Hallo,
nachdem ich im letzten Beitrag gezeigt habe, wo die Steine der Schaumburger Steinbruch AG Steinbergen, kurz SSS, auf die Rinteln-Stadthagener Eisenbahn verladen wurden,
[
www.drehscheibe-foren.de]
möchte ich euch heute mit in den Steinbruch nehmen auf eine Zeitreise von 1928 bis 1936
Der Steinbruch der Schaumburger Steinbrüche Steinbergen liegt direkt an der A2 an der Abfahrt Bad Eilsen. In diesem Steinbruch wird Oolith-Gestein abgebaut, das in erster Linie für den Straßen- und Gleisunterbau verwendet wird.
Wir starten 1928
Die erhöht stehende Baracke ist das Büro der SSS. Das große Gebäude enthält den Brecher und die Siebanlage. Das keine Türmchen davor ist der Wasserbrunnen. Rechts schließen sich Werkstätten an.
Auf der Rückseite des Gebäudes sieht man, wie der Brecher beschickt wird und wie die Steine mit der Feldbahn aus den Bunkertaschen abgezogen werden. Das Feldbahngleis führt vor dem Gebäude nach links zur Steinverladung . Da der Steinbruch direkt hinter dem Gebäude beginnt, sind alle Dächer mit Rutenbündeln gegen umherfliegende Steine geschützt.
Die Siebanlage befindet sich oben längs über den Bunkertaschen. Die feinen Siebbleche sind ganz hinten, wie wir noch sehen werden.
Mit größer werdender Körnung der Steine wurden auch die Bunkertaschen breiter, was gut am Abstand der Schütten zu erkennen ist.
Wir machen einen Zeitsprung ins Jahr 1935.
Der wirtschaftliche Aufschwung durch die Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen Adolf Hitlers hat auch die Schaumburger Steinbrüche erreicht.
Der Autobahnbau der A2, die ja direkt am Steinbruch vorbeiführt, ist in vollem Gange.
Links von dem alten Brechergebäude wurde eine 2. Anlage gebaut um die Kapazität zu erhöhen.
Wer von euch Krach und Staub nicht scheut darf mit ins Gebäude
Für den Antrieb der Anlage sorgte ein 2 Zylinder Schweröldiesel.
Ein Kompressor erzeugte die notwendige Druckluft, die vor allem für das Bohren der Sprenglöcher gebraucht wurde.
Presslufthammer B… B...B…Bernhard bei der Arbeit
600 m Sprenglöcher mussten täglich gebohrt werden.
Das Herzstück der Anlage waren die schräggelagerten Siebtrommeln mit den Siebblechen für die unterschiedlichen Körnungen von fein bis grob und ganz vorne der Auswurf für die Steine, die noch zu groß waren. Im Hintergrund sieht man den Becherförderer, der die zerkleinerten Steine vom Brecher aus dem Keller hoch zu den Siebtrommeln beförderte.
Wer von euch jetzt genug von Staub und Lärm hat, setzt die Lederkappe auf und folgt mir in den Flieger um sich das Gelände von oben anzusehen.
Die anderen dürfern solange die Lager der Transmissionen abschmieren.
Wir befinden uns über der A2 und blicken nach Süden auf den Messingberg.
Das Gestein wird auf 3 Sohlen abgebaut. Die Sohlen haben einen Abstand von 20m.
Wir werden jetzt wieder landen und uns die einzelnen Ecken des Steinbruchs genauer ansehen.
Wenn die anderen mit dem Abschmieren der Transmissionen fertig sind, dürfen sie sich unserem Rundgang anschließen.
Die Silos hatten die Funktion verschiedene Gesteinsarten zu speichern, die gerade beim Abbau angefallen waren, aber nicht sofort gebraucht wurden. Weiterhin ermöglichten sie einen sehr schnellen Materialtransport von der höher gelegenen Sohle nach unten zum Brecher.
Der andere Transportweg war mit Loren am Rand der oberen Sohle entlang bis nach rechts zum Bremsberg.
Das Gebäude unten links ist das Brechergebäude.
Wie es oberhalb des Bremsberges ausgesehen hat, zeigt die folgende Postkarte aus den 50igern.
1936 wurde der Bau eines 2. Bremsberges beantragt, da sich der Steinbruch immer mehr nach Osten in Richtung Hannover ausbreitete.
Dort, wo das Feldbahngleis paralell zur Straße verläuft, wurde 1962 das Ladegleis verlegt, über das die RStE Wagen dem Steinbruch zustellen konnte.
Für die Fahrt entlang der Abbruchkante brauchte man starke Nerven, so wie hier, wo das Gleis schon halb über den Abgrund führt.
Das Bild zeigt eine Sprengung.
Verladen wurde nicht nur auf die Rinteln Stadthagener Eisenbahn. Es gab auch eine Bühne für die Landverladung.
Schön der alte MTZ220 oder 320 von Deutz. Vieleicht kann hier jemand genaueres dazu sagen.
Das Büro ist mittlerweile doppelt so groß, wie 1928.
Geklaut und betrogen wurde auch damals schon, wie die Schrift an der Bühne zeigt:
Materialannahme ohne Lieferschein ist Diebstahl !!
Der Herr in der Mitte mit den Knickerbockern ist Walter Schmidt der Steinbruchbetreiber.
HP0 im Steinbruch ?
Ja auch das gab es hier.
Wer genau hinsieht, erkennt links am Brechergebäude eine Signalscheibe über dem Gleis, das von oben aus dem Steinbruch nach unten führt. Das Signal wurde mit einem Gestänge, das zwischen den Bunkerausfahrten montiert war, bedient. Der Lokführer, der von oben kam, konnte nämlich nicht sehen, ob sich gerade ein Zug auf einem der Bunkergleise befand.
Auf der Rückseite des Gebäudes gab es ebenfalls Sicherungsmaßnahmen.
Da die Bühne der Landverladung bis zur Mitte der Weiche reicht, musste sichergestellt sein, dass kein Zug von rechts aus dem neuen Teil des Steinbruches kommen konnte. Soweit wir das entziffern konnten, steht auf dem Schild, das mit Seilen abgespannt über dem Gleis hängt:
Rechts am Berg
gesichert ?
In einem Steinbruch fällt natürlich auch Abraum an, der irgendwo hin muss.
Als der Steinbruch in Richtung Osten erweitert wurde, stand dieses Problem wieder an.
Ein Verfüllen des alten Steinbruches war nur bedingt möglich, da es dort immer noch abbauwürdige Stellen gab.
Wie mir die Tochter von Walter Schmitt erzählte, kam ihre Mutter 1934 auf die Idee mit dem Tunnel an der östlichen Flanke des Steinbruchs.
So waren die Feldbahngleise gegen die Schüttung von oben geschützt und der Abbau im alten Teil des Steinbruchs konnte weitergehen.
Auf der Fliegeraufnahme von 1935 ist der Tunnel schon komplett zugeschüttet.
Leider läßt uns Walter Schmidt auf unsrem Rundgang nicht näher an die Feldbahnloks ran.
So müssen wir noch eine Exkursion nach Diepholz machen, um raus zu finden was das für Loks sind.
[
www.lokrundschau.de]
Ich habe mal die Loks für die Schaumburger Steinbrüche ausgefiltert:
In dem Zeitraum von 1928 bis 1954 wurden insgesamt 11 Feldbahnloks bei der Diema in Diepholz gekauft.
Natürlich geht in so einem Betrieb auch viel kaputt. Dafür gab es eine Schmiede, die 1936
3 Feldbahnloks, 100 Loren und 2 Bremsberge betreuen musste.
An unsere Abschmierer: Bitte die Fettpressen wieder auffüllen und rechts auf der Werkbank ablegen.
So aufwachen, unsere Zeitreise ist leider zu Ende.
Wer noch bleiben will, soll aufpassen, denn ..
gesprengt wird zweimal täglich !
Viele Grüße
Martin
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 2014:02:13:11:10:15.