Hallo alle miteinander!
Nach der Nebenbahn Ahlhorn-Vechta kommen wir nun zur früheren Kleinbahn Vechta-Cloppenburg, deren Überreste ich ebenfalls am 15. August diesen Jahres dokumentiert habe.
Die 27 Kilometer lange normalspurige Bahnstrecke wurde 1914 unmittelbar vor Ausbruch des ersten Weltkriegs eröffnet und verband in einer etwas umständlichen Streckenführung die beiden „Metropolen“ des Oldenburger Münsterlands, Vechta und Cloppenburg, sowie die dazwischen liegenden Dörfer miteinander. Die Verkehrsleistungen blieben, abgesehen von Kriegszeiten, stets sehr bescheiden. Bereits 1952 wurde der Personenverkehr weitgehend eingestellt, der stets so gering war, dass sich nicht einmal die Anschaffung eines Triebwagens gelohnt hat. In der Zeit nach 1952 umfasste der bahneigene Fuhrpark nur noch zwei C-gekuppelte Hanomag-Tenderloks, einen Post-Gepäckwagen mit offener Seitengalerie und einen Personenwagen. Wer wollte und die rund 90 Minuten Zeit für eine Fahrt pro Richtung übrig hatte, konnte im GmP noch einmal am Tag die Strecke bereisen.
1961 wurden die beiden überalterten Dampfloks noch durch eine neue, moderne Schöma-Kleindiesellok ersetzt. Auch der Packwagen konnte entfallen, nachdem im Personenwagen ein paar Sitze ausgebaut worden waren und er nun selbst für Stückgut Platz bot. Drei Angestellte reichen damals völlig aus, um diesen minimalistischen Bahnbetrieb abzuwickeln. So hätte es vielleicht noch viele Jahre weitergehen können, wenn Mitte der 60er Jahre nicht der Bau der Autobahnlinie A1 die Trasse zerschnitten hätte. Der morbiden Kleinbahn noch eine eigene Autobahnbrücke spendieren, das wollte dann doch niemand mehr. So kam 1965 das Aus für dieses unscheinbare Bähnchen. Die Schöma-Lok konnte noch weiterverkauft werden und träumt meines Wissens schon seit vielen Jahren im Lokschuppen von Bodenwerder-Linse davon, irgendwo irgendwann wieder zu fahren…
Doch nun zu den Bildern:
Blick entlang der Strecke nach Hesepe am Bahnhof Vechta: Die Kreis- und Universitätsstadt braucht heutzutage nur noch zwei Bahnhofsgleise:
Der Blick nach Delmenhorst, links ein Stumpfgleis zum Abstellen der NWB-Triebwagen:
Der Bahnhof von Vechta, heute ein typischer neuzeitlicher Zweckbau: Der alte Bahnhof stand etwas weiter hinten:
Am südlichen Ende des Bahnhofs steht noch dieses alte Stellwerk als einziges bauliches Relikt vergangener Eisenbahnherrlichkeit:
Blick zurück zum heutigen Bahnhof:
Blick Richtung Hesepe: Links befand sich der alte Staatsbahnhof, rechts der Bahnsteig der Kleinbahn, weiter hinten fädelte die Kleinbahn nach rechts nach Cloppenburg aus, hinter dem Relaishäuschen:
Ein kurzes Streckenstück diente nach dem Ende der Kleinbahn noch ein paar Jahre als Anschlussgleis. Der völlig zugewachsene Gleisrest existiert heute noch (Blick zurück zum Bahnhof Vechta):
Geht man ein Stück neben der Kleinbahn-Ausfahrt (links hinter der Hecke) durch die parkähnliche Landschaft zurück Richtung DB-Bahnhof, so kommt man an diese Lichtung: Hier befanden sich die sparsamen Gleisanlagen und das kleine Bw der Kleinbahn:
Der Blick in Richtung Cloppenburg: Die Bahn überquert(e) anschließend auf einer Brücke einen Bachlauf:
Ob der Betonträger schon immer auf den gemauerten Widerlagern gelegen hat oder erst später einen Stahlträger ersetzt hat?
Die Brücke noch mal von der anderen Seite: Offenbar ist sie der einzige noch erhaltene Kunstbau der früheren Kleinbahn:
Hinter der Brücke verlief die Bahn neben dem kanalisierten Moorbach (Blick zurück nach Vechta):
Der Blick in die andere Richtung: Hinter diesem BÜ führte das Gleis noch zu einem Baumaschinenhandel. Ob es in der Flucht des alten Streckengleises liegt, oder ob dieses links neben dem Gewerbebetrieb anstelle des Weges entlang führte, konnte ich nicht genau lokalisieren:
Rund einen Kilometer weiter der Blick zurück nach Vechta: Anstelle der Bahn befindet sich heute dieser Weg neben dem Moorbach (rechts im Gras):
Der Blick in die andere Richtung: Der Weg verläuft mal mehr, mal weniger auf der alten Bahntrasse. Ein kurzes Stück weiter bog die Bahn dann nach rechts ab, weg vom Moorbach. Dieser Teil ist heute durch Gewerbebetriebe, Felder und eine Umgehungsstraße eingeebnet:
Nach rund drei Kilometern hinter Vechta kam die Bahn von rechts aus dem Wald heran. Als Waldweg ist dieser Abschnitt noch erkennbar:
Ein paar Meter weiter der Blick ebenfalls zurück nach Vechta: Hier, anstelle der Bushaltestelle, befand der Haltepunkt Schledehausen:
Der Blick in die andere Richtung: Im spitzen Winkel wurde sogleich die Straße nach rechts gekreuzt und anschließend auf einer Brücke rechts neben der Straße ein Bach überquert. Gegen Kriegsende wurde die Bachbrücke gesprengt und nebenan durch einen provisorischen Neubau ersetzt. Dafür musste das Gleis verschwenkt werden. Im BÜ vor den Brücken lagen noch bis zum Ende der Bahn beide Gleise:
Weder von der alten, noch von der neuen Bachbrücke sind noch Reste erhalten:
Rechts neben der Straße ging es weiter Richtung Cloppenburg:
Rund einen Kilometer weiter der Blick zurück: Die Bahntrasse neben der Straße ist heute zugewachsen bzw. von der Straße einverleibt worden:
Der Blick in Richtung Cloppenburg: Hier bog die Bahn nach rechts ab von der Straße. Hinter den Bäumen befand sich der Bahnhof von Daren:
Vom Bahnhof Daren zeugt heute nur noch die Kopfsteinpflaster-Ladestraße: Rechts lag das Ladegleis (Blick Richtung Cloppenburg) und der Güterschuppen, im Rücken des Betrachters befand sich der Bahnsteig mitsamt hölzernem Stationsgebäude. Heute steht auf dem Areal stattdessen eine Einfamilienhaussiedlung:
Hinter Daren schmiegt sich die Bahntrasse (Baumreihe rechts) an die abzweigende Landstraße nach Bakum an (Blick nach Cloppenburg):
Ein Stückchen weiter der Blick zurück: Der Radweg neben der Straße verläuft hier auf dem früheren Bahndamm:
Der Blick in Richtung Cloppenburg:
Bei der ersten Linkskurve der Straße folgte die Bahn dem Straßenverlauf erst noch kurzes ein Stück (Blick nach Cloppenburg): Offenbar dient die Trasse hier nicht nur als Radweg, sondern auch Versorgungsleitungstrasse:
…und führt dann geradeaus in die Felder hinein (Baumreihe rechts), während die Straße samt Radweg nach Bakum im Vordergrund nach links abbiegt:
An diesem Feldweg endet der völlig zugewachsene Trassenabschnitt (Blick zurück nach Vechta):
Der Blick in die andere Richtung: Die Bahn kam von vorne rechts und kreuzte die Straße bei deren Rechtskurve hinten. Anschließend führte sie geradlinig weiter nach hinten links zu den Bäumen. Im Hintergrund ist bereits die Kirche von Bakum zu erkennen:
Vor dem Bahnhof Bakum musste die Bahn noch den Grund des Bakumer Baches queren. Im Gestrüpp ist hier noch ein Stück Bahndamm erhalten (Blick nach Cloppenburg). Brückenreste waren keine mehr auffindbar, da der Bachlauf zwischenzeitig verlegt worden ist:
Der Trassenverlauf der Kleinbahn ist im Ortsbild von Bakum heute völlig überbaut. Die Bahn kam von links aus Vechta und querte die Straße in Bildmitte genau dort, wo der Asphalt in die rote Pflasterschicht übergeht:
Schwenk nach rechts: Hier befand sich der Bahnhof von Bakum: Entgegen den Aussagen im entsprechenden Wolff-Band existieren sowohl der kleine Abortschuppen (weißer Quergiebelbau), als auch das alte Stationsgebäude von Bakum (weißes Haus) noch heute:
Die Straßenseite des früheren Bahnhofsgebäudes: Der Bau wirkt sehr gepflegt und ist nach rechts erweitert worden:
Blick hinter dem Bahnhofsgebäude entlang der Straße „Zur Rampe“, der früheren Ladestraße: Anstelle des Ladegleises links stehen hier heute Einfamilienhäuser (Blickrichtung Cloppenburg):
Hinter Bakum ist die Trasse heute wieder zu Feldern umgepflügt und durch die Autobahn A1 ("Hansalinie") unterbrochen worden. Blick von der A1-Straßenbrücke nach Vestrup auf die Autobahn in Richtung Süden: Wer als Autofahrer auf der A1 schon immer mal wissen wollte, wo die Kleinbahn Vechta-Cloppenburg denn nun die heutige A1 kreuzte: Der Bahnverlauf querte die heutige Autobahn genau dort, wo in Fahrtrichtung Süd heute hinten das blaue Hinweisschild zum Autohof Vechta steht:
Blick hinter der Autobahn zurück nach Bakum: Die Bahn verlief auf bzw. links unmittelbar neben dem Feldweg auf den Betrachter zu:
Der Blick in die andere Richtung: Die Bahn folgte dem Weg noch ein Stückchen und bog dann nach rechts ab in die Felder zum Bahnhof von Vestrup:
Die Einfahrkurve in den Bahnhof Vestrup ist als Rasenfläche noch zu erahnen (Blick zurück nach Vechta):
Der Blick in die andere Richtung: Die Bahn kreuzte im Vordergrund die Dorfstraße und führte nach rechts hinten: Dort, wo heute hinter den Tannen Wohnhäuser stehen, befand sich der Bahnhof von Vestrup. Das Stationsgebäude wurde erst gegen Ende der 90er Jahre abgerissen, wie mir ein Anwohner berichtete. Laut Wolff würde es noch existieren – vielleicht hat er schlichtweg den Erhaltensstatus Bakum und Vestrup verwechselt? Ob das Gebäude im Hintergrund Bahnbezug hat?
Im hinteren früheren Bahnhofsteil befinden sich noch ein Bolzplatz sowie diese Landhandelsbauten, die aber vermutlich allesamt nicht mehr aus Kleinbahnzeiten stammen (Blick Richtung Cloppenburg):
Hinter Vestrup ging es geradeaus weiter in Richtung Cloppenburg: Der folgende Streckenteil ist heute wieder zu Äckern eingeebnet:
Lediglich in einem kleinen Wäldchen irgendwo im nirgendwo ist noch ein kleines Trassenstück erhalten (Blick Richtung Cloppenburg):
Relativ abgelegen lag hier am Waldrand der Haltepunkt Kreisgrenze (Blick Richtung Cloppenburg, von der darauffolgenden Bachbrücke ist nichts mehr zu erkennen):
Nein, Strommasten für einen elektrischen Betrieb hat die Kleinbahn natürlich nie besessen, nichtsdestotrotz fand diesen Strommast-Ausguck eine Aufnahme wert:
Der Blick zurück nach Vechta: Auch hier ist die Bahntrasse nicht mehr auszumachen:
Kurz vor Schwichteler taucht die Bahntrasse hier wieder als erkennbarer Buckel im Weg im Vordergrund auf (Blick zurück nach Vechta):
Hinter dem eben sichtbaren Gebüsch befinden sich diese Trafokästen: Auch hier dient die Bahntrasse offenbar als Trasse für Versorgungsleitungen:
Der Blick in Richtung Cloppenburg: Am Feldrand ging es in einer leichten Linkskurve weiter zum früheren Bahnhof von Groß Schwichteler, dessen Überreste im Hintergrund bereits erkennbar sind:
Unmittelbar vor dem Bahnhof musste die Landstraße von Bakum nach Cappeln im spitzen Winkel gekreuzt werden:
Noch mal der Blick zurück nach Vechta:
Die Stirnseite des noch recht original erhaltenen Stationsgebäudes von Schwichteler:
Die Straßenseite mitsamt Abortschuppen:
Die frühere Gleisseite des Bahnhofsgebäudes von Schwichteler: Der Bahnhof lag genau auf halber Strecke der Kleinbahn:
Blick entlang des früheren Bahnsteigs in Richtung Vechta:
Ein Stückchen Bahnsteigkante ist im Rasen noch erhalten:
Schwichteler ist eigentlich ein relativ kleiner, unbedeutender Ort. Der Bahnhof hatte allerdings offenbar mit seinem Landhandel eine gewisse Bedeutung für den Güterverkehr, wie die umfangreichen Schuppen- und Silobauten, die zum Teil noch aus Kleinbahnzeiten stammen dürften, noch heute noch erahnen lassen (Gleisseite, Blick nach Cloppenburg):
Blick zurück:
Die frühere Ausfahrt aus Schwichteler nach Cloppenburg ist als Versorgungstrasse und zugewachsener Trampelpfad erkennbar:
Weiter geht es mit der restlichen Strecke nach Vechta im nächsten Teil. Bis dahin viel Spaß mit den Bildern, schöne Grüße,
Dennis.
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