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Hallo,
heute geht es mit dem 15.Teil weiter

Rückblick auf den 14.Teil [www.drehscheibe-online.de]


alter Haltepunkt Lengenfeld unterm Stein 15.04.2006.jpg

Der alte Haltepunkt Lengenfeld unterm Stein vor seiner Renovierung mit der Strecke in Richtung Bahnhof am 15. April 2006


Bahnhof Lengenfeld unterm Stein 21.11.2011.jpg

Der Bahnhof Lengenfeld/Stein im herrlichsten Sonnenschein am 21. November 2011 (Fotos H.J. Friske)


Die Kanonenbahn - Teil 15: Vom Lengenfelder Viadukt bis zum Bahnhof Lengenfeld/Stein

Nach dem 31.12.1992 wurde es ruhig um den Lengenfelder Viadukt. Die Brücke wurde aus Sicherheitsgründen von beiden Seiten verschlossen, damit niemand das Bauwerk betreten konnte. Erst nach dem Jahr 2003 tat sich wieder etwas mit der Brücke.
Die Holzbohlen des Fußweges über die Brücke wurden mit Hilfe der Deutschen Bahn AG und des Kanonenbahnvereins von freiwilligen Helfern erneuert sowie ein Sicherheitsgitter vor das alte, baufällige Brückengeländer gesetzt. Zu besonderen Anlässen wie z. B. dem Tag des offenen Denkmals oder einem der Brückenfeste, die vom Lengenfelder „Kanonenbahn-Verein“ ausgerichtet werden, konnte nun die Brücke mit Fahrrad-Draisinen befahren werden. Inzwischen rollen die Draisinen in den Sommermonaten täglich über den Viadukt. Die Distanz, die insgesamt mit diesen Gefährten zurückgelegt werden kann, reicht derzeit vom Küllstedter Bahnhof bis zum Bahnhof Geismar bei km 33,5. Inzwischen wurde auch der restliche Abschnitt zwischen Küllstedt und dem Bahnhof Dingelstädt frei geschnitten und wird bereits zu besonderen Anlässen befahren. Der Knackpunkt ist noch die Ausfallstraße von Dingelstädt nach Leinefelde, wo sich ein Bahnübergang befindet. Die Sicherung des Überganges ist derzeit im Bau, damit Draisinen auch bis zum dortigen Bahnhof gelangen können.
Wir verlassen jetzt den Lengenfelder Viadukt bei km 30,8 und treffen bei km 30,85 auf einen Streckenposten, der einst einen Teil des ersten Haltepunkts Lengenfeld/Stein bildete und eigentlich im Jahre 1882 dafür errichtet wurde, damit Baumaterial für den Neubau der katholischen Kirche in Lengenfeld (Bauzeit: 1882/1883) kurz hinter dem Viadukt entladen werden konnte. Dieser erste Haltepunkt wurde am 1. Mai 1888 seiner Bestimmung übergeben, somit besaß Lengenfeld einen Zugang zur Außenwelt per Bahn. Dieser Haltepunkt jedoch reichte für das Verkehrsaufkommen nicht mehr lange aus, und da das Gelände am Viadukt für einen Bahnhofs-Neubau nicht geeignet war, erhielt der Ort Lengenfeld seinen neuen Bahnhof im Anschluss an einen ca. 200 m langen Einschnitt bei km 31,35. Dieser Bahnhof wurde am 16. Dezember 1908 eröffnet und besaß jetzt auch eine Güterabfertigung mit verschiedenen Verladegleisen und war einst ein Bahnhof 4. Klasse. Das neue Bahnhofsgebäude steht in einer Höhe von 276 m über NN. Im Jahre 1959 wurde der Bahnhof Lengenfeld unterm Stein, wie er korrekterweise heißt, dem Bahnhof Geismar unterstellt.
Auch einen Betriebsunfall gab es einstmals hier in Lengenfeld. Mitte Mai 1979 machten sich vier mit fertig vormontierten, neuen Gleisjochen beladene Plattenwagen, die im Bahnhofsbereich abgestellt standen, selbständig und rollten die abschüssige Strecke hinab bis hinter den Prellbock im Bereich des Bahnhofs Geismar. Hier zerschmetterten die Waggons den bei km 35 hinter dem Bahnhof Geismar liegenden Prellbock am derzeitigen Streckenende, wurden durch das Nichtvorhandensein von Gleisen abrupt gebremst, bohrten sich dort in die Erde hinein und türmten sich übereinander auf. Die Waggons wurden dabei restlos zerstört.
Bei der Abschiedsfahrt am 31.12.1992 bekam der Zug hier in Lengenfeld seine gut halbstündige Verspätung, da hier am Bahnhof noch eine letzte Protestaktion gegen die Stilllegung der Strecke stattfand. Es wurden eine Baustellen-Absperrung, eine Warnbake mit Blinklicht, eine Betonschwelle und mehrere Transparente über das Gleis gelegt. Aber auch dieser letzte Protest konnte nichts mehr bewirken, die Strecke wurde planmäßig stillgelegt, obwohl es auch Überlegungen gegeben hatte, die Strecke bis vor den Viadukt zu verkürzen.
Am 31.12.1992 nahm auch Frau Margarethe Stude Abschied von ihrem Schalter am Bahnhof Lengenfeld, den sie seit 1976 die ganzen Jahre über bis zum bitteren Ende der Strecke bedient hat, vier Stunden morgens und vier Stunden am späten Nachmittag. Zusammen mit ihrem Mann hatte sie in den Jahren ihrer Dienstzeit aus dem Bahnhof ein Schmuckstück gemacht, das Gebäude gestrichen, den Bahnsteig in Schuss gehalten und sogar Geranien am Bahndamm gepflanzt. Das ist nun lange vorbei, das Bahnhofsgebäude wurde inzwischen an den Kanonenbahnverein verkauft, der das Gebäude inzwischen saniert und im Inneren seinen Bedürfnissen angepasst hat.
Der Bahnhof Lengenfeld wurde nach der Beendigung des Güterverkehrs zwischen Dingelstädt und Geismar zum 31. August 1969 in den heutigen Zustand versetzt und alle Gütergleise abgebaut. Zum Glück hat man das Überholgleis liegen gelassen, denn dieses zweite Gleis ist der wohl letzte Überrest der Ur-Strecke und besitzt noch das alte preußische Gleisprofil. Die Schienen stammen aus den Jahren 1902+1904, wurden im Stahlwerk Düdelingen im Großherzogtum Luxemburg produziert, (Eisenhütten-Aktienverein-Düdelingen von der Saarstahl-AG in Burbach), in einem Betrieb, der damals zur Saarstahl-AG gehörte. Die Gleise dieses zweiten Gleises sind nicht geschweißt sondern zusammengeschraubt. Nur der Übergang zum heutigen Gleisprofil ist geschweißt. Da die Gleise aus den Jahren 1902+04 stammen, ist daraus zu entnehmen, dass sie bereits in jenem Jahr, spätestens aber im Jahre 1905, ausgewechselt wurden, denn die ersten Gleise wurden bekanntlich im Jahre 1880 verlegt und das zweite Gleis erst zwischen 1906 und 1907. Auf diesem alten Gleis stehen die Fahrrad-Draisinen des Kanonenbahn-Vereins unter Verschluss und warten darauf, von unternehmungslustigen Menschen über die Gleise geschickt zu werden. (Hermann Josef Friske)

Wer Bilder und Geschichten zur Kanonenbahn und anderen Bahnen im Werra-Meißner-Kreis hat, würde uns helfen, diese Serie zu vervollkommnen. Gerne darf dieses hier angehangen werden oder per PN an mich
Internetseiten über Bahnen in dieser Region würden uns auch interessieren.

Edgar
von
werra-meissner-bahnen

Weiter zu Teil 16: [www.drehscheibe-online.de]




1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2014:09:27:01:14:15.

Re: Kanonenbahn: Leinefelde - Waldkappel Teil 15

geschrieben von: sbes

Datum: 16.10.14 23:07

Hallo!
Vielen Dank für den schönen Bericht über die Kanonenbahn
welche ich leider erst nach Wende bereisen konnte.
Eine Ergänzung zu den Schienen welche in Düdelingen gewalzt wurden.
Das Werk gehörte zur Arbed (b=Burbach,e= Eich/luxemburg, d= düdelingen, Siehe bitte im Net)
Aus dem Werk Burbach und der Röchling-Hütte Völklingen entstanden in den achtziger Jahren
die Stahlwerke Röchling-Burbach aus diesen ging dann nach der Insolvenz Anfang
der neunziger die Saarstahl AG hervor
Gruß
Hallo sbes,

danke für deine Ergänzung

Viele Grüße

Edgar von werra-meissner-bahnen