...und die "Lokprognose" stimmt auch nur selten!

So sind derzeit mal wieder einige wenige am lästern im News-Forum :-(.
In den Tiefen des "Lokprognose-Threads" hab ich mal eine Antwort geschrieben, die aber sicher nur von wenigen noch gelesen wird, daher nochmal hier mit ein paar Ergänzungen.

Also, Freunde...

Als ich angefangen habe mit dem Hobby, so 1986 etwa, da gab es noch nicht mal Internet... Ja wie konnten wir da überhaupt unserem Hobby nachgehen?! Und da hat einem auch niemand eine SMS geschrieben, wenn eine "interessante" Lok auf den Weg zu der Fotostelle war, wo man sich gerade befand. Vor allem hat das gar keiner gewusst, wo man stand, denn man ist ja nicht extra in die nächstgelegene Telefonzelle gegangen und hat jemanden angerufen ("Ich steh da und da, willste nicht auch kommen?").

Tja Mensch, wie war das alles damals nur möglich?!

Man stand einfach von 12:00 bis 18:00 Uhr an der Strecke und ließ sich überraschen, was denn wohl so kommen mag! Ja, und man hat so ein alltägliches grünes Geraffel wie 140er oder 150er fotografiert (man "fuzzte" noch nicht, wobei ich diesen Begriff zugegebenermaßen mittlerweile auch oft nutze), oder noch viel schlimmer, man fotografierte sowas absolut Langweiliges wie IC mit 103!

Ja, und dann gab man seinen belichteten Film in der Drogerie um die Ecke ab und freute sich eine Woche lang wie ein Kind vor der Bescherung darauf, die Ergebnisse seiner Fotoexkursionen in den Händen halten zu können. Man freute sich auch meist allein über seine Bilder, denn mit 13-14 Jahren war man ja bestimmt der einzige, der sich für sowas Banales wie Züge interessiert. Es gab halt kein DSO, und so merkte man nicht, dass man als Teenager durchaus nicht allein war mit dem Hobby Eisenbahn.

Ach ja, und über neu lackierte Loks las man erst zwei Monate später in den einschlägigen Postillen, die beim schmalen Taschengeld natürlich nur in der Bahnhofsbuchhandlung durchgeblättert wurden. Und da sah man dann eine rote 103 115, eine rote 110 508 oder eine rote 140 198 (...für die Jüngeren, das waren damals die ersten Vertreter ihrer Baureihe in orientrot). Was hat man dann Stunden am Bahnhof zugebracht, um mal so eine orientrote Lok in Natura zu sehen...

Denn es gab keine Lokvorschau, wo man sowas hätte lesen können!

... bzw. ungeduldiger, verwöhnter, anspruchsvoller, fordernder ... das ist halt nunmal leider so in der heutigen (Fuzzy-)Generation

meint
der (B)ahnungslose

Hallo,
also ich finde du solltest das mit der Generation nicht zu verallgemeinern.
Klar gibt es sehr viele Leute, die lieber alles im voraus planen und ich selbst bin auch ein großer Fan der Lokvorschau..
Alerdings geb ich meinem Vorvorredner recht, ich finde es einfach auch spannender, sich einfach an die strecke zu stellen und mich überraschen zu lassen! gerade bei den Güterzügen bleibt einem ja oft gar nichts anderes übrig, da sie meistens deutlich vor Plan oder nach Plan fahren..
Viele grüße
Maddin

"Tja Mensch, wie war das alles in den Fünfzigern?!

Man stand einfach das ganze Wochenende an der Strecke und ließ sich überraschen, was denn wohl so kommen mag! Ja, und man hat so ein alltägliches schwarz-rotes Geraffel wie 40er oder 50er in schwarz-weiß abgelichtet (Farbfilm war ja noch nicht), oder noch viel schlimmer, man fotografierte sowas absolut Langweiliges wie den F-Zug mit der 01!

Damals wurde man ja auch noch ganz schräg angesehen, wenn man da einsam am Bahndamm stand und so etwas Banales wie Züge fotografierte. Die Gleichgesinnten (später würde man "Szene" sagen) waren halt noch ganz spärlich gesät, und so merkte man nicht, dass man durchaus nicht allein war mit dem Hobby Eisenbahn.

Ach ja, und über Neubauloks stolperte man erst, wenn man sie leibhaftig vor sich sah, die einschlägigen Postillen, für die spätere Generationen mal ihr Taschengeld verschwenden würden, gab es ja noch nicht. Und da sah man dann eine Vorserien-141 oder eine creme-blaue 110.
Was hat man dann Stunden am Bahnhof zugebracht, um mal so eine brandneu glänzende Lok in Natura zu sehen..."

Ach ja: SCNR. ;)

So recht Du mit der fordernden Einstellung so manches Eisenbahninteressierten haben magst, die auch mir ziemlich auf die Nerven geht, denn hinter jeder veröffentlichten Information steckt auch immer eine mehr oder weniger große Mühe, die sich jemand ehrenamtlich macht. Ich möchte aber die "neue" Zeit nicht missen. Schließlich war es noch nie möglich, so viele Informationen über das Hobby zu sammeln und ich möchte keineswegs in die "gute alte Zeit" zurück, in der alles besser war, sogar die Zukunft. ;-)

Gruß
-BB

(Dieser Beitrag enthält keinen Text)

Danke, Christian, es hätten meine Worte sein können!

Zu unserem Hobby gehört unbedingt so etwas wie eine Anglermentalität: Man weiß zwar, wo die Fischgründe sind, ob und wann etwas anbeisst, bestimmen aber nach wie vor die Fische! Also geht man hin, bringt Zeit mit (!), und freut sich über das, was beisst, um im Bild zu bleiben und tut sich die Ruhe an. Dann kann es sogar ein entspannendes Hobby sein, wo man mal ein bisschen den Druck des Alltags loswerden kann.
Ich habe auf diese Weise zwar vier Jahre gebraucht, um z.B. alle damals noch fahrenden 148 103er zu sammeln, hat aber auch geklappt.

Das Jagen bestimmter Loks mit Internet-Unterstüzung mag ja vielleicht die Effizienz in Bezug auf seltene Fotoobjekte erhöhen, ist ja auch nicht verdammenswert, bringt m.E. aber auch eine gewisse Beliebigkeit in das Hobby. Es bleibt ein bisschen das früher erlebte Glücksgefühl aus, plötzlich in der Nachmittagssonne z.B. den Prüfzug der BR 719 zu erwischen, den man nur aus dem EK kannte; vielmehr ärgert man sich heute, wenn er trotz Vormeldung nicht erscheint.

Viele haben dann noch nicht einmal die Zeit, dem gerade fotografierten ("fuzzen" werde ich bis zu meinem Tod nicht über die Lippen bringen!) Zug nachzublicken, schon sitzt man wieder im Auto auf dem Weg zum PC, um das Bild schnellstmöglichst zu "posten": es soll einem ja keiner zuvorkommen.

Das wäre mir wirklich zu wenig, so wäre das Hobby eher mit Arbeit als Entspannung verbunden. Versucht’s mal wie ein Angler, wer sein Bild dann doch unbedingt schnell posten muss, kann ja auf der nächsten Photokina die erste Digikamera mit eingebauter UMTS-Karte kaufen, ein Service nur für DSO-Fuzzer.

In diesem Sinne, in der Ruhe liegt die Kraft
Grüße
Frank

> Alerdings geb ich meinem Vorvorredner recht, ich finde es einfach auch spannender, sich einfach an die strecke zu stellen und mich überraschen zu lassen!

Ich auch!

(Dieser Beitrag enthält keinen Text)

Servus!

Als ich zuerst die Titelzeile dieses Diskussionspfades las dachte ich zuerst "Was ist das denn für ein Spinner!"

Beim anschließenden Aufrufen des Eintrages und dem daran sich anschließenden Durchlesen konnte ich mich wieder entspannt zurücklehnen, denn ich konnte zu meinem großen Erstaunen feststellen, dass sich jemand hier die Mühe gemacht hat auf die damals und für den ein oder anderen Eisenbahnfreund immer noch vorhandenen Zustände hinzuweisen. Immerhin ist es auch heutzutage manchen Jugendliche mit einem solchen "Außenseiter"-Hobby wie der Eisenbahn nicht vergönnt über einen Internet-Anschluss zu verfügen, und die Taschengelder reichen heute teilweise immer noch nicht für den Kauf einer der genannten Postillen.

Ich selbst beackere das Feld Eisenbahn-Fotografie seit annährend zehn Jahren, zur Konfirmation gab es die erste Kompakt-Fotokamera mit der es mir möglich wurde auch meinen Ansprüchen genügende Aufnahmen zu erstellen. Fünf Jahre und über 7000 Bilder aller Arten später legte ich mir dann meine zweite Kamera, eine Samsung Digimax V4, zu. Die erste Kamera hatte hier das Zeitliche gesegnet... Sie hat mich bis jetzt noch nie im Stich gelassen und ist weiterhin stets "am Mann" wenn ich das Haus verlasse. Viele unwiderbringliche Momente und Situationen konnte ich in nahezu 12.000 Bildern seitdem festhalten, ohne irgendwelche Nachbearbeitungen. Das einzige was bis jetzt an ihr kaputt gegangen ist war im vergangenen Jahr der Batteriefachdeckel.

Meine neue Kamera, eine Nikon D80, katapultierte mich nun also in die digitale Spiegelreflex-Technik. In den knapp vier Monaten die ich sie jetzt mein Eigen nenne sind schon über 2000 Aufnahmen entstanden, für die die Digimax dann doch einfach nicht reichte. Längst habe ich noch nicht alle Funktionen ausprobiert und immer wieder experimentiere ich noch mit der ein oder anderen Einstellung. Mit der mir derzeit zur Verfügung stehenden Ausrüstung bin ich derzeit zufrieden, der weitere Ausbau ist jedoch schon geplant. Und des Themas digitale Nachbearbeitung muss ich mich auch noch annehmen.

Meine damalige Freundin und jetzige Frau hat nun über die zahlreichen Ausflüge die ich unternommen habe auch das Interesse an der Eisenbahn gefunden, verständlicherweise nicht so sehr wie ich. ;-) Sie begleitet mich bei größeren Fahrten jedoch stets ohne Vorbehalt, auch wenn damit manchmal nicht ganz unerhebliche Anstrengungen verbunden sind (kurze Nächte, viele Stunden im Zug oder auf der Straße und natürlich an der Strecke).

Zur Lokvorschau: Ich schaue sie mir gerne an, nutze sie jedoch höchst selten. 99,5 % meiner Aufnahmen sind bis jetzt Zufallsprodukte, das Internet dient mir als Informationsquelle um aktuell und schnell informiert zu sein, und nicht um Loks durch halb Deutschland zu verfolgen. Durch diese Tatsache ist das weiter oben beschriebene "Glücksgefühl" wenn man das ein oder andere Motiv "geschossen" hat weiter vorhanden, nur das Entgegenfiebern auf den entwickelten Film gibt es heute zumindest für mich nicht mehr. :-)

In diesem Sinne wünsche ich uns allen noch viel Spaß bei der weiteren Ausübung des Hobbys Eisenbahn und den damit verbundenen An- oder Unannehmlichkeiten. Murphy schläft schließlich nie. :-D

Mfg, Fotojäger

(Dieser Beitrag enthält keinen Text)
2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2011:01:04:01:56:59.

Meiner einer möchte nun auch noch seinen Senf zu geben :-)

Tatsache find ich es schön, dass es Internet gibt und dass man Dank der Lokvorschau, oder anderer Informationsquellen informiert wird, ob etwas besonderes zu "fuzzen" ist.
Ich bin auch froh über den spürbaren Fortschritt, dass die Telefone, Fernseher, Handys. Rechner u.s.w. immer schneller, kompatibler und besser werden. Auf das warten auf Papierfotos, oder Dias hätt ich auch kein Bock mehr, da ich 2004 entgültig auf Digi umgestiegen bin.
Aber Lokvorschau hin, oder her, ich muss meist eh arbeiten, wenn eine interessante Werbelok in meiner Nähe vorbei kommt, oder bin anderweitig mit der Family beschäftigt. Es ist eben nur ein Hobby. Der Vergleich mit dem Angelsport weiter oben is ganz gut.
Meiner einer fährt an die Strecke, wenn er Zeit hat und das Wetter mitspielt und lässt sich überraschen.

Über "früher" und "heute" kann man ganze Bücher schreiben. Jede Zeit und Epoche hatte was gutes, was schlechtes u.s.w.


Ciao
Dennis

Hallo Christian,

Du drückst genau das aus, was mir auch schon des öffteren in den Fingern steckte, wenn ich manche Nörgler hier wahrnehmen mußte. Ich hab 1981 mit der Bahnfotografie angefangen und mußte eben mehrmals über Deinen Text schmunzeln, weil er genau das wiederspiegelt, was auch ich damals erlebt und gelebt habe!

Im Zeitalter von Internet und Handy ist es ja nicht mehr IN sich einfach nur mal ein paar Stunden blind an die Strecke zu stellen. Heute ist die Zeit viel zu knapp dafür! Die Gesellschaft lebt immer auf 100% Leistung! Effektivität bestimmt das Handeln! Auch bei den Hobbies, die eigentlich der Entspannung dienen sollten!





3-mal bearbeitet. Zuletzt am 2007:03:22:09:00:41.

Hallo Christian!

Ich kann Dir auch nur 100% zustimmen. Natürlich gehöre ich zwar auch zu denjenigen, die sich über eine Lokvorschau / -prognose freuen, denn so hat man auch die Chance, gezielt den Sonderlingen wie Werbeloks aufzulauern. Aber ich gehöre nicht zu denjenigen, die dann groß rumjaulen, weil die Lok xyz nicht am angekündigten Zug ist. Das kann halt vorkommen, da kann man nichts dran ändern.

Bei meinen "größeren" Fotoausflügen bei gutem Wetter an die Strecke richte ich mich aber eher nicht nach der Lokvorschau, sondern eher nach der zur Verfügung stehenden Zeit und dem Wetter. Was dann vorbeikommt, da lasse ich mich überraschen. Was kommt, wird meist auch fotografiert (ok, nicht jede 111, 143 oder Quietschie ;-) ). Und die dabei erwischten interessanten Sachen kamen bei mir meist als Überraschung, so stand z.B. von den letztes Jahr auf der Main-Weser-Bahn erlegten Privat-V100 keine einzige in der Lokvorschau. Umso mehr freue ich mich daher, wenn etwas Besonderes vorbeikommt.

Abschließend noch meine Bitte an die "ewigen Nörgler" bei Lokvorschauen / -prognosen: Natürlich kann es sein, dass die angekündigte Lok nicht im Plan ist. Das passiert bei Lokvorschauen genauso wie bei Lokprognosen. Also startet bitte nicht jedes Mal solche Diskussionen, womit ihr im Endeffekt nur diejenigen User, die Vorschauen / Prognosen mit großem Zeitaufwand erstellen, verärgert!!! Diverse User haben es nach derartigem Gemecker schon aufgegeben, LV´s zu erstellen! Denkt mal darüber nach, und freut euch, wenn es eine LV / LP gibt! Oder geht lieber einfach so an die Strecke und freut euch an dem, was da so kommt. Früher hat´s ja auch jahrzehnteland so funktioniert!





1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2007:03:22:09:24:22.

finden sich hier:

[drehscheibe-online.ist-im-web.de]


Gruß vom papa

...worum es bei diesem Hobby geht! Ich bin begeistert. Hervorragend geschrieben und lesenswert für alle Fotojünger!

MfG cargonaut

...und leergeräumt ;)



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2015:03:10:20:27:56.

Diesem Beitrag kann ich nur voll zustimmen ^^

Schleimer...

Hallo, Moritz,

warum sollte man Dich schlagen, mir gefällt Dein Beitrag gut. Ein Professor aus vergangenen Studienzeiten pflegte den Spruch: "Hart in der Sache, aber immer verbindlich im Ton." Also weiter so. Außerdem liegt ihr inhaltlich doch gar nicht soweit auseinander.
Ich habe allerdings aus Christians Beitrag nicht herausgelesen, dass seine bewußt provozierende und polemische, aber auch nicht bierernst gemeinte Darstellung die Position "Jung ./. Alt" vertritt. Vielmehr meine ich, dass er einigen Leuten, die gern etwas wichtig, manchmal sogar anmaßend auftreten, einen Spiegel vorhalten wollte. Wem der Schuh passt, der zieht ihn sich an, sagt man.
Es ist natürlich überhaupt nichts Unredliches dabei, sich des Internets als Info-Quelle zu bedienen, wäre ja auch schade, wenn es diese Quelle nicht mehr gäbe. Aber wie Du schon sagst, unser Hobby ist mehr, als nur Lokvormeldungen abzuarbeiten und dann zum Posten blitzartig zum PC zu rasen. Das haben ja auch die meisten begriffen.
Aber was spricht dagegen, "Fuzzies", die jeden Tag von derselben Bahnsteigkante dieselben austauschbaren Motive zeigen, freundschaftlich ein wenig auf die Rolle zu nehmen? Es schadet ja nicht zu lernen, dass man selbst n i c h t der Nabel der Welt ist und diese wiederum nicht nur aus Köln West, MHP oder WE Hbf besteht.

In diesem Sinne,
weiterhin viel Hobby-Freude und Fotoglück
wünscht
Frank

Sicher, es gibt solche und solche. Nicht alle Fuzzis sind so nett, verständnisvoll und brav (LOL!!) wie ich. Sicher gibt es einige die täglich ohne ihre Lokvorschau "nersch" werden, die nur wegen Werbeloks an den Bahnhof stehen, anschließend heimspurten und die sehr günstigen Luftkissenbildern in DSO einstellen. Aber auch die kann ich irgendwie verstehen, sie wollen halt Anerkennung, wer will das nicht?

...nur erreicht man gerade dadurch eher das Gegenteil.

Hier treiben sich inzwischen sehr viele Profilneurosen herum, die das suchen, was sie woanders im Leben nicht finden. Dafür versuchen sie, sich durch mehr oder weniger korrekte "Lokprognosen" oder eine Flut von Sichtungsbildern in den Vordergrund zu spielen.

Übrigens heißt "JuFu" nicht "junger Fuzzy", sondern ist nur davon abgeleitet, weil die beschriebenen Symptome eben sehr häufig in dieser Altersgruppe vorzufinden sind. Alle Jüngeren werden keineswegs über einen Kamm geschert.

Tante Edit hat einen Satz ergänzt.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2007:03:22:19:31:50.