Moin zusammen!

Mein heutiger Beitrag beschäftigt sich mit einem ausgesprochenen Nischenthema, nämlich mit den Dampfspeicherlokomotiven. Solche Exemplare sind mir aus den unterschiedlichsten Anlässen begegnet und waren mir meistens einige Aufnahmen wert. Davon möchte ich einige in diesem Bericht zeigen.

Bilder 01 und 02 sind durch den Werkszeun der Brikettfabrik Offleben, südwestlich von Helmstedt gelegen, entstanden. Die Aufnahmen zeigen die Lok 160, die von Krupp 1958 (Nr.3837) dorthin geliefert wurde. Die Brikettfabrik gehört zu der Gesellschaft Braunschweigische Kohlen-Bergwerke (BKB), der in dieser Gegend große Braunkohlevorkommen abbaute.

Bild 01:



Bild 02:



In explosionsgefährdeten Betrieben, wie z B Munitionsbetriebe oder Raffinerien wurden gerne Dampfspeicherloks eingesetzt, da diese kein offenes Feuer haben und auch keinen Funkenflug verursachen können. Die Aufnahmen 03 bis 05 zeigen ein solches Einsatzgebiet. Die damals frisch von DEA auf TEXACO umfirmierte Raffinerie im Hamburger Freihafen setzte hierfür die 1923 von Hanomag (Nr. 9969) gebaute Lok 1 ein:

Bild 03:



Bild 04:



Bild 05: Die nicht weit davon entfernte Shell-Raffinerie auf dem Grasbrook nannte die 1960 von Krupp (3914) gelieferte Lok 2 ihr Eigen:



Bild 06: Die kleinste mir vor die Kamera gekommene Dampfspeicherlok ist die von Hohenzollern 1903 gebaute Nr. 1705 vom Typ „Kauz“.. Diese war seinerzeit auf einer Spurweite von nur 500mm unterwegs und zwar für die Glasfabrik Heye Obernkirchen, Diese Lok gehört schon seit Jahrzehnten dem Deutsches Feld- und Kleinbahn-Museum, dieses betreibt in Deinste (bei Stade) ein sehr zu empfehlendes Feldbahnmuseum. Mein Foto machte ich jedoch noch am alten Standort des Vereines:




Bilder 07 und 08: Die Nord-Westdeuschen Kraftwerke betrieben in Lübeck-Siems ein Kohlekraftwerk, das natürlich bei der Stromerzeugung Dampf in Hülle und Fülle produzierte. So nimmt es auch kaum Wunder, das bei einem Einsatz einer Dampfspeicherlok bei Firmen dieser Art deren „Treibstoff“ zum Nulltarif zu haben ist. Die Lok 1 der NWK wurde 1916 mit der Fabriknr. 7457 von Hanomag gebaut und gelangte nach ihrer Außerdienststellung in museale Hände. Bei Einer Ausstellung im September 1995 wurde die Lok im Lübecker Hafen gezeigt.

Bild 07:



Bild 08:




Auch andere Länder haben interessante Töchter, oder anders formuliert: Nun überschreiten wir die Grenzen der alten Bundesrepublik.

Bild 09: Im schwedischen Nässjö nennt der dortige Eisenbahnverein eine Dampfspeicherlok sein Eigen, die zwar für Normalspur gebaut wurde (Falun 1910, Nr. 114), aber dennoch mit einem sehr kleinen Lichtraumprofil ausgestattet worden war. Wie man unschwer auf meinem Foto erkennen kann, steht dem Lokpersonal kein übersichtlicher Blickwinkel nach hinten zur Verfügung. Vor ihrer musealen Zeit wurde die Lok bei MoDo Paper AB eingesetzt. Hier das für dieses Forum ein Jahr zu junges Foto:




Bilder 10 und 11: In Österreich, genauer im südlich von Linz gelegenem Nettingsdorf, ist die „Nettingsdorfer Papier-u.Sulfatzellulosefabrik“ ansässig. Auch dieses Unternehmen hatte eine Dampfspeicherlok in ihrem Bestand, und zwar die 1921 von Krauß in Linz gebaute Lok mit der Fabriknummer 1180.


Bild 10:



Bild 11:




Bild 12: Natürlich gab es 1993 keine Volkseigenen Betriebe mehr, aber mit einer solchen Beschriftung war immer noch das Werksgelände in Völpke versehen, als ich es im Februar 1993 betrat. Dort fotografierte ich die Lok 2 der VEB Hydrierwerke Zeitz, Werk Völpke. Nach meinen Unterlagen handelt es sich bei dieser Lok um die von Henschel 1939 gebaute Lok mit der Fabr.-Nr. 24944. Kann das jemand bestätigen bzw korrigieren?




Bild 13: Die DDR hatte gerade mal vor 16 Tagen aufgehört zu existieren, als ich die Lok 1 der „VEB Papier-u.Kartonfabrik Niederschlema, Werk Schönfeld.-Wiesa fotografierte. Die Lok war erst 6 Jahre alt, denn sie war 1984 im RAW Meiningen mit der Nummer 03036 gebaut worden:



Bild 14:Das letzte Foto dieses Beitrages zeigt eine Dampfspeicherlok des E-Werkes in Wroclaw (Breslau). Diese Lok entstand im Rahmen einer Kleinserie aus einem Umbau einer G8.1 (PKP=Tp4) als Spenderlok. Weitere Angaben zu diesem Loktyp sind äußerst dürftig, deshalb hatte ich vor einiger Zeit diese Lok in diesem Forum schon einmal zur Diskussion gestellt, nämlich hier: [www.drehscheibe-online.de] :




Damit endet nun mein Bericht, vielleicht hat ja dieses Nieschenthema einigen von euch zugesagt – das würde mich freuen!



Grüsse aus dem Norden

Helmut

Meine bisher erschienenen Beiträge findet ihr durch Anklicken des Bildes hier:

Inhaltsverzeichnisse von weiteren Eisenbahnfreunden bitte hier anklicken!

Edit: Firmenname f. Bilder 01 u 02 in Bergwerke geändert, Dank an Christian Kamrath für den Hinweis!



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2016:08:17:23:00:04.

«Bild 06: Die kleinste mir vor die Kamera gekommene Dampfspeicherlok ist die von Hohenzollern 1903 gebaute Nr. 1705 vom Typ „Kauz“.»

Hallöle Helmut,

die süsse Kleine, die will ich haben! Für meinen Garten! Da baue ich dann eine fahrbare Destillationsanlage draus und brenne einen leckeren Schnaps...

Danke für Bilder und informativen Text, und Grüsse in der Runde von
Hubert, dem als Verdauungsschnaps ein schwarzwälder Industrieerzeugnis dienen musste... ;-((

Moin Helmut,

sehr schöne Dokumentation einer sonst gerne vernachlässigten Lokbauart! Vor allem der buchstäblich "kauzige" 500mm-Spur-Winzling hat es mir angetan - ich muss dringend mal wieder nach Deinste, liegt ja fast direkt vor meiner Haustür ...

Beste Grüße quer durchs HVV-Revier
Helmut

Moin Helmut,

Du hast Dir heute ein wahres Nischen-Thema ausgesucht! Für diese hochinteressante, gut bebilderte Dokumentation gebührt Dir Dank! Eine interessante Spanne zeigst Du, angefangen von dem Knirps auf Bild 6 bis zum Breslauer "Umbau" auf Bild 14. Ich musste 3mal hinsehen, um irgendwas vom Spenderfahrzeug zu entdecken; "unten herum" bin ich dann fündig geworden!

Jahrelang habe ich vom Bahnhof Hannover-Leinhausen aus im benachbarten Kraftwerk Dampfspeicherloks beim Rangieren beobachtet. Als ich mich endlich entschlossen hatte, die Kamera mitzunehmen, war es zu spät; es stand nur noch eine Lok abgestellt auf dem Gelände!

Gruß
Klaus

Guten Abend, Helmut!

Gut, daß Du diese "Kleinen", die doch oft nicht für voll genommen wurden, beachtet hast.

Wir ging es wie Klaus, Anfang der 70er habe ich die "Thermosbuddel" des Kraftwerkes Hainholz oft gesehen, doch nicht aufgenommen.

Viele Grüße in den Norden!

Olaf Ott

Hallo Helmut,

vielen Dank für die interessanten Fotos!

Endlich habe ich jetzt auch die Texaco-Lok mal gesehen, ich konnte sie damals leider nicht aufspüren.

Neben der Shell Lok 2 von Bild 5, existierte auch die Lok 1.
Als kleine Ergänzung hier ein Bild von mir:



Lok 1 (Krupp Typ „Reinsdorf“, Bj. 1953)

Die winzige Lok von Bild 6 hatte ich in Deinste fotografiert und hielt sie eigentlich für einen Witz...
Danke für die Aufklärung!

Herzliche Grüße nach Hamburg

Thomas

H2U schrieb:

Moin Helmut,

sehr schöne Dokumentation einer sonst gerne vernachlässigten Lokbauart! Vor allem der buchstäblich "kauzige" 500mm-Spur-Winzling hat es mir angetan - ich muss dringend mal wieder nach Deinste, liegt ja fast direkt vor meiner Haustür ...

Beste Grüße quer durchs HVV-Revier
Helmut

Die Lok ist seit ein paar Jahren im Feldbahn-Museum 500 in Nürnberg...

Gruß
Dirk

Moin Helmut,

mit den Thermosbuddeln hast Du ein interessantes Thema angeschnitten, das doch etwas zu kurz gekommen ist. Zum Glück hast Du ja ein schönes Sammelsurium zusammengetragen, das beneidenswert ist!

Bis auf die Hanomag Dampfspeicherlok in Lübeck kenne ich davon keine. In Lübeck waren wir zur gleichen Zeit am gleichen Ort.

Ich ärgere mich immer noch, daß ich der Dampfspeicherlok am EWS Kraftwerk bei Marbach/Neckar nicht gezielt nachgestellt habe. Diese fuhr noch mit einem vierachsigen württembergischen Personenwagen durch die Gegend....

Dafür kann ich zu Deiner Sammlung noch eine BASF Dampfspeicherlok aus unserer näheren Umgebung beisteuern, die ich nur einmal gesehen habe:

Zu einem Fest am Rendsburger Kreishafen am 30.4.1983 war auch die Angelner Dampfeisenbahn eingeladen, die mit der F 654 und einigen Personenwagen angereist war. Aus einer finsteren Ecke zerrte "Julchen" plötzlich einen Dampfspeicherlok-Koloss (Esslingen 4685/1944) an das Licht der Öffentlichkeit:

FSF F 654 + BASF Cfl Rendsburg Nobiskrug 30.4.1983


Hier in voller Wuchtigkeit:

BASF Cfl Rendsburg Kreishafen 30.4.1983


Danke, daß Du uns Deine Räritäten gezeigt hast!

Viele Grüße
Detlef

Moin Helmut,

um Dampfspeicherlokomotiven habe ich mich nie gezielt gekümmert, mir ist nur eine einzige über den Weg gelaufen:



DF 702 auf Zeche Radbod, 25.02.1974, aus diesem Beitrag: [www.drehscheibe-online.de]

Hallo Helmut,
Die NWK1 wurde auch - bestens gepflegt aber leider ohne Dampf - auf der BDEF-Tagung in Lübeck Mitte Juni 1980 inmitten von V200 und Lolos gezeigt.

...gab's eine "Thermosbuddel", die bei den Glanzstoffwerken das Rangiergeschäft versah und sich gelegentlich bis an den DB-Bahnsteig vorwagte. Habe Bilder dazu leider grad' nicht zur Hand.

Danke, lieber Helmut, für den interessanten Querschnitt zu einem auch bei mir arg vernachlässigten Thema!

Beste Grüße, bis Freitag!
Reinhard

Ups, nahezu übersehen!

Lieber Helmut,

ein Beitrag ganz nach meinem Geschmack - Feuelose sind ja robuste und einfach zu handhabende Maschinen, die aber immer sehr im Schatten der "richtigen" Loks standen.

Danke für's Aufbereiten und Zeigen! Auch den anderen Beitragenden sei für Ihre Ergänzungen gedankt!

Im zweiten Bild in diesem Artikel ist ein Bild von einem Dampfspeicherlok in Alsdorf

[www.internationalsteam.co.uk]

Es gibt mehr hier

[www.internationalsteam.co.uk]

(sucht Fireless Locos)

Keith

Hallo Herr Philipp,

auch wenn es schon einige Tage her ist: den Beitrag über die Dampfspeicherlokomotiven habe ich mit Freude und Genuss gelesen. Das ist ein mich sehr interessierendes Thema.

Spannend, wie lange manche dieser betagten Fahrzeuge noch im Einsatz waren.

Nochmals danke und beste Grüße

Matthias Nieke

Hallo Helmut,

auch von mir ganz herzlichen Dank für den hochinteressanten "Rundumschlag" über die Dampfspeicher; nicht minder interessant sind die Ergänzungen der weiteren Kollegen, auch dafür vielen Dank.

Von der BASF-Lok bei den Angelnern habe ich noch nie gehört. Gibt's die Lok noch?

Ein paar Ruhrgebietsdampfer kann ich der Vollständigkeit halber hier beisteuern:

[www.drehscheibe-online.de]
[www.drehscheibe-online.de]
[www.drehscheibe-online.de]

Viele Grüße,
Matthias

Für die zahlreichen textlichen und auch optischen Beitragsergänzungen danke ich euch an dieser Stelle herzlich. Ich habe noch einen ganzen Schwung Danpfspeicher in meinem Fundus...


In diesem Sinne ein Gruß in die Runde

Helmut

Hallo zusammen.

Obwohl "Nicht HiFo-Konform" es gibt sie noch:

So ein paar ganz wenige sind ja noch heute im Einsatz.

Ich denke so an Romonta, ex Sasol in Herne, GKW Mannheim
und Stassfurt.

Wie es in Deuben und in Osnabrück aussieht,
kann ich im Moment nicht sagen.

Trotzdem Danke fürs Einstellen.

Viele Grüße vom Willi

Hallo!

Willi Ess schrieb:

So ein paar ganz wenige sind ja noch heute im Einsatz.

Ja, ausserdem faellt mir noch die im Industriemuseum Chemnitz ein, die zu bestimmten Zeiten unter Dampf gesetzt und vorgefuehrt wird.

Ich haette ja auch noch einige Bilder zum Thema, um den wunderbaren Ausgangsbeitrag zu ergaenzen - doch sind die noch nicht alt genug fuer das HiFo. :-(

Gruss

Peter

Hallo Helmut,

das ist ein schöner Beitrag über eine zumeist "übersehene" Bauart. Über weitere Aufnahmen würde ich mich freuen.

Viele Grüße

Martin, zuletzt 1975 auf dem Führerstand dieser Buddel unterwegs

Moin Helmut,

welch eine illustre Zusammenstellung! Dort oben kurz vor und hinter der Packeisgrenze habe ich die Dampfblasen nie aufgespürt, aber hier bei uns in der Umgebung sehr wohl. Da bedanke ich mich mit einem Bild eines Belgiers, von Tubize (Les Ateliers Métallurgiques) unter der Fabriknummer 2262 im Jahr 1941 hergestellt und am 8.6.76 bei Rütgers Teerverwertung in Castrop-Rauxel (das ist lateinisch für Wanne-Eickel) eingesetzt:




Danke fürs Zeigen,

Martin