Im heutigen Teil der Serie verlassen wir den Bahnhof Göttin um weiter in Richtung Brandenburg zu fahren.
Zunächst die Übersichtskarte:
DR-Atlas 1984
Nächste Betriebsstelle auf dem Weg nach Brandenburg war bei Km 55,2 der Betriebsbahnhof Brandenburg-Süd.
Gleisplan Brandenburg-Süd Stand 1973 – Zeichnung Patrick Weiß
Patrick hat uns dankenswerter Weise auch das Betriebsbuch des Betriebsbahnhofs Brandenburg –Süd zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt:
Der Betriebsbahnhof Brandenburg-Süd wurde in den Jahren 1953/55 anders als die sogenannte Koreabahn (Verbindungskurve in Neustadt) nicht aus militärischen Zwecken gebaut, sondern sollte dem Ausbau des nach dem Krieg enorm wichtigen Durchgangsgüterverkehr dienen. Der Betriebsbahnhof wurde daher so angelegt, dass hier auch lange Güterzüge kreuzen konnten. Mit der Inbetriebnahme im Jahr 1955 wurde das umständliche “Kopfmachen“ in Brandenburg Neustadt (heute HBF) überflüssig, da zusammen mit dem Kreuzungsbahnhof auch eine direkte Verbindung zum Bahnhof Brandenburg Altstadt hergestellt wurde. Somit war Brandenburg-Süd nicht nur Kreuzungsbahnhof sondern auch noch Abzweigstelle.
Wie im Gleisplan ersichtlich wurde der Kreuzungsbahnhof vom Befehlsstellwerk B2 und dem Wärterstellwerk W1 gesichert. Die Stellwerke waren rund um die Uhr besetzt, da der Kreuzungsbahnhof zumindest in den Anfangsjahren rege genutzt wurde. Erstaunlicherweise wurden trotz der regen Nutzung lediglich die Einfahrsignale ferngestellt. Die Weichen und die Ausfahrsignale mussten vor Ort gestellt werden. Erst im Rahmen einer Modernisierung im Jahre 1973 wurden alle Weichen und Signale auf Fernstellung umgestellt. In diesem Zusammenhang wurden die Formeinfahrsignale gegen Lichtsignale ausgetauscht.
Nach dem der Kreuzungsbahnhof bereits vor der Wende erheblich an Bedeutung eingebüßt hatte, gab es nach der Wende mangels entsprechendem GV auf der Strecke hier kaum noch etwas zu tun. Folgerichtig wurde der Kreuzungsbahnhof im Zusammenhang mit der Errichtung des ESTW Brandenburg 1995 aufgelassen und alle Signale und Weichen abgebaut. Zeitgleich wurde auch die Verbindung zum Bahnhof Brandenburg Altstadt stillgelegt. Die Stellwerksgebäude standen noch bis kurz vor meinem Besuch im Jahre 2003.
Nachstehend einige Bilder aus Brandenburg-Süd von Thomas Rollwagen:
Stellwerk B2 / Foto Thomas Rollwagen
Stellwerk B2 / Foto Thomas Rollwagen
Stellwerk B2 / Foto Thomas Rollwagen
Modernisierung Brücke über die Hauptbahn Berlin - Magdeburg / Foto Thomas Rollwagen
Zu den Bildern gehört auch noch dieser Zeitzeugenbericht von Herrn Rollwagen:
„ … ich hab ab 1990 in Brandenburg Süd gearbeitet. Zu der Zeit gab es dort zwei Stellwerke. Einen Fahrdienstleiter und einen Wärter. Reger Betrieb ist relativ, aus heutiger Sicht würde ich sagen da war gar nichts los :) Es war ein Schlüsselstellwerk, es gab ein durchgehendes Hauptgleis und ein Nebengleis. Ab und zu wurden Güterzüge zwischen geparkt, wenn in Altstadt oder auf dem Hauptbahnhof kein Platz war. Sonst war es eine schnelle Alternative für Lokfahrten von und nach Altstadt. Bedient wurde mit den üblichen Hebeln, besonders war halt die Schlüsselabhängigkeit. Zu meiner Zeit waren die beiden Stellwerke durchgehend besetzt. Die Stellwerke waren ebenerdig und die Stellgewichte außerhalb.
Ursprünglich war die Brücke über die Hauptstrecke Berlin – Magdeburg als Bogenbrücke ausgeführt. Ein Bild davon gibt es ansatzweise hier zu sehen. Die Brücke wurde vermutlich 1945 gesprengt und danach als Kastenbrücke wieder aufgebaut. Diese wurde dann im Jahr 1995 nochmals modernisiert.
Bogenbrücke Städtebahn / Archiv Patrick Weiß
Auch einige wenige Betriebsbilder kann ich euch dank Carsten Friese anbieten. Im Januar 1991 gab es erstmals eine Sonderfahrt auf der Städtebahn Richtung Niemegk, wo es seit Anfang der 60er nur noch Güterverkehr gab.
Die Fahrstrecke war Seddin-Belzig-Niemegk-Belzig-Brandenburg-Wildpark-Seddin. Die folgenden Bilder entstanden dabei während eines Kreuzunghalts in Brandenburg-Süd. Gut zu erkennen, dass das Kreuzungsgleis zum damaligen Zeitpunkt schon kaum noch genutzt wurde. Interessant auch der Wagen im letzten Bild hinter der Lok. Was ist das für ein Wagen?
Die nun folgende Bilder entstanden soweit nicht anders vermerkt im Oktober 2003 kurz vor der Stilllegung und knapp 10 Jahre später im August 2013. Ich habe dabei versucht die Bilder von 2003 nachzustellen und habe daher diese jeweils die Bilder im Wechsel eingestellt.
Brücke Städtebahn 2003
Brücke Städtebahn 2013 / Im Vordergrund die Wiederlager der ehemaligen Bogenbrücke.
Ehemaliger Aufgang Stellwerk B2 / Foto Patrick Weiß
Brücke über die Hauptbahn mit Abzweig Altstadt / Neustadt 2003
Brücke über die Hauptbahn mit Abzweig Altstadt / Neustadt 2013
Brücke über die Hauptbahn Blickrichtung Göttin 2003
Abzweig Altstadt / Neustadt 2003
Abzweig Altstadt / Neustadt 2013
Ich konnte es erst gar nicht glauben, aber es ist m.E. eindeutig. Die Weichenlaterne der bereits 2003 stillgelegten Weiche nach Altstadt wurde zwischen 2003 und 2013 von der rechten auf die linke Seite versetzt. Hat hierzu jemand eine Erklärung.
Standort Stellwerk B2 2003
Brandenburg Süd Blickrichtung Göttin 2003
Brandenburg Süd Blickrichtung Göttin 2013
Soviel für heute. Im nächsten Teil werden wir uns dann mit dem Hauptbahnhof Brandenburg beschäftigen.
Grüße ins Forum
Carsten
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2015:02:01:13:10:49.