Moin!
An den ersten Besuch auf dem dresdner Hauptbahnhof irgendwann Mitte der 90er erinnere ich mich nicht mehr. Aus späteren Jahren weiß ich vor allem, daß gebaut wurde. Das hat sich bis heute nicht geändert. Mittlerweile ist allerdings eine Fertigstellung des Umbaus absehbar. Wir beginnen aber ein paar Jahre eher.
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Die ersten Bahngesellschaften, die Dresden bedienten, hatten jede ihren eigenen Bahnhof. Keimzelle des heutigen Hauptbahnhofs der sächsischen Hauptstadt ist der Böhmische Bahnhof, der 1848 durch die Sächsisch-Böhmische Staatseisenbahn eröffnet wurde. 1864 erhielt er ein neues, repräsentatives, Empfangsgebäude. Seit 1869 hielten hier auch die Züge der Strecke über Chemnitz und Zwickau nach Werdau.
1892 wurde im Zusammenhang mit der Umgestaltung der Eisenbahnanlagen in Dresden ein Wettbewerb für den Bau des Hauptbahnhofs an der Stelle des Böhmischen Bahnhofs, ein wenig südlich der Altstadt, ausgeschrieben. Der Hauptbahnhof, ein kombinierter Durchgangs- und Kopfbahnhof, wurde im Jahr 1898 eröffnet. In den letzten Jahren wurde er komplett umgebaut, modernisiert und saniert. Die Arbeiten nähern sich der Vollendung. Bereits im Jahr 2000 wurde ein aus Leipzig ferngesteuertes elektronisches Stellwerk in Betrieb genommen.
Gleimäßig besteht der Bahnhof aus vier Teilen. Auf Straßenebene liegen die Kopfgleise in der Bahnhofshalle. Von ihnen fahren Züge in Richtung Chemnitz und Bischofswerda. Auf beiden Seiten befinden sich in Hochlage Durchgangsgleise mit Bahnsteigen. Die jeweiligen „Hausbahnsteige” werden zumeist von den Zügen Berlin - Prag benutzt, der Inselbahnsteig im Norden durch die S-Bahn, der im Süden durch Fern- und Regionalzüge. Desweiteren gibt es östlich des Empfangsgebäudes auf der anderen Straßenseite auch noch Kopfgleise, die einen eher unbenutzten Eindruck erwecken. Kommen wir nun zur Streckengeschichte.
Die Sächsisch-Böhmische Staatseisenbahn eröffnete ihre Strecke 1848 bis Pirna und 1851 die Fortsetzung bis Bodenbach (Podmokly, gegenüber von Tetschen/Decín; die tschechischen Sonderzeichen gehen noch nicht). Die Strecke bis Pirna wurde zwischen 1902 und 1934 viergleisig ausgebaut; drei der Gleise (und das zweite bis zur Grenze) gingen 1946 als Reparationsleistungen an die Sowjetunion. So sagt man jedenfalls, die Strecke war auf jeden Fall nur noch eingleisig. Zwischen 1949 und 1952 wurde das zweite Gleis wieder aufgebaut. Der Abschnitt zwischen Dresden und Schöna, dem letzten Bahnhof in Deutschland, wurde zwischen 1970 und 1976 elektrifiziert. Seit 1986 ist auch der Abschnitt bis zur Grenze unter Draht, 1987 folgte die tschechische Strecke bis Bodenbach. Aber erst seit 1992 besteht fahrplanmäßiger elektrischer Betrieb über die Grenze. Seit dem Jahr 2004 verfügt die S-Bahn zwischen Dresden und Pirna über zwei eigene Gleise.
Im Jahr 1852 wurde die Marienbrücke eröffnet, die eine Schienenverbindung mit Dresden-Neustadt und den dort endenden Strecken nach Leipzig und Görlitz herstellte. Die erste Marienbrücke (nach Maria Anna von Bayern, die von 1805 bis 1877 lebte und von 1833 bis zu seinem Tod 1854 mit dem sächsischen König Friedrich August II. (*1797) verheiratet war. Die Ehe war wie auch die erste des Königs kinderlos, aber ich schweife ab) war eine kombinierte Schiene-Straße-Brücke. Im Rahmen der Umgestaltung der Eisenbahnanlagen in Dresden wurde 1901 eine neue viergleisige Eisenbahnbrücke fertiggestellt, die erste Marienbrücke dient seitdem ausschließlich dem Straßenverkehr. In den Jahren 2001 bis 2004 wurde die Eisenbahnbrücke durch eine neue, fünfgleisige ersetzt.
Die Bahnstrecke von Dresden über Chemnitz und Zwickau nach Werdau wurde abschnittsweise eröffnet, 1855 die Etappe von Dresden nach Tharandt. Bereits seit 1845 fuhren am anderen Ende Züge zwischen dem Werdauer Bogendreieck und Zwickau. 1858 folgte der Abschnitt Chemnitz - Zwickau, 1862 Tharandt - Freiberg und schließlich 1869 Freiberg - Chemnitz. Die beiden letztgenannten Abschnitte waren bautechnisch schwierig. Die Strecke von Werdau nach Dresden wurde in Etappen (von West nach Ost) zwischen 1963 und 1968 elektrifiziert.
Auch die Bahnstrecke von Berlin her erreicht Dresden linkselbisch, der Elbbrücke Niederwartha sei Dank. Die Berlin-Dresdener Eisenbahn-Gesellschaft eröffnete ihre Strecke zwischen den beiden namensgebenden Städten im Jahr 1875. Der Dresdener Bahnhof in Berlin lag an der Stelle des heutigen U-Bahnhofs Gleisdreieck, der Reiseverkehr wurde bereits 1882 zum Anhalter Bahnhof verlegt. Der Berliner Bahnhof in Dresden lag im Gebiet des heutigen Bahnhofs Dresden-Friedrichstadt, der Reiseverkehr wurde später zum neuen Hauptbahnhof verlegt. Der Güterschuppen des Berliner Bahnhofs steht noch heute, unmittelbar nördlich des Haltepunkts Friedrichstadt. Von ihm habe ich kein Bild, ich habe noch nie in Friedrichstadt gehalten.
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Im Fernverkehr bestehen Verbindungen nach Berlin und Prag (Zweistundentakt). Diese Züge, einzelne fahren weiter bis Hamburg, Binz auf Rügen, Budapest oder Wien, sind lokbespannt und bestehen zumeist aus tschechischen, ungarischen oder österreichischen Wagen. Daneben fahren IC- und ICE-Züge nach Leipzig und weiter entweder über Erfurt nach Frankfurt und Wiesbaden oder über Magdeburg und Hannover nach Oldenburg. Nacht- und Wochenendverstärkerzüge erwähne ich wie üblich nicht.
Die dresdner S-Bahn besteht aus drei Linien, die alle den Hauptbahnhof anfahren:
S 1 Meißen - Coswig - Radebeul - DD-Neustadt - Dresden - Heidenau - Pirna - Bad Schandau - Schöna (alle 30 min, BR 182 mit Doppelstockwendezügen),
S 2 Dresden Flughafen - DD-Klotzsche - DD-Neustadt - Dresden - Heidenau - Pirna (alle 30 min, BR 143 mit Doppelstockwendezügen) und
S 3 Dresden - Tharandt - Freiberg (Stundentakt, BR 143 mit Doppelstockwendezügen; im Berufsverkehr Verstärker).
Daneben gibt es andere Linien des Regionalverkehrs, fast ausschließlich durch die DB betrieben:
RE Dresden - Chemnitz - Zwickau - Hof - Nürnberg (Stundentakt, BR 612),
RE Dresden - Bischofswerda - Bautzen - Görlitz (Zweistundentakt, BR 612; einzelne Züge mit BR 642 und bis Breslau),
RE Dresden - Bischofswerda - Zittau (Zweistundentakt, BR 642, einzelne Züge weiter bis Liberec),
RE Dresden - Großenhain - Ruhland - Hoyerswerda und Cottbus (jeweils Zweistundentakt, in Umstellung auf neues Material),
RE Dresden - Riesa - Leipzig (Stundentakt, neuerdings BR 442),
RB Dresden - Chemnitz - Zwickau (Stundentakt, BR 143 mit Doppelstockwendezügen),
RB Dresden - Cossebaude - Coswig - Großenhain - Elsterwerda (bis Coswig Stundentakt, in Umstellung auf neues Material),
RB Dresden - Bischofswerda - Bautzen - Görlitz (Zweistundentakt, BR 642) und
RB Dresden - Bischofswerda - Zittau (Zweistundentakt, BR 642).
Die Städtebahn Sachsen bedient ihre stündliche Linie nach Kamenz mit Dieseltriebwagen der Baureihe 642.
Da ohnehin keiner mehr mitliest, fällt der traditionelle Bahnhofsrundgang heute leider ersatzlos aus. Das ist nicht weiter schlimm, er hätte ohnehin Überlänge gehabt. Bis zum nächsten Mal, dann in Dresden-Neustadt. Also los!
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1 Zum Bahnhof gelangt man durch die Prager Straße. Ortsunkundigen sei gesagt, daß die Hotels rechts stehen, wenn man dorthin geht.
Ein jeder mag für sich selbst entscheiden, ob es sich lohnt, weiter ins Stadtzentrum vorzudringen.
2 Wir drehen uns jedenfalls um.
3 Ein grünes Loch begrüßt den Besucher. Was da war, was da sein wird, beides ist mir nicht bekannt. Da soll aber wohl gebaut werden.
4 Um die Ecke die Straßenbahnhaltestelle Hauptbahnhof Nord. Sie ist ein paar Meter länger als das haltende Fahrzeug.
5 Und so sieht's aus, wenn man vom Hauptbahnhof kommt. Links die tiefergelegte Grünflüche, die einen Gutteil der Prager Straße versperrt.
6 Dann werden also demnächst neue Bahnhofsschilder fällig. Oder man überklebt einfach das H mit einem E.
7 Gedenktafel.
8 Diese befindet sich am Radeberger Eingang des Bahnhofs. Er ist es, der über den Wiener Platz zur Prager Straße führt. Dann geradeaus weiter über die Augustusbrücke, am Albertplatz in der Neustadt nach rechts, nach links in die Fischhausstraße und immer geradeaus. Dann ist man in Radeberg. Der Name paßt also.
9 Nebenan der Feldschlößcheneingang.
10 Durch ihn gelangt man zum Kugelhaus, das die Idee des Kugelhauses aufgreift. Jenes stand von 1928 bis 1938. Es wurde anläßlich einer Ausstellung errichtet und wurde abgerissen, weil des den damaligen Machthabern nicht in ihr Architekturbild paßte. Der Nachbau wurde 2005 fertiggestellt.
11 Hier befindet sich eine weitere Straßenbahnhaltestelle, an der eine Brauerei aus einer nahegelegenen Bergstadt um Käufer warb.
12 Dann gibt's noch einen Nichteingang auf der Nordseite, früher mal als Kino und Königspavillon genutzt.
13 Im Juli 2013 sah es so aus, wenn man in den Bahnhof von der Prager Straße kommend hineinging. Sehr einladend, da gehen wir gleich wieder hinaus.
14 Das Hauptportal des Bahnhofs liegt nach Osten, zwischen den Gleisen. Von dort aus schauen wir hinüber zu einem Seiteneingang, der hauptsächlich zu ein paar unbenutzten Kopfgleisen führt.
15 Selbiges Hauptportal. Obendrauf hockt Saxonia. Wissenschaft und Technik sind auch dabei, geben ihr fachkundige Erläuterungen.
16 Ansicht von Süden.
17 Des Bahnhofs namenloser Südeingang.
18 Ornament, irgendwo da.
19 Innendrin war's recht leer. Mittlerweile haben hier diverse Läden eröffnet.
20 Auf dem Querbahnsteig der Kopfgleise eine Modellbahn.
21 Vor einem Jahr gab es eine zweite, die habe ich dieses Jahr nicht gesehen.
22 Zurück auf dem Querbahnsteig.
23 Vom Ausgang hin zu selbigem ein Blick ins Empfangsgebäude.
24 Dieselbe Richtung von einer Etage höher.
25 In die Gegenrichtung sieht man in die Halle. Anstelle von Glasscheiben sitzt nun eine Membran in der Dachkonstruktion, der Entwurf dazu stammt von Sir Norman Foster.
26 Ein Blick ins anschließende Restaurant. Aus mir nicht bekannten Gründen sind hier, wie auch gegenüber im Reisezentrum, die Innenwände im oberen Teil in rohem Backstein gehalten.
Wie begeben uns nun auf die Bahnsteige, zunächst die Kopfgleise in der Halle.
27 Hier schauen wir auf des Königspavillons Gleisseite.
28 Hier schauen wir gen Süden.
29 Ein Dingsbums, da komme ich gerade nicht auf den Fachausdruck. Dachhalter ist wohl falsch. Es scheint eine Pendelstütze zu sein.
30 Ein Bahnsteig wurde für hier wohl nicht mehr vorbeikommende Fernzüge verlängert, die anderen wurden außerhalb der Halle sich selbst überlassen.
31 Weit draußen ein Wasserkran vom Krausewerk.
32 Eine Gesamtansicht der drei Bahnsteighallen. Von der nahen Brücke sieht's bestimmt schöner aus, auf einen Besuch dort verzichtete ich.
33 Der Rückweg wurde durch ein Signal behindert.
34 Der Weg führt zum Prellbock.
35 Blick nach oben.
36 Von der Nordseite schauen wir zu den Kopfgleisen. Vor einem Jahr fuhr der RE nach Leipzig noch lokbespannt.
37 Am Gleis entlang.
38 Hinter dem Bahnsteig sieht man ein wenig von der Stadt, u.a. den Rathausturm.
39 Mit einer S 2 fährt 143 933 aus. Zwei neugierige Lampen wollten mit aufs Bild.
40 Das Empfangsgebäude. Auch diese Lampe ist nicht wirklich motivbereichernd.
41 Ein kleines Bahnsteigdach überm Eingang östlich der den Bahnhof querenden Straße. Es hat ziemlich alt aussehende Säulen.
42 Der eher schwach frequentierte östliche Zugang zu den beiden „Hausbahnsteigen”.
43 Kopfgleis, rostig.
44 Hinten steht der verspätete EC Richtung Hamburg.
45 Hallenfassade.
46 Und von außen.
47 Vom Bahnsteigende.
48 Eine kleine Spiegelei.
49 120 138 erreicht soeben mit dem EC 177 Dresden.
50 Lokwechsel.
51 Gottlieb übernimmt.
52 Ein kurzer Blick auf die Uhr. In fünf Minuten soll die Fahrt weitergehen.
53 Da fährt er hin. Wir hingegen betrachten die Schachbrettafel, die aufs links vom Gleis stehende Signal hinweist.
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60 Mit einigen Impressionen der Hallenkonstruktion verabschieden wir uns von Dresdens Hauptbahnhof.
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Nächstes Wochenende besuchen wir den Bahnhof Dresden-Neustadt. Die Bilder werden auch dann am 12. Juli 2012 und am 10. Juli 2013 aufgenommen sein. Abschließend sei für Neudazugekommene darauf hingewiesen, daß bereits erschienene Bahnhofsportraits über den Link in meiner Signatur zu erreichen sind.
Viele Grüße,
Sören
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2013:08:11:17:08:39.