteiligten Länder schikaniert werden.

Bei meiner letzten Grenztraversierung in Port Bou wurde der Zug 45 min. durch die Grenzkontrolle aufgehalten. Auf der Rückfahrt mit dem Bus (Eisenbahnerstreik) war es dann in Genf mehr als eine Stunde.

Diese völkerverbindende EU ist für viele Länder nur eine Prestigegeschichte auf dem Papier.

@biotom

Herzlichen Dank für die super grenzüberschreitende Reportage aus dem Jura/Burgund, herrlich! Ich mag diese Gegend sehr, landschaftlich und bahntechnisch!:-))

Kleine Ergänzungen:

- Der schöne rot/beige Diesel-Tw in Besançon-Viotte ist der historische X 2403 (heute im Eigentum der Chemin der fer touristique de la Haute-Auvergne, CFHA). Er wird häufig für Gruppenreisen und Extrafahrten gechartert. Auch ich unternahm mit diesem Tw schon mal eine ausgedehnte Rundreise durchs Massif Central!;-)

- Pontarlier-Travers-(-Neuchâtel):
Nebst 1 TGV Paris-Bern und 2 Anschlusszügen Frasne-Pontarlier-Neuchâtel mit SBB-Zweifrequenz-RBDe 562 gibts noch bzw. wieder 3x wöchentlich einen Holz-Güterzug Pontarlier-Neuchâtel, planmässig bespannt mit SBB-Ae 6/6!:-)

- Kleines nettes Detail: Es heisst "frankophil", nicht "frankofonil"... Ja, ich bin frankophil;-))

LG Bahnjurist

@ Bahnjurist: Danke fürs liebe Feedback! Gibt's irgendwo Fotos von der Ae 6/6?

Sehr netter und kurzweiliger Bericht über eine Gegend, die mir total unbekannt ist. Aber so kleine Orte sind eben immer sehenswert, vor allem in Frankreich. Und die modernen SNCF-Regionalzüge als Kontrast dazu, einfach interessant!

@biotom

Gern geschehen;-)
Die grenzüberschreitenden Holzzüge mit Ae 6/6 Pontarlier-Neuchâtel fahren seit ca. 2009 wieder..!:-)

Leider habe ich gerade kein Bild zur Hand, in der franz. Eisenbahnzeitschrift "Voies ferreés" hatte es mal eine längere Bildreportage über diesen Güterzug...!
Ausserdem vgl. Lokdienstpläne der SBB;-)

LG Bahnjurist

PS: Vgl. auch Lokeinsätze in EA 1-2/2012!;-)



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2012:05:09:21:08:37.

Herzlichen Dank für diesen Bericht.
Ich war letztes Jahr einen Monat im "Exil" in la Chaux-de-Fonds und habe dort nebst dem weiteren Erkunden des schweizerischen Juras mit dem GA auch ein Fahrt nach Dole gemacht. Auch dieses Städtchen kann ich nur empfehlen!

Du hast ein Bild der Festung in Pontarlier sowie ein weiteres Bild im Einschnitt darunter gezeigt. Das dort zu sehenden freie Trasse war die frühere Strecke Pontarlier - Vallorbe, wo sich heute ein Inselbetrieb einer Museumsbahn befindet. Es gibt dort auch viel Schweizer Rollmaterial. Diese Strecke diente vor dem Bau des Mont-d'Or-Tunnels als Zufahrt zum Simplon und ist oberhalb der Schweizer Einfahrt in Vallorbe im Felsband noch zu sehen. PLM- und JS/SBB-Loks haben dort die Strecke befahren.

Die Strecke ab Col-de-Roches nach Besançon ist herrlich, aber zeigt auch das Problem der menschenleeren Juragegenden für den Bahnbetrieb. Die wenigen Züge ab La Chaux-de-Fonds nach Besançon sind nichts anderes als Zubringer zu den TGV-Zügen, sowie Arbeiterzüge in die Schweiz, weshalb es ja auch solche ab der Schweiz nur bis Morteau gibt. Die Stillstandszeiten der SNCF-Walfische sind entsprechend hoch und somit nicht sehr effizent.

Jetzt muss ich noch nicht an Kritik an der SBB sparen: ab La Chaux-de-Fonds kann man am Schalter keine Fahrausweise nach Dole kaufen, nur bis Besançon! Rundfahrten nur bis Dole und weiter nach Pontarlier/Vallorbe sind nicht möglich - man muss in Besançon an den Schalter . . . Für mich ist diese Gegend Nachbarschaft!

Verbindunngen ab Besançon z. B. nach Neuchâtel werden in elektronischen Fahrplänen je nach gwählter Zeit praktisch nur über Mulhouse - Basel angezeigt. Selbst La Chaux-de-Fonds . . .