Die 1903 von der Schweizerischen Wagonsfabrik Schlieren (SWS) gebauten Triebwagen der Chemins de fer électriques de la Gruyère (CEG) gliederten sich in zwei BCe 4/4 1 und 2, zwei BCFe 4/4 6 und 7 sowie zwei CFe 4/4 11 und 12. Letztere waren im Wesentlichen Gepäcktriebwagen. An einem Ende besassen sie ein winziges Abteil 3. Klasse mit 16 Sitzplätzen, am anderen Ende waren auf der grossen Plattform hinter dem offenen Führerstand noch 4 Klappsitze zu finden. In diesem Zustand wurde Tw 12 (ab 1942 GFM CFe 4/4 112) schon im Jahre 1946 abgebrochen. Tw 11 ist hingegen noch heute als TPF Be 4/4 111 vorhanden. 1928 erhielt er einen gänzlich neuen Wagenkasten ohne Gepäckabteil, dafür mit einem Abteil der Polsterklasse. Aus dem CEG BCe 4/4 11 wurde 1942 der GFM BCe 4/4 111. 1951-53 erfolgte eine gründliche Modernisierung. Der Triebwagen erhielt neue Führerstände, und die elektrische Ausrüstung, samt Fahrmotoren, wurde vollständig erneuert, 1958 erhielt er sogar neue Drehgestelle.
Als ABe 4/4 111 war er zu Beginn meiner fotografischen Tätigkeit noch regelmässig im Einsatz, auch vor Reisezügen. Hier steht er im Schatten des Güterschuppens von Bulle, mit dem einzigen zweiachsigen Personenwagen der GFM, der nach der Inbetriebnahme der vierachsigen Gebrauchtwagen von der SBB-Brünigstrecke in den Jahren 1969/70 noch im regulären Einsatz war, dem B2 232. Links steht der zweiachsige Rangiertraktor Te 2/2 11, noch mit den charakteristischen, asymetrisch angebrachten Normalspurpuffern zum Hochklappen.
GFM ABe 4/4 111 neben ABe 4/4 107 vor dem Depot Bulle. Beide haben nominell Baujahr 1903, die Wagenkasten stammen aber von 1928 bzw. 1919
Im April 1974 leistete ich mir das Vergnügen, im mittäglichen Schülerzug von Bulle nach Broc Fabrique hinunterzufahren. ABe 4/4 111 hatte zwei Brünigwagen im Schlepp. Kurz nach dem Aussteigen entstanden diese Bilder. Ist das nicht ein schöner Bahnhof? Im Hintergrund die ersten Gebäude der Schokoladefabrik Cailler.
Am Schuppen steht Te 4/4 13, der 1927 auf dem verkürzten Untergestell des Triebwagens BCFZe 4/4 8 von 1901 entstanden ist.
Tw 111 drückt die beiden vierachsigen Personenwagen in ein Abstellgleis. Hier bleiben sie bis zum nächsten Morgen, wenn sie für den Frühzug zur Schule in Bulle benötigt werden.
ABe 4/4 111 fährt solo Richtung Fabrik hinunter. Leider liegt dieser Teil des Bahnhofes im Schatten.
In der Cailler-Spedition ist ein SBB-Schiebewandwagen versandbereit.
Nach der Bremsprobe besorgt der Zugführer den Papierkram.
Im Herbst des gleichen Jahres glänzt ABe 4/4 111 im Neulack, mit Revisionsdatum 13.9.74. Natürlich fotografiere ich ihn von allen Seiten.
Die breiten Metallrahmen-Senkfenster und die neuen Führerstände lassen den ABe 4/4 111 recht modern erscheinen, im Vergleich zu den Alterskollegen, welche bei der Modernisierung die alten, rahmenlosen Zwillingsfenster behielten. Der Neuaufbau von 1928 bietet 8 Plätze 1. Klasse und 36 Plätze der 2. Klasse, in vier ganzen Mittelgangabteilen und einem Halbabteil.
Tw 111 hat als Be 4/4 111 bis heute überlebt. Ich werde ihn HiFo in unterschiedlichen Einsatzarten vorstellen.
Kurz nach der Eröffnung litt die Bahngesellschaft CEG unter Triebfahrzeugknappheit. SIG Neuhausen war in der Lage, sofort zu liefern. Die Tw 13 und 14 wurden 1904 mit einem ähnlichen Grundriss wie die Tw 11 und 12 ausgeliefert. Sie besassen aber ein abschliessbares Postabteil und wurden darum als CFZe 4/4 bezeichnet. 1924 erfuhr Tw 13 einen grösseren Umbau. Der ursprüngliche Wagenkasten wurde zwar grundsätzlich beibehalten. Doch an der Stelle des langen Gepäck- und Postabteils entstanden ein Abteil der Polsterklasse mit 8 Plätzen sowie ein neuer Eingang mit beidseitigen, grosszügig dimensionierten Traglastenabteilen 3. Klasse. Der ursprüngliche Eingang am Gepäckraumende wurde aufgehoben und dem Traglastenabteil zugeschlagen. Dieses Fahrzeug war bei den Marktfrauen recht beliebt. Zu meiner Schande muss ich eingestehen, dass ich diesen für schweizerische Verhältnisse sehr originell gestalteten Triebwagen nie im Einsatz fotografieren konnte. Hier ist er, etwas eingeklemmt, in der Sonntagsruhe in Châtel-St-Denis zu sehen.
Leider erlitt ABe 4/4 113 einen Brandschaden, der nicht mehr behoben wurde. So kann ich nur noch dieses nicht sehr erhebende Abschiedsbild zeigen. Rechts neben dem Ofen ist der nachträglich eingebaute Einstieg mit den beidseitigen Traglastenabteilen gut zu erkennen. Im total abgefackelten Abteil links des Ofens befand sich die 1. Wagenklasse. Die Aufnahme entstand kurz vor dem Abbruch im Oktober 1976.
Bei Tw 14 wurde die ursprüngliche Disposition des Wagenkastens erstaunlich lange beibehalten, nur das Postabteil verschwand 1935, das war aber äusserlich kaum sichtbar. Erst 1961 wurde einseitig ein grosszügiges Abteil der 1. Klasse auf Kosten des Gepäckabteils eingebaut. Als GFM ABDe 4/4 114 fuhr das archaisch aussehende Fahrzeug in die 70er. Tw 114 führte bis 1976 Reisezüge, allerdings nur werktags. So ist er mir leider nur ein einziges Mal mit dem gelben Erstklassstreifen vor die Linse gefahren, als Stückgutzug mit Personenbeförderung in Montbovon. Die Anhängelast finde ich durchaus bemerkenswert: je ein vierachsiger und ein zweiachsiger gedeckter Güterwagen, am Schluss ein Gepäck- und Postwagen DZ2 401/402 mit offener Seitengalerie.
Annäherung an ABDe 4/4 114. Der Rauch stammt von der urigen Vakuumpumpe.
Von der Sonnenseite wird zwar das Untergestell des Triebwagens verdeckt, doch wird das ganze Umfeld mit Bahnhofgebäude und Bahnhofhotel sichtbar. Das „de la Gare“ in Montbovon ist seit bald 40 Jahren meine bevorzugte Absteige im Welschland. Die Preise stimmen, die Fahrgelegenheiten Richtung Bulle, Zweisimmen und Montreux sind perfekt.
1977 wurde auf dem GFM-Schmalspurnetz die 1. Klasse aufgehoben. Als BDe 4/4 114 hatte der Tw noch viele Einsatzjahre vor sich.
(CH) GFM-Schmalspur, ABe 4/4 102, 106 und 107 (Prolog und 19B) [
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(CH) GFM-Schmalspur, ABe 4/4 106 im Baudienst-Einsatz (14B) [
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(CH) GFM-Schmalspur, Schülerzüge im Morgennebel mit Be 4/4 107 (14B) [
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(CH) GFM-Schmalspur, Be 4/4 107 mit originellen Dienstzügen (17B) [
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(CH) GFM-Schmalspur, ABe 4/4 115 und 121 (22B) [
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(CH) GFM-Schmalspur, BDe 4/4 114 (23B) [
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(CH) GFM-Schmalspur, BDe 4/4 114 im Baudienst-Einsatz (Schluss, 16B) [
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(CH) GFM-Schmalspur, Te 2/2 11 und 12 von 1913 (20B, plus ***-Bonus MOB) [
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(CH) GFM-Schmalspur, Te 4/4 13 (1927) und 14 (1933) im Rangier- und Baudienst (18B) [
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(CH) GFM-Schmalspur, die noblen "Gruyère"-Züge von 1943/44 (20B) [
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(CH) GFM-Schmalspur, Kiestransport in Pendelzügen mit 168 t Nutzlast (14B) [
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(CH) GFM-Schmalspur, geschlossene Güterwagen von 1903-1957 (40B) [
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(CH) GFM-Schmalspur, Niederbordwagen von 1901-1904/71 (30B) [
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(CH) GFM-Schmalspur, Hochbordwagen von 1901-1905 (16B) [
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(CH) GFM-Schmalspur, Rollschemel von SIG, Both&Tilmann und Gastell (35B) [
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Gruss Werner
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