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 04 - Historisches Forum 

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Güterzüge auf schmaler Spur übten auf mich immer eine besondere Faszination aus. Fast überall war die Entwicklung rückläufig, bis zur völligen Aufgabe des Güterverkehrs.

Umso mehr freute es mich, als ACMV Vevey in Zusammenarbeit mit der Yverdon - Ste-Croix-Bahn YSC im Jahre 1977 eine moderne, sichere, zeit- und personalsparende Bauform des Rollbocks lancierte. Ich erhoffte mir davon tatsächlich eine dauerhafte Revitalisierung des Güterverkehrs auf allen Bahnen mit entsprechendem Frachtpotential. Immerhin, für zehn bis zwanzig Jahre reichte es auf den meisten Bahnen, welche das neue System einführten.

Bei der GFM war es 1982 soweit, dass auf der Strecke von Châtel-St-Denis nach Palézieux an der SBB-Hauptstrecke Lausanne - Bern der moderne Rollbockbetrieb eingeführt wurde. Dabei trat zwischen 1982 und 1985 die Besonderheit auf, dass Châtel-St-Denis von Palézieux aus mit Normalspurgüterwagen auf Rollböcken bedient wurde, von Bulle aus jedoch noch mit Normalspurgüterwagen auf herkömmlichen Rollschemeln.

Die beiden leistungsfähigen GFM-Triebwagen BDe 4/4 141 und 142 von 1972 waren nach dem Ende des Kiesverkehrs ab 1981 mit dem Rollschemelverkehr zwischen Bulle und Broc sowie mit den frequenzstärksten Reisezügen auf der Stammstrecke ausgelastet. Die eigens für den modernisierten Güterverkehr beschafften De 4/4 101 und 102 erschienen erst 1983. In dieser Situation musste die GFM auf ihren zugkraftstarken Be 4/4 121 von 1922 zurückgreifen. In den Jahren 1982 und 1983 bewältigte der damals schon 60-jährige Veteran den gesamten, nicht unerheblichen Güterverkehr ab Palézieux. Im Wesentlichen ging es dabei um Stammholz, das in Fbkk (bis 1982 Fb, Umbau aus klassischen E) der SBB abtransportiert wurde, sowie um Zement, der in Staubsilowagen Ucs (bis 1982 Uces) angeliefert wurde. Unregelmässig fanden auch Schiebewandwagen oder herkömmliche, geschlossene Güterwagen den Weg über Palézieux nach Châtel-St-Denis.

Verfolgen wir also einen typischen Arbeitstag im Juli 1982. Schon vor Sonnenaufgang ist Be 4/4 121 mit dem Kupplungs- und Kompressorwagen X 1007 nach Palézieux hinuntergefahren. Bei meinem Eintreffen umfährt er soeben den X 1007.
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Die Schatten sind noch lang, als Tw 121 mit X 1007 im Schritttempo zur neuen Rollbockgrube zurücksetzt. Be 4/4 152 fährt mit seinem Steuerwagen Bt 252 als Frühzug 543 in Palézieux ein.
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Die Normalspur-Güterwagen werden direkt am Kompressorwagen X 1007 angekuppelt, der beidseits über Normalspurkupplungseinrichtungen verfügt. Das Aufbocken geschieht vollautomatisch. Gleich ist der Zementwagen dran.
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Mit zwei aufgebockten Fbkk und einem Ucs zieht Be 4/4 121 vor.
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Der schöne Güterzug wird zum Umfahren auf Gleis 2 geschoben.
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Der Zugsbegleiter bespricht mit dem Wagenführer das folgende Rangiermanöver. Der Triebwagen muss ans andere Ende des Zuges, das ist kein Problem, aber der Kompressorwagen muss auch noch seinen Platz wechseln. Modellbahnfreunde wissen, wie das geht.
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Das Umstellmanöver und das nun folgende Stecken der Druckluftverbindungen zwischen dem Kompressorwagen und den Rollböcken verschafft mir die nötige Zeit, um zum Sonnenstand passende Streckenstandorte auszukundschaften. Die erste Stelle finde ich vor Bossonens.
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Kurz vor dem Ziel, am Ortseingang von Châtel-St-Denis.
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Der Zug ist am Ziel eingetroffen. Be 4/4 121 zieht vor, damit die beiden Fbkk ans Rampengleis gestellt werden können.
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In der Morgensonne sind die mit einfachen Steckverbindungen ausgerüsteten Druckluftschläuche gut zu erkennen.
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Beim Zurücksetzen muss das Anhalten zentimetergenau erfolgen, denn...
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...ein weiterer Fbkk steht mit geöffneten Ladetoren bereits an der Rampe, der Holzverlad hat begonnen.
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Te 4/4 14 macht sich aus dem Staub, denn...
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...der Zementwagen muss aufs Freiverladegleis am gegenüberliegenden Ende des Bahnhofes geschoben werden.
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Während des Verladevorganges ist Te 4/4 14 für den Feinverschub zuständig.
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Am späteren Nachmittag sind drei Wagen gefüllt. Bevor die beiden Reisezüge in Bahnhof Châtel-St-Denis kreuzen, hat sich Be 4/4 121 samt dem Kompressorwagen ans richtige Ende des Zuges gesetzt. Die Druckluftschläuche sind auf der gegenüberliegenden Seite gesteckt.
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Die Wagen sind nicht randvollbeladen, erst vom etwas höher gelegenen Standort des Fotografen bei Remaufens werden die Baumstämme im Inneren der Fbkk sichtbar.
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Auch der Zementwagen ist wieder mit von der Partie. Er ist im Laufe des Tages leergepumpt worden.
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Be 4/4 121 mit Güterzug in der weit ausladenden Kurve unterhalb des Bahnhofes Bossonens.
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Ein älterer Pendelzug der Bauart „Gruyère“ mit Steuerwagen BDt 271 an der Spitze begibt sich unmittelbar nach Eintreffen des Güterzuges in Palézieux auf die lange Fahrt nach Bulle und Montbovon.
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Der Zug ist nicht etwa entgleist. Mit den vier aufgebockten Wagen muss Be 4/4 121 für den Verschub die fast ganze Länge des Ausziehgleises vor dem Streckenende in Palézieux in Anspruch nehmen.
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Etwas Reserve muss sein: Das Rillengleis führt bis unmittelbar vor die Auslage des Bahnhof-Kiosks.
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Den Nachmittags-Güterzug habe ich ein zweites Mal verfolgt. Vor der Abfahrt in Châtel-St-Denis muss der Güterzug vom Schuppengleis auf Gleis 1 umsetzen.
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Im richtigen Moment verschwindet die Fotowolke. Unterwegs bei Bossonens.
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Im Hintergrund die Hügellandschaft des Gros-de-Vaud.
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Einfahrt Palézieux. Rechts die Gleise der SBB-Hauptstrecke Lausanne - Bern, im Hintergrund der Sendeturm auf dem Mont-Pélerin.
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Der Zug wird „entschlaucht“.
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Wie beim letzten Mal steht um diese Zeit ein „Gruyère“-Pendelzug in Palézieux.
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Be 4/4 121 umfährt X 1007.
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Ausfahrt aus Palézieux.
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Ankunft der Dienstfahrt in Châtel-St-Denis.
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Feierabend.
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1991 erhielt Be 4/4 121 die neue Nummer 116, weil Neubaufahrzeuge mit den Nummern 121 bis 124 abgeliefert wurden. Mit dieser Nummer machte er aber nicht mehr viele Kilometer. 1997 fand ich die beiden abgetrennten Führerstände von Be 4/4 116 ex 121 auf dem Untergestell eines abgebrochenen „Gruyère“-Steuerwagens.
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1999 kam der alte Tw mit einem historisierenden Neubau-Wagenkasten aus der Hauptrevision. Die Form der Original-Führerstände von 1922 war gut getroffen, aber die aus Kostengründen eingebauten Halbfenster ruinierten den optischen Eindruck.

Gruss Werner

Mein Inhaltsverzeichnis:

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2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2016:03:04:09:19:53.
Hallo Werner,
danke für diesen und Deine anderen hochinteressanten Beiträge!
Heute staune ich über die Kombination moderner Rollböcke mit den aussen am Zug verlegten Schlauchleitungen. Warum hat man nicht die Luftleitungen der Wagen genutzt, wie z. B. auf der DB-Strecke Warthausen - Ochsenhausen? Wozu war der Kompressorwagen notwendig? Reichte die Druckluft vom Triebwagen nicht aus?
Viele Grüsse und weiterhin gute Genesung!
Stefan

https://abload.de/img/db-251902-4003812-titu8k49.jpg

Da habe ich in den 80er mächtig was versäumt. Heute ist die Bahn ja eigentlich noch fast genau so aber eigentlich doch auch ganz anders....

Noch Fragen Kienzle?

Im Gedenken: Ulrich Kienzle *09.03.36 +16.04.20
Stefan Motz schrieb:
-------------------------------------------------------
...
> Heute staune ich über die Kombination moderner Rollböcke mit den aussen am Zug verlegten Schlauchleitungen.
Die Druckluft-Schlauchleitungen unterschiedlicher Länge mit Schnellverschlüssen haben sich als ausserordentlich praxistauglich erwiesen. Sie können überall an den Wagenuntergestellen eingefädelt werden. Das dauert nur wenige Minuten. Das Abnehmen ist ebenso einfach.

> Warum hat man nicht die Luftleitungen der Wagen genutzt...?
Man wollte ja nicht die Normalspurwagen bremsen, nur die Rollböcke... Pardon, Stefan, für diese etwas flapsige Antwort, aber das Ochsenhausener System ist mir nicht geläufig. -> Muss mal Ludgers neuestes Werk in dieser Hinsicht genauer durchlesen.

> Wozu war der Kompressorwagen notwendig? Reichte die Druckluft vom Triebwagen nicht aus?
Die GFM verwendet auf der Schmalspur die Vakuumbremse. Der Tw 121 hat also gar keinen Kompressor für die Druckluftbremse. Auch die 1972 gebauten und ab 1985 um Bulle im Rollbockverkehr eingesetzten BDe 4/4 141 und 142 benötigten deshalb einen Kompressorwagen. Erst die 1983 abgelieferten Gepäcktriebwagen De 4/4 101 und 102 konnten die Druckluft selber produzieren, also auf den Kompressorwagen verzichten. Ich werde sie hier noch vorstellen.

Und besten Dank für die guten Wünsche. Am Montag hat der Arzt die Fäden entfernt, die üppig genähte Platzwunde über dem linken Auge verheilt planmässig. Hoffentlich ergibt sich nach eingehender Untersuchung der gestauchten Längsträger und des Kessels auch für den alten Kittel-Dampftriebwagen eine Perspektive.

Gruss, Werner
Grandiose Bilder!
Aber...
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...was ist denn das da rechts für ein Auto?
Irgendein Ziehdröhn?

[fingers-welt.de] <--- BITTE BEACHTEN! Bilder vom Treffen 2022 sind jetzt anschnur!

An Röhren kann man sehen, wenn sie gehen. Und auch riechen, wenn sie siechen.

Lancia Gamma (o.w.T)

geschrieben von: Die Lorenmagd

Datum: 03.03.16 23:38

(Dieser Beitrag enthält keinen Text)
Der 1bügler schrieb:
-------------------------------------------------------
...
> ...was ist denn das da rechts für ein Auto?

Jetzt sag' bloss, du hast diese Allerweltskiste nicht erkannt? Das ist natürlich eine Lancia Gamma Berlina, wie sie von 1976-80 in sagenhaften 11'400 Exemplaren hergestellt wurde.


> Irgendein Ziehdröhn?

Da hast du aber einen guten Riecher: Frontantrieb für einen Wagen der Oberklasse und Fliessheck mit einem cw-Wert von 0.37, das war 1976 noch Avantgarde. Da hat tatsächlich Citroën Starthilfe geleistet, von 1970-72 gab's eine Kooperation zwischen Lancia und den Franzosen. Der später erschienene Citroën CX ist sozusagen die französische Version des hier abgebildeten Italieners.

Edit: Die Lorenmagd war schneller - Respekt!

Gruss, Werner



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2016:03:03:23:50:27.

Wieder mal ganz großes HiFo. :) (o.w.T)

geschrieben von: Schmiedekamp

Datum: 04.03.16 07:44

(Dieser Beitrag enthält keinen Text)
Zitat:
>Am Montag hat der Arzt die Fäden entfernt, die üppig genähte Platzwunde über dem linken Auge verheilt planmässig. Hoffentlich ergibt sich nach eingehender Untersuchung der gestauchten Längsträger und des Kessels auch für den alten Kittel-Dampftriebwagen eine Perspektive.<
Lieber Werner,
da erkennt man gleich den Bahnverrückten,den Angefressenen:Wie Du fast nahtlos von Deinem Auge auf den Kessel und den gestauchten Längsträger übergehst:=)
Zur Druckleitung:sehr schweizerisch"picobello"-"propre et en ordre"schaut das nicht aus.Aber nach etwas Überlegen ist es die schnellste und einfachste Lösung.
Schönes Wochenende!
Olaf
wernerhardmeier schrieb:
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Hoffentlich ergibt sich nach
> eingehender Untersuchung der gestauchten
> Längsträger und des Kessels auch für den alten
> Kittel-Dampftriebwagen eine Perspektive.
>

Schaut ja auch da gut aus ;)

[www.dampftriebwagen.ch]



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2016:03:04:18:02:30.