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Im vorherigen Bericht hatte ich ja den Bahnhof Bago schon etwas näher vorgestellt. Mit seinen weitläufigen und sehr gepflegten Bahnanlagen gehört er für mich gerade abends zu einem der schönsten Bahnhöfe der Welt. So hielt ich es auch nicht lange im Guesthouse aus, sondern machte mich gegen Spätnachmittag wieder in Richtung Straßenbrücke über den Bahnhof auf. Das südliche Bahnhofsende mit einem Ensemble von Wasserkran, Stellwerk und alten englischen Formsignalen im herrlichen Abendlicht.

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Das Bahnhofsgelände ist links und rechts von hohen Backsteinmauern gesäumt, was aber viele Einheimische trotzdem nicht daran hindert, eine Abkürzung über das Bahngelände zu nehmen. Der Graben im Vordergrund dient insbesondere der Entwässerung des Bahngeländes zur Regenzeit, dann steht links und rechts der Gleise unter Wasser. Im Hintergrund sieht man ein Wohnviertel der oberen Mittelschicht, wie man unschwer an den großen, mit Wellblech gedeckten Häusern erkennen kann. Das Gleis ganz links ist das Bahnsteiggleis 1, an dem Züge aus Mandalay/Mawlamyaing in Richtung Yangon halten (Linksverkehr!). Die beiden nächsten Gleise werden nur noch sehr selten als Überholgleis oder Abfertigungsgleis für Lokalzüge verwendet. Die beiden nächsten Gleise sind die Bahnsteiggleise 2 und 3 für Personenzüge nach Mawlamyaing respektive Mandalay. Danach folgen die Güterzuggleise sowie die Zufahrt zum ehemaligen Dampf-BW.

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Aufgrund von "Störungen im Betriebsablauf" (wie es neuerdings bei der Deutschen Bahn heißt) fuhr mir leider nur ein Zug vor die Linse. Es war ein Express-Personenzug aus Mandalay. Gezogen wurde er von Lok DF 2051, einer von den Myanmar Railways neu erworbenen Lok aus China, deren Generator aber immerhin von einem MTU-Dieselmotor angetrieben wird.

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Mit seinen ebenfalls recht neuen Waggons macht sich der Zug auf den letzten Streckenabschnitt nach Yangon.

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Hier passiert der Zug gerade das Stellwerk...

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... und fährt mit seiner fast endlosen Wagenschlange in Richtung Süden aus dem Bahnhof aus.

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Hat jemand mitgezählt, aus wievielen Waggons der Zug bestand? Inklusive Packwagen waren es 15 Stück, da kann der Zug zumindestens von der Länge her problemlos mit europäischen Schnellzügen konkurrieren.

Nachdem der Zug den Bahnhof verlassen hatte, kehrte wieder Ruhe in den Bahnhof ein. Im Schatten des Stellwerks warten die zahlreichen fliegenden Händler auf die Einfahrt des nächsten Zuges. Die Händler springen auf die Züge auf, bevor sie den Bahnhof erreicht haben, um während der kurzen Zeit möglichst viele Waren im Zug zu verkaufen.

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Gegen später rumpelte dann auch noch mein Lieblingsgefährt des BW Bago durchs Bild: der Schienenbus LBRE 71. Er kam von seiner letzten Fahrt am heutigen Tag und fuhr jetzt ins BW. Dazu musste er aber erst einmal bis ans Bahnhofsende fahren, um von dort auf die andere Bahnhofsseite zu wechseln. Per Sägezahnfahrt kommt er dann ins BW, wo er für den nächsten Tag vorbereitet und gedreht wird. Wer wissen möchte, wie der Schienenbus auf der handbewegten Drehscheibe gedreht wird, dem sei mein alter Bericht aus dem Jahre 2008 ans Herz gelegt.

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Der Schienenbus hatte mittlerweile die Signalbrücke am Bahnhofsende erreicht und fuhr jetzt im Rückwärtsgang in Richtung BW.

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Ganz langsam kam der Schienenbus auf die Straßenbrücke zugerumpelt, während der kleine Junge unten an der Mauer bereits sehnsüchtig auf das Gefährt wartet. Im Hintergrund benutzen zahlreiche Einheimische das Hauptstreckengleis als Fußweg. In Deutschland würde der Bahnverkehr wegen Personen im Gleis erst einmal für längere Zeit angehalten werden, in Myanmar kennt man so eine Vorschrift nicht.

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Da der Schienenbus noch nicht einmal mit Schritttempo unterwegs war, konnte er den Schienenbus ganz einfach besteigen. Sein Freund verfolgte schon die ganze Zeit die Fahrt vom Panorama-Fenster.

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Kurze Zeit tauchte der Junge auch am Fenster auf und genoss mit seinem Freund die Fahrt in Richtung BW. Ob beide wohl davon träumen, eines Tages selbst einen Schienenbus zu fahren?

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Da nicht mehr mit viel Zugverkehr zu rechnen war, machte ich mich in Richtung Signalbrücke am südlichen Bahnhofsende auf. Also suchte ich nach einem Pfad, der außerhalb des Bahngeländes entlang der Mauer zum Ziel führte. Nach kurzer Zeit hatte ich auch den Weg gefunden, der direkt entlang der Mauer führte, dummerweise lief direkt daneben ein offener Abwasserkanal. Also Nase fest zuhalten und immer der Mauer entlang. Dank meiner Körpergröße konnte ich am Stellwerk sogar noch ein Foto über die Mauer machen. Die fliegenden Händler warteten mit ihren Körben noch immer auf den nächsten Zug.

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Die Mauer zog sich aber endlos den Gleisen entlang, ohne dass sich eine schöne Fotogelegenheit bot. Ich hatte die Hoffnung schon aufgegeben, als mir auch noch eine ausgewachsene Sau den Weg versperrte, die kurz zuvor ein "Bad" im Abwasserkanal genommen hatte. Dann sah ich aber in der Dämmerung in einigen Metern Entfernung einen kleinen Steg aus Bambus, den findige Einheimische angelegt hatten, um hier die Gleise überqueren zu können. Von dort bot sich dann der folgende Blick auf die herrliche Signalbrücke aus britischer Kolonialzeit.

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Leider kamen keine Züge mehr, dafür hatte meine Anwesenheit bereits für großes Aufsehen gesorgt. Direkt am Steg befand sich ein Kloster und in Kürze war ich von Novizen und Mönchen umringt. Ein Mönch konnte ein bisschen Englisch und die Novizen zeigten mir alle voller Stolz Bilder und Poster von europäischen Fußballmannschaften und sagten die Mannschaftsaufstellungen von Barcelona, Madrid, Manchester, Chelsea und Liverpool auswendig auf. An deutschen Spielern kannten sie nur Oliver Kahn und einen gewissen "Schweischeisga". Ihr betreuender Mönch meinte seufzend: " Wenn sie die buddhistischen Sutren nur auch so gut lernen würden". Tja, wenn ich da so an meine Schulzeit zurückdenke. Da waren vor allem zu EM- und WM-Zeiten die Panini- und Ferrero-Sammelalben auch weitaus wichtiger wie das Auswendiglernen von Gedichten. Nach schönen zwei Stunden ohne Störung durch Polizei oder Geheimdienst machte ich mich auf den Rückweg ins Guesthouse mit dem Versprechen, morgen noch einmal wieder zu kommen. Die Mönche zeigten mir dankenswerter Weise noch einen Rückweg, der nicht am Abwasserkanal entlang führte. Im nächsten und letzten Bericht gibt es dann die restlichen Bilder aus Bago.

Bisherige Berichte dieser Serie:

Teil 1: Mal wieder Myanmar (Burma) – Yangon Hbf (12 Bilder)
Teil 2: Ausbesserungswerk Insein - Teil 1 (12 Bilder)
Teil 3: Ausbesserungswerk Insein - Teil 2 (16 Bilder)
Teil 4: Übersicht Dampflokgattungen Myanmar/Burma - Teil 1 (25 Bilder)
Teil 5: Übersicht Dampflokgattungen Myanmar/Burma - Teil 2 (25 Bilder)
Teil 6: Von Nyaung U (Bagan) nach Mandalay, Teil 1 (18 Bilder)
Teil 7: Von Nyaung U (Bagan) nach Mandalay, Teil 2 (15 Bilder)
Teil 8: Mit Krupp von Mandalay nach Myitkyina, Teil 1 (24 Bilder)
Teil 9: Mit Krupp von Mandalay nach Myitkyina, Teil 2 (20 Bilder)
Teil 10: Mit Krupp von Mandalay nach Myitkyina, Teil 3 (18 Bilder)
Teil 11: Zugverkehr in Myitkyina (17 Bilder) + Rätsel
Teil 12: Namtu Mines Railways - Einführung & Appetitanreger (21 Bilder)
Teil 13: Namtu Mines Railways - Rundgang Teil 1 (27 Bilder)
Teil 14: Namtu Mines Railways - Rundgang Teil 2 (24 Bilder)
Teil 15: Namtu Mines Railways - Rollendes Material (22 Bilder)
Teil 16: Namtu Mines Railways - Die teuerste Zugfahrt meines Lebens (24 Bilder)
Teil 17: Namtu Mines Railways - Dieselloks (u.a. von O&K und Diema, 20 Bilder)
Teil 18: Namtu Mines Railways - Rangierverkehr (25 Bilder)
Teil 19: Namtu Mines Railways - Dampflokomotiven (18 Bilder)
Teil 20: Namtu Mines Railways - Zugverkehr im Morgennebel (17 Bilder)
Teil 21: Namtu Mines Railways - Werkstatt (11 Bilder)
Teil 22: Namtu Mines Railways - Stimmungsbilder (29 Bilder)
Teil 23: Von Namtu nach Bago (Teil 1, 13 Bilder)
Teil 24: Von Namtu nach Bago (Teil 2, 14 Bilder)
Teil 25: Am Bahnhof von Bago (15 Bilder)

Genial !!! Da hat man jetzt tatsächlich

geschrieben von: MichaelM

Datum: 07.08.09 14:13

die Gleise im Bahnhof Bago "freigelegt", bei meinem Besuch im Jahre 1998 war die südliche Einfahrt
nämlich eine Wiese, die Gleise ließen sich nur erahnen ...

MM