Hier folgt der zweite Teil meines Jahresrückblickes auf mein Eisenbahnjahr 1985. Nachdem der erste Teil der Aprilveranstaltung in Wittingen gewidmet war, machten mein Vetter und ich den Eierköpfen in Ostniedersachsen die letzte Aufwartung.
Zu Beginn des Jahres 1985 waren nur noch neun Triebköpfe – zwei davon bereits seit 1984 z-gestellt, vier Steuer- und fünf Mittelwagen der Baureihen 612/912 und 613/913 übrig; das waren in der Zusammenstellung zum Beispiel fünf Drei-Wagen-Züge. Die meisten davon wurden zum 2. Juni abgestellt, da der Winterfahrplan 1984/85 die letzte Einsatzperiode war.
Den E 3536 auf seinem Weg von Wolfsburg nach Göttingen überholten wir an Braunschweig vorbei, was aufgrund des dort zwölfminütigen Halts gelang. Man beachte in Wolfenbüttel die Gepäckverladung und das ältere Ehepaar in zeitgenössischem Outfit – die beiden warten artig im Hintergrund, bis die beiden jungen Fotografen ihr Werk erledigt haben.
Der nächste Eilzug auf derselben Strecke folgt bereits eine knappe Stunde später; er besteht aus einer klassischen artreinen 613-Garnitur, nachdem der 3536 einen der beiden letzten 612-Triebköpfe dabei hatte.
Auf der Nebenbahn über Jerxheim – Schöningen ist die Minimalkonfiguration eines Eierkopfes nach Helmstedt unterwegs. Die hintere Tür war wohl wegen eines Defektes versehentlich offen geblieben.
Nachmittags erwarteten wir dieselbe Garnitur ebenfalls auf dem Weg nach Helmstedt bei Wendessen; im Vordergrund der Abzweig der Strecke zur Asse, wo einer der vielen Versuche scheiterte, der Lagerung von Atommüll Herr zu werden – die saubere Energie wird die Volkswirtschaften auf Jahrhunderte hinaus beschäftigen und Generationen aberwitzige Kosten und Gefahren aufbürden…
Zwischendrin machten wir einen Abstecher zur VPS nach Salzgitter-Hallendorf, wo uns erstaunlich viele zweiachsige Triebfahrzeuge begegneten.
Zunächst der als Bereisungswagen genutzte MAN-VT 1 – heute befindet er sich noch ganz in der Nähe bei der Dampflokgemeinschaft 41 096. Lackiert war der VT meines Wissens hellblau – vielleicht weiß jemand hier im HiFo Genaueres.
Kurz drauf tuckert der Winzling 018 vorbei – es handelt sich übrigens um eine Nachkriegslok von 1954!
Die LHB-209 mutet mit ihrem Innenrahmen etwas seltsam an. Hier ist die völlig verdreckte Lok mit Altschwellen unterwegs.
Im Normalverkehr waren die massenweise vorhandenen LHB-Dreiachser gerne auch als Pärchen im Einsatz – hier eine 525 PS-Lok und eine 685 PS-Lok mit 34 beladenen Fad-Wagen; der Pflegezustand des LHB-V100-Verschnitt 1101 war auch durchaus verbesserungsfähig – die Leistung der Lok ist genauso hoch, wie die der beiden vorherigen zusammen.
In Peine war die 318 im Rangiereinsatz. Die Hunderterstelle bei der Betriebsnummer steht bei der VPS für die Leistung, hier waren es 380 PS.
Am übernächsten Tag ging es zur WLE und RLE. In Beckum sonnt sich VL 0639, die noch das Outfit des Vorbesitzers Bayerische Braunkohlen-Industrie trägt, welches der WLE-Lackierung aber nicht unähnlich war. Sie trägt auch noch Glatzkopf – kurz drauf bekam sie zur Schonung des Personals die Schirmmütze.
Im Bw Lippstadt waren VL 0637, VL 0631 und der Winzling RT 0615 anzutreffen, der sich ebenfalls noch nicht die Lackierung des alten Besitzers EH trägt, was noch gut zwanzig Jahre so bleiben wird. Die beiden großen zeigen einmal die aktuelle orange Lackierung und einmal die alte blaue.
Bei der Degussa in Bruchhausen bei Arnsberg ist eine kleine O&K MB 170N im Rangiergeschäft eingesetzt, die…
… von der ehemaligen NHS-Lok D 63 mit neuem Vorrat versorgt wird. Der Zug überquert hier gerade die Ruhrbrücke in Neheim-Hüsten.
Auf der alten Heimatstrecke der D 63 ist unterdessen die erst knapp zwei Jahre alte D66 (MaK G 1203) unterwegs. Die Kulisse des Lokschuppens in Sundern bietet noch altes Flair.
Am 1. Juni fand beim DEV anlässlich der Inbetriebnahme des Gothaer VT 1 eine Sonderveranstaltung statt, zu der auch Gasttriebwagen anreisten. In Asendorf ruht sich der Ameisenbär für den nächsten Einsatz aus.
Das V36-Paradies VGH hatte immer noch einsatzfähige Exemplare der Kultbaureihe aufzubieten. Die V 36 005 war mit zwei Vierachser-Umbauwagen unterwegs.
Außerdem waren auf Normalspur der Delmenhorster T 121 und eben der frisch untersuchte T 1 unterwegs.
Natürlich wurde auf schmaler Spur gedampft. Die Hoya lässt sich aus dem Wasserkran mit frischem Nass versorgen, während der Dessauer T 42 im Hintergrund wartet.
Dass das V36-Paradies schrumpfte war in Hoya deutlich zu erkennen, wo drei Exemplare auf die Restverwertung warten. Nur V 36 001 überlebte bis heute und befindet sich unter der DB-Nummer V 36 116 bei der DGEG in Neustadt (Weinstraße); V 36 002 war schon seit sechs Jahren abgestellt und wurde Anfang 1986 verschrottet, V 36 004 taugte noch für ein paar Jahre als Ersatzteilspender.
Soweit für heute, im nächsten Teil geht es dann unter anderem zur Jubiläumsausstellung „Zug der Zeit – Zeit der Züge“ und den zugehörigen Dampffahrten nach Nürnberg.
Viele Grüße aus dem Norden und schöne (Rest-)Feiertage!
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www.db-bahnarchiv.de] – Stationierungsverzeichnis aller DB-Triebfahrzeuge 1968 bis 1993.
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