Hallo HiFo!

Es wird mal wieder Zeit für ein paar besonders historische Bilder... Heute mal unter dem großen Motto "Eisenbahn-Bau-Kompanie". Wobei ich einige Fotos von "umgenutzten" Personen-Wagen dabei habe, zu denen ich keine weiteren Informationen habe. Jede Hilfe ist daher herzlich willkommen!

Und allen anderen wünsche ich einfach viel Freude an den Bildern!


Bild 1: Unsere Kleine





In der Vergrößerung lässt sich das Fabrikschild eindeutig lesen: O&K 3438 / 1909
Laut den Merte-Listen wurde die Lok an "Solitude S.E., Mauritius" geliefert. Wie sie wann als "Loc 1" zur Eisenbahnbaukompanie 19 kam, ist mir nicht bekannt.
Abgezogen ist das Foto laut Aufdruck bei der "Fotografischen Kopfer-Anstalt, Inh.: Karl Kelz, Brandenburg a.H., Parduin 12"




Bild 2: Technisches Büro





Dieses Foto ist auf der Rückseite beschriftet mit "August 1917 Nordschleswig".
Der Wagen selbst ist durch das Schild als "Technisches Büro" der "L.E.B.K. 201" gekennzeichnet. Es handelt sich um einen ehemaligen 3. Klasse Wagen mit der Wagen-Nr. 18225, der der Militär-General-Direktion Brüssel A zugeordnet war.

Wer weiß näheres oder kann eine dieser Angaben interpretieren?




Bild 3: Schreibstube





Darf ich vorstellen? Die "Schreibstube der Eisenbahn-Bau-Kompanie 4". Der Wagen trägt die Insignien der K.P.E.V. und die Wagen-Nr. 2596.
Das Foto wurde laut Beschriftung am 17.6.1916 aufgenommen.




Bild 4: Hilfsgerätewagen





Diese Beschriftungen sind ein Spaß! "2 zerlegbare Untersatzböcke", "3 Stockwinden", "2 Schlittenwinden" und "4 Windeisen" ...

Der Wagen trägt die Nummer 700208 und gehört zum Bw Ploesti der M.E.D. 9. Auf dem runden Schild stehen übrigens Namen, wahrscheinlich die der abgebildeten Personen, und die Jahreszahl 1918. Ein spannendes Fahrzeug - wer weiß mehr?




Ich hoffe es gefällt.



Besten Gruß

Christian





PS.: An alle später Lesenden: Erfahrungsgemäß antworten die meisten Leser innerhalb der ersten 24 Stunden auf einen Forumsbeitrag. Gelesen wird er aber auch noch Wochen später. Ich freue mich natürlich auch noch nach Tagen, Wochen, Monaten über jede Rückmeldung, Anregung und Kritik!





1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2014:06:06:00:23:33.

Hallo Christian,
bei Mauritius(Bild1)fallen mir spontan die vielen Zuckerfabriken ein,heute noch einige in Betrieb,
mit äusserlich hergerichteten Dampfloks als Denkmal davor.
Ist nun reine Spekulation,wie sollte"Unsere Kleine"wieder nach Europa gekommen sein?Oder war sie nie
auf der Insel?Glaube nicht,dass da was dran sein könnte,Mauritius war nie deutsch.
Kann natürlich eine Beutelok sein,welche sich noch in Frankreich befand.
Schöne Auffahrt!
Olaf



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2014:05:29:13:00:12.

interessante Bilder, leider kann ich nichts erhellendes beitragen, außer das auf Bild 2 wohl Beutegut aus Belgien abgebildet ist.

Danke

Otto Bahn

44 115 schrieb:
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> bei Mauritius(Bild1)fallen mir spontan die vielen
> Zuckerfabriken ein,heute noch einige in Betrieb,
> mit äusserlich hergerichteten Dampfloks als
> Denkmal davor.

Ganz recht, und das "S. E." heißt höchstwahrscheinlich auch nichts anderes als Sugar Estate = Zuckerplantage.

> Oder war sie nie
> auf der Insel?Glaube nicht,dass da was dran sein
> könnte,Mauritius war nie deutsch.
> Kann natürlich eine Beutelok sein,welche sich noch
> in Frankreich befand.

Hier möchte ich zunächst mal fragen, wie sicher die FN° 3438 denn tatsächlich ist - könnte es nicht doch 3433, 3436, 3439 oder so etwas sein?

Tatsache ist nämlich, daß Orenstein & Koppel zwischen Februar und Mai 1909 insgesamt genau 10 Stück Bn2t für 600mm mit den Fabriknummern 3431 - 3440 ausgeliefert hat, die sich bestimmt nicht großartig voneinander unterschieden, davon sechs nach Frankreich und diese eine nach Mauritius, die ich als siebte noch zu den französischen Maschinen hinzuzählen möchte. Die beiden letzten waren auch für Frankreich bestimmt, aber "auf Vorrat" noch ohne festen Abnehmer. Ich gehe davon aus, daß sich ein Betrieb auf Mauritius sicher nicht gezielt an eine deutsche Lokbaufirma zwecks Lieferung eines Einzelexemplars gewandt hat, folglich dürfte ein französischer Zwischenhändler für die Aktion verantwortlich zeichnen - und wer weiß denn, ob dieser nicht vielleicht eine ganz andere Lok nach Mauritius geschickt hat als dann "zurückgemeldet" wurde?

Sollte die Fabriknummer auf dem Schild aber der 3435 ähnlich sehen, dann müßten wir uns schleunigst in eine ganz andere Ecke Europas begeben....

Lothar Behlau, der es immer irgendwie mit Zahlenwirrwarr hat

Hallo Lothar, hallo HiFo,

besten Dank für das beharrliche Nachfragen!

Also mit gaaaanz viel Rückenwind könnte ich mich auf die 3439 einlassen, obwohl die "9" bei der Jahreszahl eine weit größere Öffnung hat. Daher kam ich auf "8". Aber seht selbst:




Es wird wohl die "3439" sein, Mauritius ist so weit weg...


Besten Gruß

Christian





1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2014:05:30:22:52:50.

Chr. Dahm schrieb:
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> Also mit gaaaanz viel Rückenwind könnte ich mich
> auf die 3439 einlassen, obwohl die "9" bei der
> Jahreszahl eine weit größere Öffnung hat.

Das schon, aber andererseits hat die Ziffer einen "geraden Rücken" und keine Einkerbung wie die danebenstehende 3 - eine 8 müßte ganz genau so aussehen!

Es ist also eine der beiden Vorratslok, die dann irgendwo in Frankreich vorgefunden und vereinnahmt wurde.

Salut,

Lothar Behlau, manchmal auch zur Entwirrung beitragen zu können hoffend





1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2014:05:31:00:19:09.

Hallo Lothar,
mit dem Zucker lag ich wohl daneben.Grundsätzlich zweifele ich Christians Angaben aber nicht an!
Und die Nummer ist beim Forumsbild auch nicht einwandfrei zu erkennen.
Wieder keine Blaue(schwarze)Mauritius:=)
Schönes Wochenende!

Hallo HiFo!

Ich habe noch einige Informationen zum "Hilfsgerätewagen" (Bild 4) gefunden.

Im Röll steht unter dem Stichwort "Hilfszug":

Im Bereich der preußischen Staatsbahnen sind H. (Anmerkung: Hilfszüge), bestehend aus Arzt- und einem oder mehreren Gerätewagen, auf etwa 90 Stationen bereitgestellt; außerdem befinden sich auf etwa der doppelten Anzahl von Stationen Gerätewagen, die hier zur Unterscheidung von den eigentlichen H. als Hilfsgerätewagen bezeichnet werden. Im Durchschnitt entfällt auf einen H. ein Streckenbezirk von 400 km Ausdehnung und auf einen Hilfsgerätewagen ein solcher von 200 km.

Und etwas später:

Bei den preußischen und bei den sächsischen Staatsbahnen sind sie (Anmerkung: die bei Unfällen für das Meldeverfahren und den Nachrichtendienst bestehenden ausführliche Bestimmungen) in den »Vorschriften für das Meldeverfahren und den Nachrichtendienst sowie für die Verwendung der H. und Hilfsgerätewagen bei Unfällen, Betriebsstörungen und außergewöhnlichen Ereignissen« zusammengestellt.

Der Wagen war - laut Aufschrift - ursprünglich in "Breslau Odt" stationiert. Dies könnte für "Breslau-Oderthor" stehen; hier war ab 1895 die Werkstätten-Inspektion "Breslau 2" angesiedelt. Diese Stationierungsangabe wurde - wie auf dem Foto zu erkennen ist - gestrichen und durch die neue Angabe "M.E.D. 9 Bw Ploesti" ersetzt. Laut Wikipedia ist Ploesti der veraltete Name für Ploiesti, einer Großstadt in Rumänien am südlichen Fuß der Karpaten und ungefähr 60 Kilometer nördlich der rumänischen Hauptstadt Bukarest.
Man kann auch sagen, der Wagen war ganz weit weg von zu Hause...



Quelle:





Besten Gruß

Christian

Die Lok aus Mauritius dürfte dort nie hingekommen sein- sie dürfte von O&Kan einen französischen Zwischenhändler geliefert worden sein und dort 1914 von den Preußen wieder eingesackt worden sein.
Breslau Odt. ist m.E. auch als Breslau Odertor zu deuten (laut Reichsbahn- Hanbuch 1927). Interessant dürfte die Herkunft des Wagens sein- ich tippe auf einen Uralt- Pwg aus der Privatbahnzeiot vor 1880...