Nachdem ich lange genug mit Berichten aus Namtu "genervt" habe, widme ich mich jetzt wieder dem normalen Bahnverkehr in Myanmar.
Zunächst ging es mit einem ca. 30 Jahre alten Toyota Corolla Combi zurück nach Lashio. Von dort wollte ich mit dem Zug nach Mandalay fahren. Leider haben die Myanmar Railways den Fahrplan aber so geändert, dass alle Personenzüge die spektakulären Streckenabschnitte über das Gokteik-Viadukt und die Spitzkehren bei Pyin Oo Lwin bei Nacht passieren. 2007 fuhr man noch bei Tageslicht über diese Abschnitte, Bilder davon hatte ich
hier und
hier schon einmal gezeigt. So entschied ich mich gegen die 18-stündige Zugfahrt und fuhr stattdessen in einem Minibus mit meinem Guide und dem Minenleiter aus Namtu, der dienstlich nach Mandalay musste, in knapp 7 Stunden über die von den Chinesen gebaute "Autobahn" zurück nach Mandalay. Auf dem Weg konnte ich aber glücklicherweise noch zwei Eisenbahnfotos schießen. Rund um die Gokteik-Schlucht war wohl gerade wegen einer Militärübung viel uniformiertes Personal unterwegs, trotzdem wagte ich einen Schuss auf das Gokteik-Viadukt:
In Pyin Oo Lwin (oder Maymo, wie es die Engländer früher nannten) konnte ich noch den Bahnhofsvorplatz ablichten. Seit der Gründung Maymos als Sommerfrische und Garnisonsstadt Ende des 19.Jahrhunderts hat sich nicht viel geändert, die Pferdekutschen sind noch immer das bevorzugte Nahverkehrsmittel! Die doch recht umfangreiche Größe verdankt der Bahnhof der Tatsache, dass Maymo eine große Garnisonsstadt war und ist. Zudem verbrachten die britischen Beamten hier gerne die Sommer in ca. 1.300m Höhe, um der sengenden Hitze in der burmesischen Tiefebene zu entfliehen.
Am nächsten Tag ging es dann früh morgens mit dem Expresszug Mandalay - Yangon nach Bago. Eigentlich sollte der Zug um 6 Uhr morgens abfahren, aufgrund technischer Probleme verzögerte sich die Abfahrt und so konnte ich im Morgengrauen noch ein paar Bilder machen. Die Zuglok wartet auf Gleis 2 auf die Abfahrt, das Abfahrtssignal zeigt aber noch rot.
Gezogen wurde der Zug von Lok DF 1329, Hersteller und Baujahr leider unbekannt:
Am Bahnsteig warteten zahlreich Passagiere und Güter auf den nächsten Bummelzug. Die Expresszüge sind für viele Burmesen zu teuer und Güter dürfen auch nur eingeschränkt mitgenommen werden. Im Hintergrund sind ein paar der 12 Waggons des Expresszuges zu sehen.
Der Upper Class Waggon, in dem auch ich Platz nahm, war nur zur Hälfte gefüllt. Neben mir reisten nur ein paar Mönche, die grundsätzlich immer kostenlos mit dem Zug fahren dürfen, und höhere Beamten im Waggon mit.
Kurz nach sieben Uhr setzte der Zug sich dann in Bewegung. Bevor wir aber die Reise fortsetzen noch ein paar Infos zur Strecke Yangon - Mandalay. Die 622km lange Strecke bildet das Rückgrat der Myanmar Railways und ist durchgehend zweigleisig ausgebaut. Damit ist die Strecke die wohl längste, zweigleisige Meterspur-Hauptstrecke der Welt. Der Bau begann 1884 und erreichte bereits ein Jahr später Toungoo, die damals nördlichste Stadt der Briten in Myanmar. Da es zwischen den Briten und dem burmesischen König, der Zentral-Burma noch immer regierte, schon länger Spannungen gab und ein Krieg vorauszusehen war, hatte der Bau der Strecke unter militärischen Gesichtspunkten höchste Priorität. Noch 1885 brach der Krieg aus und bereits nach wenigen Wochen hatten die Briten gesiegt und den burmesischen König ins Exil nach Indien geschickt. Im Jahre 1889 erreichten die Schienen dann Mandalay, die zweitgrößte Stadt Burmas und ehemaliger Sitz des Königs. Die Strecke führt durch pottebenes Land und überquert auch keine größeren Flüsse.
Yangon (Main Station) - Bago 46,5 Meilen 27.02.1884
Bago - Nyaunglebin 46,25 Meilen 01.08.1884
Nyaunglebin - Toungoo 73,25 Meilen 01.07.1885
Toungoo - Pyinmana 59 Meilen 01.10.1888
Pyinmana - Mandalay 160,5 Meilen 01.03.1889
Streckenplan aus einer animierten Streckenkarte der burmesischen Eisenbahn Google-Earth-Basis (in Beta-Version auf meiner
Homepage verfügbar)
Zunächst ging es durch die Vororte Mandalays. Dabei konnte ich in Myohaung noch einen alten Personenwaggon und einen Kesselwaggon ablichten.
Kurz nach Myohaung zweigt die Strecke nach Lashio in östlicher Richtung ab. Der Oberbau ist typisch für Nebenstrecken in Myanmar. Im Hintergrund sieht man eines der zahlreichen Klöster, die es in und rund um Mandalay gibt.
Nachdem man die Vororte Mandalay verlassen hat, wird es sehr schnell ländlich. Am Fenster ziehen Telegrafenmasten und endlose Reisfelder entlang.
In der Trockenzeit pflügen die Bauern ihre Reisfelder, damit die Aussaat mit dem Beginn der Regenzeit unverzüglich starten kann. Wer dabei ein oder zwei Ochsen als Hilfsmittel hat, kann sich glücklich schätzen. Viele Familien haben nicht einmal einen Ochsen und müssen die Felder mühsam von Hand pflügen.
Unterwegs werden zahlreiche kleine Landbahnhöfe passiert. Als Beispiel hier mal der Bahnhof Myittha. Wie immer in Myanmar sind die Bahnhöfe 1a gepflegt und sauber
Im
zweiten Teil setzen wir die Reise nach Bago fort und werfen dabei noch einen Blick auf die Streckensicherung sowie den Hauptbahnhof der neuen Hauptstadt Naypidaw.
Bisherige Berichte dieser Serie:
Teil 1:
Mal wieder Myanmar (Burma) – Yangon Hbf (12 Bilder)
Teil 2:
Ausbesserungswerk Insein - Teil 1 (12 Bilder)
Teil 3:
Ausbesserungswerk Insein - Teil 2 (16 Bilder)
Teil 4:
Übersicht Dampflokgattungen Myanmar/Burma - Teil 1 (25 Bilder)
Teil 5:
Übersicht Dampflokgattungen Myanmar/Burma - Teil 2 (25 Bilder)
Teil 6:
Von Nyaung U (Bagan) nach Mandalay, Teil 1 (18 Bilder)
Teil 7:
Von Nyaung U (Bagan) nach Mandalay, Teil 2 (15 Bilder)
Teil 8:
Mit Krupp von Mandalay nach Myitkyina, Teil 1 (24 Bilder)
Teil 9:
Mit Krupp von Mandalay nach Myitkyina, Teil 2 (20 Bilder)
Teil 10:
Mit Krupp von Mandalay nach Myitkyina, Teil 3 (18 Bilder)
Teil 11:
Zugverkehr in Myitkyina (17 Bilder) + Rätsel
Teil 12:
Namtu Mines Railways - Einführung & Appetitanreger (21 Bilder)
Teil 13:
Namtu Mines Railways - Rundgang Teil 1 (27 Bilder)
Teil 14:
Namtu Mines Railways - Rundgang Teil 2 (24 Bilder)
Teil 15:
Namtu Mines Railways - Rollendes Material (22 Bilder)
Teil 16:
Namtu Mines Railways - Die teuerste Zugfahrt meines Lebens (24 Bilder)
Teil 17:
Namtu Mines Railways - Dieselloks (u.a. von O&K und Diema, 20 Bilder)
Teil 18:
Namtu Mines Railways - Rangierverkehr (25 Bilder)
Teil 19:
Namtu Mines Railways - Dampflokomotiven (18 Bilder)
Teil 20:
Namtu Mines Railways - Zugverkehr im Morgennebel (17 Bilder)
Teil 21:
Namtu Mines Railways - Werkstatt (11 Bilder)
Teil 22:
Namtu Mines Railways - Stimmungsbilder (29 Bilder)
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