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 04 - Historisches Forum 

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Dies ist KEIN Museumsbahnforum! Bilder, Meldungen und Fragen zu aktuellen Sonderfahrten bitte in die entsprechenden Foren stellen.
Link zu Teil 1 – Hbf 1964 – 66 : [www.drehscheibe-online.de]


Liebe HiFo-Freunde,

vorab wünschen ich allen ein frohes neues Jahr, mit allem, was Ihr Euch selbst wünschen würdet.

Als nächstes möchte ich mich für die vielen Kommentare und Ergänzungen zu Teil 1 bedanken. Nicht geklärt werden konnte, um welchen Zug es sich auf Bild 1.1 handelte. Denkbar – und ja nicht so ganz unwahrscheinlich – wäre m.E., dass 01 033 vor E 576 für die laufplanmäßig vorgesehene, aber ausgefallene V 200 aushelfen musste.

Nun zum heutigen Bericht: nach den leichten Irritationen 2 Jahre zuvor war meine Hobbywelt im Jahre 1967 wieder in Ordnung: Eisenbahn und sonst fast nichts, wobei sich das Fotografieren stärker auf Dampfloks fokussierte, weil deren Verdrängung durch andere Traktionsarten immer offenkundiger wurde. Es schälten sich auch erste Ideen heraus, was ich nach dem Abitur machen könnte, wobei die Idee Ingenieurstudium obenan stand. Ob meine Eltern, die selbst mit Technik nicht viel am Hut hatten, mich mit der im Folgenden beschriebenen Aktion darin bestärken, oder genau das Gegenteil bewirken wollten, weiß ich nicht; jedenfalls stand im Jahr 1967 ein Familienbesuch auf der Hannover-Messe an. Viele Erinnerungen an den Messebesuch habe ich heute nicht mehr, aber: Ingenieur bin ich geworden!

Dampflok-Neubauten hat es auf der Messe 1967 natürlich nicht mehr gegeben; es sollen einzelne museale Fahrzeuge ausgestellt gewesen sein, die sich meinen Blicken aber offenbar entzogen haben. Und so habe ich ein paar damals moderne Fahrzeuge fotografiert, die zum Teil recht interessante Entwicklungen repräsentieren.

Als erstes zeige ich eine 2achsige diesel-elektrische 170 PS-Rangierlok des französischen Herstellers Moyse, Typ BN 32 E. Die ersten beiden (von vermutlich 4) Ziffern der Fabriknummer sind rechts neben der Hand des einen Betrachters erkennbar: 11. Viel ist im Internet nicht über Lokomotiven dieses Typs zu erfahren. Immerhin ist [www.merte.de] zu entnehmen, dass es bei den Steinbruchbetrieben Rammelsbach 2 Lokomotiven dieses Typs gegeben hat, eine davon, Fabriknummer 1132 von 1967, war 2004 abgestellt vorhanden. Das könnte vielleicht die Ausstellungslok von Bild 2.1 gewesen sein – jedenfalls passen Fabriknummer-Fragment und Baujahr, sowie die Tatsache, dass die Lok von Anfang an in Deutschland eingesetzt worden war.


http://www.offenstall-kaltenborn.de/bilderhosting/klaus.gross/Diesellok_Moyse_Hannover_Messe_1967_44_5

Bild 2.1


Zwischen der Lok und dem Container ist ein Flachbordwagen zu erahnen, bei dem es sich gemäß [2.1] um eine 52 PS-Diesel-Kleinlok mit Ladeplattform handeln soll, Moyse Typ BL 12 HS mit hydrostatischem Antrieb.

Schon auf dem ersten Bild sind im Hintergrund Kräne zu sehen. Einer davon war ein achtachsiger Eisenbahn-Drehkran der Firma Kirow/Leipzig, an den ich für Bild 2.2 etwas näher heran gegangen bin. Gemäß [2.1] wurde mit dem eine größte Hubhöhe von 45 m erreicht.


http://www.offenstall-kaltenborn.de/bilderhosting/klaus.gross/Eisenbahnkran_Hannover_Messe_1967_44_7

Bild 2.2


Das einzige, was ich zunächst auf dem folgenden Bild (2.3) zur Identifikation der gezeigten Lok entdeckt habe, war das Firmenlogo ABL. Eine Google-Recherche ergab, dass sich dahinter die italienische Firma Antonio Badoni in Lecco verbarg. Ich habe mir dann vor ein paar Wochen wegen des Messeberichts [2.1] antiquarisch das Heft „Moderne Eisenbahn“, Nr. 28 beschafft. Danach handelte es sich bei der Lok um eine mit hydrostatischer Leistungsübertragung ausgerüstete 425 PS-Maschine mit der Bezeichnung X0 SDL, neben einer weiteren ABL-Lok und dem Moyse-Winzling die dritte auf der Messe gezeigte Lok mit dieser, eher selten (und dann auch nur bei Rangierloks) verwendeten Form der Leistungsübertragung.


http://www.offenstall-kaltenborn.de/bilderhosting/klaus.gross/Diesellok_ABL_Hannover_Messe_1967_44_8

Bild 2.3


Was mich an der Lok wundert, ist die Tatsache, dass im Jahr 1967 noch neue Diesel-Rangierloks mit stangengekuppelten Radsätzen angeboten wurden – und nicht nur das: nach meiner Einschätzung waren die Stangenlager noch Gleitlager; das ist doch 1967 nicht mehr Stand der Technik gewesen!?!

Die Lok auf dem nächsten Bild dürfte wieder mehreren bekannt sein: die Zillertalbahnlok D 8, von der Detlef Schikorr hier [www.drehscheibe-online.de] vor einiger Zeit Betriebsfotos aus dem Jahr 1984 gezeigt hat. Bemerkenswert an dieser von O&K gebauten Lok ist der Außenrahmen, der leider (neben dem Blumenkasten) den Blick auf das Fahrwerk verstellt, den ich gerne gehabt hätte; schließlich hatte die Lok keine Drehgestelle, sondern 4 einzeln mit Lenkern geführte Radsätze. Wenn jemand Informationen über den Spurkranzverschleiß dieser Lok (und ihrer Schwestermaschine D 9) hat, bin ich interessiert.


http://www.offenstall-kaltenborn.de/bilderhosting/klaus.gross/Diesellok_D8_Zillertalbahn_Hannover_Messe_1967_44_9

Bild 2.4


Gemäß offizieller Homepage [www.zillertalbahn.at] ist diese Lok noch im Bestand der Bahn, ob allerdings betriebsfähig, geht nicht zweifelsfrei daraus hervor.

Waren schon Dieselloks mit hydrostatischer Leistungsübertragung ebenso Exoten wie die 4achsige Außenrahmenlok ohne Drehgestelle, aber die auf dem nächsten – letzten – Messebild gezeigte Lok war antriebstechnisch der absolute Sonderling: schon die Tatsache, dass es sich um eine Zweikraftlokomotive handelte, also mit Diesel- und E-Antriebstechnik, gab ihr Seltenheitswert; aber die Anwendung der hydrodynamischen Leistungsübertragung auch für den elektrischen Antriebsstrang ist meines Wissens ein Alleinstellungsmerkmal (wollte man auf-Teufel-komm-raus den Wirkungsgrad klein machen?).

Die ausgestellte Lok (Bild 2.5) wurde von Krauss-Maffei als Nr. 21 an die Hoesch-Westfalenhütte geliefert.


http://www.offenstall-kaltenborn.de/bilderhosting/klaus.gross/E_Lok_Krauss_Maffei_BBC_Hannover_Messe_1967_44_11

Bild 2.5


Gemäß [www.rangierdiesel.de] wurde die Maschine irgendwann ihrer elektrischen Antriebstechnik beraubt – bei der Gelegenheit machte man offenbar den Vorbau schmaler. Nach verschiedenen Stationen ist die Lok schließlich Anfang dieses Jahrtausends ausgemustert worden.

Schnitt! – und Schluss mit dem „modernen Zeug“! Mein nächster Besuch in Hannover fand Anfang August im Rahmen einer Fahrradtour von Westerstede über Diepholz und Minden nach Hannover statt. Aus dem Lok-Kurier hatte ich erfahren, dass es beim Bw Hannover Hgbf noch Lokomotiven der Baureihe 935 geben sollte. Als Kind hatte ich solche Maschinen in Wilhelmshaven beim Rangieren beobachtet, aber: Jahre, bevor ich anfing, zu fotografieren, waren die in WHV weg, und ganz offensichtlich nicht nur da. Also musste ich ins Bw Hannover Hgbf, ohne Wenn und Aber! Für den 4.8.67 hatte ich eine Besuchsgenehmigung für das Bw und machte mich nachmittags per Fahrrad auf den Weg. Unterwegs habe ich noch die Freundlichkeit der Hannoveraner kennengelernt: als Landei war ich gegen die Einbahnstraße gefahren und wurde „armer Irrer“ beschimpft – gut, es war die Einbahnstraße auf dem Ernst-August-Platz!

Ich wurde dann von dem Vizechef des Werks geführt, und der Weg verlief zunächst an den Freiständen entlang. Was mir da sofort ins Auge sprang, war die Typenvielfalt der Dampfloks, die ich versucht habe, einzufangen. Bild 2.6. zeigt die Hannoveraner 01 211, die hinter eine 50er steht; daneben ist der Tender der Mindener 23 103 zu sehen und ganz rechts der von 23 099, ebenfalls Bw Minden.


http://www.offenstall-kaltenborn.de/bilderhosting/klaus.gross/01_211_23_103_Hannover_Bw_Hgbf_1967_54_1

Bild 2.6


Ein paar Jahre vorher hätte die Stationierung von Schnellzuglokomotiven in einem Güterzuglok-Bw wie Hannover Hauptgüterbahnhof Befremden ausgelöst, aber um 1967 war das nicht mehr so ungewöhnlich. In den vormaligen Schnellzuglok-Bw hielten die modernen Traktionsarten Einzug; die Dampflokunterhaltung wurde in anderen Werken konzentriert. Die 01 waren ein Jahr zuvor vom Bw Hannover Hbf zum Bw Hgbf umstationiert worden. 1967 geschah Ähnliches in Nürnberg (Umstationierung der 01 vom Bw Hbf zum Bw Rbf), wobei die Stationierung von Betriebsloks beim Bw Rbf nur von sehr kurzer Dauer blieb. Dagegen haben sich die 03 im vormaligen 50er- und 55er-Bw Gremberg ein paar Jahre gehalten, ebenso wie die 01 im 44er-Bw Ehrang. Durch die Stationierung von 01 und ex-Seelzer 44er war das Bw Hannover Hgbf für ein paar Jahre zu einer Dampflok-Hochburg geworden.

Zu 01 211 und 23 099 werde ich in späteren Beiträgen noch kommen; deshalb weise ich an dieser Stelle nur kurz auf den Lebenslauf der 23 103 hin. Im letzten DB-Neubau-Dampfjahr 1959 an das Bw Minden abgeliefert, blieb sie da bis zur Elektrifizierung von Hamm – Hannover (September 1968) und kam über kurze Zwischenstationen in Löhne und Hameln nach Saarbrücken, wo sie Ende Oktober 1973 z-gestellt wurde, s. [www.revisionsdaten.de]. Der Diskussion und der Literatur [2.2] ist zu entnehmen, dass die Lok 1970/71 vor ihrem Wechsel nach Saarbrücken noch in Emden beheimatet war - vielen Dank, Bruno und Walter!

Ob die beiden 23er von der anderen Seite so zugestellt waren, dass sie anders nicht sinnvoll abzulichten waren, weiß ich nicht mehr; ich habe jedenfalls von denen kein weiteres Foto gemacht. Auch die 41 346 war ziemlich zugestellt; mit ein paar Verrenkungen ließ sich aber eine Aufnahme aus spitzem Winkel machen, s. Bild 2.7. Wie man sieht, trug die Lok das alte Nummernschild noch mittig auf der Rauchkammertür; die neue Nummer hing später tiefer.


http://www.offenstall-kaltenborn.de/bilderhosting/klaus.gross/41_346_Hannover_Bw_Hgbf_1967_54_2

Bild 2.7


Zum Zeitpunkt der Aufnahme gehörte die Maschine zum Bestand des Bw Löhne, und zwar bis Juni 1969, anschließend für ein halbes Jahr zum Bw Bremen Rbf. Nach einem 6wöchigen Intermezzo um die Jahreswende 69/70 in Uelzen kam sie Anfang Januar 1970 zum Bw Hameln, wo sie nach einem Jahr als eine der letzten 041 z-gestellt wurde, s. [www.revisionsdaten.de]. Ich habe sie während des Uelzen-Intermezzos kalt im Bw Lehrte nochmal gesehen und im Oktober 1970 im Bw Hameln, wo sie offenbar für Az-Dienste bei Elektrifizierungsarbeiten unter Dampf gehalten wurde.

Für Datensammler: die Aufschrift auf der Pufferbohle lautet zweifelsfrei: Unt L2 L 8.1.67

Als nächstes habe ich wieder ein Übersichtsbild versucht, weil ich, wie oben schon angemerkt, von der Typenvielfalt begeistert war. Auf Bild 2.8 sind neben einer unidentifizierten 44er die Front der 23 099 sowie der Tender von 23 103 zu sehen, davor 50 2973 und rechts 41 346.


http://www.offenstall-kaltenborn.de/bilderhosting/klaus.gross/50_2973_Hannover_Bw_Hgbf_1967_54_3

Bild 2.8


Zum Aufnahmezeitpunkt gehörte die 50 2973 wahrscheinlich zum Bestand des Bw Braunschweig, wo sie mit dem Jahresbeginn 1969 z-gestellt wurde, s. [www.revisionsdaten.de]. Zu dem „Fachwerk“-Stellwerk hinter den Loks werde ich in Teil 3 dieser Reihe noch etwas schreiben.

Ein Stück abseits von den eben gezeigten Maschinen stand eine T 161, die 94 1614, s. Bild 2.9.


http://www.offenstall-kaltenborn.de/bilderhosting/klaus.gross/94_1614_Hannover_Bw_Hgbf_1967_54_4

Bild 2.9


Ich bin ziemlich sicher, dass 94 1614 zum Aufnahmezeitpunkt hier beheimatet war und erst Ende September 1968 – wie alles, was in und um Hannover dampfte, zum Bw Lehrte kam, vermutlich schon als z-Lok. [www.revisionsdaten.de] nennt als z-Stellungsdatum den 19.4.68 und den 27.11.70 als Ausmusterungsdatum.

Nachdem auf den Freiständen keine 935 zu finden war, wandten wir uns dem Ringlokschuppen zu. Mein Bw-Führer hatte mir inzwischen erklärt, dass die 93 526 als einzige Betriebslok ihrer Baureihe übrig geblieben war. Von der Drehscheibe aus konnte ich dann einen ersten Blick auf das Objekt meiner Begierde erhaschen. Links von ihr stand allerhand „Prominenz“: 01 126 und 159 sowie 41 295, alle hier zuhause, s. Bild 2.10.


http://www.offenstall-kaltenborn.de/bilderhosting/klaus.gross/01_126_159_41_295_93_526_Hannover_Bw_Hgbf_1967_54_6

Bild 2.10


Dann begab sich mein Begleiter, wie erwähnt, der Vize-Chef des Bw, auf die 93 526 und ließ es sich nicht nehmen, die Lok selbst auf die Drehscheibe zu fahren – ich bin ziemlich sicher, dass das nicht das erste Mal war, dass er das für Fotografen tat. Ich habe dann meine Sparsamkeit überwunden und mehrfach abgedrückt; 3 von den Aufnahmen zeige ich hier. Bild 2.11 zeigt die Lok bei der Fahrt auf die Scheibe.


http://www.offenstall-kaltenborn.de/bilderhosting/klaus.gross/93_526_Hannover_Bw_Hgbf_1967_54_07

Bild 2.11


Leider waren die Lichtverhältnisse im Bereich der Drehscheibe ungünstig; offenbar sorgten die Loks im Schuppen durch ihren Rauch und auch der Schuppen selbst für eine Beschattung des Drehscheibenbereichs. Ähnlich dunkle Bilder habe ich auch von anderen Bildautoren gesehen.

Auf Bild 2.12 ist dann eine Breitseite der Lok zu sehen; der Herr im weißen Hemd ist natürlich der Vizechef des Hauses; der zweite Mann auf der Lok hatte wohl vorher ein paar Schaufel Kohle nachgelegt. Bei diesem Bild sind die Lichtverhältnisse nicht ganz so ungünstig wie bei Bild 2.11. Die Uhr neben der Drehscheibe lässt den Aufnahmezeitpunkt als ca. 15:40 erahnen.

http://www.offenstall-kaltenborn.de/bilderhosting/klaus.gross/93_526_Hannover_Bw_Hgbf_1967_54_08

Bild 2.12


Und zum Abschluss der Bw-Bilder noch eine Aufnahme von der anderen Seite der Lok in voller Größe. Die 1918 gebaute Maschine hat es auf eine Lebensdauer von 50 Jahren gebracht: [www.revisionsdaten.de] nennt als z-Stellungsdatum den 23.8.1968. Dass die Lok heute im Dampflokmuseum Neuenmarkt-Wirsberg steht, dürfte bekannt sein.


http://www.offenstall-kaltenborn.de/bilderhosting/klaus.gross/93_526_Hannover_ Bw_Hgbf_1967_54_12

Bild 2.13


Auf die Stellung des Gestänges hatte ich keinen Einfluss genommen; aber: auf dieser Seite „passte“ es. Wegen der doch etwas ungünstigen Lichtverhältnisse habe ich mir nach Vorliegen der Papierabzüge vorgenommen, zum nächsten geeigneten Zeitpunkt noch einmal ins Bw zu kommen – dazu mehr in Teil 3. Übrigens stand im Hintergrund rechts offenbar noch eine 23er einigermaßen frei, so dass man ein Foto hätte machen können; aber vermutlich wollte ich die Geduld meines offiziellen Begleiters nicht überstrapazieren.


Am Nachmittag des Folgetags (5.8.) bin ich dann auf dem
Hbf gewesen, wie durch nebenstehend wiedergegebene
Bahnsteigkarte belegt ist.

Die modernen Traktionsarten habe ich dabei vollständig ignoriert
und mich nur auf zwei Dampfzüge konzentriert, beide mit 01 be-
spannt.

Die Tatsache, dass ich am Vortag im Bw mehrere 23er angetroffen
hatte, lässt vermuten, dass es zwischen Hannover und Minden
oder Bielefeld 23-bespannte Personenzüge gegeben hatte. Gese-
hen habe ich einen solchen nie, und das ist auch angesichts der
geringen Laufleistung der Mindener Loks verständlich: Jürgen Ebel
nennt in [2.2] für den Winter 1967/68 eine tägliche Laufleistung von
200 km pro Lok; das ist weniger als einmal Hannover – Bielefeld und
zurück!
http://www.offenstall-kaltenborn.de/bilderhosting/klaus.gross/Bahnsteigkarte_H_Hbf_5_8_67


Der erste Zug (Bild 2.14) stellt mich in mehrfacher Hinsicht vor Probleme. Ich hatte nicht damit gerechnet, in Hannover eine Paderborner 01 anzutreffen – anders herum sicher, aber so eigentlich nicht; es war auch das einzige Mal. 01 230 war aber zweifelsfrei eine Paderborner Maschine. Problem Nr. 2 ist der Zug: eine aus 5 Altbauwagen ohne Gepäckwagen gebildete Fuhre. So, wie der Zug stand, kam als Richtung nur die Strecke nach Löhne – Hamm/Osnabrück infrage, wobei ich angesichts der Garnitur F- und D-Züge Richtung Hamm für unwahrscheinlich hielte.

Dann bleibt als Planzug eigentlich nur ein Teil des E 542 Braunschweig – Köln übrig. Dieser Zug hatte Kurswagen Dresden – Köln und Hannover – Hengelo – Amsterdam. DR-Wagen sind auf dem Foto meines Erachtens nicht dabei; außerdem ist der Zug für einen Stammzug mit 2 Kurswagengruppen viel zu kurz. Meine Vermutung ist, dass die Kurswagen aus Dresden mit erheblicher Verspätung unterwegs waren und man den Braunschweiger Stammzug hat warten lassen, aber eine „verspätete Übergabe ins Ausland“ der Kurswagengruppe nach Amsterdam unbedingt vermeiden wollte. Ich glaube also, dass ich hier die Kurswagengruppe Hannover – Hengelo – Amsterdam aufgenommen habe, vor der die 01 230 die für den Gesamtzug vermutlich vorgesehene V 200 vertritt. Für diese Annahme spricht, dass diese Kurswagengruppe ab Löhne bis Hengelo als E 626 „o.G“ lief, wie der hier gezeigte Zug. Aber das ist natürlich zu einem großen Teil Spekulation; ein Sonderzug wäre ebenso wahrscheinlich.


http://www.offenstall-kaltenborn.de/bilderhosting/klaus.gross/01_230_Hannover_Hbf_1967_54_16

Bild 2.14


Die Ödnis hinter dem Bahnhof wurde damals als Riesen-Parkplatz genutzt. Ich bin nach dem ersten Foto ein Stück Richtung Bahnsteigende gegangen und habe den anfahrenden Zug noch einmal aufgenommen, s. Bild 2.15.

Die Lok wurde noch bis Februar 1969 von Paderborn aus eingesetzt, kam danach nach Hof, wo sie 3 Jahre später z-gestellt wurde, s. [www.revisionsdaten.de].


http://www.offenstall-kaltenborn.de/bilderhosting/klaus.gross/01_230_Hannover_Hbf_1967_55_1

Bild 2.15


Das für heute letzte Bild zeigt die Altbaukessel-Lok 01 105 des Bw Hannover Hgbf, die hier wahrscheinlich vor dem E 668 Norddeich – Hameln auf Ausfahrt wartet. Was die Ausleuchtung angeht, stand ich auf der falschen Seite. Auf der anderen Seite hätte der Bahnsteig die Sicht auf das Fahrwerk behindert; außerdem meine ich, dass da Vorbereitungen für Tonaufnahmen liefen. Abgesehen davon, dass ich die nicht stören wollte, hätte die zugehörige Mannschaft samt Geräten auch bei meinen Fotos gestört. Liest hier zufällig jemand mit, der damals dabei war und die Vermutung Tonaufnahmen bestätigen kann?


http://www.offenstall-kaltenborn.de/bilderhosting/klaus.gross/01_105_Hannover_Hbf_1967_55_2

Bild 2.16


Irgendwo habe ich 01 105 ´mal als „ewige Hannoveranerin“ tituliert gesehen, und da ist viel Wahres dran: von Ende 1945 bis zur z-Stellung im November 1967 war die Lok – abgesehen von einem 1 1/2-jährigen Intermezzo 1963/64 in Bremen – in Hannover beheimatet, bis Mai 66 im Bw Hbf, danach im Bw Hgbf, s. [www.revisionsdaten.de]. Im Sommerfahrplan 1967 liefen die Hannoveraner 01 letztmalig in einem 6-Tage-Umlauf; danach wurde er gemäß [2.3] auf 3 Tage eingekürzt.

Nach der Elektrifizierung der Nord-Süd-Strecke und Abgabe mehrerer 01, hauptsächlich an das Bw Bremen Hbf, dominierten in H zwar die Neubaukesselloks (s. Bild 2.6); es gab hier aber immer auch ein paar Loks mit altem Kessel, neben der 105 die 033 (nur bis Ende Mai 64, s. Teil 1), 179 und 222. 01 179 blieb sogar bis zum Schluss (Sept. 68) und kam danach noch zum Bw Braunschweig, wo sie „Verstärkung“ in Form der ex-Bremer 01 161 erhielt. Bezüglich Fotos von beiden Loks verweise ich auf Teil 5 dieser Reihe – demnächst in diesem Theater.

Bis zum nächsten Mal
Klaus



Literatur:
[2.1] Kästner, G.: Schienenfahrzeuge auf der Hannover-Messe 1967, Moderne Eisenbahn 28, 5. Jg., Juli – August 1967, S. 16 – 18
[2.2] Ebel, Jürgen: Die Neubau-Dampflokomotiven der Deutschen Bundesbahn, Bd. 1: Technik und Geschichte der Schlepptenderloks der BR 23 und 10, Stuttgart 1984
[2.3] Bittner, Helmut: Nicht nur Hamm, Eisenbahn-Geschichte 8 (2010), Nr. 41 (August/September), S. 13 – 15



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 2021:01:12:17:55:24.
Woah. Was für Bilder. Und dazu erstklassig recherchiert.
Ich wünsch' mir eine Hall Of Fame.
Danke für diesen Beitrag.

Bäderbahn
Großartige Bilder, im wahrsten Sinne des Wortes! Besonders habe ich mich natürlich
über "meine" Hofer 01en gefreut. Die 93er hätte ich auch gerne noch unter Dampf
erlebt. Das war in der Tat auch damals schon eine Rarität. Vielen Dank und schöne
Grüße vom
dampfgerd

Mir liegt leider nur der Umlaufplan So 68 für die

geschrieben von: OZL-Lokd.

Datum: 04.01.15 09:57

Mindener 23 vor. Da gibt's reichlich Personenzügle zw. Bielefeld,Löhne,Minden u. Hameln nach Hannover und zurück.
Hallo Klaus,

Danke für diesen tollen Bericht. Die Hannoveraner 01 sind mir noch sehr vertraut, fuhren sie doch bis 1967 auch auf meiner Hausstrecke mit Eilzügen Osnabrück - Altenbeken. Da waren übrigens auch die Mindener 23 unterwegs, aber sehr selten.

Zur Hoesch 21 möchte ich auf die ÖBB Reihe 1067 verweisen, die ebenfalls einen elektro-hydraulischen Antrieb hatte. Man erhoffte sich bessere Anfahreigenschaften und ebenso eine bessere Belastungssituation der Motoren im niedrigen Geschwindigkeitsbereich. Die Erwartungen wurden aber bei der 1067 auch nicht erfüllt und die beiden Hoesch-Loks wurden ja - wie Du erwähnst -nach wenigen Jahren auf dieselhydraulischen Antrieb umgebaut.

Beste Grüße aus dem sonnigen Norden

Dietrich
... und kann mal wieder sehen, was ich aufgrund der "Gnade der späten Geburt" alles versäumt habe ;-)
Und die Industriemesse war damals noch eine sehenswerte Messe - was da alles auf dem Freigelände vertreten war. Wenigstens das konnte ich in den späteren Jahren noch selbst erleben.
"Chapeau" für diesen gelungenen Beitrag und die hervorragenden Aufnahmen!

https://www.lokfoto.de/diverses/Signaturbild.jpg
Hallo Klaus,
meinen Vorschreibern kann ich nur zustimmen. Wunderschöne Bilder und sehr gute Infos. Vielen Dank dafür. http://www.woelfis-seite.de/Screens/rinteln_danke.gif

LG, woelfi! http://www.woelfis-seite.de/Screens/wink.gif
___________________

[www.woelfis-seite.de]
Moin Klaus,

was für ein toller Jahresauftakt. Danke für den interessanten Bericht, der mich wieder einmal schmerzlich daran erinnert, dass ich das Bw Hgbf zwar noch zur Dampfzeit erlebt habe, aber für die 93 526 leider knapp zu spät kam. Die Bilder von der aus dem Schuppen schauenden Lok und die Fotorunde auf der Drehscheibe sind mir aber auch von anderen Fotografen bekannt. Deine Annahme, dass das wohl einige Male praktiziert wurde, ist also sicher zutreffend.

Zur Paderborner 01 in Hannover: Die Paderborner Loks dienten damals dem Bw Hamm P als Reservemaschinen und wurden von dort aus für Zusatz- und V200-Ersatzleistungen eingesetzt, vorrangig Richtung Hannover. Eine Paderborner 01 Richtung Hameln wäre eine Besonderheit gewesen, Richtung Hamm dagegen (zu dieser Zeit) dagegen halbwegs normal, besonders natürlich zur Messezeit.

Schönen Tag noch,
Ulrich B.

Moin Klaus!

Ich bin begeistert über das Fotofeuerwerk, das Du zum Jahresanfang eingestellt hast. Vieles, wie zB Messebesuch und die Freundlichkeit des Personals im Bw HGBF sind auch mir gut in Erinnerung geblieben. Wie Du schon richtig vermutet hast, bist Du nicht der einzige Besucher gewesen, dem die 93 526 aus dem Schppen gefahren wurde, meine eigenen Erfahrungen decken sich mit den Deinigen.

Die dortige Baureihenvielfalt war in der Tat beeindruckend, man konnte im dortigen Bw quasi blind aufschlagen, da das Areal stets mit etlichen "Leckerlies" gefüllt war.

Als ich letztmalig zu Dampflokzeiten im Bw Hannover HGBF selbiges aufsuchte, wurde mir neben der 93 526 auch noch die 86 845 auf die Scheibe gefahren. Als Argument für dieses zusätzliche und freundliche Entgegenkommen diente der Hinweis, das die 86 noch ihr ÜK-Führerhaus hatte:

http://s14.directupload.net/images/user/141029/24a3y9n9.jpg


Auch Dein gut erläuternder Text zu den Fotoereignissen macht Deinen Beitrag zu einem gern gelesenen/gesehenen Erlebnis!

Dafür dankt Dir - mit Grüßen aus dem Norden

Helmut

023 103-5

geschrieben von: Bruno Georg

Datum: 04.01.15 15:26

Moin Klaus,

da hast Du ein Neujahrsfeuerwerk losgelassen! Vielen Dank. Von der Qualität Deiner Bilder bin ich richtig begeistert. Gestatte mir noch einen kleinen Hinweis zur 23 103. Abweichend von "Revisionsdatenbank" dürfte die Lok auch einige Zeit zum Bw Emden gehört haben. Im Lokbildarchiv von "KHP" habe ich mit Datum 03/1971 sogar ein Bild der Lok im Heimat-Bw Emden gefunden.



023 103-5 Bw Emden 03_1971 im Heimat-Bw (31337).jpg



Alles Gute für das neue Jahr
und viele Grüße aus dem Siegtal
Bruno
Moin Klaus,

Schluck - welch ein Beitrag zum Jahresbeginn - ich bin begeistert! Nicht nur die Dampfer aus dem Bw vermögen zu begeistern (unser Datenfriedhof hat sich gefreut, wenn auch knapp zu spät ;-)), dass 50 2973 einen DSDS-Kessel und Normaltender besaß, war ebenfalls unbekannt und die Baureihenvielfalt zu damaliger Zeit begeistert ebenfalls), nein, auch die ungewöhnlichen Maschinen auf der Messe ziehen mich in ihren Bann!

Für diese beiden Rundgänge, die ich sehr gerne mitgemacht habe, danke ich Dir auf das Herzlichste!

Martin

Re: 023 103-5

geschrieben von: Mikado-Freund

Datum: 04.01.15 17:41

Bruno Georg schrieb:
-------------------------------------------------------
> Abweichend von "Revisionsdatenbank" dürfte die Lok auch einige
> Zeit zum Bw Emden gehört haben.


Moin,

im Buch „Die Neubau-Dampflokomotiven der Deutschen Bundesbahn“ (Jürgen Ebel, unter Mit-
arbeit von Rüdiger Gänsfuß und Werner Schimmeyer, Verlag W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart
1984) steht dazu:

Hameln 01.02.1969 - 11.12.1969 —> Emden




Gruß

Walter
Hallo Klaus !

Vielen Dank für die tollen Bilder aus Hannover! Ich habe das ja auch noch so kennen gelernt. Im Jahr 1967 war ich auch auf der Hannover-Messe. Ich habe bei meinem Rundgang an einem Stand dann doch noch so etwas wie eine Dampflok gesehen und fotografiert. Frag mich aber bitte nicht was das für ein Winzling war. Ich hänge das Bild einfach mal an:

IMG_2246.jpg

Viele Grüße
Achim
Hallo Achim,

vielen Dank für diese schöne Ergänzung! Gemäß dem in meinem Beitrag zitierten Aufsatz in "Moderne Eisenbahn" ist das eine Baulok mit 750 mm Spurweite von Linke-Hofmann von 1926, Fabr.-Nr. 2617, die die Fa. Linke-Hofmann-Busch aus ihrem Werksmuseum zur Messe mitgebracht hatte. Ich habe die Lok Anfang der Siebziger in dem Museum in Salzgitter vorgefunden und da fotografiert.

Gruß
Klaus



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2015:01:06:19:38:34.
Die Feldbahnlok dürfte von LHB sein. LHB hat in den 1960ern eine Feldbahnlok aus der früheren Breslauer Produktion zurückgekauft, die bei einer Baufirme in Niedersachsen herumstand. Die Lok wurde äußerlich aufgearbeitet und häufig auf Ausstellungen herumgezeigt. Ende der 1970er stand sie dann im Werksmuseum in Salzgitter. Was dann unter der Regie von Alst(h)om aus ihr wurde, kann ich leider so aus dem Handgelenk nicht sagen.
Eine Frage habe ich auch noch: Kann jemand sagen, was aus den Zweikraftloks von Hoesch wurde? Die sollen irgendwann in den frühen 1970ern nach der endgültigen De- Elektrifizierung auf reinen Dieselbetrieb umgebaut worden sein. Bei der DE sollen sie sich als Außenseiter dann aber nicht mehr lange gehalten haben.