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Wie im ersten Teil angekündigt will ich im 2. Teil die einzelnen Strecken in Myanmar vorstellen und ein paar Impressionen der unterschiedlichen Bahnhöfe geben.


Eine Karte aller mir bekannten Eisenbahnstrecken in Myanmar (Burma) habe ich in Google Maps hinterlegt, leider können dort nicht alle Strecken auf einmal angezeigt werden. Trotzdem habe ich mal hinter jede Strecke einen einigermaßen passenden Google-Maps Link gestellt. Wer sich die komplette Karte in Google Earth anschauen will, kann sie sich hier herunterladen. Dort, wo die Auflösung der Bilder die Bahnstrecken erkennen lässt, habe ich sie möglichst genau nachgezeichnet. Für weite Teile Myanmars ist die Auflösung in Google Earth/Maps leider zu schlecht. Dort sind die Strecken einfach als gerade Linien quer durch die Landschaft gezeichnet.


Yangon (Rangun) - Pyay (Prome) (Google Maps)

Der erste Teilabschnitt Yangon (Rangun) - Letpadan wurde 1869 als erste Eisenbahnstrecke Burmas eröffnet, 1877 wurde die Strecke bis Pyay (Prome) verlängert. Dort war zunächst für lange Zeit Schluss, erst 1997 wurde die Strecke Richtung Norden verlängert. In Letpadan zweigt ein Anschluss an den Ayeyarwaddy (Irrawaddy)-Fluss ab. Dort besteht über eine Eisenbahnfähre Anschluss an das (noch) isolierte Streckennetz im Ayeyarwaddy (Irrawaddy)-Delta.


Yangon (Rangun) - Mandalay (Google Maps)

Diese mittlerweile wohl durchgängig zweigleisige Hauptstrecke bildet das Rückgrat der burmesischen Eisenbahn. Der erste Abschnitt bis Bago wurde 1884 fertiggestellt. Erst 1885 eroberten die Engländer Mandalay, daher erreichten die Gleise Mandalay erst 1889. In Bago zweigt eine Strecke in den Süden ab (siehe unten), in Nyaunglebin zweigt eine Stichstrecke an den Sittoung (Sittang)-Fluss ab. Von Pyinmana nahe der neuen Hauptstadt Naypidaw hat man Anschluss über die Yoma Bago Berge Richtung Westen. In Thazi kann man von der Hauptstrecke aus sowohl in Richtung Westen nach Myingyan wie auch nach Osten in das südliche Shan-Gebirge (siehe unten) fahren. Kurz vor Mandalay zweigen nach Westen Strecken nach Myingyan sowie weitere Verbindungen nach Nord- und Nordewestmyanmar ab, Richtung Osten führt eine Linie durch das Shan-Gebirge nach Lashio nahe der chinesischen Grenze (siehe unten).


Bago (Pegu) - Dawei (Tavoy) (Google Maps)

Bereits 1907 erreichte eine Eisenbahnlinie Mottama (Martaban) auf der Nordseite der Mündung des Thanlwin (Salween)-Flusses. 1921 wurde die Strecke von Mawlamyaing (Moulmein) nach Ye weitergebaut, die Lücke zwischen Mottama und Mawlamyaing wurde erst 2006 mit dem Bau einer Brücke geschlossen, vorher gab es Eisenbahnfähren. Um den Bau einer Gaspipeline nach Thailand zur ermöglichen, wurde zwischen 1995 und 1998 die Linie von Ye bis nach Dawei (Tavoy) verlängert. In einer heimlich gedrehten Dokumentation der BBC wurde der Bau als zweite Todeseisenbahn bezeichnet. In Thanbyuzayat an der Strecke zwischen Mawlamyaing und Ye zweigte im Zweiten Weltkrieg die "Todeseisenbahn" über den Hell Fire Pass nach Thailand ab. Aktuell gibt es Gerüchte, dass diese Strecke wieder reaktiviert werden soll. In Thaton zweigt seit 1988 eine Strecke nach Hpa-An ab, die hauptsächlich die umliegenden Zementwerke erschließt. Damit Züge aus Richtung Mandalay und der neuen Hauptstadt Naypidaw ohne Kopfmachen in Bago in Richtung Süden fahren können, wird momentan an einem Art großen Gleisdreieck gebaut.


Mandalay - Myitkyina (Google Maps)

Der Bau dieser Strecke erfolgte in den Jahren 1890 - 97 und erschloss den Norden Myanmars. Bis 1934 musste bei Sagaing der Ayeyarwaddy (Irrawaddy)-Fluss per Fähre überquert werden, seither gibt es eine Brücke. Ab 1900 wurden die fruchtbare Ebene um Monywa und Ye-U mit einer Stichstrecke von Sagaing aus erschlossen, erst 2000 bekam die Strecke in Kin-U einen zweiten Anschluss an die Strecke nach Myitkyina. Seit 1993 wurde an einer langen Stichstrecke von Chaung-U über Pakokku nach Kalaymyo gebaut. Aufgrund zahlreicher geographischer Hindernisse, die u.a. den Bau eines 1,8km langen Tunnels sowie mehrere Spitzkehren erforderten, kann die Strecke wohl erst seit 2005 durchgängig befahren werden. Vorab fand bereits auf isolierten Teilstrecken für mehrere Jahre ein Betrieb statt. Aktuell wird an einer Strecke von Pakokku nach Kyangin gebaut, damit erhält das seit über 100 Jahren isolierte Teilnetz im Ayeyarwaddy (Irrawaddy)-Delta Anschluss an das restliche Streckennetz. In Naba auf halber Strecke zwischen Mandalay und Myitkyina zweigt seit 1893 eine kurze Stichstrecke nach Katha ab, die momentan bis nach Bhamo verlängert wird. Von dort ist es nicht mehr weit bis China.


Pathein (Bassein) - Kyangin (Google Maps)
Von 1903 bis 1907 wurde diese Strecke im Ayeyarwaddy (Irrawaddy)-Delta über Henzada erbaut. Das isolierte Netzwerk hatte nur über eine Eisenbahnfähre von Henzada nach Tharrawaw nach Letpadan (siehe oben) Anschluss an das restliche Netzwerk. Mit der Fertigstellung der Strecke Kyangin - Pakokku (siehe oben) wird sich das aber ändern.


Shan State (Google Maps)

Das Hochplateau im Shan-Gebirge ist über zwei Stichstrecken erschlossen. Im nördlichen Teil führt seit 1903 eine Strecke von Mandalay bis nach Lashio. Um die mehr als 1000 Höhenmeter zu überwinden wurden u.a. vier Spitzkehren und das berühmte Gokteik-Viadukt angelegt. Eine geplante Verlängerung bis nach China wurde nicht mehr realisiert, ist wohl aktuell aber mal wieder in die Diskussion gekommen.
Im südlichen Teil wurde bis in die 1920er Jahre eine Strecke bis nach Shwenyaung eröffnet. Auch hier mussten mehrere Spitzkehren und ein Kreisel angelegt werden, um die Höhe zu überwinden. Seit Anfang der 1990er Jahre wurden drei Stichstrecken nach Loikaw, Lawksawk und Namhsan gebaut, letztere ist wegen der schwierigen Geographie zwischen Banyin und Moe Noe wohl noch nicht durchgängig befahrbar.


Pyay (Prome) - Mandalay (Yoma Beltway Line) (Google Maps)

Es waren wohl strategische Gründe, die den Bau dieser Strecke veranlassten. Seit der Fertigstellung im Jahre 1997 gibt es jetzt zwischen Yangon (Rangun) und Mandalay neben der alten Hauptstrecke eine zweite Verbindung über Pyay (Prome), Taungdwingyi, Kyaukpadang und Myingyan. Zudem wurden auch noch zwei Stichstrecken an den Ayeyarwaddy (Irrawaddy) nach Ma-gway (Magwe) respektive Chauk erstellt.


Zukunftsmusik ist der Bau der Trans-Asia-Railway, die einmal Europa mit Asien über Iran, Pakistan, Indien und Myanmar verbinden soll. Sowohl Indien, Thailand und China bekunden großes Interesse, auch das Militärregime in Myanmar scheint dem Ganzen wohl recht aufgeschlossen zu sein. Größte Hinderungsgründe sind aber einerseits geographischer Natur, da bei Anschlüssen in alle drei Länder Gebirge durchquert werden müssten. Andererseits sind auch die drei unterschiedlichen Spurweiten in Myanmar/Thailand (1000mm), China (1435mm) und Indien (1676mm) ein zu lösendes Problem.


Und jetzt noch ein paar Impressionen der Strecken und Bahnhöfe in Myanmar (Burma):

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Bahnhofshalle im Hauptbahnhof von Yangon. Auf Gleis 1 steht der Expresszug nach Mandalay. Die halboffene Null ist übrigens das birmesische Zeichen für 1 (in Myanmar unterscheiden sich sowohl Ziffern wie auch die Schrift von den uns bekannten Zeichen). An den großen Bahnhöfen bekommt man nur mit Fahrkarte Zutritt zu den Bahnsteigen. Soldaten wie im Hintergrund sieht man allen öffentlichen Plätzen. Die Staatsmacht ist Fremden gegenüber immer misstrauisch, aber stets äußerst freundlich und fast unterwürfig.

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Das Bahnhofsgebäude von Bago (Pegu) ist eines der wenigen größeren Bahnhofsgebäude aus der Kolonialzeit, die noch nicht abgerissen wurden . In Yangon und Mandalay wurden die alten Bahnhöfe aus der Kolonialzeit längst durch Zweckbauten aus Beton ersetzt. Im Zimmer ganz links mit dem offenen Fenster wurden die Fahrkarten verkauft. Während sich Einheimische teilweise mehrere Stunden für die Fahrkarten anstellen müssen, werden Ausländer immer sofort in das Hinterzimmer geleitet. Dort bekommt man gegen die Vorlage des Reisepasses und harte Dollars dann ein handgeschriebenes Ticket.
Jeden morgen um halb sechs fragte ich beim Fahrdienstleister im Bahnhof nach, wann und wo Dampfzüge unterwegs seien. Da es in Bago selten Strom gibt, saß er jeden Morgen mit zwei Kerzen vor den handgezeichneten Fahrplandiagrammen. Das war ihm wohl äußerst peinlich und er verbat sich jedes Foto.

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Die Güterbahnhöfe sind in Myanmar (hier in Bago) in einem ähnlich heruntergekommenen Zustand wie in Deutschland. Auch in Myanmar geht der Trend zur Punkt-zu-Punktbeförderung von Massengütern wie Steinen und Benzin. Gerade in ländlichen Gebieten ist die Bahn neben den Flüssen die einzige Transportmöglichkeit für große und schwere Güter.

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Blick vom Steg in Bago auf die nördliche Bahnhofsausfahrt in Richtung Mandalay. Links sieht man die Güterabfertigung, rechts den Personenbahnsteig. Das Empfangsgebäude steht außerhalb des Bildes rechts. Auf dem Gelände hinter der Palme befindet sich das Dampf-BW (dazu gibt's später noch einen extra Bericht). Wie man sieht, herrscht recht reger Güterverkehr. Am Ende der Ausfahrt macht die zweigleisige Hauptstrecke einen kleinen Knick nach rechts. Einige Meter weiter zweigt dann die Strecke nach Dawei (Tavoy) über Mawlamyaing (Moulmein) ab.

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Blick von der Straßenbrücke in Bago (Pegu) auf die südliche Ausfahrt in Richtung Yangon. Direkt unter der Brücke steht eine Dampflok mit einem Güterzug nach Yangon (davon später noch mehr Bilder). Die drei Gleise links sind die Bahnsteiggleise für Personenzüge (plus ein Gleis für durchfahrende Güterzüge). Alle anderen Gleise sind Güterzug- und Rangiergleise. In Myanmar (Burma) herrscht auf den Schienen natürlich Linksverkehr. Im Straßenverkehr fuhr man früher auch links, bis General Ne Win von heute auf morgen befahl auf Rechtsverkehr umzustellen. Angeblich wurde ihm von einem Wahrsager vorausgesagt, dass er in wenigen Tagen bei einem Unfall auf der linken Straßenseite sterben würde. Da bot sich die Umstellung an. Auch in Sachen Geld hatte Ne Win so seine eigenen Vorstellungen. So erklärte er ebenfalls von heute auf morgen alle existierenden Geldscheine für ungültig. Es wurden neue Geldscheine eingeführt, die dann aber nicht mehr auf dem 10er, sondern dem 9er System basierten. Man ahnt es, neun war die Glückszahl Ne Wins. Aber die neuen Machthaber unterscheiden sich davon kaum. Es gibt noch immer einen "Hofastrologen", der unter anderem angeblich den Ort der neuen Hauptstadt Naypidaw sowie den geeigneten Umzugstermin festlegte. Der Termin war leider sehr kurzfristig und so machte sich eine riesige Karawane im November 2005 in die neue Hauptstadt auf, die bisher dahin nur auf dem Papier existierte. Mittlerweile scheinen sich die Herrscher aber dort wohlzufühlen. Sie haben sich total von der Außenwelt abgeschottet, selbst Diplomaten und Staatsgästen wird der Zutritt meistens verwehrt.

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Die Bahnhöfe in Myanmar (Burma) sind immer hervorragend gepflegt und äußerst sauber. Hier hält der Zug von Mandalay nach Lashio in der ehemaligen britischen "Hill Station" Pyin Oo Lwin (Maymo) in 1100m Höhe und wartet auf den Gegenzug. An den Bahnhöfen ist meist recht viel los, es ist aber bei weitem nicht so überfüllt wie z.B. in Indien. Wie man auf dem Bild sieht, tragen Männer in Myanmar übrigens meistens keine Hosen, sondern longyis.

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Man könnte meinen, dass es sich hier um einen englischen Landbahnhof handelt. Aber weit gefehlt, es ist der Bahnhof von Pyin Oo Lwin (Maymo). Streunende Hunde warten an jedem Bahnhof auf Essenreste, die aus dem Fenster geworfen werden. Alles Essen und Trinken verkaufen die Händler in Plastiktüten, die es leider bereits auch schon bis nach Myanmar gebracht haben. Der Herr rechts im Bild gehört der Oberschicht an, das sieht man an der Lederjacke und der Hose. Trotzdem trägt in Myanmar kaum jemand Schuhe, sondern nur Flip-Flops. Aber die sind ja seit einigen Jahren auch hierzulande wieder in Mode.

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An jedem Bahnhof warten Dutzende fliegende Händler, die jeden notwendigen Reisebedarf verkaufen. Oft steigen sie auch ein und fahren bis zur nächsten Station mit, wo sie dann wieder auf den Gegenzug warten. Hier warten die Passagiere des Morgenzuges von Mandalay nach Lashio im Bahnhof Naung Hkio auf den Gegenzug aus Lashio. Gleich nach Naung Hkio beginnt der Abstieg auf halbe Höhe der Gokteik-Schlucht, die dann über das spektakuläre Gokteik-Viadukt überbrückt wird. Aber dazu gibt es später evtl. einen extra Bericht.

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Der Bahnhof Myomaung ein paar Kilometer südlich von Mandalay. Hier zweigen die Strecken nach Lashio im Osten und nach Myitkyina im Norden ab. Auf dem Bahnsteig warten Passagiere und Mönche auf einen Nahverkehrszug. Die gelbe Färbung im Gesicht der Kinder kommt übrigens von Tanaka-Paste, die jeden Morgen aufgetragen wird. Sie wird aus der zermahlenen Rinde eines Baumes hergestellt, wirkt als Sonnenschutz, kühlt und pflegt. Auch Frauen tragen sehr gerne Tanaka auf.

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Ein Bahnhof an der Strecke zwischen Yangon (Rangun) und Bago (Pegu). Nachdem uns das Einfahrtsignal bereits grün gezeigt hatte, gab der Bahnhofsvorsteher im weißen Hemd mit einer grünen Fahne die Durchfahrt frei. Der Zug hielt in diesem Bahnhof nicht, das Tempo bei der Durchfahrt ließ aber das Auf- und Abspringen durchaus zu.

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An einem Bahnhof zwischen Mawlamyaing (Moulmein) und Mokepalin warten die Passagiere im Schatten des Morgenzuges von Mawlamyaing (Moulmein) nach Yangon (Rangun) auf den Gegenzug. Da dieser noch auf sich warten lässt, haben die fliegenden Händler noch etwas Zeit, um ihre Geschäfte zu tätigen. Links steht ein kleiner Kiosk, wie in sehr viele Burmesen betreiben. Ein Job alleine reicht nicht aus, um eine Familie zu ernähren. Das durchschnittliche Einkommen liegt zwischen 20 und 30 Euro pro Monat! Ein Liter Benzin auf dem Schwarzmarkt kostet übrigens fast soviel wie in Deutschland. Da soll sich mal noch einer über die hohen Benzinpreise in Deutschland beklagen!

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Der Bahnhof von Mokepalin an der Strecke zwischen Bago (Pegu) und Mawlamyaing (Moulmein): Neben dem Bahnhof gibt es hier auch ein kleines Dampf-BW (dazu später noch mehr). Die Telegraphenleitungen, wie man sie im Hintergrund erkennt, sind übrigens noch immer in Betrieb, auch wenn die meiste Kommunikation inzwischen per Funk erfolgt.

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Der Bahnhof von Abaya zwischen Bago (Pegu) und Mokepalin. Hier zweigt eine kurze Stichstrecke ab, die Teil der alten Bahnstrecke nach Mawlamyaing (Moulmein) war. Nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde die Brücke über den Sittoung (Sittang)Fluss nahe Abaya ein paar Kilomter weiter in Richtung Norden verlegt. Im Hintergrund dampft gerade ein Güterzug in den Bahnhof, dazu später auch noch mehr Bilder.

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Kleinere Bahnhöfe wie z.B. hier zwischen Mawlamyaing (Moulmein) und Mokepalin sind meist von Weitem durch riesige Bäume zu erkennen. Vermutlich wurden die Bäume bereits beim Bau der Strecke gepflanzt. Die Bäume spenden Schatten und sorgen gleichzeitig dafür, das die Aufschüttungen rund um den Bahnhof während der Regenzeit nicht weggeschwemmt werden. Da während der Regenzeit die Ebenen komplett unter Wasser stehen, sind Strecken und Bahnhöfe meist auf 1-3m hohen Aufschüttungen und Dämmen errichtet. An jedem Bahnhof gibt es die bestens gepflegten weißen Schilder, auf denen der Name des Bahnhofs in lateinischer wie in burmesischer Schrift aufgemalt ist. An neu errichteten Bahnhöfen steht der Name nur noch in burmesischer Schrift.

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Wasserbehälter und Wasserkräne gehörten zu den Standardausrüstungen der Bahnhöfe, hier am Bahnhof Tyongpr an der Strecke von Mandalay nach Lashio am Beginn der Steigung hinauf in das Shangebirge. Gleich im Anschluss an den Bahnhof folgen vier Spitzkehren. Früher füllten die Garratt-Lokomotiven hier nochmals ihre Wasservorräte auf, um die knapp 1000 Höhenmeter nach Pyin Oo Lwin (Maymo) zu überwinden. Heute sind auf dieser Strecke leider nur noch Dieselloks unterwegs.


Bisherige Berichte:

Teil 0: In welchem Land ist dieser Wohnwagen auf Schienen unterwegs?
Teil 1: Dampf, Elefanten, Opium - Die Burma/Myanma Railways (16 B.)


Edit: Bildlinks angepasst



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2008:12:21:15:33:05.

Re: [BUR] Plastiktüten

geschrieben von: Nachtzugnutzer

Datum: 12.03.08 23:25

Zitat:
Alles Essen und Trinken verkaufen die Händler in Plastiktüten, die es leider bereits auch schon bis nach Myanmar gebracht haben.
So lange sie nicht alles in winzige Plastik"tüten" verpacken und diese dann überall hinwerfen, ist das ja noch in Ordnung.
Es ist schon deutlich sauberer als in Indien. Leider liegt das wohl daran, dass sich so gut wie niemand auch nur den geringsten Luxus leisten kann. Ansonsten habe ich mir Burma schlimmer vorgestellt, vor allem was Bekleidung und Sauberkeit angeht. Danke, dass Du meine Vorurteile entkräftet hast.

Nochmal zu den Plastitüten: Ich selbst gehe auch im Ausland mit Rucksack und/oder Stofftaschen einkaufen, auch wenn man manchmal "etwas" komisch angeschaut wird. Seit mir 2 Kilo Reis auf der Straße gelandet sind.

Grüße Nachtzugnutzer
Hallo!

Wieder sehr schön und informativ, danke schön! :-)

lg, Roni - [raildata.info] - Meine DSO-Reportagen Teil 1 (2005 bis 06/2019): [www.drehscheibe-online.de] - Meine DSO-Reportagen Teil 2 (neueste): [www.drehscheibe-online.de]
https://raildata.info/raildatabanner1.jpg
Hallo, sehr interessant, man erkennt durchaus einige Parallelen zu Indonesien, aber Myanmar scheint viel sauberer zu sein, und auch wesentlich weniger Leute, wäre da nicht das politische System, so wäre das bestimmt ein hübsches Fleckchen Erde. Plastiktüten sind in Indonesien eine echte Landplage, man findet sie überall, selbst in den kleinsten Dörfern werden selbst produzierte Nahrungsmittel (auch Naschzeugs) in kleinsten Portönchen in Plastikfolie eingewickelt, und die Folien landen dann im Straßengraben oder werden bestenfalls verbrannt. Übrigens muss es im 2.WK bedingt durch die japanische Besatzung auch einige indonesische Dampfloks nach Burma (Myanmar) verschlagen haben, ich hoffe, du kannst davon was zeigen. Übrigens, auch die Stahlelemente der echten "Brücke am Kwai" (Das ist nicht die, die man mit dem Eastern&Oriental-Zug in Thailand sieht, die echte Brücke liegt zwar auch in der Gegend, ist aber etwas abgelegener!) haben die Japaner zunächst in Java abgebaut.

kondensierte Grüße, Stefan

https://www.drehscheibe-online.de/foren/file.php?099,file=190387
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Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. Wer sich über Signaturen aufregt, hat sonst nix zu sagen.




1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2008:03:13:13:04:21.
Vielen Dank für den hochinteressanten Bericht. Dazu einige Fragen: Das Wetter schien immer bester Laune gewesen zu sein. Ist das normal?`
Zur Schrift: Ich wollte schon fragen, ob die Schrift eine für die Sprache eigene ist (was ich dann auch vermutete, als Du dann eine "burmesische Schrift" erwähnst. Sie kommt mir sehr ähnlich vor wie eine der beiden Schriften auf Sri Lanka (nämlich singhalesisch). Kannst Du diese Schrift lesen? Vielleicht sogar die burmesische Sprache? Oder wie hast Du Dir dort bewegt. Nur mit Englisch?
Übrigens sind einige Schriftzeichen auch sehr den georgischen ähnlich, im Gegensatz zu den südindischen Schriften kann das aber nur Zufall sein.
meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht - ich bin hocherfreut über diese hochinformative Serie! Chapeau!
Plastiktüten sind leider auch in Myanmar wahre Landplagen. Auf den Bildern wird das nicht so deutlich, aber wenn man genauer hinschaut, sieht man auch auf den Bildern jede Menge Plastikmüll. Die Fotos entstanden hauptsächlich in kleineren Städten und auf dem Land, da ist es nicht so dreckig wie in den größeren Städten. Aber im Vergleich zu anderen südostasiatischen Ländern ist es wirklich sehr sauber. Auch essen kann man fast alles, zumindestens wenn man einen Magen hat, der asiatische Küche gewohnt ist.

Saubere und ordentliche Bekleidung ist in Myanmar ganz wichtig, auch bei den Ärmsten der Armen. Am schlampigsten sind in Myanmar eigentlich immer die Touristen gekleidet. Gerade bei den burmesischen Frauen wundere ich mich immer wieder: stets sehr gepflegte Haare, blütenweißes Hemd und einen frisch gestärkten Rock. Wie sie das schaffen, wo sie auf dem blanken Boden schlafen und die Wäsche in dreckigen Flüssen waschen müssen, ist mir ein Rätsel.

Indonesische Dampfloks in Myanmar habe ich leider keine gesehen, auch nicht auf alten Fotos. Vermutlich wurden sie wie so viele andere Loks entweder im Krieg zerstört oder nach Kriegsende wieder an Indonesien zurückgegeben.

In Myanmar herrscht ähnlich wie Indien klassisches Monsunklima, d.h. es gibt eine ausgeprägte Trockenzeit und eine starke Regenzeit. Die Trockenzeit dauert von November bis April und während dieser Zeit regnet es praktisch nicht und es gibt auch fast keine Bewölkung. Während der vier Wochen in Myanmar hatte ich nur einen Tag mit etwas dichterer Bewölkung und ein paar Regentropfen.

Die burmesische Sprache wird nur von der Volksgruppe der "bamar" gesprochen, die mit knapp 70% die Mehrheit der Bevölkerung stellen. Die zahlreichen Minderheiten haben teilweise sehr eigenartige Sprachen und oft gar keine eigene Schrift. Die burmesische Sprache gehört zur tibetobirmanischen Sprachgruppe. Wie der Name schon sagt, ist das Burmesische nur mit dem Tibetischen verwandt. Ähnlich dem Chinesischen ist Burmesisch auch eine tonale Sprache. Die Vermutung mit der Ähnlichkeit zum Singhalesisch ist absolut richtig. Die ersten Sprachzeichen in Myanmar leiteten sich aus dem Sanskrit ab, ab dem 3. Jhd. v. Chr. wurde Myanmar von buddhistischen Mönchen aus Sri Lanka missioniert, die natürlich ihre Schrift mitbrachten.

Leider kann ich die Schrift nicht lesen und auch nur ein paar Worte Burmesisch sprechen. In den großen Städten und Tourismuszentren kommt man mit Englisch ganz gut zurecht. In den kleineren Städten und auf dem Land kam meistens mein kleines Wörterbuch Englisch-Burmesisch zum Einsatz, ansonsten verständigt man sich mit Händen und Füßen. Wenn man wissen will, wann der nächste Zug fährt, zeichnet man einfach einen Zug und eine Uhr, prompt bekommt man eine kompetente Antwort.

Hier exemplarisch nochmal ein Bild eines Bahnhofschildes zur Illustration der Schrift (Bahnhof Pyin Oo Lwin an der Strecke Mandalay - Lashio):

http://farm4.static.flickr.com/3282/2331809034_e2b7d11861.jpg?v=0
Zum Glück, besser "Leider" haben sie sich in Indonesien im Zuge der Islamisierung im 14. bis 15. Jahrhundert die Sanskrit-Schrift weitgehenst abgeschafft, nur in Zentral-Java, also Yogjakarta, ist mit der "javanischen Schrift" noch ein Überbleibsel zu bewundern, ist der burmesischen Schrift recht ähnlich aber nur noch ältere Leute scheinen das lesen zu können. Das gemeine ist, selbst wenn man indonesisch kann, ich kann nur ein bischen, wenn die nicht wollen, dass man sie versteht, dann schalten die auf sundanesisch, javanisch, batak oder sonst irgendeine der 270 lokalen Sprachen um, und dann versteht man nur noch stasiun kereta api... Bezüglich des "Leider" ist zu sagen, dass ich mir manchmal schon wünsche, die Leute auf Java wären keine Muslime, sondern Hinduisten wie heute noch auf Bali und in ganz abgelegenen Bergregionen in Ost-Java, oder Budhisten, wie Teile der chinesischen Minderheit, gerade in den Großstädten ist das mit der Islamisierung teilweise ganz schlimm, und diese Leute sind andersgläubigen gegenüber sehr intolerant. Hab mal beobachtet, dass ein Mann sich im Kaufhaus gegen seine Frau gewehrt hat, weil er das Batikhemd auf keinen Fall tragen wollte, was sie ihm ausgesucht hatte, es hatte ein Karomuster, und das erinnerte ihn zu sehr an ein christliches Kreuz... Oder man denke an die Überfälle auf christliche Kirchen auf Sulawesi oder den Molukken, und überall entstehen ständig neue Moscheen (oft mit Geld aus Saudi-Arabien...). Die meisten Javaner, vor allem auf dem Land, sind aber gemäßigte Muslime, die auch noch hinduistische Traditionen weiter pflegen, wie zum Beispiel die ganzen Hindu-Epen, die mit den Wayang-Schattenfiguren nachgespielt werden, an Geister und andere übernatürliche Fähigkeiten glauben sie auch noch - meine Schwiegeroma, die konnte Regen herbei zaubern, wie meine Frau - obwohl sie katholisch ist - immer feste schwört...

Ja, die körperliche Reinlichkeit, und die sauber gebügelten Batik-Hemden, Hose mit exakt geraden Bügelfalten, in denen die Herren auf ihren Mofas dann aus den Dörfern in die Stadtzentren ins Büro fahren, das wundert mich auch jedes Mal, wenn man die Wohngegenden sieht, in denen die einfachen Leute leben, ohne gereinigtes Wasser, instabiler Stromversorgung, staubigen Straßen und Wegen und überall der Müll rumliegend.

Die Dampfloks sind übrigens nie nach Indonesien zurück gekommen, ich habe aber mal ein historisches Foto gesehen, wo eine Lok nach ihrer Umspurung von 1067 auf 1000 mm dann im Süden von Burma im Einsatz war, noch mit ihrer alten Nummer der Staatsspoorwegen.

Interessant ist, dass die Jahreszeiten in Myranmar genau umgekehrt sind, wie im nicht soo weit entfernten Java, dort ist Oktober/November bis März/April Regenzeit, und dann Trockenzeit.

kondensierte Grüße, Stefan

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1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2008:03:13:22:00:04.
Hallo Stefan,

das mit den Loks aus Indonesien war mir bis jetzt unbekannt. Es war mir lediglich bewusst, dass die Amis im Weltkrieg die eine oder andere Lok nach Burma verschifft hatten. Wo hast du das Bild gesehen? Würde mich brennend interessieren.

Auch mich hat die wachsende Islamisierung in Malaysia, die ich während meines Aufenthalts dort im Januar 2008 erlebte, teilweise richtig schockiert.

Das mit den Regenzeiten lässt sich leicht erklären. Myanmar liegt nördlich des Äquators, Java südlich des Äquators. Nachdem ich in Myanmar keinen Tropfen Regen sah, erlebte ich in zwei Wochen Borneo soviel Regen wie in einem ganzen Jahr in Deutschland.
Hallo, ich habe diverse Bücher aus Holland (Jan de Bruin, Michiel van Ballegijen de Jong, usw.) über die indonesischen Eisenbahnen vor 1945, und da waren Bilder drin, und auch kurz ein Text dazu. Was die Islamisierung angeht, ist Malaysia auch ziemlich heftig, die Saudis sind auch da sehr spendabel. Anfang Oktober, es war Ramadah-Ende, sah ich im indonesichen Fernsehen Bilder aus Sulawesi, da hatte sich eine islamische Gemeinde "afghanisch" angezogen, inklusive Turban, lange Gewänder, und die Männer mit langen (angpappten) grauen Bärten, wie sie den Anlass gefeiert haben. Mir ist total schlecht geworden, wie ich das sah. Was hast du denn in Borneo gemacht, im Norden (Malaysia, Brunei, etc.) oder im Süden?

kondensierte Grüße, Stefan

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